Ende der Globalisierung?

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Rohana
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Re: Ende der Globalisierung?

#161

Beitrag von Rohana » Di 6. Dez 2016, 20:44

Ich frag mich da bloss ob du jemals mehr als einen Haupterwerbslandwirt kennengelernt hast... und wer die "industrielle" Landwirtschaft ist. Aber das führt vom Thema weg.
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

henmen
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Re: Ende der Globalisierung?

#162

Beitrag von henmen » Di 6. Dez 2016, 23:12

Hi Rohana,

Eigentlich möchte ich nicht, aber ... ich habe in den letzten 25 Jahren etwas mehr als 800 normale, große und wirklich große Vollerwerbs- und Konzernbetriebe und etwas weniger Nebenerwerbsbetriebe besucht und damit ein wenig mehr als 1300 Betriebe und deren Betrieb, Arbeitsweisen, Felder, Wiesen und Ställe und oder "Produktionsanlagen" persönlich gesehen und Die die dahinter stehen getroffen. Ich habe am Küchentisch, Schreibtisch oder Konferenztisch gesessen und über alles gesprochen und glaub mir ich habe in dieser Zeit alle Fazetten eines besonderen und aktuell in Not geratenen Berufsstands aus Sicht von Familien, aber auch die Sicht von landwirtschaftlich engagierten Aktionären kennengelernt. Dazu stamme ich aus einer Landwirtschaftsfamilie, die eine wirklich lange Geschichte als Bauern hinter sich hat und in deren Arbeit ich schon als Kind eingebunden war. Es ist normalerweise nicht meine Art darauf hinzuweisen: Aber ich muss hier einfach mal in diesem Zusammenhang sagen, dass ich ein persönliches und nicht Medien geprägtes und breites Bild aus erster Hand habe und tatsächlich denke, das Landwirte inzwischen bewusst, sowohl in der Ausbildung als auch in der Beratung, nur noch geprägt werden, die Denkweise der Firmen die an ihnen verdienen anzunehmen und zu vertreten. Ein Marketing Geniestreich aber auch ein Umstand, über den man vor allem als Landwirt, durchaus mal nachdenken sollte.

Also bitte setz mich nicht gleich mit manch Anderem, ich hab hier oben geschrieben warum.

Gruß

Henmen
... auch so kann Landwirtschaft sein: http://www.polyfaces.com/trailer-deutsch/

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Re: Ende der Globalisierung?

#163

Beitrag von der.Lhagpa » Di 6. Dez 2016, 23:29

Und was ist jetzt daran so schlimm? "der Landwirt" will und MUSS sein Auskommen sichern. Er tut es eben nicht am Fliessband bei Fabrik XY sondern auf andere Art und Weise.
Landwirte spielen nicht zum Spass im Dreck so wie viele von uns, sondern führen schlicht und ergreifend einen Betrieb in dem sie auch Verantwortung für Angestellte haben.
Ich finde es ehrlich gesagt ein Unding, daß ausgerechnet in solch einem Forum Landwirte, die UNSER ESSEN sichern so oft in den Dreck gezogen werden.
ICH spiele im Dreck, mein Nachbar MUSS aber seine Familie und Angestellte mit seiner Scholle ernähren - und mich auch.
Hört auf Fleisch für 3,99 zu kaufen. Kauft keine Eier für 1,19. Mehl für 34 Cent KANN nicht "nachhaltig" erzeugt werden. Wenn so ein "Kram" in den Regalen bliebe würde sich ganz schnell alles ändern.
ICH habe wirklich wenig Geld, aber ich kaufe sehr bewusst. Wenn ich Milch für 1 € direkt kaufe macht es mich nicht ärmer und niemanden reicher. Allerdings kann ich damit VIELLEICHT einen klitzekleinen Beitrag dazu leisten daß der Demeter-Bauer 2 Orte weite nicht aufgeben muss, und ich den grossen Konzernen eben nicht in die Karten spiele.

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Rohana
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Re: Ende der Globalisierung?

#164

Beitrag von Rohana » Di 6. Dez 2016, 23:58

Danke dir für deine Erklärung, Henmen, auch wenn deine Erfahrungen offensichtlich ganz anderer Art sind als meine eigenen. Noch ist ja nicht aller Tage Abend :)
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

Benutzer 146 gelöscht

Re: Ende der Globalisierung?

#165

Beitrag von Benutzer 146 gelöscht » Mi 7. Dez 2016, 00:39

der.Lhagpa hat geschrieben: Hört auf Fleisch für 3,99 zu kaufen. Kauft keine Eier für 1,19. Mehl für 34 Cent KANN nicht "nachhaltig" erzeugt werden. Wenn so ein "Kram" in den Regalen bliebe würde sich ganz schnell alles ändern.
Klar, - es ist immer jemand Anderes verantwortlich :roll:
Ich stimme Dir zu: bewusstes Kaufen als Massenphänomen würde `was ändern, - aber speziell dann, wenn das von heute auf morgen geschähe, würden die von Dir verteidigten Bauern zu allererst die Leidtragenden sein, ihren Absatzmarkt und ihr Einkommen verlieren.
Warum wirtschaften die meisten Bauern hier so, wie sie es tun? Weil es SO (bisher noch) am einträglichsten ist! Würde Bio mehr Einkommen garantieren, gäb`s nichts Anderes. Die Bauern machen also mehrheitlich das Gleiche wie die Konsumenten: sich am Geld orientieren. :pfeif:
was war zuerst da, die Henne oder das Ei ;)

centauri

Re: Ende der Globalisierung?

#166

Beitrag von centauri » Mi 7. Dez 2016, 07:20

Naja, der Verbraucher hat auch nicht alleine Schuld.Genau so wie die Bauern.
Die Politik hat auch eine große Mitschuld indem sie der Industrie die EU- Fördergelder zuträgt.
Die Landwirtschaft gibt sie ja nur weiter an die Agroindustrie und für Kredite an die Banken.
Der Staat fördert die Bauern auch nur damit die Lebensmittel günstig und für jeder man erschwinglich sind.
Brot und Spiele eben.
Mehr kann ich daran nicht erkennen. :aeh:

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Re: Ende der Globalisierung?

#167

Beitrag von kraut_ruebe » Mi 7. Dez 2016, 07:34

österreich ist diesen schritt ja schon gegangen, vor jahren. und da alljährlich die gleiche meldung erfolgt, dass wir weltweit noch immer die nummer 1 sind bei bio-produktion und bei bio-konsumation, kann das wohl auch als stabile entwicklung betrachtet werden.

ich wünsch unseren bauern, dass sie mit bio mehr verdienen. nur so recht glauben kann ichs nicht, dass das siegel alleine mehr einkommen beschert, die lebensmittelproduktion sieht immer noch nach nicht leicht verdientem geld aus.

die erfolgte trendwende heftet sich bei uns wer dritter an die fahne, und zwar der handel. unbestreitbar ist jedenfalls, dass enorme summen in werbestrategien und markenentwicklung zuerst bei billa (=rewe) und hofer (=aldi) und danach auch bei den anderen geflossen sind. die rechnung ist aufgegangen, es ist der wunsch des kosumenten da gewesen, die bereitschaft der bauern, das risiko der umstellung zu tragen und die werbliche unterstützung des handels. jeder trug seinen teil bei, keiner funktioniert im mass market ohne den anderen.
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Re: Ende der Globalisierung?

#168

Beitrag von bielefelder13 » Mi 7. Dez 2016, 09:03

Finde das hier viel Wahrheit und Wichtiges in euren Aussagen steckt. Meine Meinung ist, das Übel liegt bei allen Beteiligten. Solange sich alle nur auf Gewinnoptimierung konzentrieren, halte ich eine Änderung für schwierig. Dies kann doch nur im "kleinen" anfangen. Jeder der Mitdenkt und sich Gedanken über den derzeitigen Stand und die Entwicklung macht, sollte doch eigentlich bewusst Einkaufen und Produzieren. Auf lange Sicht hat dieses Verhalten des immer mehr, immer billiger doch keine Zukunft. Im Gegenteil, es Zerstört die Gesamte Struktur. Aber es ist wahrscheinlich wie immer.
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Re: Ende der Globalisierung?

#169

Beitrag von Peterle » Mi 7. Dez 2016, 09:04

der.Lhagpa hat geschrieben:Ich finde es ehrlich gesagt ein Unding, daß ausgerechnet in solch einem Forum Landwirte, die UNSER ESSEN sichern so oft in den Dreck gezogen werden.
Ich bin mir da nicht sicher, aber ich vermute, dass die Landwirtschaft in der jetzigen Form eher ein "Fallback" sind für den Fall, dass der Bezug entsprechender Ware im Ausland zu teuer oder gar nicht mehr möglich ist.
Also machen Subventionen wirklich Sinn.

Gruesse

Peter

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Re: Ende der Globalisierung?

#170

Beitrag von Rohana » Mi 7. Dez 2016, 09:27

aber ich vermute, dass die Landwirtschaft in der jetzigen Form eher ein "Fallback" sind für den Fall, dass der Bezug entsprechender Ware im Ausland zu teuer oder gar nicht mehr möglich ist.
Es geht schon viel von der Produktion ins Inland. Aber man sollte vielleicht aufhören die besten Böden mit Industrie- Gewerbe- und Wohnsiedlungen zuzupflastern. Mir blutet das Herz wenn ich sehe was teilweise aus den Gäuböden bei Regensburg geworden ist... Acker? Ist als Bauerwartungsland richtig was wert!
Oder, siehe "Ausstieg aus der betäubungslosen Ferkelkastration" - man kann auch einfach mal einen Landwirtschaftszweig per Dekret lahmlegen. Kommen die Ferkel halt aus sonstwo, wir können uns das leisten!
bielefelder13 hat geschrieben:Solange sich alle nur auf Gewinnoptimierung konzentrieren
Es gibt da einen schönen Spruch aus einem anderen Zusammenhang: "Weniger ist leer". Wenn man davon leben muss, konzentriert man sich logischerweise darauf dass das auch funktioniert.
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