Von der Lagerhausruine zum Offenen Wohnhaus

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Bhanta
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Von der Lagerhausruine zum Offenen Wohnhaus

#1

Beitrag von Bhanta » Fr 22. Mär 2013, 15:46

Bei Nacht
Bei Nacht
38finish.jpg (53.62 KiB) 2331 mal betrachtet
Altes unbenutztes Lagerhaus
Altes unbenutztes Lagerhaus
2oldsubstance.jpg (49.86 KiB) 2331 mal betrachtet
...und die 20 Tage dazwischen sind hier auf Handy-Fotos zu sehen: https://vimeo.com/62403756

Am Anfang war da das alte Haus, das als Lager fuer alles moegliche diente. Nach Bau des neuen Lagers wollten wir eigentlich das alte einebnen...Ueberlegten es uns aber doch anders. Ein Experiment sollte es werden: bereits vorhandene Ressourcen sollten ein neues Gebilde werden, das nuetzlich und ansehnlich zugleich ist: der in Massen wachsende Bambus (bis 15 Meter hoch und grade gewachsen, bis 20 cm Durchmesser und bis 2,5 cm Wandstaerke) und Teile des alten Fundaments und Wandsegmente. Die grossen Probleme waren die Bambusversiegelung( aehnlich Holzwurmschutz), Sproedigkeit des Materials und die Uebergaenge von Zementpfosten/Bambus ohne Stabilitaetseinbusse. Ich weiss nicht mehr, wieviele Bambussplitter wir in den Fingern hatten, es waren jedenfalls Unmengen, but anyway. Das Ziel, ganz ohne Stahlbolzen auszukommen, gaben wir schnell wieder auf, haben uns aber darauf beschraenkt, nur Bolzen in der Dach- und 2.Ebene-Konstruktion zu verwenden. Bis jetzt (nach gut 2 Jahren) hat das Gebaeude ohne Schaden ueberstanden und wir sind einige Erfahrungen in Statik und Holzbau reicher.LG, Bhanta.
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Spencer
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Re: Von der Lagerhausruine zum Offenen Wohnhaus

#2

Beitrag von Spencer » Fr 22. Mär 2013, 17:03

Jo... sowas von geil !
Solche Experimente möchte ich auch mal machen ;) Bambus ist schon ein feines Material. Wir würden uns ja schon über eine handvoll Dreimeterstücken freuen für die Stangenbohnen. Und Ihr baut mal so nebenbei ganze "Häuser" damit.

Hat Dir eigentlich schon mal jemand gesagt, das Du alle Götter die Du kennst danken solltest für das Leben was Du führen darfst ? Man könnte fast neidisch werden, aber Neid kennen wir ja hier nicht, sondern freuen uns mit Dir :daumen:

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Bhanta
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Re: Von der Lagerhausruine zum Offenen Wohnhaus

#3

Beitrag von Bhanta » Fr 22. Mär 2013, 18:00

@Spencer. Das hast du ganz lieb gesagt, danke :) . AABBEERR, 1.braucht Bambus eine riesige Bodenflaeche: ein cluster von ca. 10 Stangen a 10 Meter Hoehe haben ein Wurzelumfang von 10 Metern! und gehen 5 Meter in die Tiefe. Ausser Ingwer kannst du auf dieser Flaeche nichts weiteres anbauen. Aber viele Bauern kommen zu uns und ernten Bambus fuer ihre Gemueserankhilfen: 10 Stangen Bambus (nicht den d.jasper!) a 3 Meter Laenge und 3 cm Durchmesse fuer zusammen 200Baht ( 5Euro).
Und das mit dem "den Goettern danken" ist so eine Sache. Ich habe gar keine Goetter/Gott, hoechstens den guten alten Buddha, dem ich oefter zuwinke... ;)
Das schoene Land, ja, ein land mit tausend Facetten aber, und es nicht immer leicht zu erkennen, welches Facettenplaettchen dir gerade mit seinem Leuchten den Weg weisen will...Das Wissen darueber braucht vor allem Ausdauer und Beharrlichkeit - wie ueberall auf der Welt, denke ich. Am meisten sage ich Dank meiner Frau, die mich so einfuehlsam und ueber Jahre hinweg in die Thailaend. Ansichten/Sichtweisen und deren Hintergruende eingewiesen hat. Ist es doch hier eine voellig andere Welt. Und zum anderen meiner Hartnaeckigkeit, Deutsche Verhaltensmuster abzulegen, denn mit dem Deutschen Perfektionismus und der einhergehenden Starre, dem Streben nach Wohlstand und gesellschaftlicher Sicherheit (bitte nicht als Kritik auffassen), waere ich hier keine 3 Jahre alt geworden. Nicht zuletzt spielen auch Glueck, eine gehoerige Portion Arbeit und die Chance, seinen Lebensstandard wirklich selber festzulegen, ohne dass einem der Normen-/Gesetze-Wust mit Steinen den Weg verbaut.
Bedenke, hier gibt es keinerlei Rentenansprueche, keine Versicherung (nach Deutschem Niveau), keine andere Altersvorsorge als die eigene Familie. Dieses Prinzip funktioniert hier schon seit 2000 Jahren. Kaum einer der 67 Mio Thais faellt so durch irgendwelche Maschen im Netz der Gesellschaft und landet auf der Strasse oder in relativer Armut. Nur ich habe keine hier verwurzelte Familie mit ueber Generationen weitergegebenen Laendereien oder auch nur einen Hauch davon. Ich kann nicht aus den Weisheiten und Erfahrungen der "Alten" in der Familie schoepfen. Ich werde mir also auch weiterhin meine eigene Philosophie basteln und mir die Freiheit nehmen, real selbst meines Glueckes oder Unglueckes Schmied zu sein.
Darauf wuerde ich jetzt mit euch trinken - aber, da Nichttrinker, nur einen Saft... :) LG, Bhanta.
P.S.: uebrigens haben wir vor einigen Monaten unsere ersten Lehmbauten errichtet: eigener Lehm, eigene Ziegel-Sonnentrocknung, eigene bittere Erfahrungen... :pfeif:
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Reisende
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Re: Von der Lagerhausruine zum Offenen Wohnhaus

#4

Beitrag von Reisende » Fr 22. Mär 2013, 20:12

Wow das sieht wirklich phantastisch aus. Und das in nur 20 Tagen?!? Respekt! :)
da ich laktose und gluten hervorragend vertrage, leiste ich mir als ausgleich dafür einige intoleranzen im zwischenmenschlichen bereich.

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Bhanta
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Re: Von der Lagerhausruine zum Offenen Wohnhaus

#5

Beitrag von Bhanta » Fr 22. Mär 2013, 21:28

@Reisende, Danke. Aber die meisten Waende blieben ja stehen und das Fundament war voellig in Ordnung. Die laengste Zeit uebrigens wurde fuer die Verkuerzung und Aenderung der alten Betonpfeiler benoetigt.
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Re: Von der Lagerhausruine zum Offenen Wohnhaus

#6

Beitrag von Bhanta » Mo 8. Apr 2013, 19:57

Hier noch einmal ein Beispiel fuer die simple Verbesserung des Wohnraumes einer Kleinstfamilie (der Akha's), die auf unseren Grund zogen. Ihnen mussten wir schnellstens irgendwie weiterhelfen, denn so, wie sie sich eingerichtet hatten, ging es ja nun gar nicht mehr! Zumal sie sich jetzt ihr eigenes Gemuese (und mehr) anbauen koennen und auch lernen wollten, mit vorhandenen und kargen Mitteln besseres bauen zu koennen. Gesagt und halb getan, entstanden zwei winzige neue Huetten (1 f. mama+papa und 1 f. Kleinkind) aus Lehm und Bambus...
vorher:
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Re: Von der Lagerhausruine zum Offenen Wohnhaus

#7

Beitrag von Bhanta » Mo 8. Apr 2013, 19:59

nachher:
BambooClay.jpg
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LG, Bhanta.
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Re: Von der Lagerhausruine zum Offenen Wohnhaus

#8

Beitrag von fuxi » Mi 10. Apr 2013, 14:03

Beeindruckende Bilder, die du hier zeigst :daumen:
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Andvari

Re: Von der Lagerhausruine zum Offenen Wohnhaus

#9

Beitrag von Andvari » Mi 10. Apr 2013, 14:23

Tolle Bilder, und wirklich beeindruckende Projekte! Die Bambus-Bauten sehen einfach toll aus, das Material ist wirklich faszinierend und handwerklich hast Du ja eine Menge auf dem Kasten, Respekt!

Bei den Hütten verstehe ich aber das Konzept mit der getrennten Hütte fürs Kleinkind nicht ganz - schläft und lebt der oder die Kleine tatsächlich in einer komplett eigenen Hütte und nicht direkt bei Mama und Papa?

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Re: Von der Lagerhausruine zum Offenen Wohnhaus

#10

Beitrag von Gesegnete Erde » Mi 10. Apr 2013, 14:33

Ja Bhanta,

Bambus ist ein sehr vielfältig nutzbares Baumaterial und Du lebst in einer Kultur, für die der Umgang mit Bambus eine ganz lange Tradition hat.
Sehr schön, Dein offenes Haus!
Mich interessiert, wie ihr den Bambus konserviert und ob Du Anleitungen weißt, die die Verbindungen von Bambus beschreiben.
Und, mit was habt ihr das Dach gedeckt? Es scheint ein bestimmtes Gras zu sein.

LG
Michael
Alles, was ist, ist gut, weil es ist.

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