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Das Leiden der Turbo-Kühe für billige Milch

Verfasst: Mo 20. Jul 2015, 21:03
von Sabi(e)ne
http://www.tvtv.de/detailansicht.php?se ... =224689632
Heute um 21.50 im Ersten.

(und ich finde Milch/Milchprodukte verdammt zu billig - sogar in der "teuren" Demeter-Variante.
Da kann nix vernünftiges bei rauskommen. :roll: :bang: )

Wann haben wir die Wertschätzung der Tiere aufgegeben, daß sie nur noch "Betriebsmittel" sind? :rot:
(Gilt für Hühner/Hähnchen ebenso).

Re: Das Leiden der Turbo-Kühe für billige Milch

Verfasst: Mo 20. Jul 2015, 21:20
von Griseldis

Re: Das Leiden der Turbo-Kühe für billige Milch

Verfasst: Mo 20. Jul 2015, 21:31
von cfun
Sabi(e)ne hat geschrieben:sogar in der "teuren" Demeter-Variante.
Warum auch Demeter? Ich habe mal versucht, auf Milchprodukte zu verzichten - hat nicht geklappt. Wenn selbst Demetermilch Mist ist, müsste ich es wohl noch mal probieren.

Ich habe mal Urlaub auf einem Bio-Bauernhof gemacht. Den Fleischkühen ging es auf jeden Fall besser als den Milchkühen. Aber es war jetzt auch nicht schlimm. Das Kälberwegnehmen habe ich allerdings nicht mitbekommen. Das war der Hauptgrund für meinen milchlos-Versuch.

Re: Das Leiden der Turbo-Kühe für billige Milch

Verfasst: Mo 20. Jul 2015, 23:45
von canislupus
Habe den Film eben gesehen, hammerhart, erschütternd !! :ohoh:

Auch die Stellungnahme zum Schluss von Landwirtschaftsminister Schmidt, der ja das alles nicht so
tragisch findet und wohl eher keinen Handlungsbedarf sieht.

Ich habe jedenfalls eben einen Brief an seine Mail - Adresse vom Bundestag geschickt, um mir da auch
mal etwas Luft zu verschaffen.

Antwort bekomme ich vermutlich nicht, habe ich noch nie bekommen, egal welche Partei man
zu welchem Thema auch immer anschreibt.

Er wäre ja eigentlich jemand, der Änderungen in der gesamten Tierhaltung auf den Weg bringen könnte,
aber da hat er wohl kein Interesse.

Diese ganze Gier, diese Hetzjagd nach immer mehr Macht und Geld, dieser scheiß gnadenlose Kapitalismus ... der kotzt
mich mittlerweile so was von, das könnt ihr euch alle gar nicht vorstellen ! :grr:

Wie diese Bauernverbände diese 10.000 ltr - Kühe hochleben lassen, vorher werden die noch mit Lack eingesprüht, damit sie
schön glänzen ... ich bekomme echt das kotzen, wenn ich so etwas sehe ! Und die dämlichen Zuschauer zahlen warscheinlich
noch Eintritt dafür !
Da werden also noch Meisterschaften für die am meisten gequälten Viecher ausgetragen, perverser geht´s echt nicht !

Für heute bin mal wieder bedient !

Gute Nacht

Re: Das Leiden der Turbo-Kühe für billige Milch

Verfasst: Di 21. Jul 2015, 11:37
von Angie
cfun hat geschrieben:
Sabi(e)ne hat geschrieben:sogar in der "teuren" Demeter-Variante.
Warum auch Demeter? Ich habe mal versucht, auf Milchprodukte zu verzichten - hat nicht geklappt. Wenn selbst Demetermilch Mist ist, müsste ich es wohl noch mal probieren.

Ich habe mal Urlaub auf einem Bio-Bauernhof gemacht. Den Fleischkühen ging es auf jeden Fall besser als den Milchkühen. Aber es war jetzt auch nicht schlimm. Das Kälberwegnehmen habe ich allerdings nicht mitbekommen. Das war der Hauptgrund für meinen milchlos-Versuch.
Wieso hat dein Versuch nicht geklappt? Wir kommen ohne Milch klar :aeh:

Glaubst du sie zeigen es ganz öffentlich? Warum wohl geht es den Ausstellkühen auf dem Bio-Bauernhof so gut?

Re: Das Leiden der Turbo-Kühe für billige Milch

Verfasst: Di 21. Jul 2015, 12:06
von Benutzer 72 gelöscht
oh, dass das "nicht klappt" kann ich irgendwie verstehen - ich liebe Milch auch :rot: (und vertrage sie sehr gut).

Ich denke, Demeter ist auf jeden Fall auch für die Tiere besser - vor allem, wenn die Kühe nicht auf "nur volle Leistung" gezüchtet werden, sondern auch auf Gesundheit. Soweit ich weiß, ist das ein Ziel von Demeter.
hab ja mal auf so einem Betrieb in Deutschland gearbeitet - als Praktikantin. Die Kühe wirkten echt glücklich auf mich. waren den ganzen Tag auf der Weide, kamen abends in den Stall, wo sie gemolken wurden und ihr Heu bekamen. Die Kühe hatten Hörner dran, es gab keine Verletzungen. Jede Kuh hatte ihren Namen und auch ihren Charakter! ein paar waren ziemlich nervös, die wurden beim Melken besonders ruhig behandelt und ich war damals sehr stolz, weil ich gerade mit diesen Kühen sehr gut zurecht kam.
Ich hätte das doch bemerkt, wenn die leiden müssen - oder kriegt man das nicht so einfach mit??

hab den Film jetzt nicht gesehen - aber heißt er nicht "das Leiden der Turbokühe" ??

Was mich persönlich ärgert, ist - hm??
Wenn dann jemand behauptet, der Bauer täte für unsere Ernährung sorgen...
Im Falle der Milch sind es nämlich die Kühe!

Und im Falle von z.B. Getreide ist es auch noch immer zu 50 % die Natur - nichts gegen ehrliche Arbeit!
Bauernarbeit - Landwirtschaft - ist auf jeden Fall Arbeit, die man respektieren sollte, so ähnlich wie Bauarbeiter und Krankenpfleger.
Auf dem Hof, wo ich arbeitete wurde übrigens vor dem Mittagessen gebetet:

Erde, die uns dies gebracht,
Sonne, die es reif gemacht -
liebe Sonne, liebe Erde:
euer nie vergessen werde!

(Christian Morgenstern)

Die wußten genau, wem sie ihre Mahlzeiten zu verdanken hatten.....

Re: Das Leiden der Turbo-Kühe für billige Milch

Verfasst: Di 21. Jul 2015, 12:15
von Manfred
Die Reportage war doch eine Wiederholung? Zumindest habe ich den Großteil des Materials schon mal irgendwo gesehen.
Dass unter den Bedingungen der Landwirtschaft in Deutschland die Kühe an ihre Leistungsgrenze gebracht werden müssen, wenn man rentabel Milch produzieren will, sollte eigentlich jedem klar sein.
Und dass so eine Hochleistungsrasse ein sehr gutes Management braucht, um diese Leistung abrufen zu können, ebenfalls. Ein kleiner Fehler und die Sache kippt.

Das man hochträchtige Kühe in den Wochen vor der Geburt nicht schlachtet, ist unter Landwirten der Normalfall. Aber eine kranke oder verletzte Kuh, die nicht wirtschaftlich therapierbar ist, muss eben geschlachtet werden, auch wenn sie trächtig ist. Soll man sie lieber wochen- bis monatelang leiden oder verenden lassen?
Niederträchtige Kühe zu schlachten lässt sich dagegen praktisch gar nicht vermeiden. Wie soll das funktionieren? Die Kühe sind nun mal mehr als 3/4 des Jahres trächtig. Und in der restlichen Zeit liefern sie gerade ihre maximale Milchleistung.
Wie anders als über den Gesundheitsstatus und die Leistungsfähigkeit sollen denn die Kühe selektiert werden?
Und das sieht man halt erst dann, wenn die Kuh krank wird oder ihre Leistung einbricht.

Und wie sollte ich das bei meiner naturnahen Haltung gestalten?
Auch bei mir werden die Kühe über Gesundheit und Leistung selektiert. Die Leistung besteht im Kalb.
Und das Kalb kann man erst bewerten, wenn es eine Zeit lang seine Leistung und die Aufzuchtleistung der Mutter zeigen konnte.
Das ist aber erst der Fall, wenn die Mutter schon längst wieder trächtig ist.
Und selbst wenn man die Kühe vor dem Decken sinnvoll selektieren könnte (und ich sehe dazu keinen Weg, außer die Kuh hat gesundheitliche Probleme): Dann muss ich sie schlachten, wenn sie ein wenige Wochen altes Kalb bei Fuß hat. D.h. auch das Kalb muss geschlachtet werden oder ich muss es in irgendeinen Maststall verkaufen.
Oder ich muss die selektierte Kuh mit ihrem Kalb von der Herde trennen und einige Monate in sozialer Isolation von der Herde halten, was nicht nur für die Kuh scheiße ist, sondern auch für das Weidemanagement und die nötige Arbeitszeit eine mittlere Katastrophe.
Meine Kompromiss sieht so aus, dass ich die Kühe mögl. im Spätherbst selektiere, wenn ihr Kalb selbständig ist und den Winter auch ohne Mutter gut übersehen kann.
Die Decksaison beginnt aber Mitte Juli. D.h. wenn die Kühe in der Zeit von November bis Dezember geschlachtet werden, dann sind sie halt schon 5 Monate trächtig.
Dazu kommt: Die verfügbaren Tierplätze sind begrenzt. Für jede Kuh die ein Jahr länger bleibt, muss ich eine Färse schlachten. Im Alter von ca. 1 1/2 Jahren.

Ein Totalverbot des Schlachtens trächtiger Kühe ist praktisch nicht umsetzbar.
Ein Verbot des Schlachtens hochträchtiger Kühe (z.B. in den letzten 3 Monaten der Trächtigkeit) wäre machbar.
Aber was passiert dann mit den Kühen, die trotzdem in diesem Zeitraum getötet werden müssen? Die landen dann entweder in der Tierkörperverwertung oder werden als Notschlachtung deklariert und dann billig verramscht. So gehen wertvolle Nahrungsmittel verloren und der Bauer hat noch weniger Einnahmen und damit noch mehr wirtschaftlichen Druck, den er an seine Kühe weitergeben muss.
Als gangbar vorstellen könnte ich mir z.B. eine Regelung nach der in den letzten 3 Monaten der Trächtigkeit ein Tierarzt die Notwendigkeit der Schlachtung bestätigen müsste.

Und was die Gesamtsituation der Milchviehhalter in D betrifft: Die wird durch noch mehr gesetzliche Auflagen nicht besser. Im Gegenteil. Wir haben eh schon mit die schärfsten Auflagen weltweit, vermutlich sogar die schärfsten, wenn man von der Sondersituation der Schweiz mit ihrem streng abgeschotteten Markt absieht. Aber wir stehen voll im weltweiten Wettbewerb.
Wenn man daran wirklich etwas ändern wollte, dann müsste man auch für Deutschland einen isolierten Markt schaffen.
Und dann würde wieder ein großer Teil der Betriebe aufgeben müssen, weil die Milchbranche seit Jahrzehnten auf den Export getrimmt wird.
Aber wenn die deutsche Landwirtschaft je wieder auf einen aus ganzheitlicher Sicht sinnvollen Zweig kommen soll, dann geht kein Weg an einem abgeschotteten Landwirtschaftsmarkt vorbei. Davon ist aber nicht mal im Programm der Grünen irgendwas zu lesen.

Re: Das Leiden der Turbo-Kühe für billige Milch

Verfasst: Di 21. Jul 2015, 12:42
von Reisende
hm. ich versuche das grad mal nachzuvollziehen.
eine frage hab ich dazu.
wenn dir eine kuh schon 2 oder 3 kälber gebracht hat, müsstest du doch ihre leistung einschätzen können. wenn diese nicht zufriedenstellend ist, warum kannst du nicht eine gruppe bilden, wo zu schlachtende kühe ihr letztes kalb fertig aufziehen können, aber nicht neu gedeckt werden?

dein betrieb als bsp ist wsl auch nicht treffend für die gesamtsituation. er ist klein, und bei dir wird nicht künstlich besamt. große betriebe müssten das imo noch besser und gezielter steuern können.

was die milchkühe angeht - ich glaube die landwirte machen da denselben denkfehler, wie die reeder vor einiger zeit. die haben wie die verrückten neue schiffe bauen lassen, und sich hinterher gewundert, warum die charterraten in den keller gesackt sind und die kapazitäten nicht mehr ausgelastet werden konnten. haben sich also den markt selbst kaputt gemacht.
genau das gleiche prinzip gilt doch überall. der preis bildet sich über angebot und nachfrage. immer mehr produzierte milch führt folgerichtig zu immer mehr preisverfall, wenn die nachfrage nicht in gleichem maße steigt.

Re: Das Leiden der Turbo-Kühe für billige Milch

Verfasst: Di 21. Jul 2015, 12:59
von Manfred
Wenn die Kuh 2 bis 3 gute Kälber hatte, heißt das ja noch lange nicht, dass sie wieder ein gutes liefern wird.
Der Selektionsgrund ist dann ja gerade, dass beim aktuellen Kalb die Aufzuchtleistung nicht mehr stimmt.

Und zur Gruppe hatte ich ja bereits geschrieben:
-wirtschaftlich im Kleinbetrieb nicht darstellbar
-schlecht für die Kuh, da von der Herde isoliert
-schlecht für die Weide, weil mit so einer kleinen Gruppe kein vernünftiges Weidemanagement möglich, bzw. wirtschaftlich darstellbar ist
Und zutreffen würde das eh nur auf den wenig wahrscheinlichen Sonderfall, dass die Kuh schon vor dem Decken einen Selektionsgrund zeigt.

Im Großbetrieb ohne Deckbulle in der Herde (auch in vielen Milchviehherden stehen Deckbullen zum Nachdecken) kann man natürlich auf die Besamung verzichten, wenn der wenig wahrscheinliche Sonderfall (Selektionsgrund vor Besamung) eintritt.
Ich kenne auch keinen Bauern die eine Kuh noch besamen würde, wenn er eh weiß, dass sie demnächst geschlachtet werden soll.
Aber um diese Kühe geht es ja gerade nicht.

Re: Das Leiden der Turbo-Kühe für billige Milch

Verfasst: Di 21. Jul 2015, 15:19
von Reisende
Manfred hat geschrieben:Wenn die Kuh 2 bis 3 gute Kälber hatte, heißt das ja noch lange nicht, dass sie wieder ein gutes liefern wird.
Der Selektionsgrund ist dann ja gerade, dass beim aktuellen Kalb die Aufzuchtleistung nicht mehr stimmt.
das verstehe ich nicht. nach 3 guten kälbern ein nicht so tolles ist direkt ein grund zum merzen?
das kann doch viele ursachen haben, die meisten liegen sogar nicht mal in der kuh selbst begründet. das 5. kalb könnte dann wieder top sein, oder irre ich mich da?
also zumindest bei schafen ist ein ausrutscher in der aufzuchtleistung kein direkter grund zum aussortieren. :aeh: