Rosen und Permakultur?

Raphaela23
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Rosen und Permakultur?

#1

Beitrag von Raphaela23 » Fr 9. Nov 2012, 11:16

Passt das zusammen? - Vielleicht finde ich es mit eurer Hilfe heraus...

Das Projekt begann als Vereinsprojekt (von Lost Beauties e. V.) und der Hauptzweck ist und war die Erhaltung vom Aussterben bedrohter Rosensorten. - Ja, auch da sind die alten Sorten, an denen kein Großvermehrer oder -Züchter mehr dran verdienen kann, vom Aussterben bedroht.

Sind Rosen (abgesehen von Blüten- und Hagebuttenverwertung sowie als Insektennährgehölze) "nützlich"? - m. E. ja: Auch jede alte Kultursorte hat ihre Besonderheiten bezüglich Duft, Farbe, Blütenform u. a. Für mich sind die heute seltenen Sorten "lebende Kulturdenkmale", die mitsamt ihren Besonderheiten auch zukünftigen Generationen erhalten bleiben sollten. Auch wenn viele von ihnen nicht genug Blüten und/oder Hagebutten hervorbringen, um sie als "Nutzpflanzen" klassifizieren zu können, haben sie trotzdem das Potential "nützlich" zu sein: Als lebende Erinnerungen an vergangene Zeiten, als durch ihr Aussehen und ihren Duft die Lebensfreude steigernde Objekte für ihre Betrachter und (einige davon) auch als genetische Grundlage weiterer Züchtungen.

Gepflegte Rosenparks mit gut ausgeschilderten Sortimenten gibt es einige. Der l âge bleu Rosenpark unterscheidet sich von ihnen in einigen Punkten: Hier wird nicht gespritzt und die Pflanzen wachsen in Mischkultur. Von vorne herein war es eher ein "No-budget-" als ein "Low-Budget-Projekt". So gibt es bis heute keinen Etat für Gärtner und nur einen sehr kleinen für nötige Investitionen. Die meisten Rosen- und anderen Pflanzen waren ursprünglich Spenden und/oder wurden aus aufgelösten Gärten, Beeten oder Grünabfallbehältern gerettet. Auch die zum Abdecken der meisten Beetbereiche verwendete Folie ist kostenlose, gebrauchte Silagefolie von umliegenden Landwirten. Die "Gartenmöbel" stammen überwiegend vom Sperrmüll. Sämtliche Arbeitsgeräte sind Geschenke oder günstig gebraucht in der Umgebung erstanden. Die Beschilderung der Rosen-Sammlung ist provisorisch und improvisiert (was ein Problem darstellt).

Eine Idee des Konzepts war und ist, Besuchern zu zeigen, daß Rosen auch mit biologischer Pflege gut gedeihen und sich in Mischpflanzungen integrieren können. Bei den großen, einmal (im Sommer) blühenden Rosen klappt das auch ganz hervorragend. Schwieriger ist es bei den klein bleibenden, öfterblühenden Raritäten: Sie vertragen keine Bedrängung durch Großstauden oder Einjährige, die sich zu dicht an ihnen aussäen. Das ist einer der Punkte, wo mehr Eingriffe erforderlich sind als ein Einzelmensch auf 8000 m2 Fläche mit beschädigter Wirbelsäule leisten kann. Bepflanzungskonzept-Änderungen sind in Arbeit.

Eine weitere (vielleicht ZU) ehrgeizige Idee war, zu "beweisen", daß auch ganz wenige Leute (bzw. ein Einzelner wie aktuell) so ein großes Projekt auf die Beine stellen und auch weiterhin unterhalten können/kann...Daß Kreativität, Liebe zu Pflanzen und Natur und Sturheit ausreichen, "das Unmögliche möglich" und "aus (fast) Nichts was" zu machen ist...Diesbezüglich stoße ich aus gesundheitlichen Gründen (diverse kaputte Bandscheiben) leider grade hart an die Grenzen :-/

Was sehr gut und überraschend schnell funktioniert hat ist die Schaffung eines Zufluchtraums für die lokale Tierwelt: Es gibt in den paar Jahren seit Projektbeginn schon viel mehr verschiedene Schmetterlings- und Vogelarten, Wild- und Kulturbienen sowie andere Insekten finden üppige Nahrung, im und um den Teich haben sich diverse Amphibien angesiedelt (Erdkröten, Kamm-Molche, drei Froscharten), der Steinhaufen wurde umgehend von Eidechsen besiedelt und die Feldhasen der Umgebung nutzen den Rosenpark als Kinderstube.

Selbstversorgung wäre zumindest teilweise auch schon möglich: Es gibt inzwischen ca. fünf Apfel- sowie sieben Pflaumen-/Zwetschgenbäume, die teilweise schon ganz gut tragen (seltene, lokale HST wären zusätzlich willkommen, sind aber zu teuer), größere Bereiche mit Wald- und Kultur-Erdbeerenunterpflanzung, jede Menge Johannisbeersträucher (Selbstaussaat von schwarzen und weißen), Pilze (von denen ich leider bisher nur die Wiesen-Champignons sicher erkenne), diverse Kräuter, Wildstauden, Holunder und auch das eine oder andere Gemüse (Mangold sät sich recht zuverlässig jedes Jahr neu aus, dieses Jahr wuchsen am Rosen-Laubengang auch Bohnen), sowie natürlich Hagebutten. - Leider wird fast nichts davon geerntet, dazu fehlt einfach die Zeit.

Das Finanzierungskonzept beruht auf dem Eintrittsgeld (3 Euro pro Erwachsenem). Damit lassen sich die Festkosten (Pacht, Versicherung, Website, etc) so grade eben bestreiten. Ein Etat für bezahlte Hilfe (zumindest phasenweise und/oder für körperlich besonders schwere Arbeiten) leider nicht. Nachdem von den ursprünglich schon wenigen, mitarbeitenden Vereinsmitgliedern auch die letzten aufgrund persönlicher Lebensumstände nicht mehr mithelfen konnten, habe ich das Projekt in private Trägerschaft übernommen (die Anerkennung als landwirtschaftliches Unternehmen ist beantragt).

Um weitermachen zu können brauche ich Kooperationspartner. Jemanden, der engagiert bei der Pflege hilft und dafür die Pflanzen und sonstigen Gegebenheiten so nutzt, wie ich es aus Zeitgründen nicht (mehr) schaffe. Z. B. Blüten, Hagebutten, Stauden, Kräuter, Obst, Holunderbeeren erntet und vermarktet, Sträuße pflückt und verkauft, Stauden teilt und topft, Bienenstöcke aufstellt, etc...Auch vorübergehende Hilfe in Form von Praktikanten, die z. B. mehr über Rosen erfahren möchten, wäre willkommen (gegen Kost und Logis in einem etwas chaotischen Haushalt)...Das Gelände ließe sich auch für Workshops, Seminare und Märkte nutzen (die ich aus Zeitmangel nicht alleine organisieren kann). Möglichkeiten gäbe es sicher einige...

Kann ein "Park" (mit einem dem Publikumsverkehr angemessenem, höheren Pflegeaufwand) überhaupt ein Permakultur-Projekt sein oder werden? Wo gibt es Gemeinsamkeiten, wo Unerschiede zu (anderen) Permakulturprojekten? Wo liegen die Hindernisse auf dem Weg zur Permakultur? - Das sind weitere Fragen, die (abgesehen von der Suche nach Kooperationspartnern) für mich interessant wären...Wer sich das Projekt anschauen möchte kann mich (abends) gerne anrufen (0 45 36 / 619) oder mailen (info@l-age-bleu.de). - Da die Arbeitssaison (Einwintern der empfindlichen Rosensorten/-pflanzen u. a.) noch in vollem Gange ist, komme ich zur Zeit leider nicht so oft dazu, in Foren zu lesen oder zu schreiben.

Weitere Infos gibt es hier:
http://www.l-age-bleu.de/p/der-park.html

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Re: Rosen und Permakultur?

#2

Beitrag von michi » Fr 9. Nov 2012, 11:23

hallo raphaela !
bei eva vesovnik hab ich im permakulturgarten u.a. rosen gesehn. vielleicht wäre sie auch eine ansprechpartnerin für dich.

http://www.dorfwiki.org/wiki.cgi?EvaVesovnik

Raphaela23
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Re: Rosen und Permakultur?

#3

Beitrag von Raphaela23 » Fr 9. Nov 2012, 11:32

Danke für den Tipp! :-)
Versuch ich heute abend, jetzt muß ich erstmal schnell zur Arbeit (die paar Lichtstunden nutzen)...

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Re: Rosen und Permakultur?

#4

Beitrag von Spottdrossel » Fr 9. Nov 2012, 12:03

Wow, was für ein Projekt!
Aber die Rosensammelleidenschaft kann ich absolut nachvollziehen, ich bin da auch stark gefährdet ;) .
Hühner sind auch nur Menschen...
http://www.spottdrossel.net

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Re: Rosen und Permakultur?

#5

Beitrag von emil17 » Di 13. Nov 2012, 08:37

Schade, dass das von mir aus so abgelegen ist, sonst käme ich gerne mal vorbei ...
Zur Permakulturfrage:
Im engen, d.h. orthodoxen Sinne aufgefasst wird jede Garten- und Anbauphilosophie genau wie eine Religion zu einem geistigen Korsett. Die Leute, die das durchziehen, sind aber auch danach und leiden selbst nicht darunter.
Wenn man die Grundidee (lokal, nachhaltig, respektvoll gegenüber allem was lebt) in sich hat, gibt es keinen Grund, warum ein Rosenpark weniger für Permakultur geeignet sein sollte als irgend ein anderer Garten. Zumal die Wildrosen, jedenfalls hier bei uns, immer mit den steinigsten, hagersten, trockensten und windexponiertesten Stellen Vorlieb nehmen müssen und dabei recht fröhlich gedeihen. Weil ja nicht wie etwa bei Feldgemüsebau mit jedem Jahr grosse Mengen organischer Substanz der Kultur durch die Ernte entnommen werden, müsste ein Rosenpark eher besser gehen als Nahrungsmittelanbau.

Deine Polemonium gefallen mir besonders, bei mir im Garten halten sich die leider nicht so recht.

Pass auf mit die Bandscheiben, das ist mit vom Gemeinsten, was einem Gärtner widerfahren kann.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Rosen und Permakultur?

#6

Beitrag von Raphaela23 » Fr 16. Nov 2012, 13:33

Erstmal herzlichen Dank für eure ermutigenden Antworten! :-)

Die Grund-Idee (lokal, nachhaltig, respektvoll) hatte ich intuitiv schon so aufgefasst, auch wenn die drum-herum-Theorien mir oft etwas verwirrend und auch basisfern vorkommen (weil es in der Natur eben keine "statischen" Systeme gibt) und sie ist mir sehr sympathisch :-)

Dogmen liegen mir nicht, daher ist es schwierig, dieses Projekt (als auch ein weiteres, kleines Versuchsprojekt zur Wildblumenansiedlung an Straßenrandstreifen)
bei etablierten Gruppen bzw. Vertretern "reiner Lehren" zu vertreten: "Echte" Ökos z. B. mögen keine Projekte, bei denen es vorrangig um Kultursorten von "Zier"-Pflanzen geht. Wenn dann auch noch fremdstämmige Arten und Sorten dazukommen wird´s richtig igitt-bäh-pfui...Die Verwendung von (gebrauchter) Silagefolie ist bei den meisten davon auch zumindest umstritten (Plastik ist gaaaaanz "pöhse"), Arbeitseinsparung, regionales Recycling und Vergrößerung von Biodiversität hin oder her...Von daher freue ich mich besonders, hier auf mehr Offenheit zu treffen :-)

Tja, die Bandscheiben...Die machen nach jahrelanger Knochenarbeit bei jedem Wetter ab einem gewissen Alter Probleme und Altwerden ist diesbezüglich echt doof :-/
Leider machen die eingeschränkten Arbeits-Kapazitäten (heute geht z. B. leider mal wieder gar nix :-/) Konzept-Änderungen nötig, die sich auf die Biodiversität auswirken können: Weil ich es alleine nicht schaffe, rechtzeitig ringsum Samenstände von Wildblumen und aussaatfreudigen Stauden (wie z. B. Polemonium - davon kann ich hunderte abgeben) zu entfernen/zu minimieren, muß ich in einigen Beeten/Bereichen diese Arten und Sorten leider weitgehend wieder eliminieren...Der Hauptzweck ist ja die Erhaltung bedrohter Kultursorten von Rosen und die schwachwüchsigen, öfterblühenden Sorten werden sonst von in und dicht an den Pflanzscheiben selbst angesäten Begleitpflanzen erstickt und überwuchert. Daher dürfen in den Bereichen, wo diese Sorten wachsen, zukünftig besonders invasive Begleiter nicht stehen bleiben...Gäbe es Leute, die Malven- und andere Blüten (z. B. für Marktverkaufs-Sträuße) kontinuierlich verwerten (woraufhin u. a. diese Pflanzen immer neue Blüten bilden) wären sie kein Problem. Da ich aber auf 8000 m2 maximal alle zwei, drei Wochen (wenn´s schlecht läuft können es auch fünf bis acht sein) in jeden Bereich komme, finde ich beim nächsten Besuch in dieser oder jener Ecke häßlich verblühte Samenstände (ein ästhetisches und daher finanzielles Problem in Bezug auf die zahlenden Besucher) und (ein größeres Problem, weil es aufwändige Mehrarbeit für mich bedeutet) Rosen vor, in deren Pfahlwurzeln sich dutzende von Jung-Malven gesät haben...Daher gehören leider auch die wunderschönen Malva moschata und M. sylvestris u. a. zu den Komplett-Rauswurf-Kandidaten :-/
Um möglichst viele der vermehrungsfreudigen Wildblumen nicht ganz verbannen zu müssen habe ich mir das kleine, arbeits-extensive Zusatz-Projekt ausgedacht. Schaumermal...Ich werde euch auf dem laufenden halten.

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Re: Rosen und Permakultur?

#7

Beitrag von utebo » Sa 17. Nov 2012, 00:58

Ich hab' mir gerade mal die Webseite angeschaut. Dein Garten ist ja wirklich wunderschön! :daumen:
Hab' sogleich meine Verwandtschaft in Schwarzenbek/Reinbek/Hamburg informiert (gartenbegeisterte Schwester und Nichte, andere Nichte, die gerade Floristin lernt und ihr Freund, gelernter Gärtner und sehr guter Fotograf). Die werden bestimmt im nächsten Gartenjahr bei Dir auflaufen.

Gruss,
Ute :ziege:

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Re: Rosen und Permakultur?

#8

Beitrag von Raphaela23 » So 18. Nov 2012, 14:42

Sehr schön, danke! :-)

Hab den "Editieren"-Button noch nicht entdeckt: Es muß natürlich heißen "Rosen, in denen sich die Pfahlwurzeln von...eingenistet haben..." ;-)

Heute ist hier Dauerregen, ganz schlecht für angenagte, alte Knochen...Aber gestern wurden weitere 5 (aus dem inzwischen völlig verwilderten Hausgarten evakuierte) Rosen gepflanzt und morgen werden 15 weitere gebracht. Die Anzahl an Sorten und Pflanzen wächst (mangels Etat) langsam, aber doch kontinuierlich weiter :-)

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Re: Rosen und Permakultur?

#9

Beitrag von utebo » So 23. Jun 2013, 20:50

Hi Raphaela,
Meine Schwester war gestern in Deinem Rosengarten und war voll begeistert! Sie hat eine "Mr. Bluebird" gekauft - vielleicht hast Du sie ja getroffen.
ich hoffe, ich schaffe es auch mal zu Dir, wenn ich in D zu Besuch bin.
Gruss,
Ute :ziege:

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Re: Rosen und Permakultur?

#10

Beitrag von Bhanta » Do 27. Jun 2013, 06:11

Hallo Raphaela, hier findest du bestaetigt, dass Rosen sehrwohl als perma-Pflanze gelten: http://tcpermaculture.blogspot.com/2011 ... ction.html. Und ueberhaupt: alles geht in PC und auch ueberall. Permaculture ist fuer mich nur ein Wort, denn es bezeichnet nicht mehr und nicht weniger den voelligen Alleingang der Nature; wie die Nature es selber fuer richtig haelt zu gedeihen. Und die Prinzipien der PC sind sinnvolle Kopien der Praktiken, die schon seit hunderten von Jahren ausgefuehrt wurden- bevor man das Wort Permaculture ueberhaupt kannte. LG, Bhanta.
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