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von hunsbuckler » Fr 21. Feb 2014, 15:28
Hallo Wechselgestalt,
als rational denkender, allgemeine Aufklärung anstrebender Nicht-Fantast befürchte ich, daß Du eine unrealistische, von rückwärtsgewandtem Wunschdenken geprägte Sicht auf "alte Naturreligionen" hast:
- Frühe Jägerkulturen waren mitnichten "im Gleichgewicht mit der Natur", sondern haben, wo sie technologisch dazu in der Lage waren, die Flora und Fauna ihres Habitats massiv verändert:
So geht die Ausrottung der pleistozänen Megafauna Eurasiens und Amerikas (Mammut, Wollnashorn, Riesenhirsch, Riesenbison, Riesenfaultier,...) größtenteils auf ihr Konto.
Gerade weil sie primitive, ineffiziente Techniken verwandten,indem sie z.B. durch Legen von Savannenbränden ganze Herden über Abgründe trieben, von denen sie vielleicht ein bis zehn Prozent verwerteten...
- Ebenso hatte die frühe Besiedelung Ozeaniens und der pazifischen Inseln inclusive Einschleppung fremder Arten meist den Kollaps der bis dahin existenten Ökosysteme zur Folge.
Große, flugunfähige Vögel sowie endemische Schildkröten und Beuteltiere wurden nicht erst von den Weißen, sondern bereits von den "naturreligiösen" Aborigines und Ozeaniern ausgerottet.
- "Naturreligiöse" Hirtenvölker und Ackerbauern haben durch unsachgemäße Beweidung und Bewirtschaftung zur weitgehenden Verwüstung der früher grünen und wildreichen Sahara sowie des Zweistromlandes und zur Verkarstung des früher dicht bewaldeten Mittelmeerraumes entscheidend beigetragen.
- Bedingt durch fehlende wissenschaftliche Erkenntnismöglichkeiten sind "Naturreligionen" vielfach furchtbar tragischen Irrtümern sowie Machtmißbrauch anheimgefallen - angefangen bei alltäglicher "Hexerei" und "Gegenzauber" bis hin zu kultischen Massenschlachtungen etwa bei den Azteken, die allen Ernstes glaubten, die Sonne würde für immer untergehen, wenn der "Sonnengott" nicht mit zehntausenden Menschenopfern gnädig gestimmt wurde.
Unsere Vorfahren waren auch nicht viel besser: grausame Folterung und Hinrichtung von Menschen, die gegen irrationale religiöse Tabus verstoßen hatten, kamen häufig vor, wie die aufgefundenen Moorleichen vermuten lassen...
Die heutigen Umweltprobleme sind eine Folge davon, daß die Menscheit immer noch mit einem archaischen, auf maximale Vermehrung der eigenen Sippe gerichteten Mindset nicht begriffen hat, daß jetzt wegen des technischen und medizinischen Fortschritts ein bis zwei Kinder pro Paar ausreichen.
Möchtest Du etwa zurück in die Zeit, wo ein Paar mindestens fünf, besser zehn Kinder in die Welt setzen mußte, um im Alter von einem überlebendem versorgt zu werden?
Die Probleme unserer nahen Zukunft können keinesfalls durch einen Rückfall in archaische Vorstellungen gelöst werden, sondern durch die Überwindung der immer noch existierenden irrationalen Weltbilder und Verhaltensnormen durch Aufklärung!