ankaidin hat geschrieben:Welche Art von Mulch verwendest du im Garten? Den anfallenden Mulch aus der Vegetation? Wir wollten den Bereich bei den Beerensträuchern ebenfalls mulchen, einge sagten bereits man solle Rasenschnitt verwenden, wobei ich denke dass dies eher schädlich ist (Pilze,...). Eventuell dann Laub oder eben Mulch aus dem angefallenen Schnittgut (Hecken und Sträucher,...) sind vermutlich besser.
Alle Arten organischer Materialien koennen als Mulch verwendet werden! Die einzige Einschraenkung hier ist, dass es zu einem Ungleichgewicht oder fuer Gartenpflanzen unguenstigem Bodenumfeld kommen kann, wenn du uebermaessig viele Materialien von nur einer Quelle benutzt. Wenn du z. B.
sehr viel Materialien aus dem Wald benutzt (Laub, Saegemehl, -spaene oder gehaeckselte Aeste), wird im Boden ein Uebergewicht an Pilzgeflechten entstehen, die normalerweise im Wald wachsen. Im Garten wie auf Wiesen ueberwiegen jedoch Bakterien und andere Mikroorganismen. Die meisten Wiesen- und Gartenpflanzen benoeten auch Pilzgeflechte zum wachsen, aber diese unterscheiden sich von den Pilzgeflechten im Wald. Dies ist aber normalerweise kein Problem, wenn du organische Materialien verschiedener Art verwendest. Z.B., das optimale N (Stickstoff) zu C (Kohlenstoff) im Komposthaufen liegt bei 1 zu 20. D. h., in der Praxis versuchst, du gruene krautige Materialien (N-reich) mit braunen oder holzigen Materialen (C-reich) zu vermischen. Stallmist und Kuechenabfaelle sind ebenfalls reich an Stickstoff und koennen daher mit kohlenstoffreichen Materialien wie Stroh, Laub oder gehaeckselten Aesten verwendet werden. Was fuer den Komposthaufen gilt, gilt auch fuer Mulch.
Ein weiteres Problem kann entstehen, wenn sehr viel Bodenstickstoff dazu dient, die organischen Substanzen abzubauen, und damit nicht zum Pflanzenwachstum zur Verfuegung steht. Das ensteht aber nur wenn sehr viel kohlenstoffeiches Material auf einmal im Boden integriert wird oder wenn das Material sehr fein ist. Feine Materialien wie Saegemehl haben eine groessere Oberflaeche als grobe Materialien wie z. B. gehaeckselte Aeste, und werden deshalb schneller abgebaut, wodurch viel Stickstoff auf einmal gebunden wird. Dies kann zu einem zeitweiligen Wachstumsstop fuehren, bis das Material abgebaut ist und damit wieder fuer Pflanzen zur Verfuegung steht. Das gleiche kann passieren, wenn du sehr viel kohlenstoffreiche Material auf einmal verwendest, z. B. 10 cm Heu. In solchen Faellen sollte man gleichzeitig stickstoffreiche Materialien wie Stallmist verwenden. Aber am besten ist es, wenn du immer nur kleine Mengen (2 bis 3 cm) dafuer aber oefter (2 bis 4 mal im Jahr) auf den Boden gibst. Damit erreichst du einen Kreislauf der lebenden Substanzen, wie er in der Natur dafuer sorgt, die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten und sogar zu vermehren (siehe z. B. „Bodenfruchtbarkeit“ von H. P. Rusch). Z. B. im Wald zersetzt sich Laub in den oberen Bodenschichten, um dann nach und nach in den darunterliegenden Schichten umgesetzt zu werden, und dann wieder zur Ernaehrung der Baeume zur Verfuegung zu stehen. Deshalb und dadurch, dass alle Pflanzen einen Teil ihrer Nahrung aus der Luft erhalten, vermindert sich die Bodenfruchtbarkeit nicht nur nicht, sondern wird sogar noch erhoeht. Im natuerlichen Kreislauf ist also Duengung nicht noetig. Sie kann sogar schaedlich sein, denn sie zerstoert das natuerliche Bodengleichgewicht.
Das Thema Beete ohne umgraben kenne ich bisher nur aus Büchern (Seymour) habe hier noch keinerlei Erfahrung. Funktioniert dies mit allen Gemüsen? Die Beete sollten dann nicht mehr betreten werden, oder?
Die amerikansiche Gaertnerin Ruth Stout, auch „Queen of Mulch“ genannt, hat sehr viel Pionierarbeit auf diesem Gebiet geleistet. Ihre Verwendung von Mulch unterscheidet sich jedoch erheblich von der, wie sie z. B. im japanischen „naturgemaessem Anbau“ (siehe, Fukuoka, Kawaguchi, usw.) ueblich ist. Bei Letzteren dient Mulch nicht zum Unterdruecken von Unkraut, sondern zum Bereichern der Erde, und es wird nach Moeglichkeit mit gruenem oder lebendem Mulch und nicht mit braunem oder totem Mulch gearbeitet. Die Nutzpflanzen wachsen also zusammen mit einem Bodendecker wie Klee oder, im Idealfall, sogar mit den heimischen Unkraeutern. Dadurch wird Duengung oder die Brache der traditionellen Landwirtschaft ueberfluessig. Ist das moeglich? Ja, aber jeder muss selbst herausfinden welche Kombinationen (Nutzpflanze/Bodendecker oder Nutzpflanze/Unkraut) in seiner heimischen Umgebung mit welchen Methoden moeglich ist.
Z. B., hier in Portugal kann ich in der kalten Jahreszeit dicke Bohnen in einem Feld von Quecken ohne Pfluegen anbauen, weil Quecken hauptsaechlich in der warmen Jahreszeit wachsen. Die dicken Bohnen wachsen bei mir zusammen mit Quecken, Grass und anderem Unkraut genausogut wie bei meinen Nachbarn, die ihr Feld pfluegen und durch Hacken von Unkraut frei halten.
Im allgemeinen ist es einfacher mit Pflanzen die grosse Samen haben: Bohnen, Erbsen, Mais, Kuerbis, usw., als mit Pflanzen die aus kleinen Samen gezogen werden wie z. B. Karotten.
Seit Februar pflanze ich Kartoffeln in einer Wiese. Zuerst hab die ganze Wiese gemaeht. In einem Teil der Wiese heb ich die Grassode mit einer Grabgabel leicht an, lass eine Saatkartoffel hineinfallen und schliesse das Pflanzloch wieder. Danach leg ich das Gras der ganzen Wiese als Mulch auf den Teil, den ich mit Kartoffeln bepflanzt hab. In dem Mass, wie in den naechsten Wochen Biomasse nachwaechst, werd ich noch mehr Mulch ueber die Kartoffeln anhaeufen.
Im April werd ich, unter anderem, Bohnen, Mais, Kuerbis in das hohe Gras einer Wiese saeen. Dann trampel ich das Gras mit den Fuessen nieder und bedecke es mit zusaetzlichem Mulch von anderen Wiesen oder von den Haengen.
Im April werd ich noch mehr Grass flach treten, mit zusaetslichem Mulch bedecken und Sommergemuese (Tomaten, Paprika, Auberginen, Okra, Gurken, usw.), die ich jetzt in Saatkaesten vorziehe, mit Erdballen durch die Mulchschicht in die Erde Pflanzen.
Bei Karotten oder anderem Wurzelgemuese, zieh ich die Mulchschicht mit dem Rechen etwas zurueck, zieh eine Reihe mit dem Sauzahn in die Erde, saee die Samen in die Furche, schliess die Furche und bedecke leicht mit Mulch oder lass unbedeckt, je nach Samen.
Die Erde wurde seit 15 Jahren nicht mehr gepfluegt und seit ueber 10 Jahren hab ich nur alle bei uns anfallenden organischen Materialien auf die Erde gelegt ohne zu Duengen.
Dies sind einige Methoden, die bei mir funktionieren. Um herauszufinden, ob das auch bei dir geht, musst du selbst experimentieren.
Viel Spass, Dieter