Mir ist gerade aufgefallen, dass es sehr lange her ist, seit ich das letzte Mal im Forum war. Und dass es sehr lange her ist, dass ich hier geschrieben habe und euch gar nicht geantwortet habe. Vielen Dank erst einmal für eure Tips und Gedanken. Gartenmässig ist hier einiges zum Stillstand gekommen...denn wir hatten eine ziemlich schwere Zeit.
Frühjahr und Frühsommer waren schon hart und nach dem Tod meines Großvaters dachte ich eigentlich, es könnte gar nicht schlimmer kommen. Es wurde immer mehr... in der Schule hat es gebrannt, meine Cello-Lehrerin hatte einen Hörsturz. Wir mussten die Wohnung meines Großvaters auflösen und haben in einer Höllenaktion ein größeres Möbelstück aus Leipzig "gerettet", an dem ich sehr hing. Wir waren im Urlaub, sind währenddessen für einen Tag 800km zur Beerdigung gefahren. Als wir aus dem Urlaub kamen, dachte ich, es würde sich langsam alles entspannen, das Schlimmste sei überstanden. Wenige Tage später war ich mit meiner Tochter im Krankenhaus. Gottseidank nur für 4 Tage. Sie konnte kaum laufen, weil sie einen blutigen Erguss im Knie hatte, hat die Punktion unter Kurznarkose aber sehr tapfer weggesteckt. Wir haben so Fertigkeiten erworben wie "Rollstuhl lenken und fahren lernen" und "Kind schmerzfrei anziehen obwohl es einen Zugang in der Hand hat".

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Wir waren auf der Kinder-Onkologie untergebracht und das war die blanke Hölle. Weinende Familien, schreiende Kinder am Abend und ständig die piepsenden Chemo-Geräte. Wir sind dort quasi schreiend rausgerannt, nachdem sie nach einem MRT am Entlassungstag mit sehr positiver Prognose beschwerdefrei entlassen wurde. Dann starb eine Bekannte, die mich im Frühjahr noch getröstet hatte, unverhofft und viel zu jung.
Aber komplett ausgehebelt hat uns dann der Tumor-Befund mit Indikation zu einer sofortigen Knie-OP; Schmerz-Katheter, Vollnarkose - das volle Programm. Die Diagnose lautete auf pigmentierte villonoduläre Synovialitis, einen extrem seltenen, gutartigen Tumor im Knie. Gut operabel zwar, aber mit sehr hoher Rezidivrate. Ich las unheimlich viel über die Krankheit und war sehr froh über meinen biologischen und wissenschaftlichen Hintergrund. Da die Krankheit bei Kindern so gut wie gar nicht vorkommt, machte ich beim Vorbesprechungs-Termin zur OP ein riesiges Drama im Krankenhaus. Hab den Ärzten tierisch den Arsch aufgerissen

Weiß nicht mehr, woher ich die Kraft nahm, derart resolut aufzutreten. Aber ich konnte sie davon überzeugen, dass man ein beschwerdefreies Kind nicht einfach aufgrund einer extrem unwahrscheinlichen Diagnose am Knie operieren kann, ohne die zu überprüfen. Es wurde spontan noch ein MRT gemacht und sich tatsächlich mal Zeit genommen, die Sache mit uns durchzusprechen (Diagnosestellung, OP-Entscheidung etc lief rein telefonisch, gruselig!!!). Die Diagnose wurde revidiert, nun denken sie, es ist "nur" ein Blutschwämmchen, dass man beobachten muss. Die Op wurde abgesagt und ist nur nötig, wenn es wiederholt Probleme macht. So war der Spuk vorbei.
Am nächsten Tag saß ich um 6 Uhr morgens im Flugzeug nach Spanien, um einen Vortrag auf einer großen internationalen Konferenz zu halten.
Jetzt bin ich zurück und irgendwie bricht alles über mir ein, ich fange gerade erst an zu verarbeiten, was in den letzen Wochen so passiert ist. Der Garten kam natürlich ziemlich kurz in dieser Zeit, genau wie alles andere auch. Ich will euch nicht volljammern...aber irgendwie musste das mal raus.
Damit ich noch ein bisschen was zum Selbstversorger-Topic beitragen kann: Im Juli und August hatte ich es sogar noch geschafft, etwas zu ernten...

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Ich habe mein Brot ganz schön optimiert, viel öfter freigeschoben gebacken und mit verschiedenen Sauerteigen experimentiert.

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Keine Zeit für dumme Späße, ich hab zu tun mit Älterwerden.