Droht uns das Ende der Natur?

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viktualia

Re: Droht uns das Ende der Natur?

#181

Beitrag von viktualia » Fr 27. Apr 2018, 17:51

Ina sagte: Hier steht, dass Wiesen gemäht oder abgefressen werden müssen, damit sie nicht verbuschen - allerdings nicht zu oft!
Ina, entweder man macht das Jahrzehntelang oder es hat sich was mit der "Wiese".
Dieses "nicht zu oft" ist durchaus irreführend, so oder so; mich würde echt mal interessieren, was aus ihrem umgebauten Rasen in ein paar Jahren wird....

Nee, mir behagt der Stil nicht, dieses Gehüpfe durch die Biotope und Geschichte - und dass sie die (Heil)kräuter, die auf kargem Boden durch Frassschutz und diverse andere Strategien ihre spezifischen Wirkungen erreicht haben, gegen Pflanzen ausspielt, die halt mehr Nährstoffe enthalten, geht mir auch gegen den Strich.
Das ist wie "essen sie keine Kohlenhydrate, nehmen sie lieber Gemüse zu sich...", da kann man nicht wirklich drauf aufbauen.

"Droht uns das Ende des gesunden Menschenverstandes", das ist eher meine Sorge, wenn ich so was lese.

Sie plädiert für eine Art Armut und merkt es nicht mal.
Unsere Mutter Natur ist durchaus in der Lage, auch in den kargsten Gebieten "reichhaltige" Vielfalt zu installieren, aber halt eben durch Störung und Nutzung und satt wird Mensch da auch nicht, dafür braucht es andere Arten der Kultivierung.

Ja, wir müssen was ändern.
Ja, es wäre jammerschade, wenn diese Vielfalt, der Rest davon, auch noch den Bach runterginge.
Aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass eine solche "Geisteshaltung",
die eine "karge Schönheit" hofiert, ohne zu begreifen, wie die realen Lebensumstände eines solchen Gewächses sind,
irgend etwas bringt.
Das ist wie Hunde vegan ernähren; wie Kindern erzählen, der letzte Tiger im Zoo wäre nur müde, nicht neurotisch.

Das sind keine "Zusammenhänge" was die beschreibt, so was nennt man "Spannungsbogen" und es ist ein rhetorisches Mittel.
Ein Oberlehrer in Pink.
Ohne geistigen oder sittlichen Nährwert.

Ich bin echt sauer, weil halt Sprache wirklich, neben Konsumverhalten und Industrie, ein umweltverseuchender Faktor sein kann.
"Ver-sprecht uns einen Neuanfang der Menschheit", statt mit dem "Ende der großen Mutter zu drohen" fänd ich da besser.

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Re: Droht uns das Ende der Natur?

#182

Beitrag von hobbygaertnerin » Fr 27. Apr 2018, 20:08

Wiesen, die nicht abgemäht werden, sind in 5 Jahren Buschwildnis aus Holunder, Birken, Ahorn oder Eschen, zuvor Strauchwildnis aus Brennesseln usw.
Solange man in den Geschäften einkaufen kann, es immer ausreichend bzw. genug gibt, kann weiterhin von der unberührten Naturlandschaft geträumt werden.
Wer von armen Boden leben können soll oder muss, ist nicht zu beneiden.

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Re: Droht uns das Ende der Natur?

#183

Beitrag von kraut_ruebe » Fr 27. Apr 2018, 21:32

viktualia hat geschrieben:
Sie (die Wiesenpflanzen) sind darauf angewiesen, dass sie – allerdings nicht zu oft – gemäht oder von Tieren abgefressen werden, sonst würden mehrjährige Stauden, Büsche und Bäume nach und nach ihre Fläche erobern und sie verdrängen.
(aus der Leseprobe, Klammer und dick von mir.)
Nee nee, Hobygärtnerin, kein "Traum vom Schneesturm", nur von leichtem Rieseln, sonst kommen die bösen Bäume.
Zuviel mähen sorgt für Verbuschung? Seltsame Theorie....
ich verstehe das so, dass die wiesenpflanzen vor der sukzession geschützt werden sollen, aber das ist viel zu kurz gedacht.

wird gefressen, wird auch gedüngt. der lebensraum der wiesenpflanze wird dadurch verändert, und die magerwiesenpflanzen ziehen sich zurück und die fettwiesenpflanzen erobern das gebiet.
wird gemäht und liegengelassen, passiert das selbe.
wird gemäht und abtransportiert, wird der boden nach und nach abgemagert, dann breiten sich die magerwiesenpflanzen aus und die fettwiesenpflanzen bleiben weg.
wird weder gemäht noch gefressen, verdrängen höherwachsende pflanzen die wiesenpflanzen.

irgendeine wiesenpflanze glaubt immer dran. die natur kann nicht statisch gemacht werden.
There's a crack in everything. That's how the light gets in.

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Re: Droht uns das Ende der Natur?

#184

Beitrag von hobbygaertnerin » Sa 28. Apr 2018, 06:12

Man sieht es an den Robottermährasenflächen, der Aufwuchs bleibt, es wird immer gemäht, die Pflanzen, die damit am Besten klarkommen, wachsen.
Gras hatte früher die Möglichkeit geboten, für Menschen nicht nutzbares Grün mit Hilfe von Wiederkäuern oder anderen Grasfressern in essbare Formen umzuwandeln. Es gab Zeiten, da musste für die Nutzung des Strassenrandes oder für Böschungen sogar eine kleine Summe bezahlt werden, damit genug Futter für die Ziege oder ...... gewonnen werden konnte.
Da heute immer weniger darauf angewiesen sind, kann es eben nicht mehr oder anders genutzt werden. Vielleicht liegt da auch ein kleines Stück des Problems- wer früher eine Ziege oder eine Kuh hatte, musste sich ziemlich abmühen, galt als arm und jeder der konnte, schälte sich aus diesem Milleu raus. Wer es sich leisten konnte, konnte andere für sich bücken lassen. Und jetzt, wo man dieser Fron entkommen ist, wird das ein Stück weit verklärt.
Die Frage zu stellen, wie die zig Milliarden Menschen bei abnehmenden fruchtbaren Ackerflächen (Versteppung, Bodenversiedlung, Bebauung, Verschwendung) ernährt werden können, ohne die Böden zu übernutzen, die wäre meines Erachtens nützlicher.
Die einen träumen von Indoorfarming, urbanes Gärtnern ist derzeit hoch in Mode,.............................

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Re: Droht uns das Ende der Natur?

#185

Beitrag von Rohana » Sa 28. Apr 2018, 06:59

kraut_ruebe hat geschrieben:irgendeine wiesenpflanze glaubt immer dran. die natur kann nicht statisch gemacht werden.
:daumen:
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

centauri

Re: Droht uns das Ende der Natur?

#186

Beitrag von centauri » Sa 28. Apr 2018, 07:17

Ich sehe das so wie Viktualia!
"Droht uns das Ende des gesunden Menschenverstandes?".
Ist schon schlimm wenn über jeden kruden Gedanken ein nicht wissenschaftlich fundiertes Buch geschrieben wird. :kaffee:

viktualia

Re: Droht uns das Ende der Natur?

#187

Beitrag von viktualia » Sa 28. Apr 2018, 09:39

Ui, Danke Centauri, sogar mit Ausrufezeichen!

Da mach ich mal weiter so: ich seh es auch wie k_r und Rohana:
die natur kann nicht statisch gemacht werden.
Denn es gibt auch einjährige Fettwiesenpflanzen (z.B. Löwenzahn) und zwei- bis mehrjährige Magerwiesenpflanzen (z.B. Wiesensalbei).

Hobbygärtnerins Gedanke, dass die frühere Armut der "Ziegenhirten"
(mal davon ab, dass die auch gern Gebüsch fressen, die Ziegen, nicht nur Magerwiese)
zu der heutigen Verklärung führt, find ich auch gut - das ist so wie mit der blassen Haut, die früher ein Zeichen von Wohlstand war (muss nicht raus zum arbeiten), während es heute ein Zeichen von Wohlstand ist, nicht blass zu sein (Zeit für Urlaub, Geld für Terasse), bis zur akuten Sonnenbank-Falten/Hautkrebs-Gefahr.

Ja, Wiesenpflanzen oder ganze Landschaften "vor Sukzession schützen" (k_r´s Formulierung, sehr passend) ist ausgesprochen kurzsichtig; selbst wenn es klappen würde, wär das schräg.
Während das gezielte "schieben" der Sukzessionstufen ein vernünftigeres Mittel ist als der Düngewahn. (Das was Manfred neulich übersetzt hat, die Sache mit dem Verhältniss zwischen Pilzen und Bakterien im Boden, je nach Sukzessionsstufe und Pflanzenwahl.)

Wenn wir das schon mal klar hätten, theoretisch und in der Praxis: dass "richtig" und "falsch" ziemlich nah beieinander liegen, ohne "Mauer" dazwischen. Darum brauchen wir unser Hirn, keine romantisierten Vorstellungen, da es um Verantwortung und längere Zeiträume geht, nicht um Romantizismen und Schuld/Tabuzonen.
Wir brauchen, für die "Feinabstimmung" (zwischen den "Sukzessionstufen", dem entweder fett/oder mager), Kenntniss der Zusammenhänge. Alles andere ist "vom alten Schlag": autoritärer Machtmissbrauch.
Eine "Entscheidung" ist noch keine "Weisheit" auch wenn Entscheidungen lange ein Merkmal von Macht waren.

Diese "grüne Polemik", diese "Pink Pauker" Mentalität wird uns nicht weit bringen, die sorgt nur für Spaltung, entweder zwischen den Menschen oder in den einzelnen Hirnen.
Es braucht "Spielräume" für das Erkennen der tatsächlichen Gegebenheiten in Relation zu den tatsächlichen Zusammenhängen in Bezug auf reale Ziele (und konkrete Kollateralschäden).
Und diese "neue Mengenlehre" muss das alte "Dividieren" ablösen, sonst geht´s den Bach runter.

"Umweltschutz" beginnt im Kopf, und das einzige "Dogma" sollte sein: es geht nicht um entweder/oder, es geht um die Feinabstimmung!

"Man" müsste halt was mehr Verantwortung für´s eigene Handeln übernehmen, dafür hätte man aber auch wieder ein Leben, das sich wie ein solches anfühlt, nicht dieses Einheitsgrau mit Ablaufdatum.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Droht uns das Ende der Natur?

#188

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Sa 28. Apr 2018, 10:08

viktualia hat geschrieben:
Ina sagte: Hier steht, dass Wiesen gemäht oder abgefressen werden müssen, damit sie nicht verbuschen - allerdings nicht zu oft!
Ina, entweder man macht das Jahrzehntelang oder es hat sich was mit der "Wiese".
Dieses "nicht zu oft" ist durchaus irreführend,
na ja, ich verstehe das "nicht zu oft" als etwa ein bis zwei mal im Jahr - aber schon jährlich. :im:
viktualia hat geschrieben: Denn es gibt auch einjährige Fettwiesenpflanzen (z.B. Löwenzahn)
Löwenzahn ist aber nicht einjährig? ;)

(auf unseren Fettwiesen gibt es kaum einjährige)
viktualia hat geschrieben:Darum brauchen wir unser Hirn, keine romantisierten Vorstellungen, da es um Verantwortung und längere Zeiträume geht, nicht um Romantizismen und Schuld/Tabuzonen.
Wir brauchen, für die "Feinabstimmung" (zwischen den "Sukzessionstufen", dem entweder fett/oder mager), Kenntniss der Zusammenhänge.
Michael Machatschek schreibt sehr viel in diese Richtung! :daumen:
Vor allem in den Laubgeschichten - empfehle allen sehr die Lektüre dieser Bücher!!
- als Ergänzung zu Wildmohns Vorschlag :aeh:
Die Natur kann nicht statisch gemacht werden
:nick:

viktualia

Re: Droht uns das Ende der Natur?

#189

Beitrag von viktualia » Sa 28. Apr 2018, 11:18

Ina schrieb: Löwenzahn ist aber nicht einjährig? ;)
Upsala, ja, der Löwenzahn kann beides: ein-bis mehrjährig: https://www.gartenjournal.net/loewenzahn-mehrjaehrig

(Leute, zu meinen "komischen Problemen" (kaum Giersch, zuviel Kompost) kommt dieses Jahr noch eine "wider Willen erfolgreiche" Löwenzahndezimierung. Hab kaum noch welchen auf meiner Wiese, weil ich wohl für meine Wutzen zuviele Blüten geerntet habe - Sachen gibt´s....)

Ich hatte als Kriterium: vermehrt sich im ersten Jahr; aber stimmt, er hält ein paar Jahre.

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Sonne
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Re: Droht uns das Ende der Natur?

#190

Beitrag von Sonne » Sa 28. Apr 2018, 11:50

hobbygaertnerin hat geschrieben: Die einen träumen von Indoorfarming, urbanes Gärtnern ist derzeit hoch in Mode,.............................
Davon kann man aber nicht leben. :hmm:

Ich habe letztes Jahr den Prinzessinengarten in Berlin und die Gartenanlage auf dem ehemaligen Flughafen Tempelhof besichtigt.

Das ist eine nette Spielerei und wichtig um Menschen - vor allem auch Kinder - wieder ein Erlebnis und Gefühl für die Natur zu geben. Oder einfach ein bisschen Hobby zu haben und Erholung zu finden.

Aber davon kann keiner auch nur annähernd satt werden.
Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut. 1. Mose 1, 31

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