Servus aus Bayern

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willweg
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Servus aus Bayern

#1

Beitrag von willweg » Di 5. Nov 2013, 04:43

Hallo,
ich bin 21 Jahre alt und weiß ehrlich gesagt nicht, was ich hier für eine Ausbildung machen soll. Ich bin auf Dauer auf der Suche nach einer autarken Gemeinschaft. Wo ist mir eigentlich egal. Ich bin derzeit am überlegen für 1 Jahr nach Australien zu einem Kumpel zu ziehen, um etwas Geld zu sparen und anschließend ein Wildnisjahr in den Wäldern der USA zu absolvieren. Eventuell dachte ich dann noch an die "Freie Ausbildung".

Hier noch ein Auszug einer Geschichte von mir, geschrieben im Jugendarrest vor kurzem. So seht ihr direkt was ich mir für meine Zukunft wünsche und was meine Pläne sind.

Es ist spät. Wie viel Uhr es genau ist, kann ich nicht sagen, denn ich sitze erneut im Jugendarrest, wegen Schwarzfahren. Nicht mit dem Auto, sondern mit dem Zug. Gegen 16:00 Uhr habe ich mich hingelegt und bin aufgewacht, als es bereits dunkel war. Da ich aber niemanden mehr reden oder schreien höre, gehe ich davon aus, dass es zwischen 11 und 1 Uhr Nachts ist. Ich kann nicht mehr schlafen und ich lese ein Buch Namens "Elektrik Acid-Test" von Tom Wolte. WIe der Name des Buches bereits verrät, handelt die Geschichte über LSD und die amerikanische Hippie-Generation.

Ich frage mich, wie es wäre, hier in der Zelle einen Pappe zu essen. Die Zelle ist ca. sechs Schritte lang und drei Schritte breit. Direkt am Eingang steht ein blauer Schreibtisch, der einen halben Meter an breite einnimmt. Nach dem Schreibtisch folgt direkt das Bett. Gegenüber von diesem hängt ein kleiner Schrank. Gerade so kann man sich zwischen Schrank und Bett hindurchzwängen, um dann an das "Ende" der Zelle zu kommen. Dort ist eine schmutzige und stinkende Toilette und gegenüber ein Waschbecken. Ein Trip wäre hier wohl nicht da beste...
Eine Woche muss ich nun absitzen, doch wenn man 21-23 Stunden am Tag in Einzelhaft verbringt, kommt einem diese vor wie zwei Wochen. Ich bin 21 Jahre alt und habe noch keine Berufsausbildung absovliert. Dies hat meiner Meinung nach zwei einfache Gründe. Lange wusste ich nicht, welche Ausbildung mir gefallen könnte, desweiteren ist es leichter gesagt als getan, einen passenden Ausbildungsplatz zu finden, wenn man über eine durchschnittliche mittlere Reife verfügt.

Einige würden mich wohl einen Versager nennen, von der Gesellschaft nicht angesehen oder akzeptiert. Wer sagt denn, dass ich nur ein guter Mensch sein kann, wenn ich eine Ausbildung absolviere? Die mitteleuropäische Gesellschaft!
Dort wo alles nur an Geld und Statussymbolen abhängig ist. Doch vielleicht habe ich andere Pläne?! Vielleicht möchte ich , wie die Hippies in meinem Buch durch die Welt reisen, mich treiben lassen. Vielleicht will ich mich aber eines Tages noch sozial engagieren und in armen Ländern Brunnen oder Schulen bauen? Vielleicht möchte ich einfach meine Sachen packen und umherreisen, bis ich irgendwo Sesshaft werde. Mein größter Traum ist es jedoch, irgendwann Autark in einer kleinen Kommune zu leben. Tief verbunden mit der Natur. mit Pflanzen und den Tieren. Für einen durchschnittlichen Mitteleuropäer muss dies nun sehr schwer zu verstehen sein. Doch zum Glück habe ich auch in Deutschland (noch) die Möglichkeit, über meinen Weg selber zu gestalten. Immer wieder treffe ich auf, meistens alternative Menschen, denen es ähnlich geht wie mir. Menschen, denen es egal ist, was andere von ihnen denken und von mir aus, können diese den ganzen Tag auf der Couch fläzen und gegen den Staat wettern. Solange sie niemanden etwas schuldig sind und dabei niemand anderen einschränken, sollte es ihre Entscheidung sein, was sie tun. Hauptsache sie sind dabei glücklich.

Mein absoluter Traum ist es, mit ein paar Freunden oder mir ähnliche Menschen ein Grundstück zu kaufen und dort, so gut es geht, autark zu leben. Ich träume von vielen Hügelbeeten und Obstbäumen sowie ein paar Hühnern. Es wäre ein einfacheres, aber dennoch freies Leben. Und somit wahrscheinlich ein glücklicheres.

Ich stelle mir vor, dass sich eine autarke kleine Gemeinschaft bildet, ewlche zusammen lebt und arbeitet. Die Grundregel der Gemeinschaft sollte lauten: Jeder darf das tun was ihm beliebt, solange er niemanden in seinem Lebensraum einschränkt oder gefährdet! Jeder wäre willkommen, vorausgesetzt es ist noch Platz und er bringt sich in die Gesellschaft ein.
Vielleicht gibt es schon schöne Orte wie diesen, da bin ich mir sogar ziemlich sicher. Doch wo ist dieser Ort??Wie finde ich ihn?

Ich träume von einem Ort, an dem sich in die kleine Gemeinschaft voller Freigeister und Denker einbringt und als Dank dort leben kann. Ich träume von gemeinsamen Essen und Gemeinschaftsabenden, an denen über alles philosophiert werden darf. Ich sehne mich nach Freiheit.

centauri

Re: Servus aus Bayern

#2

Beitrag von centauri » Di 5. Nov 2013, 07:19

Hallo willweg.

Willkommen hier im forum.
Also einen versager würde ich dich nicht nennen. :)
Mit 21 kann man noch nicht versagt haben.
Du hast eben vielen hier gegenüber einen riesigen vorteil.
Du bist noch jung und kannst noch alles schaffen was du möchtest!

Lg thomas

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tipopaar
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Re: Servus aus Bayern

#3

Beitrag von tipopaar » Di 5. Nov 2013, 08:01

Servas!
Herzlich Willkommen! Kann mich Thomas nur anschließen. Mit 21 ist noch alles offen und die bereitschaft zu lernen ist schonmal sehr gut.
Ob dies auf "herkömmlichem" Weg geschieht oder wie in vielen anderen Kulturen durch abschauen und fragen von den Älteren sehe ich nicht so eng.
Früher war es ja nichts ungewöhnliches als Knecht oder Magd auf einem Hof zu arbeiten - und kam immer wieder vor, dass die Nauersleut keine Nachfolger hatten und der Knecht den Hof übernahm... :kaffee:

Sicher ist es hier und derzeit schwierig ohne irgend einen Wisch, aber das kommt auch drauf an ob man "Karriere" machen will...

Wenn du ein jahr zu deinem Freind gehst muss auch irgendwie Geld reinkommen um welches zu sparen. Birgt mMn die Gefahr herumzuhängen und nix zu lernen bzw. keine praktischen Erfahrungen zu sammeln.

Ich hatte auch schon oft das Gefühl "hier weg" zu müssen. Mittlerweile bin ich zum Schluß gekommen, dass es schon einen Grund gehabt haben wird, dass ich hier gelandet bin.
Es braucht auch hier Leute die "anders denken" um etwas zu verändern. Abhauen ist Flucht und das hat wieder mit dem "Kampf oder Fluchtsyndrom" zu tun.
Tiroler neigen nunmal eher zum kämpfen - die Bayern doch auch oder? :lol:

Kann dir gerne ein paar Tipps geben, kannst dich ja per PN melden ;)

sG E

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emil17
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Re: Servus aus Bayern

#4

Beitrag von emil17 » Di 5. Nov 2013, 08:12

Hallo!
willweg hat geschrieben:Wer sagt denn, dass ich nur ein guter Mensch sein kann, wenn ich eine Ausbildung absolviere?
Keiner. Aber: Da wir in einem dicht besiedelten Land und nicht im Wilden Westen oder im australischen Outback leben, kannst Du eben nicht einfach irgendwie und irgendwo. In Deutschland gibt es auf den Quadratkilometer 226 Menschen. Weil Du nun aber auf andere angewiesen bist, musst Du entweder dafür sorgen, dass diese anderen dich kennen, oder ersatzweise einen Nachweis bringen, dass du etwas kannst, und zwar einen, den die anderen glauben.
Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler.
Der Köder nennt sich hierzulande Ausbildungsnachweis.
Hier fragt dich einer, der dich nicht kennt, sehr bald, was du bist, und damit ist gemeint, was Du für einen Beruf hast.
Früher hing es davon ab, dass man schneller schiessen und besser treffen konnte als die die schon vorher da waren. Dass das nicht mehr so funktioniert, halte ich für einen Fortschritt.
willweg hat geschrieben:Dort wo alles nur von Geld und Statussymbolen abhängig ist.
Das ist Unsinn, aber die Leute, die das nicht sind, machen üblicherweise wenig Lärm und sind in den Medien nicht präsent. Abgesehen davon gibt es niemanden, der keine Statussymbole braucht. Die Frage ist nur, welche.
willweg hat geschrieben:Menschen, denen es egal ist, was andere von ihnen denken.

Das gibt es nicht. Auch du gehörst nicht dazu, denn sonst würdest Du hier nichts schreiben.
willweg hat geschrieben:Die Grundregel der Gemeinschaft sollte lauten: Jeder darf das tun was ihm beliebt, solange er niemanden in seinem Lebensraum einschränkt oder gefährdet! Jeder wäre willkommen, vorausgesetzt es ist noch Platz und er bringt sich in die Gesellschaft ein.
Genau diese Regel zwingt Dich in einem dicht besiedelten Land, gewisse Regeln einzuhalten, denn Du nimmst den anderen durch deine schlichte Präsenz Lebensraum weg. Mindestens glauben die anderen das, bevor sie Dich nicht kennen.

Das wird schon noch.
Ich empfehle Dir, auch wenns hart ist, eine anerkannte Ausbildung in einem praktischen Beruf zu machen. Wenn du ein verträglicher Mensch bist und zupacken kannst und in Deutschland einen Lehrabschluss als Koch, Klempner, Zimmermann oder etwas ähnlichem hast, steht Dir die Welt offen.
Dann kannst Du dir aussuchen, wo du hingehst.
Schwarzfahren hingegen würde ich lassen.
Du hast nämlich ein riesiges Privileg mit in die Wiege gelegt bekommen: in einem Land geboren zu werden, wo jeder eine Ausbildung machen kann, der nicht hoffnungslos dumm ist und der will. Ungefähr 6 der inzwischen 8 Milliarden Leute auf der Erde haben dieses Privileg schon mal nicht.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

willweg
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Re: Servus aus Bayern

#5

Beitrag von willweg » Di 5. Nov 2013, 10:33

Vielen Dank für die vielen Antworten :)
Nun, ich würde gerne eine Ausbildung machen, die mir bei den Lebenszielen später helfen kann. Da ich am liebsten irgendwann Autark leben möchte und dies noch vielleicht in eine rGemeinschaft, wäre ein Handwerk oder zum Landwirt mit Sicherheit nicht verkehrt. Das Problem am Landwirt ist nur, dass ich das erlernte dann wahrscheinlich nicht umsetzen kann, da die Technik fehlen wird. Die "Freie Ausbildung" käme schon sehr nah an meine Vorstellungen heran, eben nur, dass sie nicht staatlich anerkannt ist.(Leider)Oder Gärtner, die Frage ist dann nur, mit welcher Fachrichtung? Vielleicht Gemüsebau...Aber dann sollte es schon auch Freilandanbau sein. Ich bin gerne mit der Natur und den Tieren verbunden. Ich such noch nach einer geeigneten Ausbildung, aber wie gesagt, dass ist gar nicht so leicht.

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Spencer
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Re: Servus aus Bayern

#6

Beitrag von Spencer » Di 5. Nov 2013, 11:40

Sei gegrüßt.... ach ja, noch einmal so jung sein ;)

Ich hab letztens eine Reportage über junge Leute gesehen, die auf einem Demeterhof ihre Ausbildung gemacht haben.
Das wäre wohl für Dich der Idealfall. Biologische Landwirtschaft erlernen.

willweg
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Re: Servus aus Bayern

#7

Beitrag von willweg » Di 5. Nov 2013, 11:47

Ja das ist die "Freie Ausbildung" von der ich geschrieben habe, jedoch nicht staatlich anerkannt leider :( Wenn ich danach wenigstens Studieren könnte , würde ich sie machen. Diese Ausbildung ist mMn. sehr interessant, nachdem man eine staatlich anerkannte Ausbildung absolviert hat.

Knurrhuhn

Re: Servus aus Bayern

#8

Beitrag von Knurrhuhn » Di 5. Nov 2013, 12:15

Hallo willweg,

da hast Du doch schon mal eine gute Richtung für eine Ausbildung - im Handwerk wird doch immer gesucht, und wie oft hört man, daß die Betriebe Schwierigkeiten haben gute Azubis zu bekommen. Emil hat übrigens absolut Recht mit dem was er schreibt.

Im Grunde ist man doch immer von irgendwem oder irgendwas abhängig als Mensch, eben mehr oder weniger. Durch eine fundierte Ausbildung im Handwerk hast Du Fähigkeiten erworben, die fast immer und überall gefragt sind, und die Dir natürlich auch privat zugute kommen.
Kenntnisse und Fähigkeiten machen nämlich auch unabhängig, in gewissem Sinne. "Wissen ist Macht", und das würde ich noch um das Wort "Können" erweitern. ;)

In Deinem zarten Alter hast Du doch noch so viele Möglichkeiten. Zur Orientierung würde ich persönlich mich entweder um Plätze bemühen für ein Praktikum, um mir einen Eindruck von den in Frage kommenden Berufen oder Betrieben zu verschaffen, oder aber Wwoofen gehen.
WWOOF bietet dir die Möglichkeit mit ökologischen Höfen Kontakt aufzunehmen, um dort mindestens 2 Tage – im Tausch gegen Kost und Logis – mitzuhelfen.
http://www.wwoof.de/

Da hast Du sogar die Möglichkeit, das im Ausland zu machen und andere Länder kennen zu lernen:

http://www.travelworks.de/wwoof.html

Egal was, aber ich halte es für wichtig, daß man auf jeden Fall etwas tut, und nicht auf der faulen Bärenhaut liegt! "Müßigkeit ist aller Laster Anfang" - an dem Spruch ist schon was dran.
Je älter man wird, je schwerer wird es, den Einstieg zu finden. Mach ein Wwoof-Jahr, mache Praktika in den Berufen, die für Dich überhaupt in Frage kommen. Vielleicht gehst Du auch mal zu einer Berufsberatung, wenn Du dort noch nicht gewesen bist?
Aber ich kann Dir nur raten, in irgend einer Weise tätig zu werden, Drogen bleiben zu lassen, und Dich und Deinen Weg zu finden.
Auch die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt - aber der ist wichtig, ihn überhaupt zu tun.

Wünsche Dir viel Glück auf Deinem Weg!

willweg
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Re: Servus aus Bayern

#9

Beitrag von willweg » Di 5. Nov 2013, 12:19

Vielen Dank für deinen Post Knurrhuhn! Und danke für die Links!

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