Nochmal was zu Roundup

hias90

Re: Nochmal was zu Roundup

#51

Beitrag von hias90 » Sa 20. Dez 2014, 17:11

Es tut mir Leid, wenn ich hier dem ein oder anderen gegen den Kopf stoße. Doch nur, weil ich hier auch ganz gerne mal um Rat frage, so will ich mich nicht verstellen, und meine Meinung (und auch meine Gefühle) offen aussprechen.
Oli, du hast auf jeden Fall recht, dass das Leben nicht schwarz und weiß ist, sondern immer irgendwas dazwischen. Doch bei folgendem Punkt muss ich dir widersprechen:
Solange nicht klar und offen die Fakten auf den Tisch gelegt werden
Es werden doch alle Fakten auf den Tisch gelegt. Hier findet man zum Beispiel ziemlich viele: http://scholar.google.de/scholar?hl=de& ... &btnG=&lr=

Natürlich muss man die Ergebnisse in den Studien glauben, doch das muss man auch, wenn es um die Gefahren von Mikrowellen, Handy, Stromleitungen, Autoabgase....geht. Von Monsanto halte ich auch nicht viel und bin verärgert darüber, dass viele Bereiche der Landwirtschaft wegen dieser Firma einen so schlechten Ruf besitzt. Dennoch bleibe ich bei meiner Meinung, dass ich lieber Glyphosat als Atrazin in der Landwirtschaft sehen will. Auch wenn natürlich ein kompletter Verzicht darauf am besten wäre. Doch man muss eben auch realistisch bleiben.

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Re: Nochmal was zu Roundup

#52

Beitrag von fuxi » Mo 22. Dez 2014, 18:25

hias90 hat geschrieben:Wie sieht für euch denn die Alternative aus?
Aufs Minimum reduziert: (Klein-)gärtnerische Bewirtschaftung und Permakultur statt von Petrochemie abhängige Agrarriesen. Und wie ich das sehe ist das keine Alternative sondern die einzige Lösung, die uns bleibt. Die "klassische" Landwirtschaft (die es erst seit ein paar Jahrzehnten gibt) kollabiert bereits. Es ziehen nur immer noch zu wenige die Verbindungen (und die Konsequenzen).
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Re: Nochmal was zu Roundup

#53

Beitrag von mgrie » Mo 22. Dez 2014, 23:54

fuxi hat geschrieben:
hias90 hat geschrieben:Die "klassische" Landwirtschaft (die es erst seit ein paar Jahrzehnten gibt) kollabiert bereits.
Nana - die klassiesch Landwirdschaft gibt es schon seit tausenden von Jahren. Die Landwirtschaft, die auch noch einige Stadtbewohner, Knechte und Mägde miternähren muß, seit einigen hundert Jahre. Die Landwirschaft, die als Familienbetrieb viele Stadtbewohner miternähren muß, gibt seit ein paar Jahrzenten, und denen wird jetzt auch noch der Garaus gemacht.

Ich kenne die Bäuerinnen noch persönlich, die bei Wind und Wetter, und von Mai bis Oktober, auf der Weide ihre 20 Kühe gemolken haben, und mit 50-60 Jahren dann ein künstliches Hüftgelenk brauchte, weil die Naturhüfte für diese Anstrengung nich geschaffen ist, trotz Melkmaschine. Über das Leben der Mägde und Knechte, die noch von Hand unter der Kuh gemolken haben, brauchen wir da garnicht mehr reden.

Für Landwirtinnen sind moderne Melkroboter mit sicherheit ein (gesundheitlicher) Seegen, ob es das auch für die Tiere, die Futerkette, die Natur, etc. ist, sei dahinngestellt. Für männliche Landwirte ist solch ein technisches Spielzeug bestimmt auch supertoll - Prahlmodus! Für die Ernährung ist es aber bestimmt ein Desaster.

Aus so einer Milch kann man vielleicht deutsches Edelgummi produzieren, aber keinen schmackhaften und haltbaren Käse. Das weiß ich, weil ich, unter Anleitung eines Molkereimeisters, versucht habe, aus der Milch von 40-60 Liter (am Tag) gebenden Kühen Edamer, Tilsiter und Kümmelkäse herzustellen. Der Geschmack war eigentlich ok, aber die Leiber haben sowas von gebläht, also riesige inner Luftpolster gebildet, daß die keine Woche haltbar waren.

Selbstversorger sind da eigentlich auf dem richtigen Weg, aber man darf sein Edelkäse, der in der häuslichen Küche produziert wurde, nicht in den Umlauf bringen. Selbst wenn die Nachbarn einem Hab und Gut zu Füßen legen würden, nur um den selbstgemachten leckeren Käse auf dem Tisch zu haben, würde man mich strafbar machen, wenn der Selbstversorger selbigen für Geld abgeben würde. So entmündigt ist mein Nachbar schon, daß die Gesezeslage ihm von vornherein unterstellt, nicht zu wissen, welche Nahrung für ihn Gut, oder Schlecht ist.

Und damit sind wir wieder bei den bäuerlichen Familien, die durchaus in der Lage sind, aus ihrer Grundproduktion schmackhafte Lebensmittel herzustellen, selbst in der heimischen Küche.

Mit den ganzen sch.. EU-Verordnungen darf das aber keiner mehr, und das ist zu tiefst traurig. Qualitätsverlust, und Armut, nur um Lebensmittelkonzernen den Profit zu sichern wird gesetzlich garantiert. Und wenn man von diesen so produzierten Lebensmitteln krank wird, oder Mangelserscheinungen bekommt, soll man den Arzt noch mit Vorsorgeuntersuchengen bereichern, anstatt gesund zu essen. Das ist doch schlimmer als die stalinistische Planwirtschaft. :bang:

Beste Grüße
Matthias
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Re: Nochmal was zu Roundup

#54

Beitrag von fuxi » Di 23. Dez 2014, 12:56

mgrie hat geschrieben:
fuxi hat geschrieben:Die "klassische" Landwirtschaft (die es erst seit ein paar Jahrzehnten gibt) kollabiert bereits.
Nana - die klassische Landwirdschaft gibt es schon seit tausenden von Jahren. Die Landwirtschaft, die auch noch einige Stadtbewohner, Knechte und Mägde miternähren muß, seit einigen hundert Jahre. Die Landwirschaft, die als Familienbetrieb viele Stadtbewohner miternähren muß, gibt seit ein paar Jahrzenten, und denen wird jetzt auch noch der Garaus gemacht.
Aber genau das ist doch enormer Unterschied und wenn in der aktuellen Diskussion um die Sicherung der Welternährung von "Landwirschaft" gesprochen wird, dann bezieht sich das eigentlich immer auf letzteres beziehungsweise auf nicht mehr wirklich familiäre Großbetriebe (und der moderne Familien- und Großbetrieb ist ausschließlich unter Einsatz enormer Ressourcenmengen (Strom, Diesel, Petrochemie, ...) möglich.
Oft wird hochgelobt, wie viel mehr Menschen heutzutage vom "modernen Bauern" versorgt werden, statt zu sehen, das der viel wichtigere Faktor doch ernährte Menschen pro Flächeneinheit und nicht ernährte Menschen pro Bauer ist. Uns mangelt es immer mehr an fruchtbarem Boden (und an Erdöl um dem toten Boden trotzdem etwas Ertrag abzuringen), es mangelt uns nicht an menschlicher Arbeitskraft.
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Re: Nochmal was zu Roundup

#55

Beitrag von hias90 » Di 23. Dez 2014, 14:23

Vielleicht könnte man das Moderne mit dem Alten verbinden? Den Wissensstand und die Technik der Neuzeit mit dem Verantwortungsbewusstsein und der Ideologie der früheren Jahre?
Es wäre doch problemlos möglich seine Kühe mit vernünftigem Futter zu versorgen und gleichzeitig Melkroboter zu verwenden. Nur weil einige Entwicklungen in der momentanen Zeit erschreckend und sicherlich nicht im Sinne der Permakultur sind, so muss man doch nicht gleich komplett auf den Standard von vor 50-100 Jahren zurückspringen.
Ich persönlich versuche immer alles miteinander abzuwägen, und wenn ich dann eben auch Glyphosat oder Gentechnik einbeziehe, dann muss ich sagen, dass das auch seine Berechtigung hat. Aber nur weil Firmen wie Monsanto so viel Leid in die Welt bringen werde ich mit Sicherheit nicht alles was mit dieser Firma zusammenhängt ablehnen.
Das ist nunmal meine Meinung und dafür stehe ich auch ein. Ich hoffe die etwas "radikaleren" Menschen in diesem Forum, sorry, die Menschen mit den "radikaleren" Beiträgen (@kraut_ruebe ;-) ), mögen mich immer noch in diesem Forum dulden.

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Re: Nochmal was zu Roundup

#56

Beitrag von Buchkammer » Di 23. Dez 2014, 14:59

hias90 hat geschrieben:Aber nur weil Firmen wie Monsanto so viel Leid in die Welt bringen werde ich mit Sicherheit nicht alles was mit dieser Firma zusammenhängt ablehnen.
:hmm: Muss ich das jetzt verstehen? Also hat Monsanto auch viel gutes für Mensch und Umwelt getan?
hias90 hat geschrieben:Das ist nunmal meine Meinung und dafür stehe ich auch ein. Ich hoffe die etwas "radikaleren" Menschen in diesem Forum, ...
Das sei dir auch gegönnt, gibt ja schließlich Meinungsfreiheit hier. Aber ich sehe eher dich als radikalen Verfechter einer Agrarwirtschaft, die uns weiter zurück wirft, als den Bauern mit Pflug.
Gestern war ich klug und wollte die Welt verändern. Heute bin ich weise und möchte mich verändern. (Rūmī)
https://www.bewusste-menschen.de/

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Re: Nochmal was zu Roundup

#57

Beitrag von fuxi » Di 23. Dez 2014, 15:51

hias90 hat geschrieben:Nur weil einige Entwicklungen in der momentanen Zeit erschreckend und sicherlich nicht im Sinne der Permakultur sind, so muss man doch nicht gleich komplett auf den Standard von vor 50-100 Jahren zurückspringen.
Angemessene Technologie ist durchaus Teil eines permakulturellen Lösungsansatzes.
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Re: Nochmal was zu Roundup

#58

Beitrag von mgrie » Mi 24. Dez 2014, 00:31

hias90 hat geschrieben:Vielleicht könnte man das Moderne mit dem Alten verbinden?
Das ist sicher nicht die schlechteste Idee, scheitert aber mit Sicherheit an an unserem korrupten Lobby- und Politiksystem.
hias90 hat geschrieben:Es wäre doch problemlos möglich seine Kühe mit vernünftigem Futter zu versorgen und gleichzeitig Melkroboter zu verwenden.
Ganz sicher nicht. So ein Melkroboter kostet enorm viele Euronen, sowohl in der Anschaffung, wie auch bei den Betriebskosten. Sagen wir mal 40.000 EUR im Jahr. Bei einem Milchpreis von ~31 Euro Cent, und einer Milchleistung von 15-30 Litern pro Kuh bei vernünftiger Fütterung, also Weidegang und Heu, dann brauchte es über 400 Kühe, um das zu finanzieren, und der Bauer hätte noch keinen Cent verdient. Dank Subventionierung durch die EU, der Fütterung mit Maissilage und Kraftfutter für 50-60 Liter Milch pro Kuh und Tag, kann sich ein Betrieb mit 80-90 Kühen heute gerade so einen solchen Melkroboter leisten.
fuxi hat geschrieben:
mgrie hat geschrieben:
fuxi hat geschrieben:Oft wird hochgelobt, wie viel mehr Menschen heutzutage vom "modernen Bauern" versorgt werden, statt zu sehen, das der viel wichtigere Faktor doch ernährte Menschen pro Flächeneinheit und nicht ernährte Menschen pro Bauer ist. Uns mangelt es immer mehr an fruchtbarem Boden...
Das sehe ich nicht so. Fläche wäre genügen da, wenn man mal die unnötigen Golfplätze, Pferdegestüte, Industriebrachen und Flugplätze, für die Ernährung nutzen würde. Auch dürfen wir die Fläche nicht vergessen, die Verwendung für die Produktion von "Schoßhündchens" Nahrung verplempert wird. Und auch die ganzen tollen Vorgärten, könnten mit gleichem Aufwand von Finazen und Arbeit einen besseren Ertrag abgeben, als sie es heute tun.

Fruchtbaren Boden gibt es genug! Die Nutzung selbigen ist aus Hunger- und Welternährungssicht etwas suboptimal verteilt.
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Re: Nochmal was zu Roundup

#59

Beitrag von Benutzer 2354 gelöscht » Mi 24. Dez 2014, 10:25

Nur was nützt es dem Kuhbauern in Afrika wenn wir in Deutschland noch mehr Überschuss produzieren ? Eine Kuh auf der Weide gibt im Sommer 20 % weniger Milch und das kann sich kein Wirtschaftsbetrieb leisten . vielleicht müssen wir die Ernährung wie die z.b . die Bildung verstaatlichen dann könnte es sich der Landwirt leisten weniger wirtschaftlich zu produzieren wie sein Nachbar in Holland oder Polen oder in.......
Landwirtschaftliche Betriebe sind Wirtschaftseinheiten die aus den Produktionsmitteln Boden Arbeit und Kapital ein Optimum herausholen müssen um im weltweiten Wettbewerb zu bestehen. Nischen wie Direktvermarktung sind nur was für wenige und nicht für alle praktikabel.
OB mir das gefällt oder nicht ist erstmal egal denn für die breite Maße der Bevölkerung gilt immer noch Quantität vor Qualität.

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Re: Nochmal was zu Roundup

#60

Beitrag von Allgeier » Mo 26. Jan 2015, 08:30

Die konventionellen Bauern schwoeren auf RoundUp und fuer die anderen ist es ein Teufelszeug.
Nur wo ist der Mittelweg? Wenn es den ueberhaupts gibt.

Was mir an allem Sorgen macht sind Verflechtungen zwischen Politik, Wissenschaft, Forschung und Industrie. Da sitzen dann die gleichen Leute und bewilligen, forschen und stempeln als unbedenklich ab. Ach ja und die Forschungsgelder bewilligt man sich selber.

Auf der einen Seite denke ich mir warum man immer mehr produzieren muss wenn man eh vieles nachher wieder wegschmeisst. Warum muss man auch abends um 17 Uhr noch ein frisches Brot haben?
Oder warum muss man fuer ein kg Schweinefleisch nur eine halbe Stunde arbeiten um es sich leisten zu koennen?

Die Anwort liegt bei der Regierung. Aber so lange mir von Lobbysten regiert werden wird sich sowieso nicht aendern. Man kann sogar durch Gesetze regeln das man sich ein Paar Aidshandschuhe ins Auto legen muss. Wo ein Wille, da ein Weg.

So lange muss das hald jeder fuer sich selbst ausmachen.

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