Nochmal was zu Roundup

Sabi(e)ne
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Re: Nochmal was zu Roundup

#31

Beitrag von Sabi(e)ne » Mo 20. Okt 2014, 14:27

Auf englisch gibt es ein schönes Wort: If something is wrong look upstream...
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Rati
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Re: Nochmal was zu Roundup

#32

Beitrag von Rati » Mo 20. Okt 2014, 14:31

Hallo unkrautaufesserin.

In solchen Fällen, nächstes Mal statt ins Forum zu schreiben, als aller erstes sofort zum Arzt.
1. könnt ja tatsächlich wirklich gefährlich sein.
2.wenn eine Vergiftung nachgewiesen ist hast du was in der Hand um
a. gegen die Leute vor zu gehen
&
b im Falle von Spätschäden Schadenersatz zu bekommen.

Im Forum darüber diskutiere können wir nach dem Arztbesuch immer noch.

Grüße Rati
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emil17
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Re: Nochmal was zu Roundup

#33

Beitrag von emil17 » Mo 20. Okt 2014, 21:20

hias90 hat geschrieben:Wie sieht für euch denn die Alternative aus? Biolandwirtschaft? Dann empfehle ich euch nochmal dringend das Bevölkerungswachstum mit den Erträgen der Biolandwirtschaft gegenüberzustellen?
Wenn man möchte, dass weiterhin nur 3% der produktiven Bevölkerung die Nahrung für die restlichen 97% bereitstellen, einschliesslich der 30% zum Wegwerfen, und wenn man möchte, dass diese Nahrungsmittel nur 10 - 15% vom Einkommen beanspruchen sollen, dann wird man das ohne Landwirtschaft in dieser Form (Agrochemikalien, Dünger und fossile Treibstoffe in grosser Menge) schwerlich leisten können.
hias90 hat geschrieben:Und an alle die meinen, dass die Gutachten und wissenschaftlichen Publikationen über Glyphosat nur von Monsanto und Co. finanziert wurden. Das ist einfach nur lächerlich und übelste Lügenpropaganda. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter an einem agrarwissenschaftlichen Lehrstuhl fühle ich mich bei sowas schon selber angegriffen.
Es wäre wünschenswert, dass - ähnlich wie das auch für die Pharmazie gefordert wird - nur Studien publizierbar sind, die vor Aufnahme der Versuche angemeldet wurden. Dann würden auch Studien publiziert, welche die Unnötigkeit solcher Mittel aufzeigen. Das tut logischerweise kein Konzern, der mit seinen Produkten Geld verdient.

hias90 hat geschrieben:Ich bitte im Gegenzug doch mal um eine wissenschaftliche Veröffentlichung, welche noch nicht vom Journal zurückgewiesen wurde, und nicht von einer NGO finanziert wurde, und trotzdem große Gefahren für den Menschen in Zusammenhang mit Glyphosat aufdeckt.
Als ebenfalls wissenschaftlicher Mitarbeiter an einem ökologischen Lehrstuhl gehöre ich zu der Minderheit, die selber einen Garten hat. Die meisten modernen Botaniker verstehen wenig von Pflanzen, aber viel von Statistik. Nur funktioniert die Natur leider nicht nach dem Prinzip Behandlung vs. Kontrolle, Rest ist egal, da nicht Thema.

Als Beispiel für die von Dir geforderte Literatur sollte eine Beschreibung der Kollateralschäden des grossflächigen Einsatzes all dieser Mittel ausreichen: Rachel Carson, der stumme Frühling. Erschienen bereits 1962.
Es ist, und das ist eines der grossen Probleme der publikationsorientierten Wissenschaft, nämlich nicht ausreichend, 400 Töpfe oder 25 Gewächshäuser als Probevolumen nach randomisiertem LatinSquare Prinzip herzunehmen und nach einer Vegetationsperiode die Ergebnisse statistisch abgesichert zu präsentieren, um die "Unschädlichkeit" von Bioziden zu "beweisen", die dann jährlich auf Zehntausenden von Quadratkilometern ausgebracht werden.

Dann gilt die alte Erkenntnis, dass nicht unparteiisch sein kann, wer selber finanzielle Interessen am Ausgang einer Sache hat. Deshalb sind Studien eines Agrokonzerns, der chemische Pflanzenschutzmittel verkauft, über die Unschädlichkeit dieser Mittel ähnlich zu bewerten wie die Publikationen eines Elektrokonzerns über die Harmlosigkeit von Atomkraftwerken. Das ist nicht Bösartigkeit der Industrie, das liegt einfach in der Natur der Sache und deshalb sind alle, ich wiederhole: ALLE Publikationen mit finanzieller oder anderweitiger Beteiligung der Agrokonzerne Parteigutachten. Den NGOs, die natürlich auch nicht ergebnisneutral sind, möchte ich immerhin zugute halten, dass sie kein Geld mit den untersuchten Produkten verdienen.

Man sollte einfach die Beweislast umkehren: Bevor jemand Agrochemikalien in der Menge von einigen hundert oder tausend Tonnen pro Jahr (ich kenne die genauen Zahlen nicht, sie sind dafür auch unwesentlich) grossflächig in die Umwelt verteilen darf, soll er die Unschädlichkeit dieser Substanz beweisen.

Persönlich bin ich der Meinung, dass Glyphosat ein sehr wirksames Mittel ist, und ich habe es auch schon verwendet, um gezielt einzelne besonders hartnäckige Wurzelstöcke abzutöten, die in Trockenmauern standen und diese zu zerstören drohten. Dafür reichten wenige Milliliter des Produkts, das jeder flaschenweise ohne Begründung im "Fachhandel" erwerben kann. Aber das bedeutet nicht, dass ich den praktizierten grossflächigen Einsatz dieses Mittels in der Landwirtschaft und im Strassenunterhalt (in Mitteleuropa ausserhalb der Gebirge geschätzte 90% der Flächen, die weder Wald noch Siedlungsgebiet noch Gewässer sind) akzeptabel finde.
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Re: Nochmal was zu Roundup

#34

Beitrag von unkrautaufesserin » Di 21. Okt 2014, 23:00

Rati hat geschrieben:Hallo unkrautaufesserin.

In solchen Fällen, nächstes Mal statt ins Forum zu schreiben, als aller erstes sofort zum Arzt.
1. könnt ja tatsächlich wirklich gefährlich sein.
2.wenn eine Vergiftung nachgewiesen ist hast du was in der Hand um
a. gegen die Leute vor zu gehen
&
b im Falle von Spätschäden Schadenersatz zu bekommen.

Im Forum darüber diskutiere können wir nach dem Arztbesuch immer noch.

Grüße Rati
Grundsätzlich eine gute Idee.

Nur 1. wäre es wirklich gefährlich gewesen, hätte ich 40 km in eine Notaufnahme in Leipzig oder Dresden fahren müssen. Es war ja nach 18.00 Uhr, und die Kompetenz der Kreiskrankenhäuser habe ich schon ausprobiert... :pfeif:

2. etwas Gerichtsverwertbares bekommt man da trotzdem nicht. Da muß man zuerst zur Polizei, die fährt dann zu einem vereidigten Arzt...

Und 3. handelt es sich ja um die Kolchose. Der Chef heißt nicht umsonst Stalin, und die sind hier Recht und Gesetz. Ich habe nicht die Mittel, mich mit denen anzulegen.

Ich wollte nur wissen, ob jemand schon mal Vergiftungssymptome hatte und mir den Ablauf erklären könnte. Inzwischen kenne ich eine Frau im Dorf, die im Bundessortenamt Abteilung Pflanzenschutz arbeitet. Die meinte, meine Symptome wären typisch, und das nächste Mal kann sie mir raten.

Potenziell tödlich ist es nicht, und ob mein Nierenversagen in 40 Jahren dann davon kommt oder von den Schopftintlingen, die ich gern esse, kann dann mit Sicherheit keiner sagen...

Liebe Grüße, M.

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Re: Nochmal was zu Roundup

#35

Beitrag von Rati » Mi 22. Okt 2014, 09:27

Hi,
unkrautaufesserin hat geschrieben:
Rati hat geschrieben:Hallo unkrautaufesserin.

In solchen Fällen, nächstes Mal statt ins Forum zu schreiben, als aller erstes sofort zum Arzt.
...
Grundsätzlich eine gute Idee.

Nur 1. wäre es wirklich gefährlich gewesen, hätte ich 40 km in eine Notaufnahme in Leipzig oder Dresden fahren müssen. Es war ja nach 18.00 Uhr, und die Kompetenz der Kreiskrankenhäuser habe ich schon ausprobiert... :pfeif: ...
Wenn ich solche Symtome verspüren würde wie du beschrieben hast, ergäber keines deiner Argumente für mich einen Grund nicht sofort zu reagieren.
Aber natürlich würde ich nicht zum Arzt fahren (erst recht nicht wenn es mir schon so beschissen geht) ich würde 112 anrufen.
Manch einer würde jetzt sagen : Ja und wenn ich mich geirrt habe, muß ich die Fahrt vielleicht bezahlen. (was selbst dann ja nicht der Fall ist)
Darauf würde ich antworten: Und wenn du dich nicht geirrt hast verlierst du vielleicht dein Leben, was ist teurer? :aeh:

Und all die anderen Gründe, sind auch nicht soooo bedeutend.
Wenn du nachweislich vergiftet wurdest, wirst du sie verklagen können.
Und ganz egal ob der Kolchosenchef nun Stalin, Hannibal Lecter oder Godzzila genannt wird, er wird ärger bekommen.

Aber he, ich will dich nicht belehren, ist dein Leben. :)

Grüße Rati
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Re: Nochmal was zu Roundup

#36

Beitrag von Sabi(e)ne » Mi 22. Okt 2014, 10:06

Moin,
es ist ja nicht bloß Roundup - im Landlive-Forum prollen die Jungbauern rum, daß sie fleißig Diesel (und Zeit) sparen, und Tankmischungen machen, die verboten sind. :motz:
Kontrollieren kann das sowieso keiner, aber wir und die Umwelt kriegen es zu spüren.
Und Parkinson ist mittlerweile eine anerkannte Berufskrankheit bei Landwirten...
Von daher würde ich dringend zu Ratis Vorgehensweise raten.
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Re: Nochmal was zu Roundup

#37

Beitrag von bienengarten » Mi 22. Okt 2014, 21:31

Hallo

Jetzt mal im Ernst - wer von euch glaubt das einer der noch nie was mit Landwirschaft oder auch nur Landleben zu tun hatte weiß wie ein Acker ausschaut der mit Round Up gespritzt wurde im Herbst ? Solange die breite Masse nicht weiß was auf den Äckern passiert und was letztendlich in den Lebensmitteln landet wird sich nichts aber auch gar nichts ändern.
In den Medien hört man fast nichts davon - da wird nur Bio gekocht weils ja gesünder ist aber warum das so ist, das sagt keiner.
Deutschland im Sommer / Herbst von oben - und alles was so schön gelb ist wurde mit Round Up gespritzt - das würde schon reichen um den Menschen die Wahrheit zu zeigen.
Mir selbst , und ich lebe zeitlebens auf dem Land sind erst die Augen aufgegangen seit ich mit der Imkerei angefangen habe. Vorher war es mir nicht bewußt was auf den Äckern passiert. Das gespritzt wurde - klar,das wußte ich. Aber doch nicht in diesen Mengen und nur um den Erntezeitpunkt zu bestimmen. In die Frucht kurz vor der Ernte ? Das hätte ich für unmöglich gehalten. Da braucht sich niemand wundern wenn das Zeug in fast allen Lebensmitteln zu finden ist.

In Amerika sind bereits Resistenzen gegen Round Up aufgetaucht :
http://deutsche-wirtschafts-nachrichten ... ngsmittel/
Fehlt nur noch Genverändertes Saatgut hierzulande.
Der Weg zur Quelle führt gegen den Strom.....

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Re: Nochmal was zu Roundup

#38

Beitrag von Sabi(e)ne » Mi 22. Okt 2014, 22:56

Round-up ist die neue "pfluglose" Bodenbearbeitung - mit der Konsequenz, daß sich die Mäuse da gewaltig vermehrt haben.
Und das ist kein kleines Problem.
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Benutzer 3991 gelöscht

Re: Nochmal was zu Roundup

#39

Beitrag von Benutzer 3991 gelöscht » Mi 22. Okt 2014, 23:37

bienengarten hat geschrieben:Aber doch nicht in diesen Mengen und nur um den Erntezeitpunkt zu bestimmen. In die Frucht kurz vor der Ernte ? Das hätte ich für unmöglich gehalten. Da braucht sich niemand wundern wenn das Zeug in fast allen Lebensmitteln zu finden ist.
Da hat sich anscheinend eh ein wenig was getan

http://www.proplanta.de/Agrar-Nachricht ... 08736.html

wranger
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Re: Nochmal was zu Roundup

#40

Beitrag von wranger » Do 23. Okt 2014, 12:05

Sabi(e)ne hat geschrieben:Moin,
es ist ja nicht bloß Roundup - im Landlive-Forum prollen die Jungbauern rum, daß sie fleißig Diesel (und Zeit) sparen, und Tankmischungen machen, die verboten sind. :motz:
Kontrollieren kann das sowieso keiner, aber wir und die Umwelt kriegen es zu spüren.
Und Parkinson ist mittlerweile eine anerkannte Berufskrankheit bei Landwirten...
Von daher würde ich dringend zu Ratis Vorgehensweise raten.
Und genau hier sollte man ansetzen. Wenn ich einen starken Queckebefall habe, gibts Round-UP und fertig. Aber nur gezielt und in Ausnahmesituationen.

Das Unkraut ließe sich auch auch mit einer flachen Bodenbearbeitung oder Gründüngeranwendung in Schach halten, bzw. deren Kombination. Hier ist eine Spritzmittelanwendung völlig falsch! Das Gleiche gilt auch für Fungizide. Es kommt ne Warnung vom DWD für ein Krautfäulebefall und schon werden alle Felder mit Kartoffeln ordentlich geduscht egal ob nötig oder nicht. Getreu dem Motto: Vorsorge ist besser als Nachsorge!

Ich finde hier sollte man als erstes ansetzen:

- Bodenbearbeitung statt Spritzen.
- Kleinere Felder und höheren Fruchtwechsel gegen Fressfeinde und Pilze
- Grünstreifen usw. zur Förderung der Nützlinge
- Aufklärung

Ich würde mich gegen ein Verbot von Round-UP aussprechen!

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