Glyphosat-Diskussion

Benutzer 72 gelöscht

Re: Glyphosat-Diskussion

#1591

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Do 23. Aug 2018, 13:53

Taraxacum hat geschrieben:Ein landwirtschaftlicher Betrieb ist nun mal ein gewinnorientiertes Unternehmen auch wenn das hier einige Leute nicht wahrhaben wollen. [....] Das wird hier leider kaum so thematisiert und ständig vermischt. Was passiert denn, wenn die kleinteilige Landwirtschaft ausstirbt, [....] Hauptsache das Zeug im Supermarkt ist schön billig...... :bang:
Wieso vermischt du das alles? :aeh:

Niemand hier startet eine Petition für "mehr Großkonzerne in der Lebensmittelerzeugung" - ganz im Gegenteil, ich denke, das Befürworten von Spritzmittel dient eher den Großkonzernen...
Und gerade jetzt in den letzten postings ging es nicht wirklich um ein Totalverbot. :im:
Geht es nicht um die Schädlichkeit oder Nicht-Schädlichkeit von Glyphosat?

Und dass es "Hauptsache billig" sein soll, wollte schon gar niemand hier.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Glyphosat-Diskussion

#1592

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Do 23. Aug 2018, 13:56

emil17 hat geschrieben:Aber vielleicht gibt es ein Mittelweg zwischen "einsetzen soviel man will, Hauptsache es rechnet sich" und "ganz verbieten"?
Gibt es? Wie könnte der aussehen?
Wäre das nicht eine Lösung??
emil17 hat geschrieben:Ich habe in dieser Diskussion wiederholt gesagt, dass ich es vertretbar finde, z.B. hartnäckige Stockausschläge von Gehölzen durch gezielte Einzelpflanzenbehandlungen mit Herbiziden zu bekämpfen. Daraus kann man nicht mit dem "alles ist Gift" ableiten, dass man es folglich auch grossflächig ausbringen darf, bloss um Arbeit zu sparen.
Das Glyphosat der Natur nützt, das glaube ich schlicht und einfach nicht - nein, nicht so wie in der Kirche.
Ich glaube es denen nicht, die es behaupten, weil ich weiß, dass es anders ist.....

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Re: Glyphosat-Diskussion

#1593

Beitrag von Taraxacum » Do 23. Aug 2018, 14:30

@ Ina: auch der kleinste Bauer hat ein landwirtschaftliches Unternehmen. Ist halt so :aeh: Und auch er muss wirtschaftlich arbeiten, sonst ist er ganz schnell weg vom Fenster. Einige Bauern, die ich kenne und die so einen "Bilderbuchbauernhof" haben in Süddeutschland / Österreich schaffen das nur mit Quersubventionen durch Tourismus und/oder unselbständiger Arbeit in der Industrie oder eben bei den Agrarunternehmen und der eigene Hof wird nur noch im Nebenerwerb bewirtschaftet. Der Hof selber trägt sich schon lange nicht mehr selbst allein. Schade drum aber ich glaube nicht, dass diese Entwicklung der Landwirtschaft wieder zurückgedreht werden kann. Dazu sind die Konzerne/Handel schon zu mächtig geworden und dem Verbraucher ist es in der Regel schlicht egal, woher seine Nahrung kommt. Hauptsache billig. Wir hier besetzen eine kleine Nische. Wir können nur durch Aufklärung und vormachen einige wenige um Umdenken anregen. Die breite Masse aber eher nicht. Da ist die 3. Flugreise im Jahr oder das neue Smartphon wichtiger als naturnah erzeugte Lebensmittel. Da darf die Hähnchenkeule nur max. 1€ kosten. Stadt und Land sind schon viel zu weit auseinander gedriftet. Ich glaube nicht, dass dieser Graben jemals wieder geschlossen werden kann. Die Medien tun da schon genug dazu. Falls Glyphosat wirklich verboten wird, kommt ein anderes Mittel auf den Markt. Wie sich das dann auf die Umwelt auswirkt? Kapitalismus funktioniert nun mal so. Da ist kein Platz für Romantik.

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Re: Glyphosat-Diskussion

#1594

Beitrag von emil17 » Do 23. Aug 2018, 19:10

Lieber Löwenzahn,
ich befürchte, dass du Recht hast.
Bis auf die letzten Sätze:
Kapitalismus funktioniert nun mal so. Da ist kein Platz für Romantik
Wenn man Geld als einzigen Wertmasstab akzeptiert, hast du auch da noch Recht.

"Den Kapitalismus" als gemeinsamen Nenner gibt es nicht, es gibt bloss gemeinsame oder unterschiedliche Interessen. Mein Freund wird morgen mein Feind sein, wenn er damit mehr Geld machen kann. Jeder gegen jeden kann kein Modell für eine zukunftsfähige Gesellschaft sein, und ein Naturgesetz ist es auch nicht. Das haben die Neodarwinisten aus dem von ihnen stets falsch zitierten Satz von Darwin "survival of the fittest" gemacht - korrekt übersetzt würde diese Stelle so ähnlich wie "im sich Behaupten gegen die Widerwärtigkeiten des Alltags" lauten, und daraus lässt sich viel besser eine kooperierende Gesellschaft mit gemeinsam definierten Zielen als ein Kampf jeder gegen jeden ableiten. Das war auch die Urform des menschlichen Zusammenlebens über Zehntausende von Jahren.
Unsere Taten müssen vor allem ein Ausdruck der Freiheit sein, sonst gleichen wir Rädern, die sich drehen, weil sie von außen dazu gezwungen werden. (Mark Twain)
Geld über alles andere stellen muss keiner, es wird bloss immer nur vorgeschoben. Auch die, welche mitmachen müssen, um zu überleben, haben noch Entscheidungsfreiheit, wenn sie nur wollen.
Was ist das denn für eine Gesellschaft, wo alle müssen, aber keiner will, und jeder betont, dass er nur Opfer ist? Was ist das für eine Berufsehre, wo man sich zwar als Unternehmer sieht, aber null unternehmerische Freiheit hat? Wo man Waren auf eine Weise erzeugt, die man selber nur vertreten kann, weil man muss? Lebt man fürs Geld oder braucht man Geld, um zu leben?
Oelkanne hat geschrieben:Es muss keiner in Deutschland normal erzeugte Lebensmittel kaufen,
dazu braucht es keinen eigenen Garten,
man muss nur in das andere Supermarktregal greifen.
gaaaaanz einfach.
So einfach ist das nicht, denn die Nachteile des hemmungslosen Chemikalieneinsatzes in der Nahrungsmittelproduktion treffen alle. Wäre dem nicht so und das Zeug wäre wirklich harmlos, dann wäre es ja egal.
Mit anderen Worten, ein Teil der Kosten der "normal" erzeugten Nahrungsmittel sind nicht im Warenpreis enthalten, sondern werden als Kollateralschaden der Allgemeinheit und den zukünftigen Generationen überlassen. Das funktioniert auch bei der Atomenergie und beim Billig-Flugverkehr so. Es ist trotzdem unfair.

(Es ist übrigens seltsam, dass eine Produktion von Nahrungsmitteln, die nur mit derart hohen Aufwandmengen von Kunstdünger und Agrochemikalien funktioniert, einfach mal als normal bezeichnet wird - normal wäre eigentlich etwas anderes).
Jede nicht nachhaltige Produktion von was auch immer ist eine Anleihe an die Umwelt und an die Zukunft, für die die Gesellschaft haftet. Gegen diese Art Trittbrettfahrerei kann eigentlich nur der Gesetzgeber an, und es ist eine seiner ureigensten Aufgaben, für alle gleiche Bedingungen zu schaffen und zu erhalten.
Deshalb müsste man auch die Einfuhr ausländischer Produkte verbieten, die unter Bedingungen oder mit Methoden hergestellt werden, die im Inland nicht zulässig sind, denn das ist unfaire Konkurrenz. Genau darum sind ja diese Welthandelsabkommen so faul, denn das wird darin ausgeschlossen. Zudem werden in diesen Handelsabkommen Koppelgeschäfte und Quersubventionen ausgeschnapst (wir lassen billiges Importfleisch rein, damit wir mehr Autos exportieren können), die auch wieder unfair sind.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Wildmohn

Re: Glyphosat-Diskussion

#1595

Beitrag von Wildmohn » Do 23. Aug 2018, 20:20

@emil:
Ich bin d'ac­cord mit Deinen Ausführungen zu diesem Thema.

Einzig würde ich gerne noch folgendes hinzufügen:

Runtergebrochen auf die unternehmerische Verantwortung ist es in allen beruflichen Zweigen so, dass der Unternehmer für sein Handeln haftet. Ob es nun eine landwirtschaftliche, handwerkliche oder sonstiger Unternehmung ist:
Ich stehe für mein Handeln gerade, gebe Anweisungen und stehe damit in der Pflicht, Schaden abzuwenden und ein für die Allgemeinheit verträgliches Konzept zu konzipieren.
Wenn ich als verantwortungsvoller Malermeister einen Wasserschaden in einem Kinderzimmer zu beseitigen habe, dann kann ich nicht meine Mitarbeiter anweisen, bedenkenlos diesen Schaden mit einem Nitrozelluloselack zu beheben, sondern muss mir Gedanken darüber machen, welche weniger schädliche Alternativen es gibt.
Es mag sein oder es ist leider so, dass kleinbäuerliche Betriebe sich einen unerhört ungleichen Wettbewerb mit den Agrarmultis stellen müssen, aber es rechtfertigt nicht, dass diese Betriebe nicht in der Verantwortung stehen. Der Wettbewerb ist überall gleich, es gibt Nischen, in denen sich gerade die "Kleinen" behaupten könnten. Es ist sicher schwierig aus diesem Teufelskreis der Abhänigkeit (Saatgut/Pestizide) auszubrechen, aber der Markt für giftfreien Anbau expandiert unaufhaltsam.
Die "Kleinen" werden gegen die mächtige Agrarindustrie zukünftig nicht ankommen, also gilt es nicht zu jammern, sondern Alternativen finden und das beste daraus machen, so man denn Landwirtschaft als Erwerbszweig betreiben möchte...

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Glyphosat-Diskussion

#1596

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Do 23. Aug 2018, 20:36

Es ist sicher schwierig aus diesem Teufelskreis der Abhänigkeit (Saatgut/Pestizide) auszubrechen
Da hab ich Mal ne Frage zu...
... warum wird uns Landwirten immer zu angedichtet das wir abhänig seien und und von irgendwas befreien müssten?

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Glyphosat-Diskussion

#1597

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Do 23. Aug 2018, 20:49

So einfach ist das nicht, denn die Nachteile des hemmungslosen Chemikalieneinsatzes in der Nahrungsmittelproduktion treffen alle. Wäre dem nicht so und das Zeug wäre wirklich harmlos, dann wäre es ja egal.
Mit anderen Worten, ein Teil der Kosten der "normal" erzeugten Nahrungsmittel sind nicht im Warenpreis enthalten, sondern werden als Kollateralschaden der Allgemeinheit und den zukünftigen Generationen überlassen. Das funktioniert auch bei der Atomenergie und beim Billig-Flugverkehr so. Es ist trotzdem unfair.
Erstmal ist der Einsatz mit Nichten hemmungslos und andererseits hast du doch selbst festgestellt das bei keinem Produkt eine "Vollkostenrechnung" gibt
Egal ob Atomenergie, Billig-Flieger, Solar- und Windstrom, meiner Autofahrt vorhin oder dem Kleindugsstück das du gerade an hast.
Mit welcher Begründung willst du diese dann bei der Lebensmittel Produktion aufmachen?
(Es ist übrigens seltsam, dass eine Produktion von Nahrungsmitteln, die nur mit derart hohen Aufwandmengen von Kunstdünger und Agrochemikalien funktioniert, einfach mal als normal bezeichnet wird - normal wäre eigentlich etwas anderes).
Es ist der Weg auf dem Weltweit die überwiegende Masse an Lebens-, Futtermitteln und Agrarischen Rohstoffen erzeugt wird.
Was spricht dagegen das nun als normal zu bezeichnen wenn das andere nur eine (mehr oder weniger kleine) Nische ist?

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Re: Glyphosat-Diskussion

#1598

Beitrag von Rohana » Do 23. Aug 2018, 20:55

strega hat geschrieben:bei Zigaretten und Tabak hat die Bevölkerung die Wahl, ob sie das konsumieren will oder nicht. Zumindest so rein theoretisch, abgesehen vom Suchtfaktor.
Und wo geht das Zeug hin wenn es aufgeraucht ist? Das ist die selbe Luft die ich atme, die du atmest!
Bei Lebensmitteln, die mit Glyph und Co. traktiert werden hat sie das eher nicht... denn die breite Bevölkerung hat keinen eigenen Garten und hängt ab von dem was ihr vorgesetzt wird zum Kauf. Steht ja nicht auf der Zutatenliste des Produkts, wann was gepritzt wurde.... wär aber vielleicht gar nicht schlecht wenn das aufgeführt würde? :pfeif:
Kann man sicherlich mal exemplarisch machen. Da gucken die Obstkunden hoffentlich blöd wenn da x mal Fungizide gegen Schorf und solches Zeug dransteht. DAS macht man nämlich nur damit der Kunde der makellose Äpfel will auch solche bekommt!
Aber wenn, dann bitte alle "Gifte" im Produkt auflisten: Sekundäre Pflanzenstoffe antinutritiver und giftiger Art, Pilztoxine und dergleichen. Wär bestimmt ganz spannend zu sehen ;)
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

Wildmohn

Re: Glyphosat-Diskussion

#1599

Beitrag von Wildmohn » Do 23. Aug 2018, 21:07

Oelkanne hat geschrieben:
Es ist sicher schwierig aus diesem Teufelskreis der Abhänigkeit (Saatgut/Pestizide) auszubrechen
Da hab ich Mal ne Frage zu...
... warum wird uns Landwirten immer zu angedichtet das wir abhänig seien und und von irgendwas befreien müssten?
Angedichtet ? :eek:

Ich kenne keinen Berufszweig, der mehr Abhängig ist von Subventionen, der Agrarindustrie und dem Wetter... ;)

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Glyphosat-Diskussion

#1600

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Do 23. Aug 2018, 21:13

Wildmohn hat geschrieben:
Oelkanne hat geschrieben:
Es ist sicher schwierig aus diesem Teufelskreis der Abhänigkeit (Saatgut/Pestizide) auszubrechen
Da hab ich Mal ne Frage zu...
... warum wird uns Landwirten immer zu angedichtet das wir abhänig seien und und von irgendwas befreien müssten?
Angedichtet ? :eek:

Ich kenne keinen Berufszweig, der mehr Abhängig ist von Subventionen, der Agrarindustrie und dem Wetter... ;)
Das mit Wetter können wir leider nicht ändern,
ist aber vermutlich auch besser so :lol:
Die Subventionen nennen sich immer noch Ausgleichszahlungen,
wenn man nichts zum Ausgleichen hätte, bräuchten wir auch dieses Geld nicht.
VW ist auch von Bosch abhänig, na und?
Es verpflichtet auch niemand einen Landwirt all seine Pflanzenschutzmittel von der BASF zu beziehen oder nur bei Bayer zu kaufen, ich kann kaufen wo ich will.
Sicherlich, wenn die BASF einen Wirkstoff neu entwickelt und ich genau den haben will, kann ich ihn nicht im Bayer-Kanister kaufen.
Aber einen A6 bekomme ich auch nicht im BMW-Autohaus...

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