Genau das sind die "Kleinigkeiten", die ich in der Antwort auf Adjuas Beitrag meinte. Wenn sich jeder so verhalten würde, hätten wir gesellschaftlich betrachtet weit weniger Probleme.Rati hat geschrieben:Also was tue ich?
Ich schaue alle Kinder mit denen ich in Kontakt komme gleich an, unabhängig von ihren Eltern. Ich erzähle allen das gleiche und ich vermittle ihnen die gleichen Gefühle.
Die ernsten genau wie die lustigen.
Ich schreite zB ein wenn sich an der Bushaltestelle gegenüber geprügelt wird und nehme ein Junge, dem seine Eltern anscheinend verboten haben zu weinen wenn er sich weh getan hat, in den Arm und erkläre ihm das ich weine wenn mir etwas weh tut.
Hartz 4
Re: Hartz 4
Tanja

Re: Hartz 4
Reisende hat geschrieben:Lol Tanja soll ich.mich dafür jetzt bedanken? Dann ätze halt meinetwegen weiter rum, wenn es dir hilft.
Sachlich hast Du bis jetzt nichts beigetragen.
EDIT ne, im Ernst, ich bin stinksauer. Wie wäre es damit, wenn Du mal inhaltlich auf Beiträge anderer eingehst, die mit dem Thema zu tun haben?
Es geht wie gesagt hier um HARTZ IV, um soziale Ungerechtigkeit. Äußere Dich doch mal dazu.
Tanja

Re: Hartz 4
Ich weiß ja nicht, wo ihr alle lebt, aber ich habe die Nase gestrichen voll von Mittelstandskindern, die sich Projekte für die Armen ausdenken. Ich habe nicht gesagt, dass man nicht nett zu seinen Mitmenschen im Alltag sein sollte, aber benachteiligte Kinder in den Garten einladen und Musikunterricht zu geben funktioniert ganz einfach nicht - weil niemand hier in der Gegend als benachteiligt angesehen werden will, und verständlicherweise keine Lust hat, sich als Statist für die großmütigen Bessergestellten zur Verfügung zu stellen.Tanja hat geschrieben:Hi Adjua,Adjua hat geschrieben:hora, das wird nicht funktionieren. Schon allein, weil die "benachteiligten" Kinder nicht kommen würden. Kannst Dich mal mit einer Sozialarbeiterin auf dem Land unterhalten, die wird dir dann erklären, warum das nicht so einfach ist.
Ein bisschen Wohlfühl-Wohltätigkeit a la benachteiligte Kinder in den Garten einladen ist genau das, was zu der Eso-Gutmein-Einstellung passt, die du ansonsten verbalisierst - jeder, der sich jemals ernsthaft an einem sozialen Projekt versucht hat (und dazu gehöre ich nun mal, die Liste meiner konkreten und politischen Projekte in den letzten 30 Jahren ist eine ganz schöne Liste) kann da nur den Kopf schütteln.
da habe ich ganz klar eine gegensätzliche Haltung. Aus ganz anderen langjährigen und persönlichen Erfahrungen heraus. Und auch fachlich aufgrund meines Sozpäd Studiums in grauer Vorzeit.
Persönliches Engagement ist wichtig. Und jeder kann auch durch Kleinigkeiten persönlich etwas beitragen.
Dass darüber hinaus auch politische Änderungen erforderlich sind, stimmt natürlich trotzdem.
Außerdem gibt's hier eine Musikschule und eine Musikkapelle, wo alle die Möglichkeit haben, zu lernen - auch wenn sie wenig Geld haben, da muss man nicht mal Instrumente kaufen.
Was zum Beispiel funktioniert, und wo ich auch mitgemacht habe, ist der örtliche Flohmarkt, der abwechselnd von verschiedenen Organisationen organisiert wird. Da haben Bedürftige die Möglichkeit, billig gute Sachen einzukaufen, und der Erlös geht an ein konkretes Projekt. Unter anderem in letzter Zeit eine Notfallwohnung für misshandelte Frauen und ihre Kinder.
Was wir hier auch gemacht haben, sind Kunstevents, zum Beipiel ein Benefizkonzert, wo alles angetreten ist und gesponsert hat, was Rang und Namen hat - und das Geld ging an eine wenig betuchte Familie mit einem schwer behinderten Kind.
Das ändert nichts an der grundsätzlichen strukturellen Problematik, und auch nichts daran, dass selbst in kleinen Kreis Helfen gar nicht so einfach ist.
Re: Hartz 4
Herzlichen Dank.Adjua hat geschrieben:Ich weiß ja nicht, wo ihr alle lebt, aber ich habe die Nase gestrichen voll von Mittelstandskindern, die sich Projekte für die Armen ausdenken.
Äh, Adjua, das ist aber auch eine echt schräge Vorstellung. So etwas hat hier doch nicht ansatzweise jemand gemeint oder vorgeschlagen. Man kann auch Kinder in den eigenen Garten lassen, ohne sie explizit aufgrund ihrer sozialen Herkunft dazu einzuladen und sie zu stigmatisieren. Ein "Hey, Du, hast Du nicht Lust, mir beim Füttern der Kaninchen zu helfen?" über den Gartenzaun zu rufen, reicht da schon. Der Rest ergibt sich von allein. Es geht dabei nicht darum, sich großmütig als besser gestellt zu präsentieren, sondern darum, Kindern Gelegenheiten für Erfahrungen zu eröffnen, die sie ansonsten vielleicht nicht machen könnten.Adjua hat geschrieben:funktioniert ganz einfach nicht - weil niemand hier in der Gegend als benachteiligt angesehen werden will, und verständlicherweise keine Lust hat, sich als Statist für die großmütigen Bessergestellten zur Verfügung zu stellen.
Wenn man abgelegen wohnt und keine Tiere hat, ist die Situation halt eine andere. Aber, so etwas ist ja auch kein Muß für jeden, sondern eine Möglichkeit dort, wo sie sich anbietet. Die Erwähnung dessen war eh nur ein Beispiel. Gibt auch ewig viele andere.
Doch, genau das ändert sie langfristig. Kinder sind Teil der Gesellschaft und je häufiger sie positive Erfahrungen sammeln können, die ihr Denken und Handeln nachhaltig beeinflussen, desto positiver wirkt sich das auch auf Zusammenleben aller aus.Adjua hat geschrieben:Das ändert nichts an der grundsätzlichen strukturellen Problematik, und auch nichts daran, dass selbst in kleinen Kreis Helfen gar nicht so einfach ist.
Aber, wie gesagt, Veränderungen im Kleinen sind wichtig, ersetzen aber sicher nicht politische Maßnahmen.
Tanja

Re: Hartz 4
Tanja, Ahora hat vorgeschlagen ich solle benachteiligte Kinder in meinen Garten einladen und ihnen musikalische Förderung zukommen lassen. Genau darauf hab ich mich bezogen, das ist eine klassisch hirnrissige Idee, wie ich viele - oft auch in geförderte Projekte gegossen - gesehen habe. Gut gemeint, aber das Gegenteil von gut.
Kann gerne Beispiele aufzählen ...
Und, tut mir leid, man kann im Kleinen etwas tun, aber zu glauben, dass man damit nachhaltig etwas verändert - das ist in den meisten Fällen Selbstüberschätzung.
Kann gerne Beispiele aufzählen ...
Und, tut mir leid, man kann im Kleinen etwas tun, aber zu glauben, dass man damit nachhaltig etwas verändert - das ist in den meisten Fällen Selbstüberschätzung.
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Re: Hartz 4
Und deshalb entmutigt und belächelt man dann diejenigen, die im Kleinen was tun?Adjua hat geschrieben:Und, tut mir leid, man kann im Kleinen etwas tun, aber zu glauben, dass man damit nachhaltig etwas verändert - das ist in den meisten Fällen Selbstüberschätzung.
Ich verweise auf die >>Nirvana Fallacy<<
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Re: Hartz 4
Sehe ich leider auch so. Der "Gegendruck" der Gesellschaft wird immer größer.Und, tut mir leid, man kann im Kleinen etwas tun, aber zu glauben, dass man damit nachhaltig etwas verändert - das ist in den meisten Fällen Selbstüberschätzung.
Heute stand grad ein Artikel in der Zeitung über Leute, die versucht haben, etwas zu verbessern und einen Betrebsrat gründen wollten. Die hatten den nächsten Tag die Kündigung. Darunter war einer, dessen Förderung vom AA war grade ausgelaufen. Ich kann mir gut vorstellen, das dem anschließend auch noch das ALG für ein viertel Jahr gestrichen wird wegen "selbst" verschuldeter Entlassung.
Die Auswirkung dieser Zustände kann man sich an 5 Fingern abzählen...
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!
Re: Hartz 4
Ich habe niemanden belächelt, der im Kleinen was tut, sondern Ahoras Vorschlag, was ich tun sollte. Im übrigen habe ich sicherlich "im Kleinen" mehr getan als die meisten von euch hier. Manchmal erfolgreich, manchmal nicht. Deswegen weiss ich auch, im Gegenteil zu vielen hier, wovon ich rede.fuxi hat geschrieben:Und deshalb entmutigt und belächelt man dann diejenigen, die im Kleinen was tun?Adjua hat geschrieben:Und, tut mir leid, man kann im Kleinen etwas tun, aber zu glauben, dass man damit nachhaltig etwas verändert - das ist in den meisten Fällen Selbstüberschätzung.
Ich verweise auf die >>Nirvana Fallacy<<
Re: Hartz 4
Dann solltest Du der Fairness halber aber auch erwähnen, dass sie das getan hat, nachdem Du auf ihre Frage, was Du konkret für die Gleichstellung von Kindern tun würdest, sinngemäß geantwortet hast, dass Du beispielsweise gegen schwachsinnige Eso-Beiteräge anschreibst. Andere hätten Dich warscheinlich daraufhin nicht nur gefragt, ob Du stattdessen nicht Aktionen wie die o. g. sinnvoller finden würdest, sondern hätten gereizter reagiert.Adjua hat geschrieben:Tanja, Ahora hat vorgeschlagen ich solle benachteiligte Kinder in meinen Garten einladen und ihnen musikalische Förderung zukommen lassen.
Ja, und ich habe Dir gesagt, dass ich viele positive Gegenbeispiele kenne. Die könnte ich auch alle benennen und beschreiben. Ist aber doch sinnfrei an dieser Stelle. In Deiner Antwort an ahora hattest Du geschrieben, dass jeder, der sich ernsthaft mit sozialen Projekten beschäftigt hätte, über solche Vorschläge nur den Kopf schütteln könne. Und Du hast ihr empfohlen, sich Deine Sichtweise von einer hypothetischen "Sozialarbeiterin auf dem Land" erklären zu lassen. Das hat mich zum Antworten provoziert, weil in gewisser Hinsicht ja nun beides auf mich zutrifft, was Deine Meinung belegen sollte. Ich stimme in diesem Fall aber nicht mit Dir überein, wie es ansonsten schon des Öfteren der Fall gewesen ist.Adjua hat geschrieben: wie ich viele - oft auch in geförderte Projekte gegossen - gesehen habe
Wir hatten übrigens im Mackenthread beide persönliche Ticks erwähnt, die in dieser Diskussion wohl zum Tragen kamen...
Tanja

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Re: Hartz 4
Niemand belächelt und entmutigt jemanden.fuxi hat geschrieben:Und deshalb entmutigt und belächelt man dann diejenigen, die im Kleinen was tun?Adjua hat geschrieben:Und, tut mir leid, man kann im Kleinen etwas tun, aber zu glauben, dass man damit nachhaltig etwas verändert - das ist in den meisten Fällen Selbstüberschätzung.
Ich verweise auf die >>Nirvana Fallacy<<
Es ist einfach eine Tatsache, das "die Masse" so träge ist, das das Engagement einzelner Leute den Zug nicht auf ein anderes Gleis schicken, aufhalten oder gar umkehren kann.
Mag sein das ich zu pessimistisch bin, aber bis jetzt kann ich nur ein "weiter so" sehen, bis zum Abgrund...
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!
