Kann man es ohne Geld schaffen?

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ahora
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Re: Kann man es ohne Geld schaffen?

#71

Beitrag von ahora » So 7. Jul 2013, 13:48

Ja irgendwie sind wir wohl Anarchisten :lol: Haben wir uns wohl von den Mallorquinern abgeschaut. Hier gibt es auch Gesetze, aber :pfeif: :lol:

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emil17
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Re: Kann man es ohne Geld schaffen?

#72

Beitrag von emil17 » So 7. Jul 2013, 20:09

AllKind hat geschrieben: ich bin jetzt 36 und träume schon seit Jahren vom eigenen Haus mit Garten. Nur schaffe ich es einfach nicht, genügend Geld anzusparen - bei der heutigen Arbeitsmarktlage. Angenommen, ich würde ein leerstehendes renovierungsbedürftiges Haus finden - das mir idealerweise jemand schenken würde - könnte ich dort dann ohne Einkommen bzw. nur von Hartz 4 leben?
Wovon Du vermutlich träumst ist die Art Idylle die in den Landliebe-Zeitschriften dargestellt wird? Im Frühsommer üppig blühende Stauden, zu Allerheiligen selbst geflochtene Stechpalmenzweigkränze an die Haustür gehängt und wieso der Kartoffelkeller voll ist, das ist dort kein Thema.

Ne weitere hier in der Diskussion noch nicht genannte Möglichkeit wäre "Bauer sucht Frau" oder sowas in der Art. Nur tun sich da Hindernisse andere Art auf.

Leerstehende renovationsbedürftige Häuser fast umsonst gibts hier
Wenn du ein solches Gebäude wieder selber instandstellen kannst, dann kannst Du so viel, dass du problemlos einen Job findest, womit Du das Geld verdienen kannst, um dir das zu leisten.
Strom, Gas, Wasser, Heizung, Abwasser, Maurer- Schreiner- Zimmermannsarbeit kann man sich alles selber beibringen. Aber man muss von praktischer Art sein. Und wer es sich zutraut (das wichtigste Hindernis) der fragt nicht wie er es anfangen soll. Selbst dann ist es lästig wenn man das Geld für den Pack Schrauben gerade nicht hat.
Irgendwas kannst Du bestimmt besser als die meisten anderen Leute. Ob das gut kochen oder Alte pflegen oder irgend was handwerkliches ist weisst nur Du. Mach das zu deinem Beruf und verdiene Geld damit. Geld im Sinne wofür es erfunden wurde und was nicht schlecht ist - als Tauschmittel.
Wenn du auf H4 bist und partout keinen Job findest dann geh doch einfach mal drei Monate für Essen und Unterkunft zu einer Bauernfamilie als Aushilfe. Das wird Dir Selbstvertrauen geben ("das pack ich schon") und das ist das wichtigste. Hilfsbereite unkomplizierte fröhliche praktische Menschen sind überall willkommen und das gibt einem selber wieder Unternehmungsgeist. Aber sitzen und warten bis einem das Haus mit Garten geschenkt wird, das wird wohl nix.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Becci
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Re: Kann man es ohne Geld schaffen?

#73

Beitrag von Becci » So 7. Jul 2013, 21:03

Chapeau, emil 17! Ich hatte mal eine Gruppe Jugendlicher am Hof und meine Aufgabe sollte sein zu zeigen das Arbeit spass machen kann und ein Team zu bilden. Der Therapeut glänzte durch Abwesenheit und hat die Gruppe nur abgeholt. Bei der Hälfte hat es mir echt leid getan, die waren hochmotiviert und teamfähig, haben vielleicht ein bissel länger gebraucht - aber der Wille war vorhanden - die andere Hälfte war zu nichts zu gebrauchen, die hatten am Vortag die Disco um drei Uhr verlassen und hatten nur das Begehr sich zu regenerieren. Ich hab es nicht nochmal praktiziert. DerTherapeut fand es noch befremdlich, dass ich auf die Mitarbeit derer, die nicht willig waren verzichtet habe - mir wurde vorher zugesagt, dass der Therapeut anwesend sei. Ich hab natürlich keine Vergütung bekommen. Fazit, es gibt Arbeitswillige, die haben einfach kein Glück und scheitern daran, dass man verallgemeinert - die haben ja eh alle keine Lust.

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Re: Kann man es ohne Geld schaffen?

#74

Beitrag von unkrautaufesserin » So 7. Jul 2013, 23:12

Liebes Allkind,

Wir haben das mit dem reparaturbedürftigen Haus , das uns geschenkt werden sollte, schon zweimal gehabt. Wir haben zweimal abgelehnt.
Erstens ist die Lage bei solchen Häusern oft prickelnd - im Überflutungsgebiet, an einer Bundesstraße außerorts, das Eckgundstück einer stark befahrenen Kreuzung...
Zweitens ist oft die Grundsteuer schon jahrelang nicht bezahlt. Mit Zins und Zinseszins (und das Finanzamt ist da nicht kleinlich bei den Zinsen!) waren es einmal 25.000 und das zweite Mal über 50.000 Euro Schulden, die wir da mitgeschenkt bekommen hätten.
Drittens waren es Ruinen. Allein an Material hätte man da Tausende reinbauen können. Wenn man denn erst mal das Chaos beseitigt hätte, das die Vorbesitzer hinterlassen hatten. Der eine hatte zimmerweise Katzenfutterdosen...
Und dann brauchst Du 4. ja auch eine gewisse Vorlaufzeit, bis Du etwas Selbstangebautes oder Gemachtes verkaufen kannst. Während Du das Dach deckst, kannst Du keine Marmelade kochen (mal davon abgesehen, daß es nicht billig ist, eine Gewerbeküche nach Vorgaben des Hygieneamtes zu bauen, falls Du die Marmelade als Einkommenserwerb nutzen willst.) Und der frischgepflanzte Apfelbaum fängt erst nach 10 Jahren so richtig an...

Es gab ja auch schon im Fernsehen Beiträge von Leuten, die ohne Geld leben und sich von Brennesseln ernähren.
Was mir in deren Lebenskonzept fehlt, ist der Plan für Krankheit und Alter. Jetzt bist Du 36 (ich bin auch erst 40) und kannst ohne Arzt auskommen. Hast Du Dich erkältet, bleibst Du eben ein paar Tage im Bett (kannst Du nicht mehr, wenn Du die Kuh melken mußt...) Aber es kommt eine Zeit, wo Du alt wirst, und Dein Körper an seine Grenzen stößt. Bist Du wirklich bereit, mit 59 zu sterben, weil Du Dir dem Arzt für die Herztabletten oder das gebrochene Bein nicht leisten kannst? Oder verhungerst Du freiwillig mit 80, weil Du nicht mehr stark genug bist, die Kartoffeln auszugraben?
Ich denke nicht. Ich denke, die meisten dieser Leute, die ihre Jugend ans "Aussteigen" verplempert haben, kriechen im Alter und bei Krankheit liebend gern wieder unter die Fittiche des Sozialstaates. Und meine Kinder zahlen dann auch Deine Rente, Deine Krankenhgausbehandlung, Dein Pflegeheim...

Liebe Grüße, M.

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Re: Kann man es ohne Geld schaffen?

#75

Beitrag von Dyrsian » Mi 10. Jul 2013, 13:08

Um mal auf die ursprüngliche Frage einzugehen: Meine Meinung ist: Man muss versuchen seine Wünsche zu präzisieren, dann gezielt Abstriche machen und aus dem was übrig bleibt die maximale Wunscherfüllung machen.
Bestes Beispiel ist die Sache mit dem Bauernhof. Ich zum Beispiel möchte auch gerne "Selbstversorger" werden, wohne aber in einem Ballungsgebiet (Immobilienpreise!) und habe eine Familie. Was an der "Selbstversorgung" reizt mich denn so?
1.) Lebensmittel erzeugen
2.) mit Holz heizen (ja, es ist etwas gaga ich weiß)
Brauche ich dafür einen Bauernhof? Der ist hier unbezahlbar. Dafür gibt es hier aber etwas anderes: Arbeit. Arbeit die auch gut bezahlt wird (ok, man muss qualifiziert sein).
Also gehe ich in eine kleine, billige Mietwohnung (idealerweise mit Kaminzug, ich muss zugeben das ist nicht einfach) und kaufe mir irgendwo ein Stück Land. KEIN Bauland. OHNE Haus.
Klar, ich muss noch weiter arbeiten, aber vielleicht nur noch 3 Tage die Woche - bleiben mir 4 Tage und drei Feierabende für meine Lebensmittelproduktion. Ich habe ein bisschen Geld, eine Krankenversicherung, Sicherheit
Es ist unromantisch und uncool, vielleicht auch lächerlich wenn die "Scheune" eine uralter Sprinter ist, und die "Landküche" im vierten Stock eines 70er Jahre Plattenbaues. Nur die Marmelade, die schmeckt genauso.

Man kann irgendwo in strukturschwachen Regionen alte Häuser kaufen, auch für wenig Geld. Man kann auch langfristig da überleben - wir haben hier im Forum einige die es tun. Allerdings vermute ich, dass man gewisse Vorraussetzungen braucht (Job / Kapital / Leute). Deswegen finde ich, hilft es ungemein sich genau zu überlegen WAS man eigentlich möchte.
Hartz 4 ist Unsinn. Besser malochen gehen, Geld auftreiben, Wünsche aufschreiben, erfüllen. Stück für Stück.

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Re: Kann man es ohne Geld schaffen?

#76

Beitrag von Spencer » Mi 10. Jul 2013, 14:11

Es ist unromantisch und uncool, vielleicht auch lächerlich wenn die "Scheune" eine uralter Sprinter ist, und die "Landküche" im vierten Stock eines 70er Jahre Plattenbaues. Nur die Marmelade, die schmeckt genauso.
Ach Quatsch... wenn Du vorm uraltem Sprinter hockst und über Dein Land schaust... irgendwie doch romantisch :aeh:

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Re: Kann man es ohne Geld schaffen?

#77

Beitrag von ahora » Mi 10. Jul 2013, 14:36

Hallo Dyrsian,

warum schränkst du schon dein Denken so drastisch ein: <das geht nicht und das geht nicht und dies geht auch nicht>. Wenn du schon denkst, es geht nicht, dann wird es auch nicht gehen. Bleibt in deinem Denken offen.

Du möchtest einen schönen Bauernhof zur Selbstversorgung, du möchtest einen gutbezahlten Job, der dir ermöglicht mit möglichst wenig Zeitaufwand das benötigte Geld zu verdienen. - Schööööööön - dann denke, dass dies möglich ist, ohne wenn und aber.

Viele Menschen beschränken sich schon selbst beim Denken, weil sie Angst vor Enttäuschungen haben. Na und, wenn nicht alles auf Anhieb so klappt, wie ich es mir vorgestellt habe, dann kann man das abhaken und weiter gehts. Wir werden sowieso nie fertig. Wenn wir keine Wünsche mehr haben, keine Ideen, was wir morgen verwirklichen wollen, dann sterben wir.

Nochmal zu den Enttäuschungen, das ist ein Gefühl, welches wir selbst in uns erzeugen, - es ist nicht so gelaufen, wie ich mir das vorgestellt habe, deswegen bin ich jetzt enttäuscht - aber keiner zwingt mich, so zu fühlen. Ich kann auch anders damit umgehen. Und selbst wenn das Gefühl hochkommt, bewußt anschauen und ziehen lassen - und weiter gehts - neues Spiel - neues Glück

lg Ahora

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Re: Kann man es ohne Geld schaffen?

#78

Beitrag von Spencer » Mi 10. Jul 2013, 15:41

:grinblum:

@ ahora - warum hab ich Dich nicht vor meiner Winterflucht (Spanien / Portugal) kennen gelernt ?

Dann wäre ich auf eine, zwei Therapiestunden vorbei gekommen ;)

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Re: Kann man es ohne Geld schaffen?

#79

Beitrag von hobbygaertnerin » Mi 10. Jul 2013, 16:07

Hallo Ahora,
wie hast du diese Lebenseinstellung erreicht?
Wenn ich mich freue, dass etwas wirklich leicht geht, dann kommt meist der dicke Schicksalsknüppel und zieht mir ganz gewaltig eine über die Rübe. Wenn ich mich über etwas sehr freue, dann ist meist recht bald ein Genickschlag im Anzug.
Ich freu mich trotzdem, ich glaube aber nicht, dass alles plan- und denkbar ist, es kommt doch vieles anders als man denkt.

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Re: Kann man es ohne Geld schaffen?

#80

Beitrag von Spottdrossel » Mi 10. Jul 2013, 16:13

Ich finde die Einstellung "schauen, was man hat und kann, und nicht rumjammern, weil es nicht für die Bilderbuch-Ranch gereicht hat" nicht pessimistisch, sondern realistisch.
Die Enttäuschungen kommen doch nicht vom machbar-machen, sondern wenn man was unüberlegt startet und auf die Nase fällt.
Hühner sind auch nur Menschen...
http://www.spottdrossel.net

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