Seite 1 von 1

Selbstversorgung mit Zervelatwurst

Verfasst: Di 21. Jul 2015, 20:22
von herr zervelatwurst
So, da heute so schönes Wetter war, habe ich mal ein paar Fotos von meinem Garten gemacht. :)

Ich stelle hier mein kleines Selbstversorgerprojekt vor, das aus reinem Interesse geboren wurde, und durch mein wachsendes Misstrauen gegenüber Industrieller Massentierhaltung, Industrieller Landwirtschaft, Gift und Pflanzenschutzmitteln im Essen, GVO`s und Essen, dass nicht mehr schmeckt wie es schmecken sollte.
Also habe ich mal ausprobiert, wie man seine eigenen Lebensmittel produzieren kann.

Ich züchte seit einiger Zeit Weiße Bresse Gauloises als Zwiehühner. Angefangen mit gekauften Bruteiern aus drei verschiedenen Blutlinien habe ich zur Zeit 1.8. Ich bin sehr überzeugt von dieser Rasse als Nutztier und kann bisher nichts negatives feststellen. Die Hühner haben ein 180qm großen Auslauf und kommen bei jedem Wetter und jeder Jahreszeit den ganzen Tag raus. In einem extra Auslauf habe ich noch 6 bunte Hühner und einen Stall für die Aufzucht mit geschlossener Voliere, in dem zur Zeit 5 Masthähnchen untergebracht sind.

Hier mein Hahn:
Bild

Bild

Hühner:

Bild

Bild

Bild

Das Hühnerhaus ist ein ehemaliges Gartenhaus, das noch einen Anbau und einen Schwedenrot-Anstrich bekommen hat:

Bild

Innen ist er gekalkt. Die Sitzstangen sind aus rundgeschliffenen Latten und Winkeln, das Kotbrett ist aus verzinkten Stahlplatten, die einfach zu Reinigen / Desinfizieren sind. Einstreuen mache ich mit Stroh.

Bild

Zum ausprobieren habe ich mir 5 sogenannte Retro-Broiler geholt, die nächsten Monat nackig gemacht werden. Bisher finde ich die ganz gut, sie wachsen noch etwas schneller als die Bresse. Bemerkenswert finde ich den Größenunterschied zwischen Hähnen und Hennen. (Zum Glück 4 Hähne dabei) :mrgreen: Sie scheinen recht robust zu sein und bewegen sich im Auslauf genug. Etwas dümmer kommen sie mir schon vor, da sie Abends nicht allein in den Stall gehen, möchten also jeden Abend um 10 Uhr reingescheucht werden. :roll: Das hatte ich bisher bei keinen Hühnern.

Bild

Kommen wir zu meinem kleinen Nutzgarten. Vom Gärtnern hatte ich bis vor kurzem keine Ahnung, habe mich etwas eingelesen in Büchern und Foren und dann einfach mal ausprobiert, was hier so wächst und was nicht. Etwa die Hälfte der Fläche liegt dieses Jahr brach. Nächstes Jahr werde ich das Ganze ein ganzes Stück größer aufziehen. Gedüngt wird mit reinem Hühnermist. Einen Thermokomposter habe ich angeschafft und mit Flechtwerk etwas verschönert. Rundherum habe ich Rankkürbisse gepflanzt, die das ganze beranken sollen. Auf meinem Grundstück stehen alte Apfelbäume die in den letzten zwei Jahren super getragen haben, so dass ich immer mehrere hundert Kilo Äpfel hatte. (Weiter oben stehen noch ein paar ;) )

Angebaut habe ich dann dieses Jahr:

-Kohlrabi Superschmelz
-Kohlrabi blau (war komplett holzig wegen der Trockenheit im Juni und ungeniessbar, den Hühnern hat es aber vorzüglich geschmeckt haben sie gesagt)
-Kartoffeln (die auf dem Beet seit mehreren Jahren noch eingegraben waren und die ich ausgepflanzt und in Reihe gesetzt habe)
-Stangenbohnen Blaue Hilde
-Stangenbohnen Neckarkönigin
-Kartoffeln vom Raiffeisen (die waren erst ganz schön scheiße und sind erst nach 2 Monaten gekeimt)
-Mais Ukrainische Sorte (nicht so toll, Saatgut schlecht?)
-Rotkohl
-Tomaten
-Tabak :grr:
-Steckrüben gelb
-Zucchhini gelb, grün und Ukrainische Sorte
-Kürbis Butternut
-Kürbis Hokkaido
-Kürbis Jack be little
-Wirsing
-Porree
-Chinakohl

Bild

Bild

Bild

Bild

Bild

Das mit dem Mais hat nicht so gut geklappt, er ist erst rot geworden und dann ganz klein und mickrig geblieben. Bei uns hat es den ganzen Juni nicht geregnet, ich habe alle zwei Tage mit der Gießkanne das ganze Beet gegossen. Trotzdem ist der Mais nicht mehr gewachsen. Geblüht hat er schon und diese Fäden an den Kolben sind bald trocken, die Kolben aber viel zu klein. Vielleicht weiß jemand woran das liegen könnte?

Bild

Tabak habe ich zum Spaß angebaut, eigentlich eher um zu gucken, ob es funktioniert als zum rauchen. Probieren werde ich es aber trotzdem. Ich habe einige Pflanzen (vorgezogen) auf das Feld gepflanzt und einige auf meiner Terasse unter Dach zu den Tomaten. Der Tabak auf dem Feld sah erst so aus, als ob er es nicht überlebt, hat sich dann aber gemacht und den Kübeltabak sogar überholt. Die Stiele sind viel dicker und die Pflanzen, die dem Wind trotzen mussten kräftiger gewachsen. Die Sorte heißt "Rot Front" und ist eine ehemalige DDR-Sorte. Blüht schön pink. :) Ich habe die Blätter, als sie anfingen gelblich zu werden abgemacht und auf eine Schnur gezogen. Da ich gelesen habe, dass die Blätter nicht wirklich trocknen, sondern "fermentieren" sollen, habe ich sie nach draußen gehangen, in der Hoffnung die Luftfeuchtigkeit passt im Moment. Wie trocknet ihr euren Tabak? (Trocknungskammern etc. sind mir aber zu aufwändig dafür zu bauen).

Bild

Bild

Bild

Bild

Tomaten habe ich, mangels eines Gewächshauses auf meiner Terasse unter Glasdach angebaut. Vorgezogen habe ich sie auf der Fensterbank im Wohnzimmer. Die Samen sind aus einer Samenmischung "Alte Sorten". Nachdem ich alle gegoogelt habe, habe ich gemerkt, dass ich keine einzige normale rote Tomate dabei habe. :pfeif:
Folgende Sorten sind alle angegangen und tragen jetzt Früchte: Star Orange, Sachertomate schokobraun,Striped roman, Pink akkordeon,Black heitloom, Black Krim, Gelbe Pflaume, Johannisbeer mini. Müssten so ca. 20 Pflanzen sein, der Postbote muss in der Mitte durchlaufen um die Pakete bei uns abzuliefern. :mrgreen: Gedüngt habe ich die Tomaten nur einmal mit so Bio-Düngestäbchen, ich hoffe das reicht aus. Nächstes Jahr möchte ich evtl. darauf verzichten. Hat jemand Erfahrung mit Tomaten und Hühnermist?

Bild

Bild

Bild

Ich habe die Kartoffeln aufs Bohnenbeet unter die Stangen gepflanzt, ist das irgendwie nachteilig oder kann man das ruhig machen? Wäre ja ansonsten ungenutzter Raum.

Bild

Vor allem Interessiert mich, wie ich vorhandenen Raum am besten nutzen kann, deshalb habe ich relativ eng gepflanzt.
Viele Ideen habe ich noch, nächstes Jahr wird das ganze deutlich größer. Sensenmähen lerne ich gerade und finde es sehr interessant, Enten würde ich gerne noch anschaffen, am Anfang erstmal 2-3 Mularden mästen anstatt zu züchten, das kommt dann später. (Aylesbury-Enten vielleicht mal sehen). Über Anregungen und Tips, gerade was den Gemüseanbau betrifft würde ich mich sehr freuen.

Re: Selbstversorgung mit Zervelatwurst

Verfasst: Di 21. Jul 2015, 22:16
von Thomas/V.
Hi!

Schöne Projekt-Vorstellung :) .

Die Bresse- Hühner sind tatsächlich eine gute Zwiehuhn-Rasse, hatte ich auch mal. Einziger Nachteil war für mich, das der Kamm der Hähne so groß ist, was in ungedämmten Ställen in unserem Klima im Winter zu Erfrierungen führen kann.

Das Dein Mais nicht wächst, könnte am Boden bzw. an fehlenden Nährstoffen liegen. Er möchte gern stark gedüngten Boden haben, gern auch nur halb verrotteten Mist. Aber es kann auch am Wetter liegen, letztes Jahr ist mein MAis auch ziemlich kümmerlich geblieben und hatte kaum befruchtete Kolben.

Die KArtoffeln unter die Bohnen zu pflanzen funzt bei mir gut, hab ich letztes Jahr aus Versehen gemacht. Als ich die Tipis gebaut hatte, kamen ein paar über den Winter liegen gebliebene zum Vorschein und die habe ich stehen gelassen. Die Ernte war doppelt so groß wie bei den regulären Pflanzen :lol:
Dieses Jahr hab ich ein Bohnen-Tipi und darunter, aber erst ziemlich spät, 8 Kartoffeln gelegt, die Reste von den regulären. Die sind sehr spät gekeimt und haben auch nicht so viel Stängel und fangen jetzt erst zu blühen an. Na, mal sehen, was draus wird, ich laß sie einfach bis nach der Ernte der Bohnen im Oktober in der Erde...

Re: Selbstversorgung mit Zervelatwurst

Verfasst: Di 21. Jul 2015, 23:09
von Olaf
Moin, das find ich aber auch, schönes Projekt.
UNd ich war ja schon stolz auf meinen schwedenroten Stall, aber Deiner ist ja noch viel schicker!
Ich war ja auch schon fast auf die Bresse´s eingeschossen.
Dann hat aber der Habicht zweimal bei den andern Hühnern zugeschlagen, und immer nur weiße.
Danach, ich hab ein bisschen Kettensägenmassaker gemacht, aber nie wieder.
Drum hab ich jetzt Mechelner, gesperberte von Tipopaar.
(Irgendwas muss schief gelaufen sein, Ernst, es ist ein weißes dabei, der Habicht holt es trotzdem nicht, wohl zu groß :daumen: )
Da bin ich ganz verliebt.
Die legen jedenfalls noch 500 g drauf zu den Bresses, und sollen genauso lecker sein.
Tabak hab ich mal vor einigen Jahren angebaut, ich habs nicht zu Ende gebracht über das Trocknen hinaus, das Fermentieren ist wohl die Kunst. Berichte weiter!
UNd noch eine andere Frage, wegen Deinem Nick, wurstest Du auch?
LG
OLaf

Re: Selbstversorgung mit Zervelatwurst

Verfasst: Mi 22. Jul 2015, 00:07
von althea
Schöne Vorstellung, Herr Zervelat! :-)


Tabak fermentieren kenne ich nur aus der Theorie - zB. http://www.tabakanbau.de/de/poolinfo.php?id=8294

aus der Praxis kenne ich Brombeerblättertee fermentieren... das funktioniert ähnlich. Anstatt des Plastiksackerls nehmen wir feuchte Küchenhandtücher und wickeln des angefeuchte Gut fest drin ein.


LG
althea

Re: Selbstversorgung mit Zervelatwurst

Verfasst: Mi 22. Jul 2015, 11:26
von herr zervelatwurst
Schöne Projekt-Vorstellung :) .

Die Bresse- Hühner sind tatsächlich eine gute Zwiehuhn-Rasse, hatte ich auch mal. Einziger Nachteil war für mich, das der Kamm der Hähne so groß ist, was in ungedämmten Ställen in unserem Klima im Winter zu Erfrierungen führen kann.
Danke!
Ja man liest immer, dass man bei Hähnen mit großen Kämmen im Winter wenn es -10 Grad und kälter wird, die Kämme mit Vaseline einschmieren soll, das soll dann eine isolierende Wirkung haben. Italiener haben ja z. B. das gleiche Problem, die letzten Winter waren allerdings kein großes Problem hier.
Das Dein Mais nicht wächst, könnte am Boden bzw. an fehlenden Nährstoffen liegen. Er möchte gern stark gedüngten Boden haben, gern auch nur halb verrotteten Mist. Aber es kann auch am Wetter liegen, letztes Jahr ist mein MAis auch ziemlich kümmerlich geblieben und hatte kaum befruchtete Kolben.
Also mehr Mist / Kompost nächstes mal. Ich habe meinen Mais immer mit dem Futterhybridmais auf den Feldern verglichen, der mangels Regen die ganze Zeit vor sich hinvegetiert ist, beim ersten Regen dann aber förmlich explodiert ist und jetzt doppelt so hoch ist wie meiner. Schon ernüchternd, zumal kein Bauer die Felder bewässert bei Mais.
Ich war ja auch schon fast auf die Bresse´s eingeschossen.
Dann hat aber der Habicht zweimal bei den andern Hühnern zugeschlagen, und immer nur weiße.
Danach, ich hab ein bisschen Kettensägenmassaker gemacht, aber nie wieder.
Drum hab ich jetzt Mechelner, gesperberte von Tipopaar.
(Irgendwas muss schief gelaufen sein, Ernst, es ist ein weißes dabei, der Habicht holt es trotzdem nicht, wohl zu groß :daumen: )
Da bin ich ganz verliebt.
Die legen jedenfalls noch 500 g drauf zu den Bresses, und sollen genauso lecker sein.
Bresse gibts übrigens auch in schwarz und blau. ;) Mechelner wäre eine Alternative, Mechelner Putenköpfe sollen sogar noch schwerer sein (4-5kg LG), aber mittlerweile sehr selten.
Als Alternative zu den Masthähnchen, wo mir für die paar dann das brüten aber etwas aufwendig erscheint. Habichte gibt es zur Zeit hier überhaupt nicht mehr, da wir in der ganzen Umgebung nur noch Rotmilane haben, die nicht an die Hühner gehen.
Tabak hab ich mal vor einigen Jahren angebaut, ich habs nicht zu Ende gebracht über das Trocknen hinaus, das Fermentieren ist wohl die Kunst. Berichte weiter!
UNd noch eine andere Frage, wegen Deinem Nick, wurstest Du auch?
Ich werde mal Verschiedenes probieren, dann habe ich mir gedacht den Tabak mit der Nudelmaschine mit der Spagettirolle zu schneiden mal sehen.
Wursten tue ich (noch) nicht, Geflügelwurst ist wohl ein Thema für sich, das meiste wird gekuttert. Frischwurst wird ja immer strikt von abgeraten. :ohoh:
Tabak fermentieren kenne ich nur aus der Theorie - zB. http://www.tabakanbau.de/de/poolinfo.php?id=8294
Ich hatte Sorge dass die Blätter anfangen zu schimmeln, wenn sie zu feucht gehalten werden aber gut, probieren kann mans, genug Tabak habe ich auf jeden Fall. :mrgreen:

Re: Selbstversorgung mit Zervelatwurst

Verfasst: Mo 27. Jul 2015, 14:29
von herr zervelatwurst
So, ich habe das mit dem Tabak weiterverarbeiten ausprobiert, danke althea für den link. Ich habe den Tabak mit der im Link beschriebenen "Backofenmethode" fermentiert.
Erstaunlich finde ich, dass die Tabakblätter nur getrocknet gar nicht riechen, erst nach dem fermentieren im Backofen auf 50 Grad zusammen mit einer Schale voll Wasser, haben sie den typischen Tabakgeruch entwickelt.

Bild

Zusammengebunden wurde der Tabak in den Backofen gelegt.

Bild

Mit der Nudelmaschine mit der Spagettirolle ging es ganz gut zu schneiden, wenn auch ein Teil zerbröselt ist. (Zu lange im Backofen?)

Bild

Ja, dann habe ich meinen Tabak ausprobiert. Soweit man das als Nichtraucher und ehemaliger Raucher (schon ganz lange her :holy: ) beurteilen kann, würde ich behaupten, man kann es rauchen. Es hat einen würzigen Geschmack, ohne zu stark zu schmecken und den typischen "Tabaknachgeschmack".

Für mich war es sowieso nur ein Experiment aus reiner Neugierde, da ich nicht wieder mit dem Rauchen anfange, auch wenn es jetzt fast kostenlos wäre.
Zum Wegschmeißen finde ich die ganzen Blätter zu schade, aber die Weitergabe, selbst verschenken wäre ja nicht erlaubt. ;) ;) ;)