Wie erkenne ich Bärlauch? - eine Anleitung

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kraut_ruebe
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Wie erkenne ich Bärlauch? - eine Anleitung

#1

Beitrag von kraut_ruebe » So 13. Feb 2011, 08:49

Nightshade hat geschrieben:
Die Vergiftungen passieren, weil die Leute die Pflanzen nicht wirklich unterscheiden können, weil sie sich nur am Geruch orientieren UND weil sie denken "Ach da wächst eh nur Bärlauch". Grundsätzlich kann aber jederzeit eine Giftpflanze zwischen dem Lauch auftauchen, auch wenn das bisher nie der Fall war.

Bitte sieh dir die folgenden Bilder genau an.

Der Bärlauch (Allium ursinum):

Jedes Blatt kommt EINZELN aus dem Boden. Jedes Blatt steckt in einer REIN WEISSEN BLATTSCHEIDE, die besonders bei jungen Blättern auffällig ist. Jedes Blatt besitzt EINE DEUTLICHE MITTELRIPPE, die andere Blattnerven sind sehr zart. Jedes Blatt besitzt einen LANGEN, GUT ABGESETZTEN BLATTSTIEL. Beim Bärlauch finden sich sehr früh schon BLÜTENKNOSPEN.
Bärlauch bevorzugt feuchte, schattige Standorte.

BildBild

Die Herbstzeitlose (Colchicum autumnale)

Die Herbstzeitlose ist tödlich giftig, mit ihr passieren die meisten Verwechslungen.
Ihre Blätter tauchen ebenfalls zeitig im Frühjahr auf, doch sie haben KEINEN BLATTSTIEL und KEINE BLATTSCHEIDE. Sie kommen nicht einzeln aus dem Boden, sondern alle zusammen. Die Mittelrippe ist nur wenig stärker als andere Blattrippen. Das Blatt ist härter als das des Lauchs. Bei der Herbstzeitlose finden sich NIEMALS IM FRÜHJAHR BLÜTENKNOSPEN, sondern dicke SAMENKAPSELN. Als Standort bevorzugt sie WIESEN und HELLE WALDRÄNDER. Am Waldrand kann sie zwischen Bärlauch stehen.

BildBild

Das Maiglöckchen (Convallaria majalis)

Es stecken immer 2 Blätter in einer GEMEINSAMEN BLATTSCHEIDE. Diese Blattscheide ist ROT PUNKTIERT und bleibt erhalten, während die des Bärlauchs bei älteren Blättern degeneriert. Das Maiglöckchen hat MEHRERE, ungefähr GLEICH STARKE, PARALLEL LAUFENDE BLATTRIPPEN zusätzlich zur Mittelrippe.
Es treibt später aus als Lauch und Herbstzeitlose, sein Standort sind warme, eher trockene Hänge.

BildBild

Bei uns hat der Lauch noch nicht ausgetrieben, zum Teil ist der Boden noch unter einer Eisdecke. Ich nutze momentan nur Vogelmiere.

Übrigens, man wartet mit dem Sammeln solange, bis alle Merkmale zweifelsfrei kenntlich sind.

Grüße, Nightshade (die ihrem Wahlpflichtfach heuer rund 50 essbare Wildpflanzern eintrichtern wird)


danke an nightshade für diese perfekte erklärung :daumen:
There's a crack in everything. That's how the light gets in.

Schlapphut
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Re: Wie erkenne ich Bärlauch? - eine Anleitung

#2

Beitrag von Schlapphut » So 13. Feb 2011, 18:27

Dickes Merci :daumen: :daumen:
Schlapp

Aproximata
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Re: Wie erkenne ich Bärlauch? - eine Anleitung

#3

Beitrag von Aproximata » So 13. Feb 2011, 18:38

Danke nightshade!

Evlt. könntest Du ja noch mehr solcher Bestimmugs-Merkmale für andere Wildkräuter eintsellen?? :eek: :hhe:
Fänd ich genial!

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emil17
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Re: Wie erkenne ich Bärlauch? - eine Anleitung

#4

Beitrag von emil17 » Mo 14. Feb 2011, 08:33

Noch etwas zum Bärlauch.
Da man ja gerne sammelt, bevor alle Merkmale fertig ausgebildet sind - Bärlauch ist eines der ersten Wildgemüse und schmeckt besonders gut, wenn er noch nicht voll entfaltet ist -,
erlaube ich mir, noch einige weitere Merkmale hinzu zu schreiben.
Bärlauch wächst fast immer in grossen Kolonien und bildet gerne dichte Bestände. Die Böden sind feucht, nährstoffreich und tiefgründig - der Bärlauch-Buchenwald, der vom Bärlauch den Namen bekommen hat, ist eine der wüchsigsten Waldgesellschaften Mitteleuropas. Unter Nadelholz wächst er in der Regel nicht - die Pflanze nützt das Licht im Frühjahr aus, wenn der Boden schon warm ist, aber das Laub der Bäume noch nicht draussen ist.
Weil der Bärlauch da, wo er gut wächst, sehr dicht steht, sind in der Regel an einem Bärlauchstandort nur wenige andere krautige Pflanzenarten zu finden. Wenn die Krautschicht des Waldes artenreich ist, ist es ziemlich sicher kein Bärlauch. Das kann allerdings auf wenigen Metern Distanz ändern.
Als typische Allium-Art hat der Bärlauch einen typischen Lauchgeschmack beim Zerreiben der Blätter. Allerdings riechen dann auch die Finger danach und folglich bei Leuten, die es nicht so genau nehmen, auch die hernach getestete Herbstzeitlosen.
Die Blätter sind sehr zart, im Gegensatz zu den anderen Arten mit Verwechslungsgefahr, und geben, wenn man mehrere zusammen packt, beim Drücken und leichten Reiben ein knirschendes Geräusch.
Aber, wie schon geschrieben, wenn man die Art nicht sicher kennt, wartet man, bis die Blätter ganz draussen sind - dann sieht man die Mittelrippe und den abgesetzten Stiel.

Man kann Bärlauch leicht kultivieren, indem man die Samen sammelt (im Frühsommer, wenn die Pflanze einzieht). Allerdings wird die Pflanze auf zu trockenen und zu sonnigen Standorten zäher und bitter; die Kultur lohnt nur, wenn man den geeigneten Platz hat.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Wie erkenne ich Bärlauch? - eine Anleitung

#5

Beitrag von emil17 » Mo 14. Feb 2011, 08:36

Nightshade hat geschrieben:Nightshade (die ihrem Wahlpflichtfach heuer rund 50 essbare Wildpflanzern eintrichtern wird)
Es interessiert mich, was das alles für Arten sind.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Wie erkenne ich Bärlauch? - eine Anleitung

#6

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Mo 14. Feb 2011, 10:17

hallo!
emil17 hat geschrieben:Es interessiert mich, was das alles für Arten sind.
Und wie sie schmecken!! :michel:

liebe Grüße!

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Re: Wie erkenne ich Bärlauch? - eine Anleitung

#7

Beitrag von Buchkammer » Mi 16. Feb 2011, 12:51

Eventuell sollte man noch anfügen, dass Bärlauch einen unverwechselbaren Knoblauchgeruch und -geschmack besitzt, den Maiglöckchen und Herbstzeitlose nicht vorweisen können. :hmm:

Essbare Wildpflanzen gibt es in dem Buch Enzyklopädie der essbaren Wildpflanzen: 1500 Pflanzen Mitteleuropas oder die kleine Ausgabe für unterwegs Essbare Wildpflanzen: 200 Arten bestimmen und verwenden, beide von Steffen Guido Fleischhauer u. a.. :pfeif:
Gestern war ich klug und wollte die Welt verändern. Heute bin ich weise und möchte mich verändern. (Rūmī)
https://www.bewusste-menschen.de/

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Re: Wie erkenne ich Bärlauch? - eine Anleitung

#8

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Mi 16. Feb 2011, 15:50

hallo!
Buchkammer hat geschrieben:Eventuell sollte man noch anfügen, dass Bärlauch einen unverwechselbaren Knoblauchgeruch und -geschmack besitzt, den Maiglöckchen und Herbstzeitlose nicht vorweisen können.
Na ja - dazu hab ich im anderen thread geschrieben:
(und das ist eigene Erfahrung!)
glaub mir, wenn du mal einen Korb voll Bärlauchblätter geerntet hast (für eine Suppe oder ein/zwei Mittagessen), dann riecht alles nach Knoblauch!! Und jedes einzelne Blatt kann man ja auch schlecht ankosten, wenn man für die Familie kocht...
Mit "Bärlauchriechefingern" angegriffene Herbstzeitlosen riechen sehr stark nach Knoblauch!
Wenn man sich aufs Gefühl verlassen will, dann eher an der Weichheit der Bärlauchblätter orientieren - wobei (sagt meine Tochter grad) "sehr weich sind sie nicht, aber sie sind nicht so steif!" ... :holy:

liebe Grüße!

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Re: Wie erkenne ich Bärlauch? - eine Anleitung

#9

Beitrag von emil17 » Mi 16. Feb 2011, 18:42

Man kann auch einfach gucken ...
Die Leute finden es ganz normal, wenn jemand auf 100 Meter eine Automarke erkennt - was mich vor grosse Probleme stellt - aber Bärlauchblätter von Zeitlosen unterscheiden, wenn sie mitten drin sitzen, soll schwierig sein. Versteh ich nicht
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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