Das Haus vom Gretchen
Verfasst: So 15. Apr 2012, 17:52
Hallo liebe Foris,
im Dezember habe ich ein Haus gekauft. Das Haus vom Gretchen. Sie war 89 geworden, die Margarethe, und bis auf die letzten 2 oder 3 Jahre noch rüstig und unermüdlich im Garten tätig. Ich kannte sie nicht, die Nachbarn haben mir von ihr erzählt - und die Postbotin. Man hat sie geliebt hier in dem kleinen Dorf. Sie hatte ein offenes Haus und ein weites Herz. Dabei war sie eine energische Frau und nicht zimperlich. Oft wohl traf man sich bei ihr zum Kaffeetrinken und für ein Schwätzchen. Wer ihr etwas half, musste es nie umsonst tun (obwohl es jeder der Nachbarn auch so gerne für sie tat). Ihr Haus hat sie der Lebenshilfe vererbt, anderen Besitz und ihr Erspartes (das reichlich war) an zwei andere soziale Einrichtungen. Sie hat ihre Dinge beizeiten geordnet. Ich bewundere sie.
Das Haus habe ich der Lebenshilfe abgekauft. Knapp zwei Jahre stand es leer. Und weil der Haupthahn für das Wasser nicht mehr richtig schloss (was dem Testamentsverwalter entging) fror die Bleileitung hoch zum Badezimmer ein. Ein enormer Wasserschaden, der zwei Zimmer betrifft, war die Folge. Immer schlimmer wurde es, man sah die Nässe schon an der Außenwand. Das hat den Preis gedrückt und mir den Kauf ermöglicht. Nun wohne ich darin - mit meinen drei Kindern.
Es ist nicht genau das, was ich mir vorgestellt habe, das Haus vom Gretchen. Wir haben nur 1200 qm Grund und liegen an der vielbefahrenen Durchgangsstraße. Aber es hat etwas, das mich anrührt. Hell, sonnig, hohe Räume (herrlich, wenn man aus einem niederen düsteren Fachwerkaus kommt wie wir) und nichts gekünstelt Modernes (wenn man mal von dem nicht materialgerechten Betonputz am Sockel absieht, den der Sandputz darunter langsam aber konsequent von sich weist). Und überall die Spuren vergangenen Lebens... es war noch eingerichtet, das Haus vom Gretchen, so als wäre sie nur mal eben zum Bäcker. Das Frühstücksgeschirr weggeräumt, aber noch nicht abgespült. Die Krümel vom Brot noch im Brotkasten. Die Sonntagsbluse auf dem Bügel im Schlafzimmer. Anzündholz und Kohle neben dem Ofen. Ordentlich alles.
Es ist wie ein Vermächtnis, eine Verpflichtung, obwohl ich sie nicht kannte. Wir wollen es pfleglich behandeln, das Haus. Es erhalten und ihm doch im Laufe der Zeit unseren eigenen Stempel aufdrücken. Es ist nicht einfach, sich zu entscheiden, bestimmte Dinge abzugeben. Viele Antiquitäten gibt es hier - manches wollen wir selbst nutzen, anderes nicht. Wir müssen uns Raum schaffen, tun uns aber schwer damit.
Das Kostbarste, das sie uns hinterlassen hat, ist der Garten. Beste Erde, über viele Jahrzehnte natürlich bewirtschaftet. Es fanden sich noch selbst gewonnene Samen und biologische Dünger im Keller... und Marienkäfer, echte; in Scharen haben sie im Haus überwintert. Wenn das kein gutes Zeichen ist...
Das wollte ich euch einfach mal erzählen. Bilder kommen vielleicht noch (wenn ich es schaffe, welche einzustellen). Und vielleicht berichte ich hier an dieser Stelle ab und zu davon, was wir im, am und ums Haus so werkeln.
Liebe Grüße
S.
im Dezember habe ich ein Haus gekauft. Das Haus vom Gretchen. Sie war 89 geworden, die Margarethe, und bis auf die letzten 2 oder 3 Jahre noch rüstig und unermüdlich im Garten tätig. Ich kannte sie nicht, die Nachbarn haben mir von ihr erzählt - und die Postbotin. Man hat sie geliebt hier in dem kleinen Dorf. Sie hatte ein offenes Haus und ein weites Herz. Dabei war sie eine energische Frau und nicht zimperlich. Oft wohl traf man sich bei ihr zum Kaffeetrinken und für ein Schwätzchen. Wer ihr etwas half, musste es nie umsonst tun (obwohl es jeder der Nachbarn auch so gerne für sie tat). Ihr Haus hat sie der Lebenshilfe vererbt, anderen Besitz und ihr Erspartes (das reichlich war) an zwei andere soziale Einrichtungen. Sie hat ihre Dinge beizeiten geordnet. Ich bewundere sie.
Das Haus habe ich der Lebenshilfe abgekauft. Knapp zwei Jahre stand es leer. Und weil der Haupthahn für das Wasser nicht mehr richtig schloss (was dem Testamentsverwalter entging) fror die Bleileitung hoch zum Badezimmer ein. Ein enormer Wasserschaden, der zwei Zimmer betrifft, war die Folge. Immer schlimmer wurde es, man sah die Nässe schon an der Außenwand. Das hat den Preis gedrückt und mir den Kauf ermöglicht. Nun wohne ich darin - mit meinen drei Kindern.
Es ist nicht genau das, was ich mir vorgestellt habe, das Haus vom Gretchen. Wir haben nur 1200 qm Grund und liegen an der vielbefahrenen Durchgangsstraße. Aber es hat etwas, das mich anrührt. Hell, sonnig, hohe Räume (herrlich, wenn man aus einem niederen düsteren Fachwerkaus kommt wie wir) und nichts gekünstelt Modernes (wenn man mal von dem nicht materialgerechten Betonputz am Sockel absieht, den der Sandputz darunter langsam aber konsequent von sich weist). Und überall die Spuren vergangenen Lebens... es war noch eingerichtet, das Haus vom Gretchen, so als wäre sie nur mal eben zum Bäcker. Das Frühstücksgeschirr weggeräumt, aber noch nicht abgespült. Die Krümel vom Brot noch im Brotkasten. Die Sonntagsbluse auf dem Bügel im Schlafzimmer. Anzündholz und Kohle neben dem Ofen. Ordentlich alles.
Es ist wie ein Vermächtnis, eine Verpflichtung, obwohl ich sie nicht kannte. Wir wollen es pfleglich behandeln, das Haus. Es erhalten und ihm doch im Laufe der Zeit unseren eigenen Stempel aufdrücken. Es ist nicht einfach, sich zu entscheiden, bestimmte Dinge abzugeben. Viele Antiquitäten gibt es hier - manches wollen wir selbst nutzen, anderes nicht. Wir müssen uns Raum schaffen, tun uns aber schwer damit.
Das Kostbarste, das sie uns hinterlassen hat, ist der Garten. Beste Erde, über viele Jahrzehnte natürlich bewirtschaftet. Es fanden sich noch selbst gewonnene Samen und biologische Dünger im Keller... und Marienkäfer, echte; in Scharen haben sie im Haus überwintert. Wenn das kein gutes Zeichen ist...
Das wollte ich euch einfach mal erzählen. Bilder kommen vielleicht noch (wenn ich es schaffe, welche einzustellen). Und vielleicht berichte ich hier an dieser Stelle ab und zu davon, was wir im, am und ums Haus so werkeln.
Liebe Grüße
S.