Klaus Röder auf dem weg zur Selbstversorgung

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Adjua
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Re: Klaus Röder auf dem weg zur Selbstversorgung

#101

Beitrag von Adjua » Fr 4. Jan 2013, 18:01

Manfred hat geschrieben:Was jemand für "normal" hält, hängt nun mal davon ab, unter welchen Einflüssen er aufwächst.
Und die Masse der Deutschen ist inzwischen fern von Kleintierhaltung, Gemüsegarten oder gar Landwirtschaft aufgewachsen und ernährt sich von Kindesbeinen an aus dem Laden.
Da prallen halt zwei Weltsichten aufeinander. Für die einen ist es ganz normal und für die anderen alles neu, mit vielen Erfahrungen und Unsicherheiten verbunden und ein großes Abenteuer.
Und dann gibt es noch mal eine Menge Leute irgendwo dazwischen (mich z.B.). Die z.B. aus der Kindheit noch vieles kennen aber nicht mehr im Detail erinnern können und sich deshalb auch erst wieder an die Materie heranarbeiten und eigene Erfahrungen sammeln müssen, oder die Althergebrachtes mit mit modernen Mitteln und Möglichkeiten kombinieren möchten.

Der Mensch ist halt ein Gewohnheitstier. Und wenn er mit etwas für ihn neuem konfrontiert wird, neigt er dazu, entsprechendes Aufhebens zu machen. Die erste große Reise, die erste große Liebe, der erste Umzug usw. usw.
Was "normal" ist, darüber machtl man keinen Film. Normal im Sinne von "für alle normal".

Dem Röder anzukreiden, dass er einen Film macht, weil SV doch was so "normales" sei, ist reichlich absurd, weil es eben nur für einen kleinen Teil der Fernsehzuseher "normal" ist. Der Filmemacher ist von Berufs wegen geschult, über seine eigene "Normalität" hinauszusehen und zu erkennen, was einen ausreichenden Teil der Fernsehzuschauer interessiert.

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Re: Klaus Röder auf dem weg zur Selbstversorgung

#102

Beitrag von Bunz » Sa 5. Jan 2013, 06:54

@Bunz und OT:
Auf einer Schulbank las ich seinerzeit:
"Gothe ist tot, Schiller ist tot - mir ist auch schon ganz schlecht...."[/quote]

Hallo Olaf,
das mag ein Spaßvogel geschrieben haben...
Die Wahrheit ist, daß man von den alten Griechen bis zu den Schreibern der Neuzeit immer wieder die gleichen Themen findet.
Das heißt: Es gibt keine neuen Antworten.
lg
Bunz
Der Weg zur Gesundheit führt durch die Küche und nicht durch die Apotheke.
Sebastian Kneipp

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Re: Klaus Röder auf dem weg zur Selbstversorgung

#103

Beitrag von Bunz » Sa 5. Jan 2013, 06:58

Dem Röder werfe ich auch nicht vor, daß er einen Film macht.
Es ist sein Beruf, und damit verdient er Geld.
Fertig.
Ich werfe ihm vor, daß er sich nicht mit dem Thema auseinandergesetzt hat.
Selbstversorgung beginnt mit Kochen und nicht mit einer Herde Rinder.
lg
Bunz
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Sebastian Kneipp

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Re: Klaus Röder auf dem weg zur Selbstversorgung

#104

Beitrag von hobbygaertnerin » Sa 5. Jan 2013, 07:57

Hallo Bunz,
wo liegt nach deiner Meinung der Anfang, um sich mit dem Thema auseinander zu setzen?
Auf unserer Fläche wurde vor vielen Jahren ein keltisches Hügelgrab in Richtung Heimatmuseum verfrachtet, beim Nachbarn liegt unter einer dicken Erdschicht der Grundriss einer römischen Villa Rustica.
Was mich mit den Kelten, mit den Römern und allen vor- und nachfolgenden Bewohnern und Nutzern verbindet, sie haben von dieser Erde gelebt und ich möchte so leben, dass auch kommende Generationen noch davon leben können. Nur momentan sieht es so aus, als steigen immer mehr aus dem Generationenvertrag aus.

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Re: Klaus Röder auf dem weg zur Selbstversorgung

#105

Beitrag von Adjua » Sa 5. Jan 2013, 12:51

Bunz hat geschrieben:Dem Röder werfe ich auch nicht vor, daß er einen Film macht.
Es ist sein Beruf, und damit verdient er Geld.
Fertig.
Ich werfe ihm vor, daß er sich nicht mit dem Thema auseinandergesetzt hat.
Selbstversorgung beginnt mit Kochen und nicht mit einer Herde Rinder.
lg
Bunz
Gekocht hat er doch eh ...
Also "nicht auseinandersetzen" sieht für mich abgesehen davon anders aus ...

Manfred

Re: Klaus Röder auf dem weg zur Selbstversorgung

#106

Beitrag von Manfred » Sa 5. Jan 2013, 13:41

Was den wirtschaftlichen Standpunkt angeht ist natürlich klar: Selber kochen hat das größte Einsparpotential.

Und was die Arbeitszeiteffizienz bei der Fleischerzeugung angeht, würde ich Rinder nicht unterschätzen.
Wenn ich eine halbwegs brauchbare Kuh habe und die zu Vegetationsbeginn abkalben lassen, habe ich im Spätherbst ein Kalb, dass mir ohne Kraftfutterzugaben über den Daumen 200 kg Schlachtkörper an den Haken bringt.
Damit ist eine Familie schon gut mit Fleisch versorgt.
Und ich brauche kein Getreide und kein Eiweißfutter wie für Schweine. Die Kuh findet ihr Futter gut das halbe Jahr auf der Weide. Für die restliche Zeit brauche ich Heu und je nach Haltungsform evtl. auch Einstreu.
Habe ich einen kleinen Traktor, ist das Heu für eine Kuh ohne große Anstrengung einzufahren.
Klar, eine Kuh sollte nicht alleine stehen.
Habe ich zwei bis drei Familien die mitmachen, ist das auch geregelt, ich kann mehr Kühe halten und die Arbeit teilen.
Oder ich halte zwei und verkaufe ein Kalb (der Traktor hat ja Unterhaltskosten) oder mal eine der Kühe und behalte das Kalb als Nachzucht.
Bring mal 200 kg Karnickel-Schlachtkörper an den Haken. Jede Wette, dass das mehr Arbeit macht.

Die Frage ist halt: Was sind die begrenzenden Faktoren. Habe ich zu wenig Land oder kann es nur teuer zupachten, sind Rinder witzlos. Bin ich alleine und mache die SV nebenher und habe genug Fläche und evtl. sogar einen alten Stall (Reshof), sind die Kühe wegen des geringen Arbeitsaufwands attraktiv. Evtl. brauch ich nicht mal einen Traktor, wenn ich z.B. einem Bauern in der Nachbarschaft einige Stunden bei der Ernte helfen kann und er dafür mein Heu mit macht. Oder ich mache es, wie der Gottfried, mit deutlich mehr Zeitaufwand von Hand. Dann geht aber der Vorteil gegenüber den Karnickeln zum Teil wieder drauf.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Klaus Röder auf dem weg zur Selbstversorgung

#107

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Sa 5. Jan 2013, 13:57

hallo!
Bunz hat geschrieben:Die Wahrheit ist, daß man von den alten Griechen bis zu den Schreibern der Neuzeit immer wieder die gleichen Themen findet.
Das heißt: Es gibt keine neuen Antworten.
ist zwar nicht neu, aber vielleicht ein Weg, wie man zu neuen Gedanken kommen könnte - ?
- ich bin erst am Üben! :pft:

Wage deinen Kopf an den Gedanken, den noch niemand dachte,
wage deinen Schritt auf den Weg, den noch niemand ging,
auf dass der Mensch sich selber schaffe
und nicht gemacht werde
von irgendwem oder irgendetwas

(Friedrich von Schiller)

Wenn ich so einen Weg oder so einen Gedanken gefunden (erschaffen) hätte, wäre es aber ziemlich sinnlos, darüber zu berichten, denn für irgendjemand anderen wäre es ja wieder nicht der "eigene Weg" oder der "eigene Gedanke". hm

Aber ich denke, hier im Forum und auch in diesem Filmchen geht es um was anderes.....

@Bunz :pft: kann man als Rohköstler keine Selbstversorgung betreiben? ;)
Kochen ist wichtig, aber sooo wichtig nun auch nicht.
Ich mein, ich für meinen Teil werde glücklich mit irgendeinen zusammengerührtem Gemüse.

@Manfred: ich dachte immer, Hühner seien das Tier für Selbstversorger?
Und dann noch Ziegen/Schafe (Wolle!!) für den, der Milch will. eine Kuh gibt ja davon schon wirklich viel - für eine Person (und ich denke sogar für eine Familie) ist eine Herde Rinder eindeutig zuviel - außer man isst Butter in Mengen.
Oder irre ich da?

liebe Grüße!

Manfred

Re: Klaus Röder auf dem weg zur Selbstversorgung

#108

Beitrag von Manfred » Sa 5. Jan 2013, 14:16

@ina: Hühner brauchen halt auch hochwertiges Futter. Solange man nur wenige hat, die man mit Resten und freier Futtersuche gut durchbringt, sind sie gute SV-Tiere. Wenn du hochwertiges Futter kaufen musst, sieht die Rechnung anders aus. D.h. wenn du deinen Fleischbedarf mit Geflügel decken willst, bist du mit Grasfressern wie Gänsen besser beraten.
Und niemand zwingt dich, deine Kühe zu melken. Das machen die Kälber ganz von selber, wenn du sie nur lässt.
Natürlich hast du auch die Möglichkeit, die Kühe ans Melken zugewöhnen und nach Bedarf Milch abzuzapfen.
Durchgehend Melken musst du nur, wenn du der Kuh das Kalb wegnimmst.

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Re: Klaus Röder auf dem weg zur Selbstversorgung

#109

Beitrag von Tanja » Sa 5. Jan 2013, 14:48

Ich verstehe die Aufregung um diesen Film und erst recht nicht, warum einige meinen, dem Klaus Röder "falsche" Intention und Gedankenlosigkeit vorwerfen zu müssen. Er hat doch nichts getan als ein persönliches Experiment durchzuführen und es dokumentiert. Seinem eigenen Leben hat er eine andere Richtung gegeben wollen, hat sein Haus seiner Familie überschrieben, seine Habe verkauft, einen Teil des Geldes verschenkt und einen anderen in seinen Neuanfang investiert. Und mit diesem hat er weder Natur noch Mensch noch Tier geschadet, auch wenn er "verwerflicher Weise" ein Plumpsklo statt eine Komposttoilette in den Wald gebaut hat.

Wie kommt der Vorwurf zu Stande, er habe sich um seine Tiere nicht gut gekümmert? Der Film zeigt doch genau das Gegenteil! Nicht nur, dass für alle Ställe und Unterstände da waren, sie hatten auch große Gehege, in denen sie artgerechter leben konnten als bei so manch anderem, der sich Selbstversorger nennt. Die Rinder wurden regelmäßig umgetrieben und bekamen ein gut geeignetes Winterquartier mit Unterstand und extra angelegter Trockenfläche. Den Schweinen standen nicht nur immer wieder frische, große Wühlflächen zur Verfügung, sondern sie wurden auch zu Streifzügen mitgenommen. Ebenso die Gänse, die sich bei Badeausflügen regelmäßig im Bach vergnügen konnten. Die Tiere sahen alle gesund, gut genährt und zufrieden aus und er ging sichtbar respektvoll und freundlich mit ihnen um, wodurch sie allesamt auch sehr vertrauensvoll und zutraulich waren. Als das eine Wollschwein an einer Herzbeutelentzündung erkrankte, wurde es dem Tierarzt vorgestellt und liebevoll gesund gepflegt. Auch wenn man sie sicherlich hier und da optimieren könnte, das war eine der besten Anfängerhaltungen, die ich persönlich je gesehen habe. Und was die grundsätzliche Einstellung von Klaus Röder zur Tierhaltung betrifft, so könnte sich da so mancher eine Scheibe von abschneiden!

Den Vorwurf, dass er immer wieder auf Hilfe aus seinem sozialen Netz zurückgegriffen hat, um sein Ding durchzuziehen, kann ich auch nicht nachvollziehen. Genauso sollte es doch wohl sein! Was spricht dagegen, seine Schweine in der kleinen Dorfmetzgerei verarbeiten zu lassen? Was dagegen, wenn Verwandte und Freunde einander beim Bauen, Gärtnern und Lagern helfen und miteinander tauschen? Ein solch tatkräftiges Umfeld zu haben, ist für einen Neustart ideal und letztendlich doch das, worüber wir alle froh wären, wenn wir es in diesem Umfang hätten. Und wozu der Hinweis, am Anfang stehe das Kochen? Dass er von Beginn an selbst gekocht hat, wurde im ersten Teil doch gleich mehrfach erwähnt.

Natürlich können und wollen wir nicht alle in der Schäferhütte im Wald oder auf dem Feld leben. Aber das ist doch auch nicht ansatzweise die Idee hinter diesem Projekt. Klaus Röder will weder anderen vorturnen noch behauptet er, alles zu wissen und keine Fehler zu machen. Und eigene zu machen, steht ihm genauso zu, wie jedem anderen Menschen auch. Wer einen Weg wählt, den er persönlich gehen möchte, der sollte dies auch tun können, ohne dass andere ihm anraten, er solle doch einen anderen nehmen, der ihnen persönlich eher entspräche. Dieses Projekt hatte nie den Anspruch, eine beispielhafte Selbstversorgung zu sein. Lediglich hat sich der Initiator von den Seymour Büchern inspirieren lassen, seinen eigenen Weg zu gehen, der ihn persönlich zu einem anderen, einfacheren und naturnäheren Leben leitete als das, das er bis Dato geführt hatte. Andere gehen dafür ins Kloster, pilgern den Jakobsweg oder kaufen sich eine Finca auf den Balearen, wenn sie das Geld dazu haben und es sie dorthin treibt. Es führen eben viele Wege nach Rom. Oder zu sich selbst. Wer will anderen vorschreiben, welcher der einzig Wahre zu sein hat?

Trotz diverser Fehler, die ja wohl nur allzu menschlich sind, hat Klaus Röder innerhalb beachtenswert kurzer Zeit eine kleine, mobile Landwirtschaft auf die Beine gestellt und produziert bereits so eigenes an Gemüse und Fleisch. Wohin ihn sein Weg noch führen wird, weiß er noch nicht, hat er am Ende der Doku gesagt. Nur, dass er auf jeden Fall die Tierhaltung beibehalten wird. Auch daran gibt es ja wohl nichts auszusetzen. Klar, es ist beneidenswert, sich in einer solchen Startposition zu befinden, aber die hatte er sich ja auch selbst geschaffen und sie sei ihm von Herzen gegönnt. Es gibt weiß Gott schlechtere Möglichkeiten, sein Leben neu auszurichten und sein Geld zu investieren. Ich finde es klasse, mit welcher Energie und Zielstrebigkeit das Projekt angegangen und umgesetzt wurde. Und ich finde es traurig, wie es in diesem Thread teilweise schlecht geredet wurde.
Tanja

:blah:

DerElch

Re: Klaus Röder auf dem weg zur Selbstversorgung

#110

Beitrag von DerElch » Sa 5. Jan 2013, 18:01

Danke Tanja....

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