Endlich einen Garten - aber Quecke wohin das Auge reicht

Sabi(e)ne
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Re: Endlich einen Garten - aber Quecke wohin das Auge reicht

#51

Beitrag von Sabi(e)ne » Sa 2. Jul 2011, 11:34

razzio, es gab so viele Imker in der Ex-DDR, weil es einen sehr guten garantierten Preis für den Honig gab - 14 Mark fürs Kilo waren bei 300 Mark sonstigem Monatseinkommen sehr namhaft - davon hat manch einer sein Haus gebaut....
Außerdem wurde Imkerei massiv gefördert und hatte die volle Unterstützung des Staats, da durfte jeder mit seinen Wanderwagen los, bzw wurde per Trecker von LPG zu LPG gezogen, auch am WE.
Frag dich doch mal, warum z.B. Brandenburg heute fast bienenleer ist - ein guter Durchschnitt wären 4 Völker pro Quadratkilometer für gute Bestäubung allüberall, aber da ist der Verhältnis umgekehrt ( 1 Volk pro 4qkm) und weiter sinkend.
Und nach dem, was ich von den Ostkollegen weiß, war spritztechnisch zwar einiges los, aber die Chemikalien damals waren nicht so giftig wie heutzutage und besser abbaubar.
Imidacloprid hat eine Halbwertszeit von über 500 Tagen im Boden - da kommt in Biogasmais in der Zeit schon zweimal wieder die gleiche Menge hinzu, und die ganzen Neonicotionide sind eine Giftigkeitsklasse, die grob 100x stärker ist als alles andere vorher.
Das neue Tetraspiromat ist nochmal 10x giftiger.

Die heutigen Pestizide killen mit Mengen, die im Labor nicht mehr nachweisbar sind, das liest sich dann "Biologisch toxisch (Gelbmückenlarven sterben an der Probe), chemisch nicht nachweisbar".
Es geht ja auch nicht nur um unmittelbaren Tod, sondern um die Schäden, die permante subletale Dosen anrichten - wenn die Brut geschädigt wird, oder erwachsene Bienen nicht mehr wissen, wo sie wohnen, schwinden die Völker einfach dahin - was willst du dagegen tun?
Du kannst NICHTS dagegen tun, außer gegen die Zulassung solcher Mittel zu kämpfen.

Und das hat nix mit Extremismus zu tun, sondern mit Sorge.
Was als Art einmal weg ist, ist WEG und kommt niemals wieder.
Und das betrifft die ganzen anderen Insekten und Pflanzen noch viel heftiger als Honigbienen, weil eigentlich die meisten (Blüten)Pflanzen ihre eigenen hochspezialisierten Bestäuber haben - stirbt der Bestäuber, kann sich auch die Pflanze nicht mehr halten.
Bienen sind da oft der Notnagel - lieber schlecht bestäubt als gar nicht.
Warum konnte sich die Natur früher augenscheinlich besser mit den teilweise verheerenden Eingriffen arrangieren? Ist unser Ökosystem empfindlicher geworden und warum?
Siehe oben - die Giftigkeit und der Abbauzeitraum sind enorm gestiegen, außerdem ist die Biodiversität stark gesunken in intensiv bewirtschafteten Gegenden (ich sag nur Biogasmais - das sind grüne Wüsten, ebenso wie im Allgäu mit den 6 Grünlandschnitten, da kommt nix zur Blüte).
Man muß mal über seinen lokalen Tellerrand schauen und das Ganze sehen.
Früher waren z.B. Feldränder locker mal 5-10m breit, mit Hecken und Bäumen, heute wird bis an die Wegkante gepflügt....was allein da drin alles lebte.
Die LW war viel kleinstrukturierter im Vergleich zu heute, und mit sehr weiten Fruchtfolgen - nicht wie heute.
Raps kam z.B. erst Ende der 60er auf als Massentracht, nach Beginn der großen Flurbereinigungen hierzulande.
Und Mais wurde erst so richtig modern, als Silage sich durchsetzte.

Das Problem heutzutage liegt darin, daß keine Gute Fachliche Praxis mehr gelehrt wird, sondern nur noch auf Ertrag und Wirtschaftlichkeit geguckt wird.
Mais auf Mais auf Mais ist KEINE Fruchtfolge, und Rinder sind nunmal Gras- und keine Körnerfresser.
Aber das interessiert keinen außer den Biobauern und einem kleineren Teil der Bevölkerung.

"Früher war alles viel schlimmer oder besser" gilt nicht - wir wußten nur zuwenig.
Nach DDT in Piguineiern und Rachel Carsons Der Stumme Frühling (immerhin mehr als 40 Jahre alt!) kann aber niemand mehr sagen, "wir wußten von nichts".
Da wird man sich berechtigt von seinen Kindern fragen lassen müssen, warum man nichts dagegen getan hat....
(und am Rande: China hat Umweltschutz zu einer Priorität erklärt - sie wissen, daß es so wie bisher nicht mehr weitergeht. Du kennst den Film aus der Gegend dort, wo die Obstbäume per Hand bestäubt werden müssen, weil es KEINE Insekten mehr gibt?)

Ich bin kein Extremist, aber ich kann nicht einfach sitzen und zuschauen.
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Re: Endlich einen Garten - aber Quecke wohin das Auge reicht

#52

Beitrag von luitpold » Sa 2. Jul 2011, 12:34

hallo sabine,

habt ihr irgendwo quellen zu wissenschaftlichen untersuchungen?

lg
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Re: Endlich einen Garten - aber Quecke wohin das Auge reicht

#53

Beitrag von Sabi(e)ne » Sa 2. Jul 2011, 12:54

Ja, ticker mal Bernhard an, er ist ja http://www.imkerdemo.de , unter dem Topic Quellnachweise rechts, ziemlich unten, sind schon Links.
Wenn du das nicht möchtest, frag Christoph Koch, Oppenau - Berufsimker, und aktuell einer derer, die zum Thema auch Vorträge halten, bzw. ein weitaus größeres Detailwissen haben als ich. Sowohl zu Roundup als auch Neonics.
Unter Imkerforum.de findest du auch eine Menge Links zu den entsprechenden Studien.
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Re: Endlich einen Garten - aber Quecke wohin das Auge reicht

#54

Beitrag von razzio » Sa 2. Jul 2011, 14:14

Oh, endlich Argumente, mit denen ich auch was anfangen kann. Danke Sabiene! Ich bin ja lernfähig! :rot:

LG, Razzio

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Re: Endlich einen Garten - aber Quecke wohin das Auge reicht

#55

Beitrag von exi123 » Sa 2. Jul 2011, 15:24

vllt denkt sich die erde: ich brauch nur warten...wenn sich die dillos ihrer lebensgrundlage selbst berauben (sauberes wasser, lebensmittel), dann kann ihnen wohl auch keiner helfen;)
wir haben schon ziemlich gas gegeben die letzten 200 jahre

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Re: Endlich einen Garten - aber Quecke wohin das Auge reicht

#56

Beitrag von DieterB » Sa 2. Jul 2011, 16:52

razzio hat geschrieben:Bitte schreibe einige konkrete Infos über die Schädlichkeit von Round Up-Produkten hier ins Forum, oder noch besser ins Wikipedia. Es muss doch dazu schon Veröffentlichungen geben!?
Es gibt tausende von Publikationen und wisschenschaftliche Studien, die die Schaedlichkeit von RoundUp dokumentieren. Mein Internetzugang liegt zwischen 0 und 20 Kbps, deshalb kann ich nicht im Netz surfen, um dir eine gute Quelle zu suchen. Hier sind einige der Dokumente, die ich in den letzten Jahren auf dem PC gespeichert habe. Das meiste ist leider in Englisch. Ich hoffe, dass die Links noch funktionieren.

Glyphosate Tolerant Crops Bring Diseases and Death
New research reveals disastrous ecological impacts of the world’s top herbicide and GM crops made tolerant to it Dr. Mae-Wan Ho and Brett Cherry
http://www.i-sis.org.uk/glyphosateTolerantCrops.php

Emergency! Pathogen New to Science Found in Roundup Ready GM Crops?
USDA senior scientist sends "emergency" warning to US Secretary of
Agriculture Tom Vilsack on a new plant pathogen in Roundup Ready GM soybean and corn that may be responsible for high rates of infertility and spontaneous abortions in livestock.
http://www.i-sis.org.uk/newPathogenInRo ... MCrops.php

Roundup Ready Sudden Death, Superweeds, Allergens…
http://www.i-sis.org.uk/RRSDSA.php

Death by Multiple Poisoning, Glyphosate and Roundup
Scientists pinpoint how very low concentrations of the herbicide and other chemicals in Roundup formulations kill human cells, strengthening the case for phasing them out, and banning all further releases of Roundup-tolerant GM crops
http://www.i-sis.org.uk/DMPGR.php

Farmer Suicides and Bt Cotton Nightmare Unfolding in India
The largest wave of farmer suicides and ecological nightmare unfolding around Bt cotton
http://www.i-sis.org.uk/farmersSuicides ... nIndia.php

Scientists Reveal Glyphosate Poisons Crops and Soil
GM Meltdown Continues
Scientists go public on devastating ecological impacts of Roundup Ready cropping systems while USDA keeps mum
http://www.i-sis.org.uk/glyphosatePoisonsCrops.php

Argentina's Roundup Human Tragedy
Ten years of GM soy and glyphosate poisoning have escalated the rates of cancer and birth defects.
http://www.i-sis.org.uk/argentinasRound ... ragedy.php

Weed-Whacking Herbicide Proves Deadly to Human Cells
Used in gardens, farms, and parks around the world, the weed killer Roundup contains an ingredient that can suffocate human cells in a laboratory, researchers say
http://www.scientificamerican.com/artic ... R_20090630

Wikipedia ist keine wissenschaftlich zuverlaessige Quelle. Die Grabenkaempfe, von denen du sprichts, finden zwischen zwei sehr ungleichen Seiten statt. Die Biotech Industrie, die eng mit RoundUp verbunden ist, macht Milliarden Umsaetze. Die Industrie kann mit Leichtigkeit einige hundert Millionen davon fuer Lobbying, Oeffentlichkeitsarbeit und zur Foerderung von wissenschaftlichen Studien ausgeben. Die Experten von denen du sprichst, haengen zu ueber 90% direkt oder indirekt von Zuwendungen der Industrie ab. Entweder arbeiten sie direkt in der Industrie oder sie erhalten Forschungsauftraege, die z. T. von der Industrie finanziert werden. Wenn ein unabhaengiger Forscher dann doch eine kritische Studie publiziert, kann die Industrie mit Leichtigkeit einige Millionen locker machen, um etliche Studien zu finanzieren, die das Gegenteil beweisen. Das kann man leicht machen, indem man die experimentellen Parameter dementsprechend auswaehlt.

Genau wie in der Atomdebatte, wird keine der beiden Seiten eines Tages offiziel zum Sieger gekuert, denn alles laesst sich beweisen - wenn man es nur will. Beide Seiten werden bis ans Ende aller Tage Argumente und Gegenargumente vorbringen. Letztendlich wird eine Entscheidung immer nur politisch und nicht wissenschaftlich begruendet sein – wenn es z. B. zu einem Biotech-Fukushima kommen sollte. Die Hoffnung der Industrie ist es, dass der groesste Teil der Landwirtschaft auf mit RoundUp angebautes Gensaatgut umgestellt ist, bevor dies passiert und es zu spaet sein wird, zu nachhaltigen Methoden zurueckzukehren. Dies ist auch der Grund, warum die Industrie verhindern will, dass der Konsument erfaehrt, welche Nahrungsmittel mit Gentechnik und RoundUp angebaut wurden. Wieso die Geheimhaltung, wenn doch alles ganz ungefaehrlich ist?

Wir koennen uns also nicht nur auf die Experten oder die wissenschaftlichen Beweise verlasse, wir muessen den gesunden Menschenverstand benutzen, um ein Gesamtbild der sozialen, gesundheitlichen, umwelttechnischnischen Konsequenzen abzuwaegen. Das hat nichts mit Extremismus zu tun. Es zeugt eher von blinder Fortschrittsglaeubigkeit, an die Ungefaehrlichkeit von Gentechnik und RoundUp zu glauben. Und ja, die beiden gehoeren unabaenderlich zusammen.

Welchen Sinn sollte es haben Selbstversorger zu sein, wenn wir unsere selbst-erzeugte Nahrung genauso vergiften, wie die Lebensmittel im Supermarkt?

lg. Dieter

Benutzer 72 gelöscht

Re: Endlich einen Garten - aber Quecke wohin das Auge reicht

#57

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Sa 2. Jul 2011, 20:11

hallo!

Ich hab eben, weil ich nach "tatarischem Buchweizen" gesucht habe, bei Dreschflegel diese Information gelesen - ist allerdings nur gelesen! Wir haben Buchweizen im Garten und der kommt jedes Jahr selber wieder - er schafft es bei uns tatsächlich jedes Unkraut zu unterdrücken!
Buchweizen vermag auch Wurzelkräuter wie Quecke, und Disteln zu unterdrücken. Je länger die Gründüngung steht, um so stärker sind diese Effekte.
einen sehr schönen Boden hinterläßt er mal sicher, dass kann ich bezeugen!

liebe Grüße!

samie

Re: Endlich einen Garten - aber Quecke wohin das Auge reicht

#58

Beitrag von samie » Mo 4. Jul 2011, 08:58

Hallo,

Ina Maka: danke, das scheint mir eine hervorragende Lösung zu sein!!!
Frage an alle: hat das irgendjemand schon versucht?
Die Nachteile des totalen Abdeckens würden wegfallen.....die Zeit würde dafür reichen....

Bleibt die Tatsache, dass ich sicher vorher mähen muß. Ich hör mich jetzt mal um, irgendwo wird schon eine Sense aufzutreiben sein.

Lg, S.

roland
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Re: Endlich einen Garten - aber Quecke wohin das Auge reicht

#59

Beitrag von roland » Mo 4. Jul 2011, 09:29

samie hat geschrieben:Bleibt die Tatsache, dass ich sicher vorher mähen muß. Ich hör mich jetzt mal um, irgendwo wird schon eine Sense aufzutreiben sein.
In welcher gegend wohnst du denn?
Denn grad bei größeren Flächen macht sich ne richtig gedengelte Sense sehr kraftsparend bemerkbar - vielleicht kann Dir jemand eine leihen.

Roland

razzio

Re: Endlich einen Garten - aber Quecke wohin das Auge reicht

#60

Beitrag von razzio » Mo 4. Jul 2011, 09:49

Oder ein Mulchmäher (gibts groß und klein und man kann ihn sicher auch leihen)?! Ist das schlecht für den Boden (oder den Bewuchs)? Ich benutze ein solches Teil für unsere großen Wiesenflächen um dort Parzellen zu mähen. Um den Wiesenbewohnern die Möglichkeit der Vermehrung zu geben, mähe ich unterschiedliche Stücke zu unterschiedlichen Zeiten im Jahr. Die Mahd wird gemulcht und verbleibt auf der Fläche.

LG, Razzio

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