Mindestanforderung an den Boden bei Selbstversorgung?

Andreas79
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Mindestanforderung an den Boden bei Selbstversorgung?

#1

Beitrag von Andreas79 » Di 11. Feb 2014, 12:14

Wir sind momentan auf der Suche nach einem größeren Grundstück samt (altem) Haus für vernünftiges Geld.
Einige Angebote sind auch schon so halb eingetroffen, oftmals ist der Boden aber nicht gerade so richtig toll.
Im Schnitt momentan so Bodenzahl 35 bis 40 rum.
Ein Bekannter meinte, in der Gegend dort ist der Boden insgesamt zu 70% in der Qualität und es wird meistens Weizen, Kartoffen und Mais angebaut.

Meine Frage jetzt: Reicht der Boden denn, um einen vernünftigen Garten mit Obstbäumen, Gemüse und allem hochzuziehen?

Sabi(e)ne
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Re: Mindestanforderung an den Boden bei Selbstversorgung?

#2

Beitrag von Sabi(e)ne » Di 11. Feb 2014, 13:08

Bodenverbesserung ist die Kür der Landwirtschaft.... ;)
35-40 ist nicht supertoll, aber geht. Da braucht man halt mehr Fläche für den Ertrag.
Ich wohne auf Sand über Moor(Geestkante), und die Kartoffeln werden trotzdem was, ebenso Beeren etc.
Ich würde mich umsehen, wo ich Mist und Grünzeug herkriegen könnte, und sehr großzügig kompostieren.
Buchempfehlung: Mulch total - wie jemand auf märkischem Sand gärtnert.
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Andreas79
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Re: Mindestanforderung an den Boden bei Selbstversorgung?

#3

Beitrag von Andreas79 » Di 11. Feb 2014, 13:20

Danke für die Antwort Sabine!
Das Thema Bodenverbesserung hatte ich, Asche auf mein Haupt, noch gar nicht am Radar.

Das ist natürlich eine interessante Geschichte. Durch Kompost und Mist den Boden soweit zu verbessern dass er passt.

Eine erste Idee wäre da, selbst auf der Hälfte des Grundstückes über ne Wiese Grüngut wachsen zu lassen und das mehrere Jahre auf der anderen Hälfte einzuarbeiten.
Gut, da bräuchte man natürlich n kleinen Tracktor für...

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Re: Mindestanforderung an den Boden bei Selbstversorgung?

#4

Beitrag von 65375 » Di 11. Feb 2014, 13:25

Hol Dir alles, was an Bioabfällen zu kriegen ist und kompostiere und mulche alles.

Als ich den seit 20 Jahren angeblich genutzten Garten meiner Ex-Schwiema (nur 20 qm, mehr hat sie dem Gemüse nicht zugestanden) übernommen habe, hat man die Grabgabel keine 5 cm in den Boden gekriegt; die Erdbeeren waren wie einbetoniert. Nach vier oder fünf Jahren konnte man den Boden ganz normal umgraben.
Zur Verfügung hatte ich Pferde-, Kuh- und Hühnermist, im Herbst Trestern und jede Menge Gemüseabfälle vom Bioladen.

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Re: Mindestanforderung an den Boden bei Selbstversorgung?

#5

Beitrag von kraut_ruebe » Di 11. Feb 2014, 13:27

geht auch ohne traktor, wenn du zB buchweizen aussäst, der friert übern winter ab und du kannst im jahr drauf wieder ne gründungung zur weiteren bodenverbesserung ausbringen.
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Re: Mindestanforderung an den Boden bei Selbstversorgung?

#6

Beitrag von Andreas79 » Di 11. Feb 2014, 13:28

Eigentlich total logisch.
In der heutigen Landwirtschaft ist es ja ganz normal, den Boden bis zum äussersten zu belasten und lieber 1x mehr zu düngen mit Kunstdünger.

Ich werd mich des Themas Bodenverbesserung mal annehmen und genauer achtgeben, ob es Sand- Lehm- oder Tonboden ist.

Früher haben die Leute das ja auch so gemacht mit der 3-Felder-Wirtschaft. Brachliegen lassen und so...

Andreas79
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Re: Mindestanforderung an den Boden bei Selbstversorgung?

#7

Beitrag von Andreas79 » Di 11. Feb 2014, 13:31

kraut_ruebe, danke für den Tipp.
Wieviel könnte man denn da an Bodenzahlen rausholen, durch konsequentes Kompostuntermischen und Buchweizen, vorausgesetzt man hat Zeit?
Das müsste doch dann eigentlich, wenn mans mehrjährig macht, richtig guten Boden (Wunschtraum: Bodenzahl 60 rum) ergeben oder?

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Re: Mindestanforderung an den Boden bei Selbstversorgung?

#8

Beitrag von Sabi(e)ne » Di 11. Feb 2014, 13:43

Je nachdem, was du grundsätzlich anbauen willst, würde ich verschiedene Gründünger nehmen - Ölrettich z.B. bricht wie auch Luzerne verdichtete Bodenschichten auf, weil die beiden enorm tiefe Wurzeln machen. Für Stickstoff Ackerbohnen und Lupinen, für Masse Roggen und den noch grün abschneiden und untergraben, bzw. über Winter liegen lassen. Wenn du da Hühner draufläßt, sparst du dir das Einarbeiten, und die Hühner düngen auch noch.

Ich finde es übrigens absolut irre, daß die ganzen Neu-Häuslebauer hier Rasen machen, düngen, mähen, und das schöne Grünzeug dann zur Deponie karren :dreh:
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Re: Mindestanforderung an den Boden bei Selbstversorgung?

#9

Beitrag von kraut_ruebe » Di 11. Feb 2014, 14:28

andreas, mit ein paar jahren zeit kannst du dir ein paradies schaffen.

mit tiefenlockerung (luzerne zB) und viel grünmasse welche am wachstumsende dem boden zugeführt wird erreicht man viel, zusätzliches herbeigeschafftes material wie stallmist, grünabfälle, laub, rasenschnitt etc. kann auch noch viel dazutun, und auch wenn du ab und zu mal da bist und brennesseljauche (oder was du vor ort finden kannst zum verjauchen) ausbringen kannst hilft es. während dieser zeit etwickelt sich auch ein reges bodenleben, allerlei kleinstgetier leistet so ganz nebenbei hervorragende arbeit für dich.

bodenverbesserung ist ein sehr weites feld, es gibt viele methoden und ansichten. ich zB halte viel von terra preta, dem einbringen von verkohltem und mit nährstoffen angereichertem material. allen methoden gemeinsam ist, dass man gezielt was dafür tut und etwas geduld hat - da scheinst du schonmal gute voraussetzungen zu haben.

wieviel bodenpunkte das verbessern genau ergibt kann ich nicht errechnen. mehr als dass du die bodenfruchtbarkeit enorm verbessern kannst wenn du zeit und willen hast kann ich eigentlich nicht in den raum stellen.

ich für mich würd mir, so genug zeit ist, keine sorgen machen wenn der boden schlecht ist - man kann aus allem was machen. hier im forum gibts auch alles an erfahrungen mit verschiedensten böden, von lehm bis sand. da findet sich immer jemand der dir berichten kann was genau gut funktioniert hat.
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Re: Mindestanforderung an den Boden bei Selbstversorgung?

#10

Beitrag von poison ivy » Di 11. Feb 2014, 14:37

kannst Du mir bitte das mit der Dingeszahl erklaeren?

gefunden hab ich: http://de.wikipedia.org/wiki/Bodensch%C3%A4tzung
Sand (mineralische Hauptbodenart) unter 10
anlehmiger Sand 10 bis unter 14
lehmiger Sand 14 bis unter 19
stark lehmiger Sand 19 bis unter 24
sandiger Lehm 24 bis unter 30
Lehm (mineralische Hauptbodenart)30 bis unter 45
schwerer Lehm 45 bis unter 60
Ton (mineralische Hauptbodenart) 60 und mehr
Moor (organogene Hauptbodenart) 0

oder http://de.wikipedia.org/wiki/Bodenwertzahl
Sand 0 - 11
sandiger Lehm 11 - 30
schwerer bis toniger Lehm 31 - 50
Lehm, teilweise mit Lössauflage 51 - 70
Lehm mit Lössauflagen 71 - 90
Löss 91 -100


aus Sand Lehm machen geht nicht, kannst ja nicht jedes einzelne Sandkorn kleinhacken und glattschleifen
aber Bodenverbesserung ist keine Hexenkunst, das kann ich sogar ohne Nummern, und ohne Traktor


die Frage ist doch wohl eher wieviel Land? wie bewirtschaften? was anbauen?
wieviel Erfahrung darin 'einen vernünftigen Garten mit Obstbäumen, Gemüse und allem hochzuziehen' hast Du?
wieviel Geduld hast Du?

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