Nein. Du weißt nicht soviel über Imker und Natur, wie du meinst....
Erstens gibt s noch fast 1000 Berufsimker, mit Völkerzahlen über 150 bis 600, die ständig wandern müssen, und permanent auf der Suche nach zeitweisen Stellplätzen an Blühflächen sind, und zweitens gibt es auch noch etwa 60-70.000 Hobbyimker. Das ballt sich zwar hauptsächlich im Süden, wegen des begehrten Waldhonigs (wenn es denn welchen gibt), aber z.B. sponsort der Graf von Croy im Münsterland den Imkerverein Gescher, und wenn er dann zur Rapsblüte pfeift, kommen alle mit ihren Völkern - seine Erträge sind dank Vollbestäubung sehr gut, und durch die schiere Menge an Bienen braucht er sogar weniger PSM, weil die Käfer sich abfallen lassen, sobald eine Biene auf der Pflanze landet.
Die Käfer kommen dadurch nicht so wirklich zu ihrer Bestimmung...
Im Raps und Phacelia sind bei richtigem Wetter bis zu 50kg/pro Volk in 2-3 Wochen möglich und machbar.
Unsere Wildbienen.
Es gibt vielleicht noch 100 Arten, die sich in Wald verstecken und deswegen noch nicht kurz vor der Ausrottung stehen.
Warum wollen wir diese letzten Tiere mit Phacelia in die freie Landschaft locken, wo sie dem nächsten zufällig abgespritzten Insektizid zum Opfer fallen ?
Das ist schlicht Quatsch. Wildbienen sind alles Solitärbienen, also nicht staatenbildend, und die schlüpfen keineswegs alle im Frühjahr, sondern exakt auf ihre Bestäuberpflanzen abgestimmt - jede Art hat sich mit ihren Pflanzen entwickelt.
Solitärbienen leben im allgemeinen auch nur zwischen 2 und 6 Wochen, und vor allem "verstecken" die sich keineswegs im Wald, sondern leben im allgemeinen da, wo auch ihre Pflanzen verfügbar sind, also in allen möglichen Landschaftsformen, von Ödland über Magerrasen und was weiß ich, halt überall, aber eben artspezifisch gebunden.
Eine Sandbiene braucht, wie der Name sagt, Sand um ihre Eier zu verbuddeln, und exakt den Pollen ihrer Bestäuberarten - ihre Zungen passen nicht in alle möglichen Blüten.
Man wird also kaum jemals Sandbienen am Raps oder Phacelia auf schweren Böden sehen, die Solitärbienen sind alle extrem spazialisiert, was ihr Habitat, ihre Ernährung, und ihre Fortpflanzung angeht.
Daß die Bienen Wildarten den Nektar wegfressen, ist schon lange widerlegt - das Gegenteil ist der Fall.
Wenn es eine Delle in einer Population gibt, sind es die Allrounder Honigbienen und Hummeln, die dann bei den Pflanzen doch noch für Bestäubung und damit deren Erhalt sorgen.
Sind die Nahrungspflanzen einmal weg, siind sie weg, und in Folge stirbt auch die betreffende Bienenart aus.
Die gesamte Insektenpopulation stirbt eher an chronischer subletaler Vergiftung durch systemische Insektizide (minimalste Mengen im Wasser/Pollen/Nektar, als daß sie direkt vergiftet wird, siehe das Beispiel Guttationswasser in den Blattachseln von Mais - da lebt die Biene keine 2 Minuten mehr.
Von Ferkeleien wie frei herumliegende gebeiten Maiskörnern ganz zu schweigen, und von den anderen Sachen fange ich lieber gar nicht erst an....
Warum wollen wir den letzten 3 Hummeln Phacelia vorsetzen ? Damit sie die Obstbäume links liegen lassen?
Falsch - zum Zeitpunkt der Obstblüte sind bei Hummels die Königinnen grad mal wach und auf der Suche nach einem Bau, die haben gar nicht die Kopfzahl, irgendwas nennenswert zu bestäuben, außerdem sind sie nicht blütenstet wie Bienen.
Klar kann man im Labor gezüchtete Hummeln kaufen, auch Oscornia, aber man muß sich darüber im klaren sein, daß die Königinnen dauernd der Natur entnommen werden, weil die Inzuchtanfälligkeit bei Hummeln noch viel größer ist als bei Bienen.
Ich war vor 3 Jahren bei einem Vortrag von Rolf Witt über Bestäubung und Entwicklung von Blütenformen - absolut faszinierend, vor allem die laaaaaange Diareihe aus den Tropen, wo ja alles etwas größer ist bei Insekten & Blüten, da gibt es unter anderem einen 20cm großen Falter mit einer Zunge, die etwas über einen Meter lang ist, und entsprechend tiefe Blüten braucht - dieser Falter kann nur von dieser einen Pflanzenart leben, und diese Pflanze nur durch ihn.
Es ist alles viel komplexer als man denkt, und es drastisch auf sein eigenes Weltbild herunterzubrechen, ist eine fahrlässige Verallgemeinerung.
Wie schreibt Luitpold so schön: Fakten können Weltbilder ins Wanken bringen...
(und ich hoffe, ich höre NIEMALS auf zu lernen.)
I love life. And it loves me right back.
And resistance is fertile. :-)
Words are no substitute for actions...