Seite 1 von 5
Aussteigen - aber wie?
Verfasst: Do 2. Feb 2012, 15:08
von laracine
---
"Aussteigen - aber wie?" von Gerhard Schönauer
Zitat:
"Ein Mann, der rechtzeitig das Aussteigen gewagt hat - zugleich persönlich und im Zeitgeschehen betrachtet"
Format: PDF, 58 Seiten
http://www.autarkewelt.de/AW/upload/CON ... er_wie.pdf
Re: Aussteigen - aber wie?
Verfasst: Do 2. Feb 2012, 19:25
von stevo12
hi
danke, tolles buch. kritisch mit tiefen hintergrund und vielen zitaten.
"schulen sind verkrüppelungsanstalten....2 jahre reichen" genau
vg
Re: Aussteigen - aber wie?
Verfasst: Fr 3. Feb 2012, 21:15
von outdoorfreak
Hallo Laracine,
dein Link zum Buch funktioniert nicht.
Hier ein Link, der funzt:
http://users.quick-line.ch/against/aussteiger.html
Also: Das Buch hat mir vor drei Jahren viel Hoffnung gemacht, dass einen Ausweg aus diesem ganzen Irssin gibt. Was mich aber stört ist, dass der Autor einem Hoffnung macht, mit seiner Lebensweise, seiner Einstellung und Ansichten usw... und dann kommt er mit einem Satz wie:
Das man sich um Auszusteigen erstmal zehn Jahre abrackern muss, und dass mit wenig Geld Aussteigen eine Illusion ist usw... Und dann ist auch schon grad wieder die schöne Hoffnung zerstört
Aber trotzdem, was er schreibt, da kann ich mich voll und ganz mit identifizieren, auch sein Lebenslauf ähnelt dem meinem sehr stark. Auch ich hab so gefühlt wie er und gelitten unter unserem Schulsystem, der Arbeitswelt,Familie und Gesellschaft.
Was mir am besten gefällt, dass er offen zugibt faul zu sein und so lebt, dass er mit 4-5 Stunden Arbeit auskommt und dafür die Gemügsamkeit statt Luxus und Komfort vorzieht. So geht´s mir nämlich auch und ich bin mir sicher, den meisten Menschen auch, nur mit dem Unterschied, dass es die wenigsten zugeben aus Angst vor ausgegrenzt werden oder Verachtung.
Zitat aus dem Buch
Arbeit macht, wenn sie natürlich ist, kurze Zeit Freude, dann wird sie neutral, schließlich unangenehm. Auch die Zeitspanne bis zum Umschwung habe ich an mir deutlich beobachtet: Nach zwei bis drei Stunden ist jede Arbeitslust vorbei, auch wenn es sich um eine erfreuliche, leichte Arbeit handelt, meinetwegen Erntearbeit, Bäumchen stutzen, Pilze sammeln oder Bilder malen. Eine Arbeit über zwei Stunden wird abstoßend, über drei Stunden unmenschlich. Kein Wunder also, daß die hochzivilisierten Länder voller unglücklicher Menschen sind.
Der nomadische Urmensch hat sich gewiß nicht den ganzen Tag geplagt, um seine Beeren und Wurzeln zu sammeln. Das winzige Volk der Tasaday auf den Philippinen lebt steinzeitlich - hoffentlich immer noch. Journalisten und Wissenschaftler verschiedener Richtungen haben sie besucht. Man stellte »mit großem Erstaunen fest, daß die Tasaday ohne große Mühe, ja fast spielerisch ihre Nahrung im Dschungel fanden. Ein amerikanischer Journalist stoppte sie bei dieser Tätigkeit mit der Uhr. Innerhalb zweier Stunden hatten zwei Männer so viel Eßbares gefunden, daß sieben Menschen einen Tag lang gut und reichlich viel essen konnten... Die Tasaday führen ein Leben, dessen Wünsche in so kurzer Zeit und mit so geringer Anstrengung erfüllt werden können, daß ihnen viel Zeit der Muße bleibt, welche sie vertrödeln und verplaudern.« (H. Tichy: Tau-Tau)
Re: Aussteigen - aber wie?
Verfasst: Fr 3. Feb 2012, 22:19
von laracine
@ outdoorfreak:
Bei mir geht der Link!?
Re: Aussteigen - aber wie?
Verfasst: Sa 4. Feb 2012, 00:06
von emil17
Auch ein Zitat da drin:
"Teppichen macht der Schmutz wenig. Erst das Staubsaugen ruiniert sie"
Der Dreck schont den Teppich sogar gegen das Durchgelaufen werden?

Re: Aussteigen - aber wie?
Verfasst: Sa 4. Feb 2012, 10:24
von Olaf
*lach* @emil.
Wilde Theorien find man im Inet genug und zu allem, und Argumente dafür und dagegen. Deswegen hab ich auch gestern meine Signatur geändert.
Ich hab das Buch nicht gelesen und werde es auch nicht tun. Ich verstehe schlichtweg nicht, was aussteigen ist, wozu man, unterstell ich mal, einen Ortwechsel dazu braucht.
UNd denke an die hunderte, wohl eher (10-)tausende, die dabei auf die Schnauze gefallen sind und deren Geschichte keiner hören will, eben weil erfolglos.
Vermutlich werd ich alt, ob das gut ist oder schlecht weiß ich nicht.
Meine Mutter sagte letztens: "DIe Kinder werden größer, die Träume werden kleiner. Aber irgendwann gehen sie alle aus dem Haus."
Also, träumt weiter solang noch Zeit ist...
Olaf
Re: Aussteigen - aber wie?
Verfasst: Sa 4. Feb 2012, 10:46
von emil17
Ich überfliege halt solche Texte zuerst mal, bevor ich mich entschliesse, es zu lesen - oder auch nicht. Mach ich auch im Buchladen und im Freihandmagazin der Bibliothek so.
An sich ist es ja gut eingerichtet: Man kann heute publizieren, was man will - und man kann auch entscheiden, was man lesen will.
Wenn aber solche Dinge wie das mit dem Staubsauger im Text stehen, dann bedeutet das für mich, nicht alles für bare Münze zu nehmen, was auch noch drin steht (soll er sich halt einen richtige Staubsauger besorgen oder den Teppich hinausschmeissen). Da sind noch andere Textstellen eher seichtes Geplätscher.
Der Herr Schönauer hat ja seine Lösung gefunden, dagegen ist nichts einzuwenden. Dass seine Lösung nicht allgemeinheitstauglich ist, kann man leicht merken, wenn man sein zugegeben sehr idyllisches Heim anschaut und dann noch eine Karte mit der Bevölkerungsdichte von Mitteleuropa. Nun gut, darauf geht er ein, aber im gleichen Werk zu erklären, woran die Welt krankt, und dann eine Lösung vorzuschlagen, von der der Autor selber sagt, dass sie nicht für alle taugt, ist doch ein ziemlicher geistiger Spagat.
Er ist ja übrigens auch nicht ausgewandert.
Und ich unterstelle ihm, dass er ziemlich Geld hatte, bevor er sich entschlossen hat, so weiterzuleben. Auch so ne Hütte baut man sich nicht nur mit dem, was sich so findet.
Kartoffeln selber anzubauen und davon zu leben ist viel lustiger, wenn man sie kaufen kann, falls es mit der eigenen Ernte nicht so recht klappt.
Bei all diesen Erfolgsgeschichten darf man zuerst die Statistik betrachten: Auf jeden Millionär, der als Tellerwäscher in Amerika angefangen hat, kommen mindestens hunderttausend andere, die auch als Tellerwäscher angefangen haben, aber es nicht zum Millionär geschafft haben. Das sollte doch als Einladung wirken, sich etwas vertiefter mit dem zu beschäftigen, was man vorhat.
Re: Aussteigen - aber wie?
Verfasst: Sa 4. Feb 2012, 12:09
von Thomas/V.
Ich sag mal so: wenn jemand sich "unbehaglich" fühlt und nicht so recht weiß, warum und was er machen soll, dnan kann das Buch schon mal ein Denkanstoß zum "Aussteigen" sein. So ähnlich wie der Seymour. Also wörtlich nehmen sollte man es nicht, aber runtermachen braucht man es auch nicht...
Re: Aussteigen - aber wie?
Verfasst: So 5. Feb 2012, 08:43
von hobbygaertnerin
Ich frag mich nach der Lektüre solcher Bücher immer, wie kann ich in meiner Welt bleiben und doch einen sinnvolen Weg finden.
Dem Autor möchte ich nichts wegnehmen,
aber auf zerissenene Kleidung und auf dem Schmutz im Teppich lege ich keinen Wert,
es muss doch auch ein Leben machbar sein, wo man/frau ein Mindestmaß an Ordnung, an Sauberkeit haben kann.
nachdenkliche Grüsse
hobbygaertnerin
Re: Aussteigen - aber wie?
Verfasst: So 5. Feb 2012, 11:00
von Picassa
Mich hat das Buch absolut wachgerüttelt.
Viele Dinge, die ich schon seit langem „fühle“, hat Herr Schönauer aufgeschrieben. Um nur drei Bruchstücke zu zitieren:
„Wir verbessern andauernd und leiden trotzdem immer mehr. Warum eigentlich haben die so begrüßten vermeintlichen Verbesserungen das Leben insgesamt doch nicht schöner und lebenswerter gemacht?“
„Viele spüren, es ist etwas faul in unserem Lebenswandel, wir sind naturentfremdet. Es werden Bücher geschrieben und sogar gelesen - aber weder dieSchreiber noch die Leser tun etwas oder nur sehr wenig -, es werden Diskussionen entfacht, Tagungen abgehalten, allenthalben wird über Zivilisationskrankheitengeforscht und gejammert, Herzinfarkt, Krebs in jungen Jahren, Aids, Allergien, Nervosität, Schlafstörungen, Magengeschwüre, Zuckerkrankheit, Rheuma, Bandscheibenschäden, Zahnfäule, Bluthochdruck, Verkehrsunfälle. Doch was wird getan? Weitergejagd, weitergemanagt, weitergerafft, weitergeprahlt, weitergefressen, weitergefahren“
„Man kann Gurken in einer elektrischen Küchenmaschine hobeln. Man kann sie aber auch mit dem Messer schneiden oder mit einem Brettchen mit eingesetztem Messer,dem Gurkenhobel. Tut man letzteres nur in dem Gefühl, eine Küchenmaschine ist mir zu teuer, so ist das schlecht. Man muß sich sagen: Die Maschine lärmt, verbraucht Strom, zu dessen Erzeugung Landschaft verschandelt wird und um sie zu bezahlen, müßte man 20 Stunden arbeiten und nach 6 bis 8 Jahren ist sie sowieso unbrauchbar.“
Jeder muss für sich selber entscheiden, ob er (vielleicht aus Zeitnot?) lieber 20 Stunden für die Küchenmaschine arbeitet oder eben die Gurken – etwas langsamer – mit der Hand schneidet.
Wieviel Gurken kann ich in 20 Stunden hobeln? Macht Gurkenhobeln mehr Spaß als im Büro einer Tätigkeit nachzugehen, die mich nicht befriedigt? Welche Tätigkeit ist „gesünder“, Gurkenhobeln oder am PC kleben? Beim Hobeln kann ich meinen Gedanken freien Lauf lassen, bei der Arbeit am PC muss ich denken, was mir der Arbeitgeber aufzwingt zu denken. Nach einer vollen Stunde Gemüse schnippeln bin ich lange nicht so ausgelaugt wie nach ´ner halben Stunde Computerarbeit.
Ich habe mich eindeutig für´s Gurkenhobeln entschieden.
Und das soll nur ein Beispiel für all die Dinge sein, die ich mir dank des Buches endlich mal bewusst gemacht habe.