Mein Avalon
Mein Avalon
Avalon ist nicht nur die Insel im Nebel, die im Nebel versunkene, es ist auch die Insel der Apfelbäume, mithin der Äpfel. In Avalon dürfen die Äpfel gegessen werden. Das unterscheidet diese Insel von manchen anderen Orten. Mein Avalon, meine Insel der Äpfel, fand ich im April des Jahres, in dem in Japan ein mächtiges Erdbeben einen Atomreaktor zum Strahlen brachte. Vielleicht ist gerade dieses Jahr das richtige Jahr gewesen, um die Insel der Äpfel zu finden. Es war an der Zeit.
Nun ist mein Avalon keine Insel in einem Meer, es ist eine Insel am Rande der Stadt, ich muss drei Eisenbahn- und eine Autobahnbrücke unterqueren, um dorthin zu gelangen. Wenn ich Ausschau halte, zum Beispiel nach Osten, dann erblicke ich einige hohe Windrotoren zur Stromerzeugung, die auf einem renaturierten Müllberg stehen und bei schwachem Wind träge vor sich hin drehen. Nachts lassen sie rote Lichter aufblitzen, in rhythmischen Abständen. In manchen Nächten finde ich das schön.
Wenn ich nicht in meine Tätigkeiten vertieft bin, höre ich ein stetes Rauschen, mal leis und sanft im Hintergrund, mal aufdringlich und fordernd, dass es mich drängt, mich in mein klein Häuschen zu verziehen. Ob laut oder leise, das hat der Wind in seiner Hand, kommt er eher von Süden, dann eben laut. Das ist nicht das Rauschen des nahen Meeres, wie es sich für eine anständige Insel gehören würde, es ist das Rauschen der nahen Autobahn.
Begebe ich mich von meiner Insel Richtung Norden, dann komme ich nach verhältnismäßig kurzer Zeit an eine Hochspannungsleitung, die sehr hoch ist und manchmal etwas Bedrohliches an sich hat, zum Beispiel, wenn sie bei einer hohen Luftfeuchtigkeit ein stets Brummen und elektrisches Summen von sich gibt, deutlich hörbar. Es scheint dann die Luft zu knistern, und ich bekomme ein Ziehen im Kopf, das sich so anfühlt, wie ich mir Migräne vorstelle, wenn ich welche hätte.
Hinter der Hochspannungsleitung, nur einige Schritte weiter, kommt ein Kanal, der den bezeichnenden Namen Maschinenfleet hat. Schnurgerade zieht er sich durch die Marschen, wunderbar gekleidet bis fast zu Kanalmitte mit Teichmummeln und Teichrosen. Ich habe bei meinen Wanderungen an diesem Fleet schon einige Male den Fröschen gelauscht.
Die Bewohnerinnen und Bewohner der Inseln um mich herum sind denn auch keine Feen, Meerwesen, Merline, es sind meist Arbeiterfrauen und Arbeiter aus Walle und Gröpelingen. Auch sie haben sich hier ihre Inseln geschaffen, ihre Gartenzwergidyllen, ihre Kartoffeläcker, ihre grünen Inseln, ihre Kleinstaaten, wo sie selbst regieren. Größtenteils jedenfalls, denn etwas hat auch der Vereinsvorstand mitzuregieren.
Woher weiß ich nun, dass es Avalon ist, was mir geschenkt wurde? Es sind die Apfelbäume. Die haben es mir erzählt. Auf meiner Insel sind elf Obstbäume: Eine frühe Zwetschge, eine späte Zwetschge, eine japanische Birne, Nashi, glaube ich, heißen die, und acht Apfelbäume.
Kurz nach dem ich meiner Insel begegnete, oder sie mir, oder wir uns, es war noch April, die Apfelbäume blühten freudig, fand ich auf dem Flohmarkt an der Weserpromenade, richtiger gesagt, nach dem Flohmarkt, ein zurückgelassenes Bild in einem schlichten hölzernen Rahmen hinter Glas. Es war ein gezeichneter Apfelzweig mit Blättern und Blüten, es waren die Blüten meines neuen Gartens auf dieser Zeichnung. Signiert ist es mit G. O 1946, was mich sehr berührte: Entstanden ist dieses kleine Kunstwerk im ersten Frühling nach dem großen Krieg.
Ich meine nicht, dass das ein Zeichen war, oder ein Omen, oder ein Symbol für irgendwas, all diese Worte sind unzulängliche Bezeichnungen für einen Vorgang, in dem sich im richtigen Moment das Richtige findet. Es ist der Augenblick, in dem dir die Göttin zuzwinkert, wo dir die Welt sagt, es ist alles okay, es ist alles wie es ist. Und du zwinkerst zurück und lächelst und sagst: Ja, es ist alles okay, es ist alles wie es ist. So kommen die Dinge zu dir. Es gibt diese Augenblicke, wo du weißt. Augenblicke der Weisheit. Es war der Augenblick, in dem ich wusste, dass ich mein Avalon gefunden hatte.
http://dingefinder.blogspot.de/2011/12/ ... -none.html
Nun ist mein Avalon keine Insel in einem Meer, es ist eine Insel am Rande der Stadt, ich muss drei Eisenbahn- und eine Autobahnbrücke unterqueren, um dorthin zu gelangen. Wenn ich Ausschau halte, zum Beispiel nach Osten, dann erblicke ich einige hohe Windrotoren zur Stromerzeugung, die auf einem renaturierten Müllberg stehen und bei schwachem Wind träge vor sich hin drehen. Nachts lassen sie rote Lichter aufblitzen, in rhythmischen Abständen. In manchen Nächten finde ich das schön.
Wenn ich nicht in meine Tätigkeiten vertieft bin, höre ich ein stetes Rauschen, mal leis und sanft im Hintergrund, mal aufdringlich und fordernd, dass es mich drängt, mich in mein klein Häuschen zu verziehen. Ob laut oder leise, das hat der Wind in seiner Hand, kommt er eher von Süden, dann eben laut. Das ist nicht das Rauschen des nahen Meeres, wie es sich für eine anständige Insel gehören würde, es ist das Rauschen der nahen Autobahn.
Begebe ich mich von meiner Insel Richtung Norden, dann komme ich nach verhältnismäßig kurzer Zeit an eine Hochspannungsleitung, die sehr hoch ist und manchmal etwas Bedrohliches an sich hat, zum Beispiel, wenn sie bei einer hohen Luftfeuchtigkeit ein stets Brummen und elektrisches Summen von sich gibt, deutlich hörbar. Es scheint dann die Luft zu knistern, und ich bekomme ein Ziehen im Kopf, das sich so anfühlt, wie ich mir Migräne vorstelle, wenn ich welche hätte.
Hinter der Hochspannungsleitung, nur einige Schritte weiter, kommt ein Kanal, der den bezeichnenden Namen Maschinenfleet hat. Schnurgerade zieht er sich durch die Marschen, wunderbar gekleidet bis fast zu Kanalmitte mit Teichmummeln und Teichrosen. Ich habe bei meinen Wanderungen an diesem Fleet schon einige Male den Fröschen gelauscht.
Die Bewohnerinnen und Bewohner der Inseln um mich herum sind denn auch keine Feen, Meerwesen, Merline, es sind meist Arbeiterfrauen und Arbeiter aus Walle und Gröpelingen. Auch sie haben sich hier ihre Inseln geschaffen, ihre Gartenzwergidyllen, ihre Kartoffeläcker, ihre grünen Inseln, ihre Kleinstaaten, wo sie selbst regieren. Größtenteils jedenfalls, denn etwas hat auch der Vereinsvorstand mitzuregieren.
Woher weiß ich nun, dass es Avalon ist, was mir geschenkt wurde? Es sind die Apfelbäume. Die haben es mir erzählt. Auf meiner Insel sind elf Obstbäume: Eine frühe Zwetschge, eine späte Zwetschge, eine japanische Birne, Nashi, glaube ich, heißen die, und acht Apfelbäume.
Kurz nach dem ich meiner Insel begegnete, oder sie mir, oder wir uns, es war noch April, die Apfelbäume blühten freudig, fand ich auf dem Flohmarkt an der Weserpromenade, richtiger gesagt, nach dem Flohmarkt, ein zurückgelassenes Bild in einem schlichten hölzernen Rahmen hinter Glas. Es war ein gezeichneter Apfelzweig mit Blättern und Blüten, es waren die Blüten meines neuen Gartens auf dieser Zeichnung. Signiert ist es mit G. O 1946, was mich sehr berührte: Entstanden ist dieses kleine Kunstwerk im ersten Frühling nach dem großen Krieg.
Ich meine nicht, dass das ein Zeichen war, oder ein Omen, oder ein Symbol für irgendwas, all diese Worte sind unzulängliche Bezeichnungen für einen Vorgang, in dem sich im richtigen Moment das Richtige findet. Es ist der Augenblick, in dem dir die Göttin zuzwinkert, wo dir die Welt sagt, es ist alles okay, es ist alles wie es ist. Und du zwinkerst zurück und lächelst und sagst: Ja, es ist alles okay, es ist alles wie es ist. So kommen die Dinge zu dir. Es gibt diese Augenblicke, wo du weißt. Augenblicke der Weisheit. Es war der Augenblick, in dem ich wusste, dass ich mein Avalon gefunden hatte.
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- Spencer
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- Registriert: Di 11. Sep 2012, 11:30
- Wohnort: pommersches Dorf, slawischen Ursprungs
Re: Mein Avalon
Hab kein "Klatschesmilie" gefunden, dann nehm ich mal den hier.
Schön geschrieben....

Schön geschrieben....
Re: Mein Avalon
@ Spencer, vielen Dank.
Hier etwas aus meiner Geschichte:
Der Große Weg hat kein Tor. . .
. . so hieß das Buch, welches ich von einer guten Freundin anlässlich unseres Einzugs in ein Bauernhaus zusammen mit Freundinnen und Freunden geschenkt bekam. Das war Mitte der achtziger in Ostfriesland, unser Landprojekt sollte später den Namen "Arbeitsgemeinschaft Moorhof" bekommen.
Der Autor dieses Buches ist ein Japaner namens Masanobu Fukuoka, und schildert den Weg dieses Bauernsohnes hin zu einer Landbaumethode, die er "Nicht-Tun-Anbau" nennt. In seiner Schlichtheit und Geradlinigkeit war diese Anbaumethode für mich sehr inspirierend, besonders da ich selbst stark von Laotses Schriften beeinflusst war, und vieles davon, praktisch angewendet, bei Fukuoka wiederfand.
So machten wir geborenen Stadtkinder uns auf den Weg, Getreideanbau zu erlernen. Wir wollten auch eine ähnliche Anbauweise entwickeln wie unser japanisches Vorbild, ohne Pflügen und in Handarbeit. Experimentieren konnten wir auf einem Hektar Acker und einem Stück Land nahe einem Waldstreifen, wo wir eine mehrjähige Roggenart anbauten, den Johannis- oder Waldstaudenroggen.
Als ich einen Bauern sah, der noch in althergebrachter Weise sein Korn mit der Sense erntete, war ich Feuer und Flamme und bot mich an, ihm zu helfen. Erstaunt und erfreut wurde mein Ansinnen aufgenommen, und das Erlernen der Getreideernte von Hand machte mich selbstbewusster. Nun ging das Vorbereiten des Ackers nicht ohne Pflügen ab, wir hatten einen kleinen, leichten Traktor, der auf dem Moorboden, den wir bewirtschafteten, nicht einsank, und an den wir einen Einschar-Gestellpflug hängten, mit dem wir unseren neuen Acker vorbereiteten. Das Einsäen ließen wir uns wieder von dem alten Bauern zeigen, es dauerte etwas, bis der richtige Schwung da war und die Körner gleichmäßig fielen.
Doch wir konnten im darauf folgenden Jahr unseren Roggen ernten. Ich hatte mir mittlerweile eine Windfege, "Stovmöhl", besorgt, mit der wir nach dem Dreschen das Korn reinigen konnten, und es gab erstes eigenes Roggenbrot. nach diesem Erfolg wollten wir uns tiefer in Fukuokas Anbauweise einarbeiten, doch leider mussten wir im Folgejahr den Hof abgeben. Der Besitzer war verstorben und die Erbengemeinschaft kündigte den Pachtvertrag. Uns verteilte es in alle Winde.
Später, nach einer Zeit als wandernder Gärtner, die mich durch Höfe und Projekte im In- und Ausland führte, lernte ich, dass Fuluokas Methode eben. . . Fukuokas Methode war. Dass der große Weg eben wirklich kein Tor hat, und Nachahmen kein Weg ist, der für mich beschreitbar war. Ich musste und ich durfte meinen eigenen Weg in den Garten finden, und der ist entschieden ein gärtnerischer. Von Fukuokas Methode ist da wenig zu finden. Von Fukuokas Geist sehr viel. Und so hat auch mein Gartenweg kein Tor. . .
Bilder gibt es hier: http://dingefinder.blogspot.de/2012/04/ ... n-tor.html
Hier etwas aus meiner Geschichte:
Der Große Weg hat kein Tor. . .
. . so hieß das Buch, welches ich von einer guten Freundin anlässlich unseres Einzugs in ein Bauernhaus zusammen mit Freundinnen und Freunden geschenkt bekam. Das war Mitte der achtziger in Ostfriesland, unser Landprojekt sollte später den Namen "Arbeitsgemeinschaft Moorhof" bekommen.
Der Autor dieses Buches ist ein Japaner namens Masanobu Fukuoka, und schildert den Weg dieses Bauernsohnes hin zu einer Landbaumethode, die er "Nicht-Tun-Anbau" nennt. In seiner Schlichtheit und Geradlinigkeit war diese Anbaumethode für mich sehr inspirierend, besonders da ich selbst stark von Laotses Schriften beeinflusst war, und vieles davon, praktisch angewendet, bei Fukuoka wiederfand.
So machten wir geborenen Stadtkinder uns auf den Weg, Getreideanbau zu erlernen. Wir wollten auch eine ähnliche Anbauweise entwickeln wie unser japanisches Vorbild, ohne Pflügen und in Handarbeit. Experimentieren konnten wir auf einem Hektar Acker und einem Stück Land nahe einem Waldstreifen, wo wir eine mehrjähige Roggenart anbauten, den Johannis- oder Waldstaudenroggen.
Als ich einen Bauern sah, der noch in althergebrachter Weise sein Korn mit der Sense erntete, war ich Feuer und Flamme und bot mich an, ihm zu helfen. Erstaunt und erfreut wurde mein Ansinnen aufgenommen, und das Erlernen der Getreideernte von Hand machte mich selbstbewusster. Nun ging das Vorbereiten des Ackers nicht ohne Pflügen ab, wir hatten einen kleinen, leichten Traktor, der auf dem Moorboden, den wir bewirtschafteten, nicht einsank, und an den wir einen Einschar-Gestellpflug hängten, mit dem wir unseren neuen Acker vorbereiteten. Das Einsäen ließen wir uns wieder von dem alten Bauern zeigen, es dauerte etwas, bis der richtige Schwung da war und die Körner gleichmäßig fielen.
Doch wir konnten im darauf folgenden Jahr unseren Roggen ernten. Ich hatte mir mittlerweile eine Windfege, "Stovmöhl", besorgt, mit der wir nach dem Dreschen das Korn reinigen konnten, und es gab erstes eigenes Roggenbrot. nach diesem Erfolg wollten wir uns tiefer in Fukuokas Anbauweise einarbeiten, doch leider mussten wir im Folgejahr den Hof abgeben. Der Besitzer war verstorben und die Erbengemeinschaft kündigte den Pachtvertrag. Uns verteilte es in alle Winde.
Später, nach einer Zeit als wandernder Gärtner, die mich durch Höfe und Projekte im In- und Ausland führte, lernte ich, dass Fuluokas Methode eben. . . Fukuokas Methode war. Dass der große Weg eben wirklich kein Tor hat, und Nachahmen kein Weg ist, der für mich beschreitbar war. Ich musste und ich durfte meinen eigenen Weg in den Garten finden, und der ist entschieden ein gärtnerischer. Von Fukuokas Methode ist da wenig zu finden. Von Fukuokas Geist sehr viel. Und so hat auch mein Gartenweg kein Tor. . .
Bilder gibt es hier: http://dingefinder.blogspot.de/2012/04/ ... n-tor.html
Re: Mein Avalon
Als ich im April 2011 zur Osterzeit in meinem Avalon landete, wusste ich noch nicht so recht, wohin die Reise gehen sollte. Als Dissident vom Lande, ich kam gerade von einem gescheitertem Landprojekt im Umfeld Bremens, dort war die Finanzlast des Kaufobjektes zu hoch, und so musste verkauft werden, war ich erst einmal verunsichert, wieder in der Stadt gelandet zu sein. Zu weit von Bremen konnte ich mich wegen meines Sohnes nicht entfernen. durch meine neue Tätigkeit im Nachbarschaftshaus in Gröpelingen lernte ich Rolf kennen, den ich von seinem Nachmittagsdienst ablöste. Wir hatten so jeden Mittwoch Zeit für einen Klönschnack. Rolf ist der Vorsitzende des Kleingartenvereines, wo ich schließelich landen sollte. Ich fragte ihn nach einer Parzelle mit Häuschen, die ich abarbeiten könne, und siehe da, das war möglich. Ostersamstag trafen wir uns im Parzellengebiet. Ich hatte mir schon vorher mit meiner Liebsten die zur Debatte stehenden Parzellen angeschaut, doch einige davon waren vom Weg aus nicht einsehbar. Mit Rolf gingen wir dann unsere Tour "Da gibt es auch noch eins, und da", das war es aber alles nicht. Schließlich kamen wir zu einer Parzelle, die von zwei Leerparzellen eingerahmt war, mit hohem Baumbestand und mehreren Obstbäumen darauf. Hinten, sozusagen im Buschwerk versteckt, befand sich ein kleines Holzhaus. Mir war sofort klar: Das ist es! Und merkwürdigerweise hatte Rolf genau von diesem Häuschen den Schlüssel dabei. (Mir war in diesem Moment sofort klar, dass er mich von Anfan an auf dieser Parzelle haben wollte, das Schlitzohr).
Hier gibt es neben den drei Parzellen des Gemeinschaftsgartens, der sich aus der ersten Begegnung entwickelt hatte, noch mehrere Parzellen mit kleinen Häuschen darauf, die neuer Besitzerinnen und Besitzer harren, teilweise mit ähnlich großen Grundstücken (700 qm) wie unseres. Wir entwickeln hier gerade den Plan zu einem Modell einer Künstler-Selbstversorger-Gemeinschaft, jede/r dieser verkauzten Typen hat zur Not sein eigenes KleinHäuschen, jedoch hilft man sich gegenseitig. Und es wird ein Gemeinschaftshaus geben, neben dem Vereinsheim. Zum einen wird gerade vom Verein aus ein Antrag zur Finanzierung eines Gemeinschaftsgewächshauses gestellt, welches neben der Gemüseanzucht unter Glas auch als Treffpunkt dienen soll, zum anderen wird über kurz oder lang eines der letzten wilhelm-Kaisen-Häuser des Vereines frei. Wilehlm-Kaisen-Haus-Bewohner haben Wohnrecht auf Lebenszeit, doch nach ihrem Auszug müssen diese Häuser abgerissen werden. Sie sind ein Relikt der Nachkriegszeit und den Stadt"vätern" ein Dorn im Auge, warum auch immer. Dieses nun wird bestehen bleiben, da der Verein es als Vereinsheim nutzen möchte. Damit werden die Blockhäuser und Schuppen, welche diese Funktion ausüben, frei, und da sie in direkter Nachbarschaft zum Laubenpieperhotel, zum Gemeinschaftsgarten und zum geplanten Gemeinschaftsgewächshaus liegt, liegt es auf der Hand, dort die Gemeinschaftswirtschaftsküche mit Apfelpresse etc. einzurichten.
Heute hatte ich die Anfrage einer lieben Freundin aus Göttingen, ob sie sich nicht eines der freistehenden Häuschen mit Parzelle kaufen könne, sozusagen als Kapitalanlage. Und als ferienwohnung und als Notsitz, wenn es mal gar nix mehr zu beißen gibt. Das geht. Und leer stehen wird es auch nicht, denn ich suche schon seit einiger Zeit nach einer Möglichkeit, noch ein weiteres Häuschen für durchreisende Mithelfende etc. zu pachten.
Ich bin gespannt, wie die Entwicklung hier laufen wird.
Hier gibt es neben den drei Parzellen des Gemeinschaftsgartens, der sich aus der ersten Begegnung entwickelt hatte, noch mehrere Parzellen mit kleinen Häuschen darauf, die neuer Besitzerinnen und Besitzer harren, teilweise mit ähnlich großen Grundstücken (700 qm) wie unseres. Wir entwickeln hier gerade den Plan zu einem Modell einer Künstler-Selbstversorger-Gemeinschaft, jede/r dieser verkauzten Typen hat zur Not sein eigenes KleinHäuschen, jedoch hilft man sich gegenseitig. Und es wird ein Gemeinschaftshaus geben, neben dem Vereinsheim. Zum einen wird gerade vom Verein aus ein Antrag zur Finanzierung eines Gemeinschaftsgewächshauses gestellt, welches neben der Gemüseanzucht unter Glas auch als Treffpunkt dienen soll, zum anderen wird über kurz oder lang eines der letzten wilhelm-Kaisen-Häuser des Vereines frei. Wilehlm-Kaisen-Haus-Bewohner haben Wohnrecht auf Lebenszeit, doch nach ihrem Auszug müssen diese Häuser abgerissen werden. Sie sind ein Relikt der Nachkriegszeit und den Stadt"vätern" ein Dorn im Auge, warum auch immer. Dieses nun wird bestehen bleiben, da der Verein es als Vereinsheim nutzen möchte. Damit werden die Blockhäuser und Schuppen, welche diese Funktion ausüben, frei, und da sie in direkter Nachbarschaft zum Laubenpieperhotel, zum Gemeinschaftsgarten und zum geplanten Gemeinschaftsgewächshaus liegt, liegt es auf der Hand, dort die Gemeinschaftswirtschaftsküche mit Apfelpresse etc. einzurichten.
Heute hatte ich die Anfrage einer lieben Freundin aus Göttingen, ob sie sich nicht eines der freistehenden Häuschen mit Parzelle kaufen könne, sozusagen als Kapitalanlage. Und als ferienwohnung und als Notsitz, wenn es mal gar nix mehr zu beißen gibt. Das geht. Und leer stehen wird es auch nicht, denn ich suche schon seit einiger Zeit nach einer Möglichkeit, noch ein weiteres Häuschen für durchreisende Mithelfende etc. zu pachten.
Ich bin gespannt, wie die Entwicklung hier laufen wird.
- Spencer
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- Wohnort: pommersches Dorf, slawischen Ursprungs
Re: Mein Avalon
Gute Idee....Wir entwickeln hier gerade den Plan zu einem Modell einer Künstler-Selbstversorger-Gemeinschaft, jede/r dieser verkauzten Typen hat zur Not sein eigenes KleinHäuschen, jedoch hilft man sich gegenseitig

Re: Mein Avalon
hallo jörg,
wenn ihr das hinbekommt...glückwunsch. ich komme ja auch aus bremen und mir ist die kaisenhausproblematik bekannt.
vor ein paar jahren ist ein, mir bekannter künstler auch in , wahrscheinlich, eurer kleingartengebiet gezogen.
gut, daß du mit dem vereinsvorsitzenden gut kannst.
ich drücke euch die daumen. leider wurden ja schon viel zu viele kaisenhäuser abgerissen.
wenn ihr das hinbekommt...glückwunsch. ich komme ja auch aus bremen und mir ist die kaisenhausproblematik bekannt.
vor ein paar jahren ist ein, mir bekannter künstler auch in , wahrscheinlich, eurer kleingartengebiet gezogen.
gut, daß du mit dem vereinsvorsitzenden gut kannst.
ich drücke euch die daumen. leider wurden ja schon viel zu viele kaisenhäuser abgerissen.
Re: Mein Avalon
@ moorhexe
Das mit dem Kaisenhäsuchen werden wir wohl hinbekommen. Unser Vereinsvorsitzender ist ein Fuchs. Der sitzt in allen möglichen Gremien, Bauausschuss usw.
Wir treffen uns ja jeden Mittwoch, wenn ich seine Schicht im Nachbarschaftshaus übernehme. Dabei beratschen wir alles mögliche. Heute ist ja wieder Mittwoch, und so saßen wir wieder zusammen. Er wird mich dieses Jahr für die Fachberaterausbildung anmelden, ich bin ja auch gelernter Gärtner, das passt schon, und dann hab ich in ein/zwei Jahren eine Vorstandsfunktion, eine, die nicht so nervig ist, wie z. B. Kassenwart. Solche Dinge sind schon wichtig.
Es gibt hier noch einige freie Parzellenhäuschen, die günstig bis umsaonst (gegen Arbeit) abgegeben werden können. Die werden sonst über kurz oder lang abgerissen, aus Kostengründen. Doch der Vorstand ist da wirklich nicht wild drauf. Also wird noch gewartet. Heute hatte ich eine Anfrage aus Göttingen von einer Heilpraktikerin und Künstlerin.
Man braucht halt eine Meldeadresse und offiziell darf auch nicht in den Parzellenhäuschen gewohnt werden. Doch hier wird auch im Winter immer eine Wasserstelle offen gehalten ;-) Und die Vereinsmitglieder sind über jeden dankbar, der oder die auch im Winter draußen ist, das mindert die Einbruchsgefahr.
Also: Hier ist wirklich einiges möglich, was so in anderen Kleingartenvereinen nicht möglich wäre.
@ Spencer: ja, das ist spannend. Ich habe ja schon einige Selbstversorgerhof-Encounter hinter mir (z. B. acht Erwachsene und drei Kinder in einem Fehnhaus, dazu Kuh und Ziegen auch noch, im Stall), ich genieße es, ein Häuschen zu haben, welches auch noch meines ist, und ofenbeheizbar, und ich kann die Tür hinter mir zu machen, wenn mir danach iüppchen kochen, ist schon was schönes für eine empfindsame Künstlerseele. Doch in Gemeinschaft leben will ich trotzdem, das war schon immer mein Traum.
Das mit dem Kaisenhäsuchen werden wir wohl hinbekommen. Unser Vereinsvorsitzender ist ein Fuchs. Der sitzt in allen möglichen Gremien, Bauausschuss usw.
Wir treffen uns ja jeden Mittwoch, wenn ich seine Schicht im Nachbarschaftshaus übernehme. Dabei beratschen wir alles mögliche. Heute ist ja wieder Mittwoch, und so saßen wir wieder zusammen. Er wird mich dieses Jahr für die Fachberaterausbildung anmelden, ich bin ja auch gelernter Gärtner, das passt schon, und dann hab ich in ein/zwei Jahren eine Vorstandsfunktion, eine, die nicht so nervig ist, wie z. B. Kassenwart. Solche Dinge sind schon wichtig.
Es gibt hier noch einige freie Parzellenhäuschen, die günstig bis umsaonst (gegen Arbeit) abgegeben werden können. Die werden sonst über kurz oder lang abgerissen, aus Kostengründen. Doch der Vorstand ist da wirklich nicht wild drauf. Also wird noch gewartet. Heute hatte ich eine Anfrage aus Göttingen von einer Heilpraktikerin und Künstlerin.
Man braucht halt eine Meldeadresse und offiziell darf auch nicht in den Parzellenhäuschen gewohnt werden. Doch hier wird auch im Winter immer eine Wasserstelle offen gehalten ;-) Und die Vereinsmitglieder sind über jeden dankbar, der oder die auch im Winter draußen ist, das mindert die Einbruchsgefahr.
Also: Hier ist wirklich einiges möglich, was so in anderen Kleingartenvereinen nicht möglich wäre.
@ Spencer: ja, das ist spannend. Ich habe ja schon einige Selbstversorgerhof-Encounter hinter mir (z. B. acht Erwachsene und drei Kinder in einem Fehnhaus, dazu Kuh und Ziegen auch noch, im Stall), ich genieße es, ein Häuschen zu haben, welches auch noch meines ist, und ofenbeheizbar, und ich kann die Tür hinter mir zu machen, wenn mir danach iüppchen kochen, ist schon was schönes für eine empfindsame Künstlerseele. Doch in Gemeinschaft leben will ich trotzdem, das war schon immer mein Traum.
Re: Mein Avalon
Du schreibst wirklich sehr gut und fesselnd. Das mit deinem Kleingartenverein klingt super. Schade, dass ich am anderen Ende der Republik wohne...
In the world I see you are stalking elk through the damp canyon forests around the ruins of Rockefeller Center.
- Tyler Durden, Fight Club
- Tyler Durden, Fight Club
Re: Mein Avalon
@ kaufnix
Es ist hier kein Idyll. Doch möchte ich eigentlich nichts anderes mehr. In den Gemeinschaften, in denen ich bis dato mitwirkte, waren wir von der Ausrichtung und der Geisteshaltung recht homogen. Was uns nicht daran gehindert hat, uns im Laufe der Zeit ausgiebig zu streiten. Aus diesem Grunde bin ich aus zwei Projekten wieder ausgestiegen. Das andere waren finanzielle Probleme. Das eine Mal verstarb der Besitzer, der uns das Haus und die drei Hektar Land für einen geringen Obulus zur Verfügung gestellt hatte drei Jahre nach Projektbeginn. Die Erbengemeinschaft rückte gleich mit einem Rechtsanwalt an, und da war nichts zu machen. Das andere Mal war es ein finanzielles Verheben mit einem Kaufobjekt. Insofern finde ich diese kleine Lösung mit Parzellenhäuschen als Eigentum sehr angenehm.
Auch finde ich es nicht so bedenklich, dass die Mischung meiner jetzigen Gemeinschaft recht heterogen ist. Der Verein hat ca. 300 Mitglieder. Die Mehrheit sind eingesessene Gröpelinger, mithin Arbeiter. Gröpelingen war ein Bremer Arbeiterviertel, dort wohnten die "vonne Werft". Der Niedergang der Use Akschen hat den gesamten Stadtteil mitgerissen. Die Arbeitslosenquote ist hier sehr hoch, und da Gröpelingen der Stadtteil mit dem geringsten Mietspiegel von Bremen ist, werden hierhin gerne alle "Sozialfälle" "abgeschoben" von Amts wegen. Auch der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund ist sehr hoch.
Das alles speigelt sich auch in der Zusammensetzung der Mitgliedschaft des Vereines. Wie gesagt, die Mehrheit sind alteingesessene Arbeiter, teilweise von Arbeitslosigkeit oder prekären Arbeitsverhältnissen betroffen. Diese Gruppe prägt auch das kulturelle Leben des Vereines. Das zeigt sich auf den Vereinsfesten (Die Musik!!! Pfuuuh!!!) . Immerhin hat der Festausschuss bemerkt, dass es eine große Gruppe muslimischer Mitbürger im Verein gibt, und hat als Schwerpunkt für das obligatorische Sommerfest nicht mehr das Spanferkelessen. Doch wenn der Laternenumzug ist im Herbst, läuft immer noch der Spielmannszug vorneweg. Doch das ist für mich okay, ich habe über sieben Jahres meines Lebens in Baumschulen gearbeitet, dadurch sind mir diese Menatlitäten vertraut. Ich habe Respect vor der Art der Menschen, und die Hilfsbereitschaft untereinander ist wirklich sehr groß.
Zugute zu halten ist, dass der "neue" Vorstand (der ist mittlerweile zwanzig Jahre dabei) zu Beginn seiner Tätigkeit alle Neonazis aus dem Verein ausgeschlossen hat, denn das nahm sichtlich überhand. Es waren damals über vierzig Parzellisten in diesem Verein, und das war nicht mehr zuträglich für ein friedliches Zusammenleben. Es mag noch ein paar geben, doch die verhalten sich unauffällig. Das war damals ein mutiger und auch nicht ungefährlicher Schritt. Andere Vorstände wagen so etwas nicht.
Jetzt entspricht die Zusammensetzung der Mitglieder auch mehr dem Stadtteil, es sind vermehrt türkische und vor allem russlanddeutsche und polnische dazu gekommen, die ihre eigenen Kulturen einbringen, teilweise sich auch in ihrer peer-group verschanzen. Dieses Jahr wollen wir ein Vereinsfest gestalten, wo alle Kulturen ihre eigenen Speisen mitbringen und darüber berichten. Sehr positiv zu bemerken ist, dass diese Menschen der Selbstversorgung noch viel näher stehen, dass da der Gemüseanbau noch selbstverständlich ist. Die Gröpelinger Deutschen haben in der Regel Freizeitparzellen. Für mich und andere, die auch gerne eigenes essen, ermöglicht das einen guten Austausch über die fachliche Ebene. Die uns liebsten Nachbarn sind Anna und Wilfried von gegenüber aus Siebenbürgen. Wir sind oft dort, und sie auch bei uns, wir helfen einander, tauschen, und die kurdischen Kinder, mit denen wir hier letztes Jahr ein Kunst- und Gartenprojekt hatten, hat Anna in ihr Herz geschlossen. Die hatten dort offene Gartenpforte, gingen häufig dorthin, und kamen meist mit frischen Weinblättern und so etwas wieder.
Als wir hier anfingen, wirklich aktiv zu werden letztes Jahr, wir hatten über einen Sozialtopf des Stadtteils 9000 € Personalmittel für unser Kinderprojekt "Freche Früchtchen" einwerben können (Hier einmal unser Frühjahrsprogramm vom letzten Jahr: http://dingefinder.blogspot.de/2012/04/ ... tchen.html ), da war die Begeisterung dafür auf der Jahreshauptversammlung groß, doch dann stellte sich etwas ein, was ich als "aktives Ignorieren" bezeichnen würde. Wir wurden mit unseren Beiträgen und Bastelaktionen zu den Kinderfesten zwar sehr gerne gesehen, doch zu uns kam außer Anna und Wilfried niemand. Da war auch Enttäuschung auf beiden Seiten zu spüren. Das ist zum Glück ausgeräumt, was auch wieder an der Vermittlungsarbeit
des Vorstandes lag. Wir können dieses Jahr das Gartenjahr mit wesentlich mehr Rückhalt beginnen. Doch dafür gibt es aus diesem Topf für uns keine Personalmittel mehr, da daraus jetzt das Gemeinsschaftsgewächshaus mitfinanziert werden soll, und pro Träger nur ein Antrag gestellt werden darf. Doch wie es aussieht, springt ein Bildungsträger aus dem Stadtteil ein, zumindest für die Arbeit mit den Kindern. Mit dem hatten wir schon letztes Jahr eng zusammen gearbeitet, und ihm z. B. ein tolles Ferienprogramm geliefert.
Durch meine Tätigkeit im Nachbarschaftshaus in Gröpelingen seit mittlerweile zwei Jahren bin ich im Stadteil gut verortet, habe Kontakte zu den politischen Fraktionen, zu Kultur vor Ort e. V. und anderen Vereinen, die hier bei der Finanzierung von Projekten hilfreich sein können.
Im Verein sind wir "Verkauzten" die absolute Minderheit, es gibt uns (meine Liebste und mich) und einen alten Mann, der sich konsequent von seiner Parzelle ernährt und von den anderen belächelt wird, da er ebenso konsequent nach dem Mond arbeitet. Doch wir werden mehr, denn in unserem Feundeskreis hat sich herum gesprochen, dass es hier viele leere kleine Häuschen gibt.
.
Was das Ganze jedoch trägt ist, dass der Vorstand weiterhin mit Elan am Ziel arbeitet, Selbstversorgung mit Obst und Gemüse möglichst vielen zu ermöglichen und besonders denen, die sowieso wenig haben. Das ist mithin eine direkte Anknüpfung an den ursprünglichen Schrebergartengedanken. In einer modernen Facon
Es ist hier kein Idyll. Doch möchte ich eigentlich nichts anderes mehr. In den Gemeinschaften, in denen ich bis dato mitwirkte, waren wir von der Ausrichtung und der Geisteshaltung recht homogen. Was uns nicht daran gehindert hat, uns im Laufe der Zeit ausgiebig zu streiten. Aus diesem Grunde bin ich aus zwei Projekten wieder ausgestiegen. Das andere waren finanzielle Probleme. Das eine Mal verstarb der Besitzer, der uns das Haus und die drei Hektar Land für einen geringen Obulus zur Verfügung gestellt hatte drei Jahre nach Projektbeginn. Die Erbengemeinschaft rückte gleich mit einem Rechtsanwalt an, und da war nichts zu machen. Das andere Mal war es ein finanzielles Verheben mit einem Kaufobjekt. Insofern finde ich diese kleine Lösung mit Parzellenhäuschen als Eigentum sehr angenehm.
Auch finde ich es nicht so bedenklich, dass die Mischung meiner jetzigen Gemeinschaft recht heterogen ist. Der Verein hat ca. 300 Mitglieder. Die Mehrheit sind eingesessene Gröpelinger, mithin Arbeiter. Gröpelingen war ein Bremer Arbeiterviertel, dort wohnten die "vonne Werft". Der Niedergang der Use Akschen hat den gesamten Stadtteil mitgerissen. Die Arbeitslosenquote ist hier sehr hoch, und da Gröpelingen der Stadtteil mit dem geringsten Mietspiegel von Bremen ist, werden hierhin gerne alle "Sozialfälle" "abgeschoben" von Amts wegen. Auch der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund ist sehr hoch.
Das alles speigelt sich auch in der Zusammensetzung der Mitgliedschaft des Vereines. Wie gesagt, die Mehrheit sind alteingesessene Arbeiter, teilweise von Arbeitslosigkeit oder prekären Arbeitsverhältnissen betroffen. Diese Gruppe prägt auch das kulturelle Leben des Vereines. Das zeigt sich auf den Vereinsfesten (Die Musik!!! Pfuuuh!!!) . Immerhin hat der Festausschuss bemerkt, dass es eine große Gruppe muslimischer Mitbürger im Verein gibt, und hat als Schwerpunkt für das obligatorische Sommerfest nicht mehr das Spanferkelessen. Doch wenn der Laternenumzug ist im Herbst, läuft immer noch der Spielmannszug vorneweg. Doch das ist für mich okay, ich habe über sieben Jahres meines Lebens in Baumschulen gearbeitet, dadurch sind mir diese Menatlitäten vertraut. Ich habe Respect vor der Art der Menschen, und die Hilfsbereitschaft untereinander ist wirklich sehr groß.
Zugute zu halten ist, dass der "neue" Vorstand (der ist mittlerweile zwanzig Jahre dabei) zu Beginn seiner Tätigkeit alle Neonazis aus dem Verein ausgeschlossen hat, denn das nahm sichtlich überhand. Es waren damals über vierzig Parzellisten in diesem Verein, und das war nicht mehr zuträglich für ein friedliches Zusammenleben. Es mag noch ein paar geben, doch die verhalten sich unauffällig. Das war damals ein mutiger und auch nicht ungefährlicher Schritt. Andere Vorstände wagen so etwas nicht.
Jetzt entspricht die Zusammensetzung der Mitglieder auch mehr dem Stadtteil, es sind vermehrt türkische und vor allem russlanddeutsche und polnische dazu gekommen, die ihre eigenen Kulturen einbringen, teilweise sich auch in ihrer peer-group verschanzen. Dieses Jahr wollen wir ein Vereinsfest gestalten, wo alle Kulturen ihre eigenen Speisen mitbringen und darüber berichten. Sehr positiv zu bemerken ist, dass diese Menschen der Selbstversorgung noch viel näher stehen, dass da der Gemüseanbau noch selbstverständlich ist. Die Gröpelinger Deutschen haben in der Regel Freizeitparzellen. Für mich und andere, die auch gerne eigenes essen, ermöglicht das einen guten Austausch über die fachliche Ebene. Die uns liebsten Nachbarn sind Anna und Wilfried von gegenüber aus Siebenbürgen. Wir sind oft dort, und sie auch bei uns, wir helfen einander, tauschen, und die kurdischen Kinder, mit denen wir hier letztes Jahr ein Kunst- und Gartenprojekt hatten, hat Anna in ihr Herz geschlossen. Die hatten dort offene Gartenpforte, gingen häufig dorthin, und kamen meist mit frischen Weinblättern und so etwas wieder.
Als wir hier anfingen, wirklich aktiv zu werden letztes Jahr, wir hatten über einen Sozialtopf des Stadtteils 9000 € Personalmittel für unser Kinderprojekt "Freche Früchtchen" einwerben können (Hier einmal unser Frühjahrsprogramm vom letzten Jahr: http://dingefinder.blogspot.de/2012/04/ ... tchen.html ), da war die Begeisterung dafür auf der Jahreshauptversammlung groß, doch dann stellte sich etwas ein, was ich als "aktives Ignorieren" bezeichnen würde. Wir wurden mit unseren Beiträgen und Bastelaktionen zu den Kinderfesten zwar sehr gerne gesehen, doch zu uns kam außer Anna und Wilfried niemand. Da war auch Enttäuschung auf beiden Seiten zu spüren. Das ist zum Glück ausgeräumt, was auch wieder an der Vermittlungsarbeit
des Vorstandes lag. Wir können dieses Jahr das Gartenjahr mit wesentlich mehr Rückhalt beginnen. Doch dafür gibt es aus diesem Topf für uns keine Personalmittel mehr, da daraus jetzt das Gemeinsschaftsgewächshaus mitfinanziert werden soll, und pro Träger nur ein Antrag gestellt werden darf. Doch wie es aussieht, springt ein Bildungsträger aus dem Stadtteil ein, zumindest für die Arbeit mit den Kindern. Mit dem hatten wir schon letztes Jahr eng zusammen gearbeitet, und ihm z. B. ein tolles Ferienprogramm geliefert.
Durch meine Tätigkeit im Nachbarschaftshaus in Gröpelingen seit mittlerweile zwei Jahren bin ich im Stadteil gut verortet, habe Kontakte zu den politischen Fraktionen, zu Kultur vor Ort e. V. und anderen Vereinen, die hier bei der Finanzierung von Projekten hilfreich sein können.
Im Verein sind wir "Verkauzten" die absolute Minderheit, es gibt uns (meine Liebste und mich) und einen alten Mann, der sich konsequent von seiner Parzelle ernährt und von den anderen belächelt wird, da er ebenso konsequent nach dem Mond arbeitet. Doch wir werden mehr, denn in unserem Feundeskreis hat sich herum gesprochen, dass es hier viele leere kleine Häuschen gibt.
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Was das Ganze jedoch trägt ist, dass der Vorstand weiterhin mit Elan am Ziel arbeitet, Selbstversorgung mit Obst und Gemüse möglichst vielen zu ermöglichen und besonders denen, die sowieso wenig haben. Das ist mithin eine direkte Anknüpfung an den ursprünglichen Schrebergartengedanken. In einer modernen Facon
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Re: Mein Avalon
ich finde das auch echt gut was du da machst.
ich hab mal knapp 2 jahre in bremen gearbeitet und hatte meine wohnung in hemelingen. in deiner bevölkerungsbeschreibung hab ich mich doch sehr wiedergefunden.
was ihr da macht bringt mehr aktive integration als alle plakat- und werbeaktionen zu dem thema zusammen. hut ab!
ich hab mal knapp 2 jahre in bremen gearbeitet und hatte meine wohnung in hemelingen. in deiner bevölkerungsbeschreibung hab ich mich doch sehr wiedergefunden.

was ihr da macht bringt mehr aktive integration als alle plakat- und werbeaktionen zu dem thema zusammen. hut ab!

da ich laktose und gluten hervorragend vertrage, leiste ich mir als ausgleich dafür einige intoleranzen im zwischenmenschlichen bereich.