Oelkanne hat geschrieben: ... du dir ständig von Leuten die von tuten und blasen abslot keine Ahnung haben sagen lassen sollst was du zu tun und zu lassen hast.
Sorry, aber aus Sicht des Steuerzahlers sieht das etwas anders aus, genauso polemisch formuliert: Subventionen hier, Beiträge da, Privilegien dort. Unser Geld nehmen sie, aber wenn man dann auch mal etwas von der Landwirtschaft verlangt, heisst es nur, keine Ahnung, Maul halten.
Oelkanne hat geschrieben:Dazu kommt daß wir einer starken Reglementierung unterworfen sind, ja das sind andere auch, aber in keinem anderen Bereich werden die Reglementierungen so stark durch die öffentliche Meinung (der der am lautesten Brüllt) und nicht durch wissenschaftliche Erkenntnisse beeinflusst wie in der Landwirtschaft.
Das ist zum Teil falsch - einmal betrifft uns eben Nahrungsmittelherstellung viel direkter als die Herstellung von Turnschuhen oder Automotoren, zum anderen kommen den Leuten, wenn man das Stichwort "Bauer" bringt, je nach Gegend nicht nur schöne Wiesen, sondern eben auch Tierfabriken, stinkende Schweinemästereien und langweiligste Maisfelder in den Sinn. Auch die Tatsache, dass in den intensiv bewirtschafteten Tiefländern nur noch Mineralwasser getrunken werden kann, macht nicht gerade gute Presse.
Zudem werden, wie in anderen Wirtschaftszweigen auch, wissenschaftliche Erkenntnisse, die nicht in den Kram passen, totgeschwiegen oder als ideologisch beeinflusst abgetan, weil ja nicht sein darf, was nicht sein kann. Für unbedarfte Laien kommt da schon mal das Gefühl auf, es gehe nicht nur um Ernährungssicherheit, sondern auch um Pfründen.
Ein Beispiel: 1985 wurde mir an der Uni von kompetenter Seite (der Dozent war nicht ganz zufällig auch noch Forschungsleiter in einer der Basler Chemiefirmen) erzählt, biologischer Weinbau sei in Mitteleuropa schlicht unmöglich, weil ohne chemischen Pflanzenschutz gibt es keinen Ertrag.
Heute ist das eine gut etablierte und zukunftsfähige Branche.
Oelkanne hat geschrieben:Kein anderer Zweig steht so oft und für alles mögliche am Pranger wie die Landwirtschaft,
Atomkraft und Braunkohle sind da keine wirkliche Konkurrenz zu.
Ein Imageproblem, wenn es einmal erkannt ist, kann man nicht beheben, indem man dem Publikum die Kompetenz abspricht, mitzureden.
Braunkohle und Atomkraft sind zum Glück Auslaufmodelle, da investiert keiner mehr, die Frage ist nur, wie es politisch machbar ist, die gewaltigen Kollateralschäden dem Steuerzahler aufzubürden.
Oelkanne hat geschrieben:
Dagegen können wir Landwirte noch so viel Reden, er- und aufklären schließlich sind wir ja dann alle bezahlte Marionetten der Bösen Chemieindustrie
Wenn man so liest, wie sehr sich Bauern in den Pestizid-Diskussionen für den hemmungslosen Einsatz dieser Mittel einsetzen (Hemmungslos bedeutet, alles, was nicht rein wirtschaftlich betrachtet wird, ist unwichtig und zeugt von Ideologischer Verblendung oder Inkompetenz - genauso hats die Atomlobby damals ja zuerst auch versucht), dann kann man schon auf diese Idee kommen.
Wenn die Aufklärung zudem aus der Presse der Agrochemiefirmen kommt und 1:1 übernommen wird, dann ist es eben nicht Aufklärung, sondern Werbung in eigener Sache.
Wenn ihr euch so pauschal vor deren Karren spannen lässt, dann könnt ihr eben auch nicht den Bauernbonus einfordern, den dieser Berufsstand durchaus noch hat.
Bei uns haben jedenfalls Bio-Bauern überhaupt kein Imageproblem, die konventionellen zum Teil schon.
Des weiteren möchte ich darauf hinweisen, dass, wenn man direkt ab Hof kauft, die Produkte für den Endverbraucher nicht teurer sind als im Supermarkt, der Bauer aber eine anständige Marge auf der Ware hat. Funktioniert ohne Bio-Label wurderbar mit Milch, Käse, Fleisch, Lagergemüse und Obst. Als Konsument muss ich allerdings damit leben, dass es im März ab Hof keine Trauben und im Sommer keine Milch hat, weil das Vieh dann auf dem Berg ist.
Auch die Tatsache, dass manche Wochenendausflügler etwas unsanft angegangen werden, wenn sie in einer mähreifen Heuwiese Picknick machen und den Abfall liegen lassen, oder beim Downhill-Biking Gatter offen lassen oder gar Viehzäune durchschneiden, erzeugt noch kein Imageproblem.
Wenn einer hingegen schriebe, er brauche pro Jahr so und so viel von dem und dem Mittel (etwa so: "Auf unserem Hof wird Glyphosat zur Qualitätssicherung und Kulturhygiene eingesetzt"), dann wäre das imagemässig ein Schuss in den eigenen Ofen. Warum wohl?
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.