Tomaten und Wurzelballen

Adjua
Administrator
Beiträge: 4321
Registriert: Mi 6. Jun 2012, 22:44

Re: Tomaten und Wurzelballen

#21

Beitrag von Adjua » Mo 21. Jan 2013, 15:22

65375 hat geschrieben:Hallo Stieglitz, vielen Dank für Deinen Beitrag und die Zusammensetzung. Sehr informativ und durchdacht!
Gibt es für dieses wunderbare Gerät namens Trasch-Stöckli-Presse auch noch irgendeinen anderen Namen? Ich finde das klasse, hab es aber so nicht gefunden.
Das ist doch eine Variante der Erdtopfpresse, oder?

Benutzeravatar
Stieglitz
Beiträge: 119
Registriert: So 11. Sep 2011, 09:26

Re: Tomaten und Wurzelballen

#22

Beitrag von Stieglitz » Mo 21. Jan 2013, 16:24

@65375 und @ Adjua
Die Trasch-Stöckli-Presse ist ein Gerät aus uralter Zeit, als die Bauern noch jeder seinen eigenen Schnaps (Obstler) brannte.

Eine fahrende „Brenne“ (Destillationseinrichtung) auf 4 Eisen bereiften Holzrädern, gezogen von 2 Pferden (Schlepper gab es damals noch nicht oder nur selten), fuhr den Bauernhöfen nach und brannte die in Eichenfässern eingemachte Maische aus Äpfeln und Birnen.

Wenn der Alkohol herausdestilliert war, blieben noch die Rückstände vom Obst übrig, die fürchterlich stanken. Man kippte oder schöpfte diese an einen Haufen. Das Wasser floss ab und zurück blieb der Trester oder eben das Trasch. Da stach man mit der Presse in den Haufen hinein, zog eine Presse voll Trasch heraus und setzte ein sog. Trasch-Stöckli auf ein Regal-Brett, das man in ein Gestell einfügte, wenn es voll war. Dort liess man diese Stöckli trocknen. Deshalb auch das Loch in der Mitte. Es diente lediglich dazu, dass das Stöckli schneller und besser trocknete. Die Stöckli brauchte man im Winter zum Heizen. Sie gaben sehr warm und waren fast mit Briketts zu vergleichen.

Der Zufall wollte es, dass ich zu so einer Presse kam. Ich setze sie jetzt komplett zweckentfremdet ein um Wurzelballen zu pressen. Das Loch in der Mitte kommt mir zu gut, weil ich dort milde Aussaaterde einfüllen kann. Das Stöckli selber besteht aus mit Nährstoffen angereicherter Anzuchterde, wie ich dies anschaulich beschrieben habe.

Die Presse selber findet man heute kaum noch, und wenn, am ehesten in ländlicher Gegend mit Obstbau.

Wie man dieser Presse im deutschen und österreichischen Raum sagen könnte, weiss ich nicht. Was Trasch ist, habe ich erklärt. Was rauskommt nennt man im Diminutiv ein Stöckli (von Stock) wie auch Zuckerstock. Was eine Presse ist, ist jedem bekannt. Vielleicht ein alter Bauer in einer Obstbaugegend könnte hier noch Auskunft geben.

@ihno
Du schreibst:
Das Zementartige kommt vom Schwarztorf ( nicht Weißtorf ).
Schade, dass ich Schwarztorf bei uns nicht kaufen kann! Unsere Moore sind seit Jahren geschützt, und es findet kein Torfabbau mehr statt. Schwarztorf ist übrigens die Schicht unter dem Weisstorf.

LG Stieglitz

Benutzer 2354 gelöscht

Re: Tomaten und Wurzelballen

#23

Beitrag von Benutzer 2354 gelöscht » Mo 21. Jan 2013, 23:31

Und deshalb Schwarz weil die Umwandlung zu Humus schon weiter fortgeschritten ist. Schau mal nach der billigsten Blumenerde die du im Baumarkt findest da ist meist sehr viel Schwarztorf drinnen.

Benutzeravatar
fuxi
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 5900
Registriert: Di 3. Aug 2010, 10:24
Wohnort: Ruhrgebiet, Klimazone 8a
Kontaktdaten:

Re: Tomaten und Wurzelballen

#24

Beitrag von fuxi » Di 22. Jan 2013, 15:50

Der übliche Hinweis von mir:
Torf ist ein Naturprodukt, bei dessen Abbau wichtige Lebensräume zerstört werden.
We have normality. Anything you still can’t cope with is therefore your own problem.

Benutzeravatar
Stieglitz
Beiträge: 119
Registriert: So 11. Sep 2011, 09:26

Re: Tomaten und Wurzelballen

#25

Beitrag von Stieglitz » Do 24. Jan 2013, 10:29

@ihno
Dein Hinweis auf Schwarztorf hat mich neugierig gemacht, und deshalb wollte ich zuerst einmal wissen, was dieser „Schwarztorf“ überhaupt ist und wie er verwendet wird. Hier die Definition:

Durchfrorener Schwarztorf

Beim Einsatz von durchfrorenem Schwarztorf in Kultursubstraten nutzt Klasmann-Deilmann ein einzigartiges Know-how. Die im Laufe der Jahrzehnte perfektionierte Schwarztorfgewinnung garantiert die vollständige Durchfrostung des Schwarztorfes im Winter.
Nur komplett durchfrorener Schwarztorf verfügt über Eigenschaften, die ihn für die Verwendung im Substrat wertvoll machen: die geringe Schrumpfung, die hohe, gleich bleibende Wasserkapazität, die optimale Luftkapazität und eine sichere kapillare Wasserverteilung.

Aufgrund dieser Merkmale
hat stärker zersetzter Schwarztorf eine höhere Klebkraft für eine optimale Stabilität von Presstöpfen,
optimiert mittelstark zersetzter Schwarztorf die Luftkapazität in Kultursubstraten,
sind Schwarztorffasern eine hervorragende Komponente für Containersubstrate,
ist fein abgesiebter Schwarztorf die optimale Basis für Traysubstrate und Vermehrungserden.

________________________________________

Dies alles aus folgendem Link:

http://www.klasmann-deilmann.com/klasma ... toffe.html

Diese Firma ist die grösste weltweit auf diesem Gebiet. Sie hatte einen Ausstoss 2011 von 3,3 Mio. Tonnen, das sind über 100`000 grosse Lastwagen-Ladungen voll, wenn ich richtig gerechnet habe. Unvorstellbar diese Menge und das Jahr für Jahr. Normalen Schwarztorf kann ich gar nicht mehr kaufen. Dieser wurde bereits zu speziellen Kultursubstraten weiter verarbeitet. Es gibt da auch welches für „kleine“ und welches für „grössere“ Presstöpfe.

Du schreibst:
Und deshalb Schwarz weil die Umwandlung zu Humus schon weiter fortgeschritten ist. Schau mal nach der billigsten Blumenerde die du im Baumarkt findest da ist meist sehr viel Schwarztorf drinnen.
So ist es. Ich habe auf diversen Säcken nachgeschaut, und es waren überall 70/80 Prozent Schwarztorf drinnen.

Ich habe nachgedacht, wie ich das Problem der „Klebrigkeit“ sonst noch lösen könnte, und ich kann es vermutlich.

Letzten Herbst siebte ich einen mehrere Jahre alten Kompost mit meinem Rotationssieb. Dabei blieb ein Rest von ca. 40 cm ungesiebt zurück. Ich liess ihn wie er war ohne ihn abzudecken. Es regnete und schneite drauf. Er gefror (Frostgare). Dies lässt mich hoffen, dass dieser ganz fein sein wird, wenn endlich der Schnee dann weg ist. Aehnlich, wie ihn die Firma Klasmann beschreibt: „Durchfrorener Schwarztorf“.

Ich werde also versuchen, meiner „Mantelmischung“ einen grösseren Anteil von diesem Kompost einzuverleiben. Der ist natürlich schon lange nicht mehr so nahrhaft, aber die Eigenschaften der Klebrigkeit dürften dem Schwarztorf näher kommen.

@ fuxi
Du schreibst:
Torf ist ein Naturprodukt, bei dessen Abbau wichtige Lebensräume zerstört werden.
Da gehe ich einig mit Dir. Es ist vielleicht auch eine Sache der Verhältnismässigkeit, wenn ich die erwähnten Zahlen betrachte.

Ich werde mich jedenfalls zurückhalten beim Kauf von vorproduzierter Blumen- und Gartenerde und diese in Zukunft vermehrt selber herstellen. Vieles ist ja vorhanden. Man muss es nur nutzen.

Liebe Grüsse Stieglitz

Benutzer 2354 gelöscht

Re: Tomaten und Wurzelballen

#26

Beitrag von Benutzer 2354 gelöscht » Do 24. Jan 2013, 11:34

Und wenn man dann noch weis das die Firma Klassmann hauptsächlich in Russland produziert ( daher auch durchgefroren ) . In Deutschland gelten ja noch relativ hohe Umweltstandards wie das in Russland aussieht wes ich nit.
Kanste ja berichten wie das ohne Torf klappt.

Adjua
Administrator
Beiträge: 4321
Registriert: Mi 6. Jun 2012, 22:44

Re: Tomaten und Wurzelballen

#27

Beitrag von Adjua » Do 24. Jan 2013, 11:39

Ich muss gestehen, ich werde sicher nicht alles auf einmal (für mich) neu zu erfinden versuchen - also werd ich mir erlauben, für meine ersten Anzuchtversuche und meine ersten Erdtopfpressversuche eine geeignete Anzuchterde zu kaufen ...

hobbygaertnerin
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 4904
Registriert: Di 14. Jun 2011, 08:48

Re: Tomaten und Wurzelballen

#28

Beitrag von hobbygaertnerin » Do 24. Jan 2013, 11:56

Hallo Stieglitz,
da ist die selbstgemachte Erde ein wichtiger Beitrag zum Selbstversorgergarten. Schwarztorf aus Russland muss ich nicht mehr haben. Frostgare müssten wir auch zusammenbekommen.
Ich hab ein Sieb aufgetrieben, jetzt brauche ich nur noch eine Betonmaschine und vielleicht etwas know how.
Mit der gekauften Anzuchterde hab ich die vergangenen Jahre sehr schlechte Erfahrungen gemacht, ich hab eine Regentonne voller Maulwurfserde, eine Tonne guten Kompost, eine Tonne normale Gartenerde, eine Tonne Terra Preta, und einige Schachteln mit Tetrapackbehältern geschenkt bekommen.
Werde mich die nächste Zeit mit den Tomaten und ihren Wurzelballen beschäftigen.
Generationen von Gartenbegeisterten haben ohne Torf und dem ganzen Zukauf gelebt, dass muss auch ohne Schwarztorf aus Russland gehen- Danke für deine sehr hilfreichen Beiträge,

Benutzer 2354 gelöscht

Re: Tomaten und Wurzelballen

#29

Beitrag von Benutzer 2354 gelöscht » Do 24. Jan 2013, 13:09

Betonmaschine???
Mischen geht auch gut per Hand einfach alle Zutaten auf einen Haufen. Und dann mit Schaufeln alles von Rechts nach Links schaufeln am besten noch ein zweiter mit ner Harke der gleichzeitig den neuen Haufen durchharkt. Das 3 -4 mal und du hast bestens gemischte Erde.
Wir haben so schon bis zu 30 m³ auf einmal gemischt.

roland
Beiträge: 1404
Registriert: Mi 4. Aug 2010, 21:09

Re: Tomaten und Wurzelballen

#30

Beitrag von roland » Do 24. Jan 2013, 13:39

Adjua hat geschrieben:Ich muss gestehen, ich ... und meine ersten Erdtopfpressversuche eine geeignete Anzuchterde zu kaufen ...
spricht ja nichts gegen kaufen - auch da kann man Torf-freie Erde bekommen. :daumen:

Roland

Antworten

Zurück zu „Tomaten, Paprika, Auberginen, Physalis“