Interessantes Urteil EuGH

tyr
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Re: Interessantes Urteil EuGH

#81

Beitrag von tyr » Di 17. Jul 2012, 07:53

luitpold hat geschrieben:
65375 hat geschrieben:Luitpold, normalerweise schätze ich Deine Posts sehr, aber hier spinnst Du ganz schön rum. Ich schaff's zwar nicht, das hier alles zu lesen, aber Weizenimporte in Hirseländer gehören zu den schlimmsten Entwicklungshilfefehlern überhaupt! Es produziert und manifestiert Abhängigkeiten.
die nichtlieferung dann hunger/ elend/ tod???

es wäre ja schön wenn die selber was schaffen würden. in äthiopien werden 17% der agrarflächen bebaut. in zentralafrika 6%. aber was nützt es. realistisch betrachtet kommen die ohne agrarindustrie nie auf die beine.

wie vor zwei oder drei jahren russland eine exportsperre verfügt hat sind die weizenpreise angestiegen und haben in vielen (afrikanischen) staaten die leute an den rand ihrer existenz gebracht. aber wir sollten auf tyr warten der hat immer so einfache lösungen parat.
Luipold, dann müssen wir, statt Überschussmengen die wir loswerden müssen, den leuten daunten helfen, ihre Landwirtschft wieder aufzubauen.... ist ja nicht so, das sie keine hatten. Gerade Äthiopien zählt zu den ältesten Zivilisationen der Welt, da hat der gemeine Nordmann noch mit dem Faustkeil gesessen.
Wenn man denen helfen wollen würde, müßte man das Aufkaufen des Ackerlands doch internationale Investoren verhindern. Man müßte nationale, regionale Binnenmärkte zulassen. Sortenschutz ändern usw.
Und man könnte sie grundlegend technisch austatten. Und zwar nicht mit dem modernen Spielzeug, mit dem wir die Äcker bearbeiten, sondern mit einfacher, leichtzureperierender technik. Man könnte z.B. alte abgelaufende Lizenzen verschenken, z.B. von kleinen Traktoren. Die könnten die sich selbst produzieren und weiterentwickeln. DAS wäre Hilfe, zur Selbsthilfe.
Nur, da kommen wir sofort zu unserem Zinswirtschftsystem und dem Wachstumszwang....

tyr
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Re: Interessantes Urteil EuGH

#82

Beitrag von tyr » Di 17. Jul 2012, 08:10

kraut_ruebe hat geschrieben::oma:

ist euch das klar, dass ihr mit dieser schon seit jahren immer wiederkehrenden (und immer in der theorie der welthungerbeseitigung endenden) diskussion um _firmen_richtlinien permanent angst in den herzen der selbstversorger sät?

ist euch das bewusst, dass es schon sehr viele gibt die befürchten dass ihre backyardkarotten und der tausch von tomatenpflanzen mit dem nachbarn illegal sind? dass sie besorgt sind dass sie kein saatgut mehr bekommen oder ihren pflanzen entnehmen dürfen weil nirgens mehr erwähnt wird dass das den privatbereich nicht betrifft?

so wird die vielfalt auch eingegrenzt und arbeitet den konzernen in die hände.
Dann müssen sie sich mit den Thema beschäftigen. Solange das eine reine Hobbygeschichte ist, wird kaum jemand sich die Mühe machen, etwas zu verfolgen. Anders wird es, wenn, z.B. auf Hinweis eines wohlgesinnten Nachbarn(solls geben^^) eine "Gewinnerziehlungsabsicht" unterstellt wird. Man sollte wenigstens um die rechtl. Grundlagen wissen, denn Nichtwissen schützt vor Forderungen nicht.
Ich hab das Problem immer wieder bei dem Schweineverkauf. Da kommen sehr viele private Leute, die zur Selbstversorgung Ferkel kaufen möchten, was mich ja prinzipell freut. Und so lange das in einem normalen Schweinestall abläuft seh ich da für den Laien auch kein Problem, zumal mich meine Kundschaft jderzeit bei problemen anrufen kann, und ich versuch zu helfen.
Da aber nun der gemeine Selbstversorger, mich eingeschlossen, auch alles ethisch und tiergerecht machhen möchte, wollen die meisten natürlich eine Freilandhaltung, bzw wenigstens Auslauf. Und hier fangen die Probleme an. Man darf in D. Schweine nicht einfach so ins Freiland setzen. Da gibt es Bestimmungen und Gesetze und zwar reichlich, wir haben schließlich eine preußische Tradition :platt:
Und genau so ist das beim Saatgut. Ich kann vieles machen, nur eins nicht....mich erwischen lassen. Und wenn, muß ich zahlen. Das ist ein Spiel.... Saatgutoligopol gegen Verwender....oder ziviler Ungehorsam, und in der Disziplin war der Kleinbauer schon immer gut ;)

Knecht

Re: Interessantes Urteil EuGH

#83

Beitrag von Knecht » Di 17. Jul 2012, 08:26

kraut_ruebe hat geschrieben::oma:

ist euch das klar, dass ihr mit dieser schon seit jahren immer wiederkehrenden (und immer in der theorie der welthungerbeseitigung endenden) diskussion um _firmen_richtlinien permanent angst in den herzen der selbstversorger sät?

ist euch das bewusst, dass es schon sehr viele gibt die befürchten dass ihre backyardkarotten und der tausch von tomatenpflanzen mit dem nachbarn illegal sind? dass sie besorgt sind dass sie kein saatgut mehr bekommen oder ihren pflanzen entnehmen dürfen weil nirgens mehr erwähnt wird dass das den privatbereich nicht betrifft?
Sehe ich absolut nicht so und ganz im Gegenteil.Selbst wenn es so wäre....sollte man diese verbrecherischen Praktiken deshalb totschweigen? Damit einigen wenigen keine verqueren Gedanken kommen? Nicht mehr aufbegehren? Also ich bitte Dich.
Lasst uns ab sofort nicht mehr über ESM diskutieren,ich hab Angst um meine Kohle.......
kraut_ruebe hat geschrieben: so wird die vielfalt auch eingegrenzt und arbeitet den konzernen in die hände.
Ganz im Gegenteil, das ist für mich Ansporn und sensibilisiert zunehmend weite Teile der Bevölkerung.Hätten wir diese Selbstinitiative nicht,würden schweigen wie du es Dir vorstellst, wäre hier nichts mehr zu diskutieren....da würde es uns noch viel schlimmer ergehen.

LG ;)

@tyr...sehr gut auf den Punkt gebracht,alleine dieser Satz..... :daumen:
" Nur, da kommen wir sofort zu unserem Zinswirtschaftsystem und dem Wachstumszwang...."
erklärt kurz und knapp " warum" das so läuft wie es läuft, dies und Geldgier ist deren Triebfeder

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Re: Interessantes Urteil EuGH

#84

Beitrag von Benutzer 1612 gelöscht » Di 17. Jul 2012, 08:45

Angst ist der schlechteste Lehrmeister überhaupt!
Sie bringt Menschen u.a. dazu, sich klein zu machen und einzuigeln. Und aus dem Sich-Klein-Fühlen entstehen Aggressionen, die dann - weil man ja vor "denen da oben" Angst hat - leider dazu führen, dass man nach unten tritt. Ich bin überzeugt, dass es kein Zufall ist, dass keines der 10 Gebote lautet: Du sollst dich nicht fürchten. Ängstliche Menschen sind manipulierbar...
Etwas ungewöhnliche Leseempfehlung dazu: Nietzsches "Genealogie der Moral".

Und nicht vergessen: Wissen ist Macht!

Knecht

Re: Interessantes Urteil EuGH

#85

Beitrag von Knecht » Di 17. Jul 2012, 08:46

luitpold hat geschrieben: die nichtlieferung dann hunger/ elend/ tod???

es wäre ja schön wenn die selber was schaffen würden. in äthiopien werden 17% der agrarflächen bebaut. in zentralafrika 6%. aber was nützt es. realistisch betrachtet kommen die ohne agrarindustrie nie auf die beine.
Da Du die Prozentzahlen der bebauten Ackerfläche dazu geschrieben hast (warum wohl sind die so klein?) unterstelle ich Dir,daß Du mit "selber was schaffen" meinst die Menschen dort müßten lediglich "mehr arbeiten" !? Größere Flächen bewirtschaften und nicht faul an Bananen lutschen......
An Zynismus kaum noch zu überbieten und begriffen hast Du garnix......

Da ich eh wenig Zeit habe ist der thread für mich gestorben, ich denk Du bist hier der Einzige der das alles so sieht...und Dich möchte ich von nix überzeugen.....

LG

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Re: Interessantes Urteil EuGH

#86

Beitrag von luitpold » Di 17. Jul 2012, 09:18

:nudel:
tyr hat geschrieben:......
leute wie dich nennt man in wien gschichtldrucka,


tyr hat geschrieben:Die Saatguttreuhand weiß jedenfalls nichts von der 90Tonnen Regelung.
stimmt nicht......

kleinbauernregelung: 16-24ha, je nach bundesland

:wink2:



über entwicklung und hunger gerne weiter im eigenen faden
Es muß sich alles ändern, damit es bleibt, wie es ist.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Interessantes Urteil EuGH

#87

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Di 17. Jul 2012, 09:32

hallo!
kraut_ruebe hat geschrieben:dass sie besorgt sind dass sie kein saatgut mehr bekommen oder ihren pflanzen entnehmen dürfen weil nirgens mehr erwähnt wird dass das den privatbereich nicht betrifft?

so wird die vielfalt auch eingegrenzt und arbeitet den konzernen in die hände.
hm, eben wegen dieser Befürchtung (dass es bald nicht mehr soviel verschiedene Sorten als Samen oder Pflanzen zu kaufen gibt) habe ich begonnen, selber Saatgut zu vermehren - ist das jetzt schlecht?

Es hängt doch wohl von jedem einzelnen ab, wie man auf solche Befürchtungen reagiert!
bitte nachmachen! ;)

und: wer etwas für Sortenvielfalt tun will, der soll in erster Linie bei Firmen Samen kaufen, die sich auch um den Erhalt altebewährter Sorten bemühen - oder nicht?

p.s.: ich glaube kaum, dass wir in Europa so eine Überproduktion hätten, wenn wir nicht "den Rahm abschöpfen" täten in den Ländern der sogenannten 3. Welt - deshalb mein Vorschlag: Überproduktion abstellen und Europa soll sich wieder (wirklich!!) selber versorgen - dann bleiben für Afrika auch genügend "Bananen" über......

@Knecht: eigentlich hast du Recht, aber ich hab grad Zeit :duckundweg: :aeh:

liebe Grüße!

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Re: Interessantes Urteil EuGH

#88

Beitrag von luitpold » Di 17. Jul 2012, 09:39

ina maka hat geschrieben:@Knecht: eigentlich hast du Recht, :duckundweg: :aeh:
wo worte versagen

:wink2:
Es muß sich alles ändern, damit es bleibt, wie es ist.

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Re: Interessantes Urteil EuGH

#89

Beitrag von 65375 » Di 17. Jul 2012, 09:53

luitpold hat geschrieben:und viele überleben dann nur weil man kanadischen weizen in flugzeuge quetscht und dort hin karrt.

ich finde es zynisch, luxusprobleme wie die überzarten salatblätter, unsere agrarproduktion die hühnerschenkel und echten hunger in einen beitrag zu packen.
Es mag noch zynischer klingen, aber ist es nicht auch Luxus, daß wir in der westlichen Welt die Idee haben, wir müßten die ganze Welt vor dem Verhungern bewahren?! Ich wünsche keiner Mutter, am allerwenigsten mir selbst, daß sie ihre Kinder verliert; aber daß man auf der Nordhalbkugel weitestgehend damit rechnen darf, seine Brut komplett großzukriegen, empfinde ich als großen Luxus. Bis diese Situation erreicht war, haben unsere Vorfahren aber ein hartes Stück Arbeit geleistet und nicht auf Hilfslieferungen von sonstwoher gewartet. Daß das nicht immer fair war und auch viel mit Ausbeutung erkauft wurde, ist keine Diskussion wert. Das wissen wir alle.
Aber niemand hindert die Menschen in armen Ländern am Selberdenken. Wer große Flächen für schnellen Gewinn an China verkauft, verurteilt die eigene Landwirtschaft zum Untergang. Dann noch die Hilfslieferungen abgreifen und in die eigenen Taschen stecken, und wieder ist ein afrikanisches Land ruiniert.

Warum sollen wir uns da ständig drum kümmern?! In diesen Ländern herrschen andere Vorstellungen von Recht und Gesetz. Und Moral ist auch eher Luxus dort. Da kommen wir mit unseren Weizenlieferungen keinen Schritt weiter!

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Re: Interessantes Urteil EuGH

#90

Beitrag von tyr » Di 17. Jul 2012, 10:07

luitpold hat geschrieben::nudel:

kleinbauernregelung: 16-24ha, je nach bundesland
Mußt nicht gleich anfangen zu brüllen....

Vergiß es, mit 16ha bist Du selbst im großstrukturierten Sachsen voll in der Gewinnerziehlungsabsicht, und wirst als Nebenerwebler inkl. Priviligierung anerkannt, in kleiner strukturierten deutschen Bundesländern greift die Regelung schon wesendlich eher. Es gibt in Deutschland keine Kleinbauerregelung, das Gesetz unterscheidet nur in Hobby, Zuerwerb, Nebenerwerb und Haupterwerb. Die saatguttreuhand äußert sich deshalb absichtlich nicht zu den konkreten Größen, es gibt bislang keine.
Der Saatguttreuhand sind die Flächengrößen völlig egal, zumindest konnte ich nichts darüber finden. Ackerbautechnisch gehöre ich in deine Kleinbauerkategorie, und trotzdem durfte ich schon bezahlen. Und bezahle seither brav meine Lizenzgebühren, so ich was nachbaue. Das betrifft vor allem Winterweizen und Sommergerste, da ich hier große Schwierigkeiten habe, für mich praktikable Sorten beim Saatgutvertrieb zu finden. Ich brauche vor allem langstrohige Sorten, und die werden hier kaum verkauft. Das ist auch ein zunehmendes Problem beim Saatgut, die Sortenvielfalt ist oft nur theoretisch gegeben.....


"Als Kleinlandwirt gilt der Landwirt, der eine gesamtbetriebliche Ackerfläche bewirtschaftet, die kleiner ist als der für das jeweilige Bundesland bzw. die jeweilige Erzeugungsregion im Rahmen der GAP-Reform festgelegte Schwellenwert."
16-24 ha sind in D. mindesten ein Drittel aller anerkannten landw. Betriebe. 47% aller betriebe bewirtschften 10-50ha
25% unter 10ha. Dabei werden Betriebe unter 3ha nicht mehr statistisch erfasst, also kannst Du davon ausgehen, das der, mit abstand, größte Teil der Betrieb unter Deine Kleinbauerregelung fallen würde, und Du meinst das weiß die Züchter und Vermehrerlobby nicht?

Es gibt bisher keine GAP-Reform. Man arbeitet noch dran. Die "Kleinbauerregelung" war eine Idee des Komissars Ciolos, ob, und was sich davon durchsetzen läßt, wird man sehen. Der hatte übrigens schon einige gute Ideen, z.B. die Höhe der Direktzahlungen zu deckeln, und unten anzuheben...sind aber alle vom Tisch. Man hat Angst um die "zukunftsfähigen und Innovativen" AgrarAG´s...(O-Ton des DBV)

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