Droht uns das Ende der Natur?

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Benutzer 6122 gelöscht

Re: Droht uns das Ende der Natur?

#201

Beitrag von Benutzer 6122 gelöscht » So 29. Apr 2018, 10:52

Ich hab grad nachgezählt, es sind 9 Häuser in meiner Straße und davon haben 6 einen richtigen Nutzgarten. Allerdings sind von den 9 Häusern 4 Bauernhöfe. Wenn die alten Bäuerinnen nicht mehr sind, werden das womöglich auch Ziergärten? Gestern ist eine Frau an meinem Garten vorbeigelaufen und meinte, sie hätten ihren (wirklich sehr scheußlichen!) Steingarten angelegt, weil ihre Tochter so heftig Heuschnupfen u.a. auf Gras hätte. :bang: Na, ob das mit Äckern, Wiesen, Fluss, Bäumen rundrum wirklich was bringt??? :dreh:
Ich hab da nix dazu gesagt. Aber Äpfel hätte sie dann gern von mir, wenn ich zuviel hätte, für Apfelkuchen. *seufz*

Viktualia: Ja, so eine "Strafsteuer" fände ich auch super und ich würd's unterzeichnen. Aber leider eher mal unrealistisch. Soll dann die "Gartenpolizei" rumlaufen und Gärten kontrollieren? Wäre wohl schwer durchzusetzen.
Ich will ja auch Stufen in meinem Garten als Steingarten erneuern, weil im Moment komplett überwuchert von Quecke und Efeu. Aber da sollen dann Kräuter rein und Blühendes für Insekten. Und die Eidechsen sollen sich da wohlfühlen und bekommen extra eine Sandgrube für die Eiablage. Insektensteine will ich dann auch mit einbauen. Das ist dann aber weit entfernt von den Steinwüsten mit farbigem Kies und Koniferen oder kugelrundem Buchs. Die finde ich auch sehr scheußlich.

Auf jeden Fall wäre unser Wissen rund um Nutzpflanzen in schlechten Zeiten Gold wert! :mrgreen:

strega
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Re: Droht uns das Ende der Natur?

#202

Beitrag von strega » So 29. Apr 2018, 21:17

das ist wohl eher die deutsche Version, dass es mühsam sein muss mit und in der Arbeit, sonst ist es ja nicht gearbeitet...jaa, ich kenn das.

wie machen das die Nomadenkulturen? Die mit ihren Tieren umherziehen und in Zelten leben.... die häufen nicht tonnenweise Geraffel an und leben wohl eher im Hier und Jetzt.
Ich seh das bereits auf Sardinien, dass da viele anders ticken, da greift die jahrtausendealte Hirtentradition... in dem Sinn "wozu sich einen abbrechen, zu essen haben wir eh ständig, solang unsere Herden leben"...

sind heute klaro da nicht alle Schafzüchter, sondern auch Angestellte und Arbeiter und oft nur saisonal beschäftigt, dennoch haben viele nicht das Ziel, tierisch zu schuften um was zu erreichen, sondern lassen es eher gemütlich angehen, sind oft nicht so stinkreich (sic) wie viele Deutsche (horten kann nur wer die Kohle zum Horten übrig hat), aber lachen vielleicht mehr als der deutsche Durchschnitt... ja, das sicher.
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Re: Droht uns das Ende der Natur?

#203

Beitrag von Rohana » So 29. Apr 2018, 21:46

wie machen das die Nomadenkulturen? Die mit ihren Tieren umherziehen und in Zelten leben.... die häufen nicht tonnenweise Geraffel an und leben wohl eher im Hier und Jetzt.
Ich glaub nicht dass die Nomaden Nomaden geworden sind weil sie Lust hatten auf Wanderschaft zu gehen und "im hier und jetzt" zu leben, sondern weil die Umgebung es so erfordert hat... dass man dann aus der "Not" eine Tugend macht, ist sicherlich ein praktischer Nebeneffekt. Bloss haben Nomaden das "hier und jetzt" leben an sich nicht gepachtet, oder? ;)
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Re: Droht uns das Ende der Natur?

#204

Beitrag von hobbygaertnerin » Mo 30. Apr 2018, 05:11

@pitu,
viel Garten für Gemüse und Obst sind in unserem Dorf auch nicht mehr vorhanden. Von 10 haben 3 noch einen Garten mit essbarem Inhalt.
Und ich verstehe auch das Argument, dass ein Gemüsegarten Arbeit macht, dass das bisschen Obst auch gekauft werden kann, weil man die Obstbäume in der Wiese ständig ausmähen muss, weil es sonst eh keiner haben möchte.
Als vor 90 oder 100 Jahren die Gartenbauvereine gegründet wurden, war bittere Not und Armut vorhanden und man wollte den Menschen Wissen zukommen lassen, damit sie sich ihre Vitamine aus dem Garten holen konnten und die Landwirte mit dem Verkauf von Obst ein Zubrot verdienen konnten.
Heute ist das anders, die paar Salatköpfe usw. beim Ald...... usw. so billig sind, dass man gar nicht rechnen bräuchte, weil Schnecken, anderes Ungeziefer eh nur schaden würden. Gartenarbeit wird eher als lästig gesehen, deshalb haben ja Steinwüsten und Mährobotter so einen Aufschwung genommen.
Meine Argumente für einen Obst-, Gemüse-, und Kräutergarten sind- dass ich an blühenden Bäumen, an schattigen Bäumen und am Obst Freude habe,dass es ein grosser Reichtum ist, wenn man ausser den paar Erwerbsobstsorten aus der Fülle der langjährigen Züchtungen auswählen kann, dass sich das auch nur halten lässt, wenn es eine Wertschätzung dafür gibt, dass ich kein so frisches Gemüse in keinem noch so teurem Laden kaufen kann, als wenn ich mit der Schüssel in den Gemüsegarten gehe.
Dass man sich die Gartenarbeit um vieles erleichtern kann, wenn man den Blick vom Tellerrand hebt, es muss ja nicht immer der verbitterte Kampf ums Dasein weitergeführt werden.
Sicher sieht ein perfekt gepflegter englischer Rasen fürs Auge schön aus, aber ich möchte weder jede Woche Rasen mähen müssen, noch so ein robottriges Mähschaf im Garten haben wollen.
Das Gras was dabei heranwächst, füttert unsere Kaninchen.
Deren und der Mist der Hühner kommt wieder auf den Kompost.
Und ja, ich gebe dir Recht, dass das Wissen um gutes Wachstum bei Nutzpflanzen in anderen Zeiten vielleicht höher gewichtet würde, aber in Notzeiten hat man nicht die geistige Freiheit, um Experimente durchzuführen und auszuprobieren, ob sich was bewährt. Ich sehe mein Wissen und die Suche nach gutem Wachstum von Obst, Gemüse, Kräutern darum als mein persönliches Kapital an.
Wir leben in einer Zeit des Überflusses, ein Blick in die Geschichte bzw. Vergangenheit zeigt mir, dass die Menschen zu allen Zeiten nach einem ähnlichen Muster wirken.
Wenn es ihnen gut oder zu gut geht, verlieren sie bestimmte Anteile und es geht wieder abwärts.
Da Wissen, das nicht gebraucht wird, in relativ kurzer Zeit verloren geht, muss dann erst wieder müsam aus Versuch und Irrtum neues Wissen gefunden werden.
Ob es Sinn macht, Ernährung auszusorcen, da hab ich meine ganz starken Zweifel.

@strega, ich weiß nicht, ob es mit dem Nomadenleben zu tun hat, eher eine Einstellungssache -
von unseren italienischen Verwandten hab ich sicher sehr viel gelernt, vor allem, die Wertschätzung und den Genuss von
einfachen Gerichten.

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Re: Droht uns das Ende der Natur?

#205

Beitrag von Dyrsian » Mo 30. Apr 2018, 19:45

Pitu hat geschrieben:Ich hab grad nachgezählt, es sind 9 Häuser in meiner Straße und davon haben 6 einen richtigen Nutzgarten. Allerdings sind von den 9 Häusern 4 Bauernhöfe. Wenn die alten Bäuerinnen nicht mehr sind, werden das womöglich auch Ziergärten?:
Wir sind ja nicht so oft auf dem Land, aber einmal da haben wir Urlaub an der Schlei gemacht, da an der Ostsee. Dort habe ich nicht einen einzigen Nutzgarten gesehen, und wir sind wirklich viel und weit herumgefahren. Nur wenige Häuser hatten überhaupt einen "Garten", die meisten nur Rasen. Die Häuser und Straßen wirkten sehr gepflegt, die Autos und Traktoren neu und teuer. Ähnlich sieht es hier am Niederrhein aus, finde ich.
Mir scheint auf dem Land gibt es mehr Wohlstand, das Interesse am Gemüse- und Obstanbau ist gering, denn man kann es ja günstig kaufen und muss sich nicht mehr schmutzig machen.
Schaut man sich die Schrebergärten in der Stadt an, sieht man wie die Anbaufläche mit dem Alter der Besitzer schrumpft, d.h. die alten Leute haben meist noch die Hälfte vom Garten "beackert", bei den jüngeren gehts mehr um einen Platz zum Grillen und fürs Kinderspielhaus. Der "Urban Gardening" Trend scheint etwas zu sein, was sich hauptsächlich medial und im Internet abspielt. Persönlich habe ich auch kein Interesse an einem "Gemeinschaftsgarten" mitzuwirken, wo dann jeder x-beliebige Spaziergänger meine Tomaten pflückt. Da wird viel gespielt und wenig geerntet, so mein Eindruck.

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Re: Droht uns das Ende der Natur?

#206

Beitrag von osterheidi » Mo 30. Apr 2018, 19:58

Also für meine gegend kann ich das nicht bestätigen.
Sicher es gibt sünden aus den 60ger und 70ger jahren und auch neue sünden , aber es gibt viele obstbäume, gärten und gewächshäuser, büsche in den gärten etc. Und ich komm auch viel rum auf dem weg in die arbeit.
Allerdings vermute ich hinter den gärten und älteren häusern oft ältere menschen. Viele haben ja schon mit unter 60 das arbeiten aufgehört wie mein vater und sich oft dem ökodasein gewidmet.

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Re: Droht uns das Ende der Natur?

#207

Beitrag von Rohana » Mo 30. Apr 2018, 20:01

Bei uns am Hof ist der grosse Nutzgarten schon in der letzten Generation verschwunden. Meine Schwiegermutter pflegt die Oma im Haus (ihre Schwiegermutter), putzt, kocht und wäscht für 2 Haushalte, hütet die Enkelkinder, geht mit in den Stall... da hat sie wirklich keine Zeit noch einen Garten zu beackern :aeug:
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Re: Droht uns das Ende der Natur?

#208

Beitrag von emil17 » Mo 30. Apr 2018, 20:50

Manfred hat geschrieben:Eine Magerwiese, wie sie in D propagiert wird, ist halt etwas Widernatürliches.
Natürliche Biotope versuchen immer, so viel Nährstoffe und Wasser zu akkumulieren wie irgend möglich und diese für mögl. viele Zyklen festzuhalten.
Natürliche "Magerwiesen" gibt es deshalb allenfalls an Extremstandorten oder in den frühen Sukzessionsstufen nach einer heftigen Störung (Vulkanausbruch, Erosionsereignisse etc.).
Dass sich in Mitteleuropa mit den überwiegend sehr guten Wachstumsbedingungen Magerwiesen derart ausbreiten konnten, lag alleine an menschlichem Management, das natürliche Abläufe massiv gestört und so zur Ausmagerung geführt hat.
Stell Dir Landwirtschaft ohne Kunstdünger vor - man hat eben abgelegene, bodenschlechte, steinige und steile Weidestücke immer nur beweidet, den Mist aber nicht dort wieder ausgebracht.
Auf manchen geologischen Unterlagen gibt es keine gute Bodenbildung, es entstehen Magerwiesen nicht erst durch Ausmagerung. Die meisten solcher Standorte sind heute bewaldet, der Begriff Magerwald ist aber nicht üblich.
Natürliche Wiesen gibts in Mitteleuropa unterhalb der klimatischen Waldgrenzen nur in Lawinenzügen, dort wo Gehölze durch Überschwemmungen oder andere Einflüsse ferngehalten werden, in Salzmarschen, extrem kleinflächig auf Felsbuckeln und vielleicht, wenn man das als Wiese klassifizieren will, auf gewissen Sumpf- und Moorstandorten.
Also nur unbedeutende Flächen.
Somit wäre deine Stellungnahme eigentlich nicht auf Magerwiesen, sondern auf Dauergrünland allgemein bezogen. Landwirtschaft ist in Mitteleuropa nun mal immer und überall massive Störung der natürlichen Abläufe, denn die natürliche Vegetation wäre überwiegend ein sommergrüner Laubwald und der produziert nicht viel, was Menschen als Nahrung dienen könnte.
Das macht aber nichts, denn der Traum von der Natur ist genau betrachtet der Traum von der traditionellen vielfältigen Kulturlandschaft, und dort haben Magerwiesen eine grosse Bedeutung, weil sie schön sind und viele Arten beherbergen, die anderswo nicht vorkommen.

Ach ja, die Böden nach Vulkanausbruch sind entweder lange Zeit vegetationslos, wenn es sich um erstarrte Lava handelt, oder dann äusserst fruchtbar. Deshalb sind die Zonen um Vulkane attraktive Siendlungsgebiete trotz der Gefährdung.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Droht uns das Ende der Natur?

#209

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Mo 30. Apr 2018, 21:21

Stell Dir Landwirtschaft ohne Kunstdünger vor - man hat eben abgelegene, bodenschlechte, steinige und steile Weidestücke immer nur beweidet, den Mist aber nicht dort wieder ausgebracht.
Und genau deshalb ist die Magerwiese absolut unnatürlich.

Sie kann nur durch den Mensch entstehen, das wild lebende Schaf kack da wo es frisst und verhebt es sich nicht bis es im fruchtbaren Tal ist...

Benutzer 72 gelöscht

Re: Droht uns das Ende der Natur?

#210

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Mo 30. Apr 2018, 21:27

Dyrsian hat geschrieben:Persönlich habe ich auch kein Interesse an einem "Gemeinschaftsgarten" mitzuwirken, wo dann jeder x-beliebige Spaziergänger meine Tomaten pflückt.
???

Also bei uns wird sofort geschrien, wenn sich jemand an einem fremden Beet zu schaffen macht. Ganz hundertprozentig klappt es nicht, aber weder damals in der Parzelle (nur für eine Saison ein Beet, welches teilweise schon bepflanzt war), noch heute im Gemeinschaftsgarten-Beet war das so gedacht, dass jeder, der vorbei geht, ernten darf. :im:

Ja, es gibt auch ein Beet das für alle ist - dort arbeiten und ernten alle gemeinsam, aber auch nur die Mitglieder.

Was hat das jetzt mit "Ende der Natur" zu tun? :aeh:

*****************************
Ich glaube nicht, dass es ein "Ende der Natur" geben wird, wird es ein Ende dieses threads geben? ...

Könnte es sein, dass "Ende der Natur" eigentlich meint, "das Ende des Lebens der Menschen im Einklang mit der Natur und naturnahes Leben für Menschen?"

Denn das geht tatsächlich fast überal verloren.

Dass es selbstverständlich ist, von Insekten umgeben zu sein, in der Erde zu wühlen, Blätter/Früchte/Wurzeln von Wildpflanzen zu essen?
Es ist normal, dass sich auf einem freien Fleck Erde recht schnell von selber Wildpflanzen einfinden und das ist dann echte Natur ... :pfeif:

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Ich war früher oft in Deutschland auf Urlaub und bis heute erinnere ich mich daran, dass dort für mich immer alles so "aufgeräumt" aussah, während bei uns (Steiermark, Österreich), wenig aufgeräumt wurde - vor allem nicht draußen, im Freien :pft:

Wenn man die Landschaft nicht allzu gründlich aufräumt, braucht man auch nicht mehr Blumen säen.
Das passiert dann von selber!! :hhe:

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