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Re: Kann man es ohne Geld schaffen?
Verfasst: Mi 19. Jun 2013, 23:24
von citty
Willkommen im Forum!
Habe so einen aehnlichen Traum vom richtigen Bauernhof. Wuerde gerne ganz ausseralb leben, schaffte es aber bisher nicht weil ich ja einen Arbeitsplatz brauche und dazu noch eine schulpflichtige Tochter habe.
Soweit muss man gar nicht zurueckgehen in der Geschichte, solche Leute gibt es auch heute noch, ein paar Huehner, Ziegen, Kaninchen, ein grosser Garten, ein Kartoffelfeld. Fuer die Pioniere hier war ein solches Leben die Regel, allerdings durfte man damals noch ohne Lizenz fischen und jagen.
Ich habe schon gehoert, dass renovierungsbeduerftige Haeuser verschenkt wurden nur um sie loszuwerden! Aber nur innerhalb einer Ortschaft. In Deutschland muesste es moeglich sein ein Haus im Dorf zu finden, einen Garten zu haben und von H4 zu leben. Ganz ohne Startkapital stelle ich mir das aber doch sehr schwierig vor.
LG Citty
Re: Kann man es ohne Geld schaffen?
Verfasst: Mi 19. Jun 2013, 23:40
von kraut_ruebe
willkommen im forum.
rechts oben gibts ne suchfunktion, die spuckt zB zum thema wie die anderen hier leben u.a. folgendes aus:
http://www.selbstvers.org/forum/viewtop ... =60&t=8786
ansonsten: ja, das ist unrealistisch. die zeit von vor 300 bis 400 jahren ist vergangen und vorbei
mag schon sein, dass es jemandem gelingt mit geschenktem haus und hartz4 gut zu leben. ist hier aber nicht fokus - der liegt hier auf SELBER machen.
Re: Kann man es ohne Geld schaffen?
Verfasst: Do 20. Jun 2013, 01:47
von Lometas
Hallo Allkind,
wenn du z.B. irgendeine kleine Hütte mit 2-3000 Grund m² hättest, du könntest davon sicher leben. Aber wenn du z.B. Strom/eine Tel.Leitung haben willst, der Versorger tauscht keinen Strom gegen Kartoffeln, Getreide, Eier oder Schlachthühner.
Und wenn du erst 36 Jahre jung bist, hast du noch sehr, sehr große Chancen aus Hartz IV rauszukommen. Welche Fähigkeiten hast du? Du hättest evt. die Möglichkeit ohne großes Geld, aber mit sehr,sehr !!! viel Fleiß und Arbeit dich in ländliche Selbstversorger-Gemeinschaften einzubringen. Auch wenn du dort evt. nur wenig bis kein Geld bekommen würdest, das Amt würde zusätzlich trotzdem für die Krankenkasse, eine Minimal-Miete, Heizung grade stehen müssen.
Vielleicht mal über solch eine Lebensweise nachdenken, dann darauf aufbauen.
Junge Leute, 36 Jahre jung, sollten eigentlich für ihren eigenen Lebensunterhalt sorgen können, außer sie wären ganz schlimm chronisch krank oder hätten eine etwas größere Behinderung.
Also mach was ! Aus freien Stücken wird dir ganz sicher kein fremder Mensch ein Haus samt Selbstversorgergrundstück schenken, nichteinmal wenn nur eine kleine Gartenlaube draufsteht.
Es gibt viele alte Leute mit Eigentum, aber ohne Erben. Wenn du dich viele Jahre drum kümmerst, vielleicht vererben dir die Leute ein lebenslanges Wohnrecht/Nutzungsrecht.
Dafür mußt du aber viele Jahre lang arbeiten. Du bist ja noch jung, kannst höchstwahrscheinlich noch 30 Jahre arbeiten.
Re: Kann man es ohne Geld schaffen?
Verfasst: Do 20. Jun 2013, 08:24
von beutelsend
ich bin auch 36 :D und sage: mit wenig Einkommen kannst du es aushalten. Ohne nicht. Hartz ist aus meiner Sicht keine Alternative, weil du deine persönlichen Verhältnisse offen legen musst. DIe werden kein Verständnis haben, wenn du alleine ein renovierungsbedürftiges Haus hast und Tiere etc....
Wenn Du keine familiäre Bindung hast denke ich auch, dass die Beteiligung an einer entsprechenden Wohngemeinschaft das Mittel der Wahl ist. Wenn du nicht so der Gruppentyp bist findest du vielleicht einen Hof mit Einsiedlerhäuschen wo du auch gleich mal dein "eigenes Ding"

ausprobieren kannst.
Nach 2 Jahren kann ich Dir sagen: es klappt nicht immer alles so wie man es sich vorstellt - im Prinzip ist Irrtum (auch bei bester Vorbereitung) die Regel (:
Re: Kann man es ohne Geld schaffen?
Verfasst: Do 20. Jun 2013, 09:14
von Landfrau
NAtürlich gibt es Leute, die "ohne geld" leben....nahe dem früheren Wohnort lebte ein armer alter Mensch in einem Unterstand im Wald und schlich sich manchmal gesenkten Blickes in die Stadt(!), um dort nach Essbarem zu suchen. Im Wald gan es wohl nicths ....
Solche Leute kann man auch in Fußgängerzonen beobachten - einen Mülleimer fest Blick und wenn ein Passant eine halbe Pizza reinwirft, wird die schnell geholt.
Ein anderer lebte in der Tat in einer Erdhöhle, bestellte jahr um jahr einen kleinen Kartoffelacker und hielt irgendwie ein paar Ziegen. Im WInter wurde Schnee überm Feuer aufgetaut für Tee, der Kartoffelacker brachte wegen der jahrelangen Monokultur jährlich weniger ein und wenn die mitleidsvollen stamm"kunden" mal nichts kauften, war der arme Mensch schwer beleidigt, weil er die 3,50 Euro dringend gebraucht und eingeplant hatte.
Man kann so sicherlich "leben" im vegetativen Sinne - ob es auch ein wünschenswertes soziales Leben ist, muss jeder für sich entscheiden. Ich fürchte mal, die Akzeptanz hält sich in Grenzen, wenn jemand nur einen Satz Kleidung und kein fließend Wasser hat. wer aber eine entsprechende psychische Grundstruktur hat, mag sich so wohler fühlen als im feinen zwirn auf ner Geschäftsbesprecheung. das ist individuell.
Und ja, früher gab es kein H4 .... sich auf "die anderen", als die dummen arbeitenden steuern- und Sozialabgaben Zahlenden und den zwangsumverteilenden Staat zu verlassen ist von Selbstversorgung maximal weit entfernt.
"Selbst" ist das Zauberwort und das braucht als erstes: gesundheit, geistige, körperliche, soziale und dann Wissen und Können, damit man sein Wissen und Können anderen andienen kann. Ob gegen Geld oder andere Leistungen, ist erstmal nebensächlich, Geld ist nur ein praktisches Tauschmittel. Der Knackpunkt ist, ob man was zum tauschen hat.
Man muss was zu bieten haben, für das ein anderer etwas geben will.
Darum ist es manchmal besser, Fliesenleger zu sein als Tanztherapeutin.
Gruß und viel Erfolg beim Finden eines Lebensweges!
L.
Re: Kann man es ohne Geld schaffen?
Verfasst: Do 20. Jun 2013, 09:51
von Sabi(e)ne
Moin,
Angenommen, ich würde ein leerstehendes renovierungsbedürftiges Haus finden - das mir idealerweise jemand schenken würde - könnte ich dort dann ohne Einkommen bzw. nur von Hartz 4 leben?
Theoretisch ja, praktisch nein.
In H4 hast du als Einzelnase Anspruch auf ca.50qm Wohnraum - und ein (bezahltes) Haus fällt zwar unter Schonvermögen, aber du würdest gezwungen, zu vermieten, um aus H4 rauszukommen.
Das Amt zahlt auch nur max. 6 Monate lang die ganzen Nebenkosten, die bei einem Haus so anfallen - danach wirst du aufgefordert, dir eine "angemessene" Wohnung zu suchen.
Außerdem - wovon willst du eine Renovierung bezahlen?
Und das Amt macht ziemlich Druck, dich aus der Statistik zu kriegen - sprich Maßnahmen und soundsoviele nachgewiesene Bewerbungen pro Monat.
Und warum fängst du nicht mit einem Kleingarten oder Grabeland an, wie so viele hier?
Tierhaltung ist auch teuer - ich kenne niemanden, der sein gesamtes Futter selbst produzieren kann, der nicht Landwirt mit entsprechendem Gerät ist.
Du solltest lieber erst mal an deiner beruflichen Qualifikation arbeiten, statt H4 als Dauerlösung anzupeilen - mit 36 hast du noch alle Optionen - aber ab 50 wird es schwierig.
Re: Kann man es ohne Geld schaffen?
Verfasst: Do 20. Jun 2013, 10:01
von Reisende
Lometas hat geschrieben:
Und wenn du erst 36 Jahre jung bist, hast du noch sehr, sehr große Chancen aus Hartz IV rauszukommen. (...)
Junge Leute, 36 Jahre jung, sollten eigentlich für ihren eigenen Lebensunterhalt sorgen können, außer sie wären ganz schlimm chronisch krank oder hätten eine etwas größere Behinderung.
Also mach was !
Landfrau hat geschrieben:
Man kann so sicherlich "leben" im vegetativen Sinne - ob es auch ein wünschenswertes soziales Leben ist, muss jeder für sich entscheiden. Ich fürchte mal, die Akzeptanz hält sich in Grenzen, wenn jemand nur einen Satz Kleidung und kein fließend Wasser hat. wer aber eine entsprechende psychische Grundstruktur hat, mag sich so wohler fühlen als im feinen zwirn auf ner Geschäftsbesprecheung. das ist individuell.
Und ja, früher gab es kein H4 .... sich auf "die anderen", als die dummen arbeitenden steuern- und Sozialabgaben Zahlenden und den zwangsumverteilenden Staat zu verlassen ist von Selbstversorgung maximal weit entfernt.
"Selbst" ist das Zauberwort und das braucht als erstes: gesundheit, geistige, körperliche, soziale und dann Wissen und Können, damit man sein Wissen und Können anderen andienen kann. Ob gegen Geld oder andere Leistungen, ist erstmal nebensächlich, Geld ist nur ein praktisches Tauschmittel. Der Knackpunkt ist, ob man was zum tauschen hat.
Man muss was zu bieten haben, für das ein anderer etwas geben will.
Darum ist es manchmal besser, Fliesenleger zu sein als Tanztherapeutin.

Re: Kann man es ohne Geld schaffen?
Verfasst: Do 20. Jun 2013, 10:29
von Thomas/V.
Hallo, Allkind!
Wenn Du ein irgendwie bewohnbares Haus hast, was Du nicht dauernd renovieren mußt (es soll auch ein Leben ohne Wasserklosett und mit Ofenheizung geben

) und nen 451 €-Job (selbst völlig ungelernte können z.B. auf irgend nem Reiterhof Ställe ausmisten für 3-4 Stunden am Tag), dann hast Du in etwa das H4 Niveau, ohne das Dir das AA auf den Geist geht und bist auch krankenversichert usw.
Ein großer Teil des Einkommens wird allerdings für alle möglichen Zwangsabgaben (Müll, Abwasser u.ä. drauf gehen, Strom, Telefon usw.
Das größte Problem ist m.M. nach, mit wenig erspartem Geld an die benötigte Fläche mit Haus zu kommen, also die Grundausstattung zu erlangen.
Hat man die benötigte Grundausstattung, dann kann man mit einem Einkommen auf H4-Niveau durchaus leben, wenn man sich viel selbst versorgen kann und wenig Ansprüche hat.
Das Problem bei H4 ist, wie oben schon beschrieben, das Du keine Planungssicherheit hast.
Wenn es dumm kommt, mußt Du irgendwelche dämlichen Maßnahmen oder sonstwas machen, während Du eigentlich im Garten/Grundstück grad viel zu tun hättest.
Völlig ohne Geldeinkommen und SV-Grundausstattung wird es in D. sicherlich nicht gehen.
Re: Kann man es ohne Geld schaffen?
Verfasst: Do 20. Jun 2013, 10:37
von Spottdrossel
Ich wundere mich immer über den Glauben, die Leute hätten früher ohne Job und nur von Kleinstlandwirtschaft gelebt.
Entweder, die Kleinstlandwirtschaft wurde neben dem Handwerksberuf betrieben, oder man war Pächter und hatte einen Teil der Ernte rauszurücken.
Nix mit Romantik.
Was Citty schreibt, sind andere Verhältnisse als sie hier in D bzw. Europa waren - hatte schon seinen Grund, daß man die lange Überfahrt auf sich nahm, um es dann "zu was zu bringen".
Noch kurz was zu geschenkten Häusern: je nachdem, wo die stehen und wie hoffnungslos die Lage ist, kann da sogar Renovierung angeordnet werden (Stichwort Gefahrenabwehr, wenn was auf die Straße fallen könnte, hatten wir hier in der Gegend schon; Abrißbagger kam, Eigentümer bekommt die Rechnung) und in einer Reportage habe ich was gesehen von nicht sachgemäßer Renovierung, weshalb dann das Ding als unbewohnbar deklariert wurde vom Amt.
Ist wie überall: es KANN natürlich klappen - aber wenn man in ständiger Angst vor der nächsten Reparatur leben muß, oder dem Viehzeug keinen Tierarzt spendieren kann, ist das auch kein wirklich freies Lebensgefühl.
Re: Kann man es ohne Geld schaffen?
Verfasst: Do 20. Jun 2013, 11:15
von daemo
ich sage auch das es nicht möglich ist:
1. wenn du hartz4 beziehst, darfst du im aussenbereich maximal 800qm land haben. hast du mehr, dann musst du es verkaufen oder verpachten. und wenn man bedenkt das bei 800qm nicht die gesamte fläche zur verfügung steht für anbau ( irgendwo muss ja das haus stehen, ne einfahrt gibts sicherlich auch noch) dann wirds langsam eng mit dem platz. für nen gemüsegarten reichts, das wars dann aber auch schon. ausserdem bist du verpflichtet alle maßnahmen zu machen die dir die arge vorschreibt. dh du hast nur wenig zeit zur verfügung dich um deine selbstversorgung zu kümmern.
hartz4 halte ich also für keine lösung.
2. vor 300 jahren gabs zwar noch kein hartz4, aber es gab auch weniger zwangsabgaben. wenn du ein haus hast, dann musst du grundsteuer, müllgebühren u.ä. zahlen, ob du willst oder nicht. dafür musst du erstmal geld verdienen. trotz der krankenversicherungspflicht in deutschland kannst du zwar theoretisch darauf verzichten, die frage ist nur ob du das willst. wenn nicht dann kostet dich das nen haufen geld.
du müsstest, um die ausgaben zu minimieren, auf telefon und strom verzichten, also kein licht wenns dunkel wird ( ausser du stellst bienenwachskerzen selbst her) und du brauchst eine stromlose heizung. und da musst du gezwungenermaßen auf einzelöfen/grundöfen umsteigen was dann wieder den schornsteinfeger den du bezahlen musst auf den plan ruft.
3. um die zwangsabgaben beim besitz eines hauses und grundstückes zu vermeiden kannst du natürlich auch auf eigentum ganz verzichten und nen ort suchen der momentan nicht genutzt wird. in deutschland gibt es solche orte kaum. denn entweder irgendwer besitzt die fläche und nutzt sie oder aber es ist naturschutzgebiet. falls du so einen ort findest den du nutzen kannst und der eigentümer will dann irgendwann doch den ort nutzen kann er dich vertreiben und alles was du angesäät hast ist verloren. da bist du also der willkür anderer ausgeliefert.
wenn man über vergangene zeiten liest dann hat man tatsächlich das gefühl das es früher möglich war sich abzukoppeln, aber das täuscht. es gab zum einen die rechtlosen, die vogelfreien ( wäre vergleichbar mit punkt 3). kein eigentum und keinerlei absicherung. die meisten von denen dürften zu banditen geworden sein weil es komplett ohne gemeinschaft viel zu schnell passiert das man mal ne missernte hat und plötzlich nicht mehr über die runden kommt. ausnahmen ( wie z.b. diese christliche flüchtlingsfamilie da irgendwo in sibirien oder wo das war die seid mehreren jahrzehnten komplett isoliert ihr dasein fristet ( gab mal nen link dazu hier im forum)) davon sind äusserst selten.
die siedler die entweder im gefolge einer eroberung, geplanten ansiedelung ( siebenbürgen u.ä.) oder erschliesung neuen landes ( usa, australien ) irgendwo hingekommen sind hatten 1. immer einen staat der das zugelassen oder befördert hat und 2. sind sie immer in gruppen angesiedelt worden. zwar oft auch weit verstreut aber sie waren eine gemeinsame gruppe die sich gegenseitig unterstützen konnte.
wenn du also keine gruppe hast und nicht von staats wegen irgendwo angesiedelt wirst, dann kannst du nur rechtloser einsiedler sein ( und vom besitzer des landes auf dem du dich niederlässt vertrieben werden) oder aber zu zwangsabgaben verpflichtet sein für die du geld erwerben musst. bekommst du dieses geld vom staat( hartz4) hast du bestimmte beschränkungen was wohnraum und grundstücksfläche angeht und kannst nicht frei über deine zeit selbst bestimmen, musst also maßnahmen die dir aufgetragen werden erledigen oder jobs annehmen ( was dann bei pendeljobs sogar dazu führen kann das du keinerlei restzeit mehr zur verfügung hast um tatsächlich selbstversorgung zu betreiben).
ganz ohne einkommen oder größeren geldreserven die man langsam aufbrauchen kann geht es also nicht. du kannst zwar mit wenig geld auskommen ( irgendwer hier im forum war glaub ich auf 150€ pro monat runter was ich SEHR beachtlich finde!) aber ganz ohne einkommen oder reserven gehts nicht.