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Selbstversorger in Deutschland gesucht

Verfasst: Di 18. Okt 2011, 13:05
von Sarek
Hallo zusammen,

ich bin auf der Suche nach Menschen die es geschafft haben sich (größtenteils) mit Lebensmitteln selbst zu versorgen.
Es gibt ja viele Leute (mich inklusive) die einen eigenen Garten haben, welcher eher nette Beigaben, zur jährlichen Versorgung aus dem Lebensmittelgeschäft,
zufügt. Eine richtige Selbstversorgung sieht aber natürlich völlig anders aus. ;)

Gibt es hier im Forum jemanden, der/die > 50% seiner Lebensmittel des gesamten Jahres aus dem eigenen Garten (auch Acker, Wald [Tiere], Teich etc.) zieht?
Habe einige Fragen die mich brennend interessieren :kuuh: !

Grüße
Sarek

Re: Selbstversorger in Deutschland gesucht

Verfasst: Di 18. Okt 2011, 13:09
von kraut_ruebe
im moment hab ich das leider nicht, aber über 50% bedarfsdeckung aus eigenproduktion hatte ich schon mal für so in etwa 2 jahre.

was möchtest du denn dazu wissen?

edit: allerdings was das nicht in D sondern in Österreich

Re: Selbstversorger in Deutschland gesucht

Verfasst: Di 18. Okt 2011, 14:12
von Florian
Na dann Frag mal.

Re: Selbstversorger in Deutschland gesucht

Verfasst: Di 18. Okt 2011, 14:36
von Sarek
Hey ihr beiden,

Danke fürs Melden! :)

Vielleicht ein bisschen zum Hintergrund meiner Frage. Ich würde sehr gerne nach meinem Studium eine Selbstversorgung im Alltag integrieren.
Da ich bereits seit einigen Jahren selbst gärtner und auch ein Päärchen kenne, welches sich seit 30 Jahren hauptsächlich selbst versorgt (allerdings in Kanada) weiß ich, dass Selbstversorgung Zeit und Geld kostet. Momentan betreibe ich die ganze Sache aus Hobby bzw. um mein Wissen zu erweitern. Dazu stecke ich gerne Geld in die Sache und rechne (momentan) nicht nach ob sich das alles überhaupt wirtschaftlich lohnt. Ich habe dabei z.B. auch schon Fehlernten gehabt, die bei einer Selbstversorgung so hätten nicht sein dürfen. :motz: Ich denke, ich habe bereits eine Menge an Erfahrungen sammeln dürfen, denke aber auch, dass es noch sehr sehr viel zu lernen gibt, wenn man es wirklich schaffen möchte.
Da ich langsam aber sicher auf der Zielgraden meines Studiums angelangt bin, stehe ich nun vor der Aufgabe die richtigen Weichen zu legen. Allzuviel Lehrgeld möchte ich allerdings nicht mehr zahlen.

Mich würde interessieren, wie eine Selbstversorgung in Deutschland - pragmatisch verstanden - aussehen kann. Arbeitet ihr neben der Selbstversorgung noch? Und wenn ja (was wahrscheinlich ist ;) ), wieviel Wochenstunden? Wie schafft ihr Arbeit und Selbstversorgung zu managen (zeitlich). Habt ihr finanzielle Einsparungen oder eher Mehrkosten durch die Selbstversorgung? Wie groß ist euer Grundstück / Haus? Habt ihr Familie bzw. Kinder und ist die Situation gut tragbar?
Vor allem letztere Fragen sind sicherlich etwas persönlicher und ich bitte euch nur darüber zu antworten, wenn ihr wirklich möchtet!

Insgesamt möchte ich in den nächsten Wochen einen persönlichen Zeitplan aufstellen, der das Thema in seinen verschiedenen Bereichen beleuchtet.

Danke und Grüße
Sarek

Re: Selbstversorger in Deutschland gesucht

Verfasst: Di 18. Okt 2011, 15:57
von kraut_ruebe
schön, dass sich jemand mal praxisnahe gedanken macht :)

so im gesamten betrachtet ist es wirtschaftlich (bzw kann es das sein), jedoch braucht es ein anfangsvolumen, welches sich dann erst nach und nach amortisiert. anders gesagt: um anfängliche investitionen kommst du nicht drumrum (grundfläche, gebäude, ausstattungen aller [nahezu endloser] art). ob man das nun alles auf einmal herbeischafft oder nach und nach wird wohl bei jedem anders sein, da hat wohl jeder andere möglichkeiten.

ich hatte 56792 qm fläche, bestehend aus 1 ha wald, knapp 6000 garten, rest weide, feuchtwiesen, teich und einem nicht-ganz-vierseitenhof mit so um die 700 qm nutzfläche, der mit dem ungewöhnlich grossen innenhof so runde 1200 qm in anspruch nahm.

wir waren 2 erwachsene, keine kinder, zusätzlich im pay-job gearbeitet hab von uns beiden nur ich so um die 15-20 wochenstunden. ich vermute mal, dass man da auch noch kinder integrieren könnte, geb aber mangels dieser erfahrung kein weiteres statement dazu ab. grössere tiere als weidegänse gab es bei uns keine, mit 'richtigem vieh' wollte sich mein partner nicht abgeben, die deshalb überzähligen wiesenflächen hab ich vom dorfbauern mähen lassen.

nicht alles war bei uns von anfang an so geplant, vieles ist einfach im laufe der zeit entstanden, gewachsen oder hat sich selbst eingeladen. so war zB die schnapsbrennerei schon betriebsfertig im hof installiert wie ich ihn gekauft hatte, da hat es sich einfach angeboten dies weiterzuführen, ohne dieser hätte ich damit wohl nie begonnen.

ob man dies nun als tragbar empfindet oder nicht, kann aber immer nur derjenige sagen, den es direkt betrifft - in dieser grössenordnung ist es ein 24/7-job das zur SV alles am laufen zu halten, urlaub oder ähnliches ist da so gut wie gar nicht machbar und das muss man mögen. ich würd das wieder so machen wollen, aber etwas kleiner tut es bestimmt auch, viel arbeit war es schon gewesen so rückblickend, auch wenn ich diese art von arbeit als befriedigend empfinde.

Re: Selbstversorger in Deutschland gesucht

Verfasst: Di 18. Okt 2011, 16:22
von Manfred
In meiner Kindheit lag unser Selbstversorgungsgrad mit Lebensmitteln bei geschätzt 90%.
War aber auf einem gemischten Bauernhof mit Großfamilie drauf relativ leicht zu erzielen.
Die Rinder wurden verkauft. Höchstens mal alle paar Jahre eine Notschlachtung wegen gebrochnem Bein oder so wurde selber verwertet. Sonst gab es von denen nur einen Teil der Milch.
Dafür hatten wir jedes Jahr 3 Schweine für den Eigenbedarf.
Die ersten Jahre auch noch 2 Zuchtsauen. Die Ferkel wurden bis auf die 3 verkauft.
Später haben wir nur Ferkel zugekauft und gemästet.
Daneben hatten wir wir Hühner, Enten und Gänse. Teils eigene Brut, der Rest aus gekauften Eintagsküken, und Kaninchen.
Mehl haben wir in einer kleinen Mühle ein paar Dörfer weiter aus eingem Getreide mahlen lassen.
Brot haben wir aber nur selten selbst gebacken. Es gab noch die Möglichkeit, eigenes Mehl zum Bäcker zu bringen und dann gegen einen Backlohn Brot zu holen. Als die alte Mutter des Bäckers gestorben ist, die die Backohnheftichen geführt hat, wurde das abgeschafft.
Kartoffeln hatten wir auch eigene, das sie zum Verkauf angebaut wurden. Und auf dem Kartoffelacker immer einige zustzätzliche Beete, die mit Lagergemüse für den Eigenbedarf bestellt wurden.
Dazu der Hausgarten für den schnellen Küchenbedarf, Salte usw.
Außerdem Obstgarten und viele Beerensträucher.
Gekauft haben wir fast nur Kleinkram wie Backzutaten, Zucker, Butter (die wollte keiner von uns selber machen) Margarine, Salz, Gewürze usw.) und das Bier für meinen Großvater. Nur zu Festtagen wurde dann groß Eingekauft, für die Gäste.
Leider hatten wir Kinder eine Großtante, die uns über das halbwegs gesund SV-Essen hinaus mit massiv Süßigkeiten vollgestopft hat. Mit Spätfolgen.
Und als die Großeltern nicht mehr konnten und die Arbeitsbelastung auf dem Hof immer mehr überhand genommen hat, wurde die Eigenerzeugung Stück für Stück gestrichen und die Abhängigkeit vom Einkaufen ist gestiegen...
Heute ist der Selbstversorgungsanteil bei den Lebensmitteln wirklich nur noch Hobby. Es scheint aber Besserung in Sicht.
:)

Re: Selbstversorger in Deutschland gesucht

Verfasst: Di 18. Okt 2011, 17:50
von citty
Super interessanter Bericht, Manfred!

Ich war mal auf einen fast autarken Hof im Norden Kanadas. Die Leute halten ca. 10 Milchziegen, die ganz frei laufen duerfen, Kaninchen, Huehner und jewiels ein Mastkalb und ein Mastschwein, die im Herbst geschlachtet werden.

Im Garten wachsen vor allem Kartoffeln, Tomaten, Kraeuter und etwas Gemuese. Sie gehen fischen und jagen. Das waere auch in Dtl. moeglich, nur muessten die Ziegen auf eine eingezaeunte Weide.

LG, Citty

Re: Selbstversorger in Deutschland gesucht

Verfasst: Di 18. Okt 2011, 18:26
von Benutzer 72 gelöscht
hallo!

Manfred, ja, sehr schöner Bericht! Danke fürs Erzählen! :)
Erinnert mich an unsere Nachbarn damals, als ich Kind war....

Obwohl ich eigentlich nicht zur Zielgruppe gehöre - bei weitem keine 50 % ... :rot:
wollte ich dazu was sagen:
Sarek hat geschrieben:Habt ihr Familie bzw. Kinder und ist die Situation gut tragbar?
Ich habe drei Kinder und mein Mann arbeitet Vollzeit - so nebenher.... :engel:

Nö - es ist in Wahrheit echt so, dass SV unser großes Hobby ist.
Allerdings ein Hobby, das kaum was kostet und viel einbringt!

Mit Kindern geht nur "mit Kindern" :pft:
Mein Großer ist 5, der ist gar kein Problem - kann sich selber beschäftigen und hilft sogar gerne mit.
Aber mein Kleiner ist noch nicht mal zwei und der "fesselt" halt schon eine ganze Person an sich - sprich: einer muss immer "aufpassen",
wenn geht nehm ich ihn mit, aber mit dem Kleinen im Tuch oder an der Hand komme ich nicht so wirklich weiter.
Da merkt man erst, was "eine Oma" wert ist....
Die großen Kinder helfen aber gerne mit!

Mein Mann macht alle "schweren" Arbeiten, die ich nicht schaffe - und er hat sich darüber noch nie beschwert.
Er mag eher den PC nicht und findet, dass ich viel zu viel Zeit hier vergeude :pft:

Aber es ist schon so, dass man als Mutter eines Babys nicht wirklich hundertprozent einsetzbar ist - bzw. wenn es jemand schafft: her mit dem Bericht!!
das tät ich gerne lesen - ehrlich!
- ist eine der Fragen, die ich mir oft stellte und keine Antwort gefunden hab ;)

liebe Grüße!

Re: Selbstversorger in Deutschland gesucht

Verfasst: Di 18. Okt 2011, 18:49
von stevo12
hallo
ich mache selbstversorgung und stelle viele lebensmittel selber her, weit mehr als 50%.
dazu habe ich gemüsegarten,kräutergarten,gewächshaus, viele tiere. schweine,hühner,milchziegen,wachteln und schafe. ist eigentlich für eine person schon zuviel.
ich empfehle 2 milchschafe,hühner und garten, das ist eine gute basis.
vg

Re: Selbstversorger in Deutschland gesucht

Verfasst: Di 18. Okt 2011, 20:02
von Sabi(e)ne
Hallo, Sarek (Vater von Spock? :mrgreen: ),
als erstes solltest du dir drüber klar sein, daß du allein ab dem Moment verratzt bist, wo du für das erste Tier als Alleinstehender die Verantwortung übernimmst.
Unfall, Krankheit - und schon gibt es ein gewaltiges Problem.
Der Mann und ich haben im Sommer 2009 innerhalb von ner halben Stunde für ganze zwei Tage flach im Bett gelegen, mit über 40° Fieber - da war es schon ein gewaltiger Akt, nur Tee zu kochen und den Hunden ihren Napf zu füllen und frisches Wasser hinzustellen (Gassi gehen entfällt bei uns, wir haben einfach die Türen aufgelassen, Grundstück ist eingezäunt).
Wenn das passiert wäre, als ich noch auf der Ponderosa mit dem ganzen Viehzeugs wohnte, wär es kein Problem gewesen, weil wir da gut vernetzt mit mehreren Irren gleicher Denkart waren :mrgreen: , da hätte ein Anruf gereicht und alles wär versorgt worden.
Hier wäre das ein Riesenproblem....so unwahrscheinlich es auch ist, daß man gleichzeitig ausfällt.
Umso schlimmer, wenn man alleine lebt.
Von daher würde ich an deiner Stelle mit Priorität auch ein Netzwerk aufbauen - helfen und geholfen werden... :daumen: