Deutschland, ein Einheits- Blütenmeer?

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kraut_ruebe
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Re: Deutschland, ein Einheits- Blütenmeer?

#51

Beitrag von kraut_ruebe » Sa 11. Jun 2016, 09:09

ich lass meinen ampfer stehen, und nur wenn gemäht wird, wird der mitgemäht. auffallend mehr wird der deswegen eigentlich nicht.

der ampfer holt die nährstoffe aus den tiefen bodenschichten, und ist ein anzeiger dafür, dass die nährstoffverteilung im boden noch nicht gut genug ist. ist der boden dann im gleichgewicht, verschwindet der ampfer von alleine.

und er wird im zeitigeren frühjahr, wenn der oxalsäuregehalt noch nicht so hoch ist, (wie alle anderen oxalpflanzen auch) von meinen tieren gern gefressen. dazu dient er als nahrung für die schon stark dezimierten feuerfalter, und ist einer der einheimischen nektarlosen pollenspender (pollen = bienenüberlebenswichtige proteinquelle) für bienen.

nix in der natur hat keinen sinn.
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Benutzer 72 gelöscht

Re: Deutschland, ein Einheits- Blütenmeer?

#52

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Sa 11. Jun 2016, 10:03

oh, Pastinake, vielen Dank fürs Teilen dieser Liste!! :daumen:
Das mit der stinkenden Nieswurz klingt echt interessant.
Ich müsste sowas für unser Grundstück auch mal machen......
Feucht, schattig, waldig :pfeif:

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Deutschland, ein Einheits- Blütenmeer?

#53

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Sa 11. Jun 2016, 10:12

ina maka hat geschrieben:Aber es stimmt schon, dass kleinstrukturierte, naturnahe Landwirtschaft (was auch immer das heißen mag... am besten überall ein bisschen was anderes :pfeif: ) - ja, diese fördert die Artenvielfalt!
Dann komm nach Süddeutschland :)
Durchschnittsschlaggrößen von 1-2ha lassen grüßen ;)
emil17 hat geschrieben:Zum Wiesenblumenthema:
Auf einem fetten Boden kann man keine Magerwiese machen.
Und nur wegen ein paar Blümchen ruiniert man seinen Boden nachhaltig?

Adjua
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Re: Deutschland, ein Einheits- Blütenmeer?

#54

Beitrag von Adjua » Sa 11. Jun 2016, 14:24

kraut_ruebe hat geschrieben: der ampfer holt die nährstoffe aus den tiefen bodenschichten, und ist ein anzeiger dafür, dass die nährstoffverteilung im boden noch nicht gut genug ist. ist der boden dann im gleichgewicht, verschwindet der ampfer von alleine.
Angelesen oder ausprobiert? Ich zweifle jedenfalls, zumindest pauschal und für jede Gegend.

Zum einen: Welches Gleichgewicht? Mein Boden wird immer einer sein der leicht sauer ist und sich spät erwärmt, wenn er auch die Nährstoffe wunderbar hält (Ton-Lehm auf Schieferbasis).

Zum anderen: Das ist ein krisenfestes Gewächs, schlechte Nährstoffverteilung muss nicht der einzige Standortvorteil sein.

Er kommt unter schlechten Bedingungen besser zurecht als andere. (Das sieht man in Jahren, wo der zweite Schnitt schlecht wächst, da dominiert er deutlich.) Er ist extrem winterhart. Als effizientes Wurzelunkraut überlebt er sogar Abdeckung problemlos.

Der Ampfer hat es jedoch bei uns hier bestimmt nicht notwendig, in tieferen Bodenschichten nach Nahrung zu suchen. Er wächst einfach überall, genauso wie klassische Anzeigerpflanzen für von Natur aus fruchtbare, nährstoffreiche Böden.

Nutzbar ist er hier nicht, die Kühe, die bei uns die tiefergelegenen Wiesen im Herbst beweiden (im Frühjahr isses zu nass, um Viecher aufzutreiben und im Sommer sind sie auf der Alm) lassen das Zeug jedenfalls stehen. Und im Frühjahrsmatsch gehst du bei uns auch nicht Ampferschneiden auf die Wiese, wenn dir diese lieb ist.

Dass diese dicken Wurzeln einfach verschwinden sollen, wenn sich welches Gleichgewicht auch immer eingestellt hat, kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen.

Es wird schon seinen Sinn haben, dass Nutzwiesenmischungen garantiert ampferfrei sind - vermehrt sich offensichtlich über Samen bestens und du kriegst in nicht mehr aus der Wiese.

Ich werde auch nicht ausprobieren, ob sich da irgendwann ein Gleichgewicht einstellt, da hilft nur eggen, wenig fräsen, Ränder mähen und ausstechen.

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Re: Deutschland, ein Einheits- Blütenmeer?

#55

Beitrag von kraut_ruebe » Sa 11. Jun 2016, 15:16

Adjua hat geschrieben:
kraut_ruebe hat geschrieben: der ampfer holt die nährstoffe aus den tiefen bodenschichten, und ist ein anzeiger dafür, dass die nährstoffverteilung im boden noch nicht gut genug ist. ist der boden dann im gleichgewicht, verschwindet der ampfer von alleine.
Angelesen oder ausprobiert? Ich zweifle jedenfalls, zumindest pauschal und für jede Gegend.
...
das sind meine erfahrungen, anderer erfahrungen damit kannst du hier nachlesen: http://www.selbstvers.org/forum/viewtop ... er#p261556 - ist nix seltenes, so ein ampfer. gibt sicher noch mehr dazu zu lesen.
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Re: Deutschland, ein Einheits- Blütenmeer?

#56

Beitrag von emil17 » Sa 11. Jun 2016, 16:18

Oelkanne hat geschrieben:Und nur wegen ein paar Blümchen ruiniert man seinen Boden nachhaltig?
Man kann einen Boden auch durch Überdüngung ruinieren. Wenn du so viel Ampfer (Rumex obtuifolius, nicht acetosa) hast, scheint Dir das gelungen zu sein.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Deutschland, ein Einheits- Blütenmeer?

#57

Beitrag von Adjua » Sa 11. Jun 2016, 16:22

Vertrocknete Ampferstängel, die abfaulen könnten habe ich hier noch nie gesehen :pfeif: Dafür regnet es bei uns einfach zu viel. Das Gras ist traumhaft dicht bei uns, eben wegen des Regens und der Ampfer steht trotzdem überall mittendrin. Und die Wiese über meinem Feld wird zweimal jährlich gemäht, einmal in zehn Jahren vielleicht im Herbst beweidet und nie gedüngt, weil ich die Wasserrechte drauf habe. Die Disteln übrigens stehen genau dort, wo nie ein Viech zum Weiden hingekommen ist seit mindestens 50 Jahren.

Insofern werden die Theorien "Disteln entstehen durch Überweidung", "Ampfer kommt nur durch überdüngte Weiden mit hoher Schnitthäufigkeit" wohl nicht für jede Gegend zutreffen.

Dass sich auf dichtem Gras nichts ansät, mag stimmen, trotzdem muss ich die Ränder meines Ackers mähen, damit sie sich in demselben nicht breit machen (darum gings eigentlich).

Was das Ganze mit der Fähigkeit des Ampfers zu tun hat, Nährstoffe aus tiefen Schichten zu holen, und mit dem angeblichen Bodengleichgewicht, das ihn zum Verschwinden bringt, erschliesst sich mir nach der Lektüre deines Beitrags noch weniger.

Bei uns gibts den Ampfer auf der Wiese eher aufgrund von schlampigen Bauern, die ihre Viecher auftreiben und dann nicht nachmähen. Wenns immer nur eine Art Viecher ist, vermehrt sich logischerweise das, was die nicht fressen. So wars bei besagter Wiese mal vor 30 Jahren, seitdem sicher keine Übernutzung und schon gar nicht Überdüngung, und trotzdem blieb der Ampfer drin.

Was mich nicht wundert, weil das Ampferzeugs das einzige war, das das 2m hohe dichte Waldstaudenkorn auf meinem Feld überlebt hat, was nicht mal der Löwernzahn geschafft hat.

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Re: Deutschland, ein Einheits- Blütenmeer?

#58

Beitrag von emil17 » Sa 11. Jun 2016, 16:46

Pastinake hat geschrieben: Hier ist die Liste:
ich kommentier es mal aus meiner Erfahrung.
-Futter-Esparsette mehrjährig rosa ok
-Als Hecke : Fingerstrauch Potentilla fruticosa gelb blühend warum nicht
-Malven: gute Idee, aber werden auf zu fettem Boden leicht zu mastig und kriegen dann Mehltau, manche Arten leiden sehr unter Malvenrost. Ausprobieren!
-Diptam: geschützt, empfindlich auf Staunässe und Schneckenfrass, nur für leichte Böden im Weinbauklima, Halbschatten
-Seidelbast: sehr empfindlich, kaum zu verpflanzen, sehr giftig. Würde ich eher abraten, ausser du hast den geeigneten Platz dafür.
-Silberblatt: (Lunaria). passt gut in eher schattige Lagen. Sät sich selbst aus
-Mondviole: ebenso
-Seifenkraut: das gewöhnliche taugt für schwere Böden und wuchert dort hemmungslos, das kleine rote ist für warme trockene Lagen
-Himmelsleiter Polemonium coeruleum: ausprobieren!
-Gewöhnliche Ochsenzunge und Italienische Ochsenzunge Anchusa officinalis und azurea: werden im Garten riesig, aber wenn man den Platz hat, sehr schön.
-Borretsch: wuchert, sonst ok
-Gewöhnliches Leinkraut Linaria vulgaris: taugt für schlechte Schuttböden, wuchert mit Wurzelausläufern.
-Sommerflieder: stehet vielenorts auf der schwarzen Liste der Pflanzen, die nicht angepflanzt werden sollen. Warum eigentlich nicht? Eine der schönsten anspruchslosen Ziergehölze.
-Bunter Hohlzahn Galeopsis speciosa: Die Art kann als Sameneinjährige recht lästig werden, die vertrockneten Pflanzen stechen.
-Ysop: sehr dekorativ, nur an vollsonnigen nicht staunassen Platz auf leichten Boden oder Naturmaerkronen.
-Herzgespann: habe keine Erfahrung damit
-Zitronenmelisse: wuchert bei mir ziemlich überall, als Teekraut und für schattige lagen wertvoll
-Immenblatt Melittis melissophyllum: eine schöne Zierpflanze, verträgt keine schweren Böden.
-Echter Majoran: Pflanze trockener Magerwiesen
-Weitere Ziest-Arten: Heilziest, Aufrechter Ziest, Wald-Ziest recta und sylvatica: Die ahben aber unterscheidliche Ansprüche. Der aufrechte ist eine Art trockener Magerrasen, S. recta auch, der Wald-Ziest ist eine Schattenpflanze.
-Acker-Wachtelweizen: sehr schön, aber nur auf sehr leichten Böden. geschützt
-Astern: mehrere Arten, neben der A. amellus (warme Gebüchsäume) und A. alpinus (Steingarten) gibt es auch übel wuchernde Neophyten, die man nur in Kultur nehmen sollte, wenn man ein Plätzchen hat, wo sie nicht lstig werden können.
-Wegwarte: ok
Echte Goldrute: sehr lohnend, für Halbschatten und volle Sonne (blüht dann dort im Hochsommer überreichlich)
-Rote Spornblume: für trockene steinige Orte, voll sonnig. Gibts in Farbvarianten von hellrosea bis fast karminrot. Schwer zu verpflanzen, da pfahlwurzlig.
-Skabiosen: Trockenwiesenart
-Wald-Geissblatt: Meinst du Geissblatt, was ein Strauch wäre, oder Geissbart, was eine grosse Zierstaude schattiger Orte mit eher saurm Boden ist?
-Fetthennen Telephium und spectabile Steingarten, werden sonst leicht überwachsen
-Stinkender Nieswurz Helleborus foetidus (Durch Hefepilze im Nektar erhitzen sich die Blüten auf 5°, daher Aufwärmstation für Bienen und Hummeln) Mag leichte Kalkböden
-Echinacea ok
-Bartblume, trocken blau: keine Erfahrung
-Muskatellersalbei: sehr lohnend, zweijährig, sehr beliebt bei Schnecken
-Gelber Lerchensporn Corydalis lutea: für schattige Mauerritzen. sät sich gerne selbst aus
-Echtes Labkraut Galium verum, Sonniger Gebüschsaum, stark Ausläufertreibend, Wurzelsperre): ok
-Elfendistel Steingarten Duftet köstlich Morina longifolia, Nektarpflanze: keine Erfahrung
-Phlox divaricata 'Clouds of Perfume' - Wald-Phlox[/quote]: unzählige Sorten in allen Farben, blüht im Sommer.

Dazu würde ich noch nehmen: Blut-Storchshnabel, Kugeldistel, Strauch-Kronwicke, Akelei, Natterkopf, diverse Glockenblumen usw.
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Re: Deutschland, ein Einheits- Blütenmeer?

#59

Beitrag von emil17 » Sa 11. Jun 2016, 16:48

Adjua hat geschrieben: Insofern werden die Theorien "Disteln entstehen durch Überweidung", "Ampfer kommt nur durch überdüngte Weiden mit hoher Schnitthäufigkeit" wohl nicht für jede Gegend zutreffen.
Der Ampfer bleibt, wenn er mal da ist, sehr lange.
Disteln. es gibt viele Arten, von welcher redest du?
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Deutschland, ein Einheits- Blütenmeer?

#60

Beitrag von Adjua » Sa 11. Jun 2016, 17:34

emil17 hat geschrieben:
Adjua hat geschrieben: Disteln. es gibt viele Arten, von welcher redest du?
Von keiner bestimmten, ich bezog mich auf den Beitrag von kraut_rübe in ihrem Blog, wo auch von keiner bestimmten Art die Rede war.

Nur nach 30 Jahren ohne Düngung und mit 2 Schnitten in Jahr und fast keiner Beweidung müsste das "Gleichgewicht" auf einer Wiese doch wieder hergestellt sein und nach Theorie kraut_rübe der Ampfer verschwunden. Der Langzeitversuch steht hier vor meiner Nase und dem ist nicht so.

Ich werde daher nicht auf das "Gleichgewicht" auf meinem Acker warten und den Ampfer ausstechen. Und die Ränder mähen :engel:

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