Freund der glücklichen Indianer

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Thomas/V.
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Re: Freund der glücklichen Indianer

#11

Beitrag von Thomas/V. » So 2. Jan 2011, 12:41

Theo hat geschrieben:
kraut_ruebe hat geschrieben:wär das möglich, diese gott/religion-diskussion auf einen einzigen strang zu beschränken?
Vielleicht grundlegender als das Thema Götter ist das Verhältnis zur Zeit:
"Zukunftssorgen kennten sie deshalb ebenso wenig wie Reue über vergangene Ereignisse."
Dabei ist es doch gerade das, was den Menschen vom Tier unterscheidet:
"...wie der Blick auf Vergangenheit und Zukunft überhaupt den Menschen vom Tier unterscheidet, mag auch die Vergangenheit Vorwürfe und die Zukunft Sorgen mit sich führen, wovon das Tier nichts weiß." (Griechische Kulturgeschichte)
Und ohne dieses Bewußtsein braucht man auch keinen Gott.
Vielleicht könnte man ja sagen, dass Tiere, die keine Relativsätze kennen, keine Menschen im engeren Sinn sind :mrgreen:
Womit natürlich nicht gesagt ist, dass sie nicht zufrieden sein könnten; das ist die Kuh auf der Weide ja auch.
Vergangenheits- und Zukunfts"schau" ist das, was uns vom Tier unterscheidet, stimmt.
Aber: "Reue" und "Sorgen"(=Angst vor zukünftigen negativen Ereignissen) ist das "Material", aus dem Religion "gemacht" wird!
Damit einhergehend die "Geburt" von (Staats-)Macht und Ausbeutung, also das, was wir "Zivilisation" nennen...

Ich könnte mir vorstellen, das sich bestimmte Völker irgendwann mal (bewußt oder unbewußt) dafür "entschieden" haben, glücklich "wie die Tiere" zu leben...
Ich vermute sogar, das daher die Sehnsucht nach "dem Paradies" in vielen Religionen kommt; die Menschen spüren unbewußt, das ihnen etwas verloren gegangen ist, was auch die Zivilisation mit ihren vermeintlichen Vorteilen nicht ersetzen kann. Das ist wohl das, was auch Ina meint: das "Kind sein" und bleiben...
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

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Thomas/V.
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Re: Freund der glücklichen Indianer

#12

Beitrag von Thomas/V. » So 2. Jan 2011, 12:53

warum sie keine Angst vor dem Tod haben?
Leider wird darüber in dem Artikel kaum was geschrieben.
vielleicht, weil ihnen kein Priester davor Angst gemacht hat, weil sie wissen, das sie als Teil der Natur existieren und sich nicht als was besonderes ansehen ?

unsere Zivilisation ist geprägt von Angst, die natürlich seit jeher von allen möglichen davon profitierenden Institutionen und Menschen geschürt wird; wer frei von Angst in den Tag hinein lebt, wird auch keine Depressionen und Eßstörungen oder sonstwas für Zivilisationskrankheiten haben (und braucht auch keinen "Übervater/-mutter", um sich zu trösten...)
Angst ist der Nährboden, auf dem Irrationalität gedeiht: http://www.wissenschaft.de/wissenschaft ... 96189.html
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Spottdrossel
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Re: Freund der glücklichen Indianer

#13

Beitrag von Spottdrossel » So 2. Jan 2011, 15:10

Wenn wir uns mal die Gläubigkeit heutzutage anschauen, dann scheint das doch für die Leute eine "Krücke" zu sein.
Je schlechter es den Leuten geht/ging, um so fleißiger wurde gebetet.
Geht es den Menschen gut, reduziert sich das meistens.
Also scheint der Glaube ja was zu tun zu haben mit der Suche nach Trost, Hoffnung, Gemeinschaftsgefühl usw.
Passend zu einem Leben mit großen Kriegen, Hungersnöten durch harte Winter und Mißernten, Seuchen usw.
Ich habe mich jetzt nicht über diese Indianer informiert (muß gleich meine Pfanne auf dem Herd bewachen), könnte mir aber gut vorstellen, das ich, wenn ich in einer Gegend lebe, wo immer Nahrung zu finden ist, und wo keine Obrigkeiten Kriege anzetteln, die das einfache Volk unverschuldet ausbaden muß, das da die allgemeine Lebenserfahrung ist: "es findet sich jeden Tag etwas, was mich gut überleben läßt" und sie deshalb gar nicht das Bedürfnis haben, sich über die Zukunft/Sinn des Lebens/Gott in welcher Form auch immer Gedanken zu machen.
Es wurde quasi im Laufe der Zeit wegtrainiert, weil kein Bedarf da war.
Ist eine ähnliche Entwicklung wie der "übertriebene" Fleiß in den Ländern mit kaltem Winter (der Faule hat den Winter nicht überlebt) gegen die lockere Einstellung in warmen Ländern, wo sich immer was Leckeres findet.
Hühner sind auch nur Menschen...
http://www.spottdrossel.net

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Re: Freund der glücklichen Indianer

#14

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Mo 3. Jan 2011, 14:19

hallo!

Also wohl - es ist tasächlich mehr dran....
Zum Beispiel haben sie keine Bevorratung und keine Medizin...
Angeblich leben sie ihre Sexualität frei (ohne Regeln??) und sie leben überhaupt ganz "in der Gemeinschaft" (ohne persönlichen Besitz - "mein" und "dein" wird nicht wirklich wichtig)....
Sie kennen keine Zahlen und keinen wirklichen Zeitbegriff...

Youtube-Video


hier gibt es eine interessante pdf
....um dem Anthropologen die Geisterwelt zu erklären, von der sie behaupten, sie direkt zu erfahren
! Das ist das, was ich gemeint habe....
Kein Buchglaube, keine "Priester", die dir etwas erzählen - aber sehr wohl eine gelebte Erfahrung einer "Geisterwelt" - wie man das dann nennt, weiß ich leider nicht...
Vorschläge??

Hörprobe (youtube!) :)

danke, Theo - du jast mich da auf eine spannende Spur gebracht!! :wink_1:

obwohl ich übers "Glücklichsein" eigentlich schon genug gelernt hab bei Jean LIedloff - aber da ist ja noch mehr als das Gefühl, glücklich zu sein ;)

liebe Grüße!

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guenther
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Re: Freund der glücklichen Indianer

#15

Beitrag von guenther » Mo 3. Jan 2011, 15:10


Benutzer 72 gelöscht

Re: Freund der glücklichen Indianer

#16

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Mo 26. Sep 2011, 22:09

hallo!

bin heute zufällig beim Blättern in einer Zeitschrift über "die glücklichsten Menschen der Welt" gestoßen... - Da gibt es offensichtlich mehrere davon! :pft:
fast bargeldlos aber glücklich sind die Menschen auf Vanuatu - und weil ich sofort wissen wollte, ob die auch alle Atheisten sind :flag: hab ich wikipedia dazu befragt - nö, nix auffälliges!
Einige Religionen sind dort vertreten, unter anderem auch der Cargo-Kult, wo Götter, die mit Flugzeugen gekommen sind, verehrt werden....
Und für sie gibt es sogar böse Geister
Das Trommeln auf runden Holzblöcken soll die bösen Geister der Nacht vertreiben,
(Quelle: obiger link)

aber: :haha:

sie haben kein Geld !!

liebe Grüße!

Knurrhuhn

Re: Freund der glücklichen Indianer

#17

Beitrag von Knurrhuhn » Di 27. Sep 2011, 15:34

Ich kann mir auch vorstellen, daß diese Angstlosigkeit und das zufriedene in-der-Gegenwart-leben etwas damit zu tun hat, daß es keine künstlichen Systeme gibt wie politische Parteien, Armee, Religion, Wirtschaft - Banken - Börse, Arbeitgeber- und -nehmer usw....
Zwar wird es auch dort gewisse Strukturen und Familienverbände geben, aber das ist nicht so kopfmäßig/künstlich entstanden und aufgebaut, sondern alles natürlich gewachsen.
Es gibt bestimmt auch nicht diese Hierarchie überall, mit etlichen Über- und Untergeordneten, sondern es besteht sicher eine einigermaßen ausgewogene Gleichberechtigung aller (vermute ich mal).
Und nicht zuletzt geht es diesen Menschen auch nicht um's Haben und Bekommen, sondern einfach nur um das SEIN, was auch eine wesentliche Rolle spielen dürfte! Da fallen Faktoren wie Eitelkeit, Besitzstreben und Neid auch schon mal weg, was bestimmt ein großer Faktor für eine gut funktionierende Gesellschaft ist.

Der Hinweis von Günter auf Wu-Wei passt auch ganz gut dazu, finde ich.
Der "zivilisierte" Mensch will alles vom Verstand her regeln, denkt sich Systeme, Konzepte, Vorschriften und Normen aus, erklärt oder befiehlt anderen wie was abzulaufen hat und will ständig alles unter Kontrolle haben und alle Eventualitäten berechnen, ausschließen usw....

Aber wenn ich mir die unterschiedlichen, ich sag mal Philosophien und Bücher über "das Leben" anschaue ist die Quintessenz doch immer und überall die gleiche:
Grob gesagt geht es um eine Art Ur-Vertrauen ins Leben an sich, darum, intuitiv zu handeln, sich dem Fluß des Lebens einfach hinzugeben.
Nur in der Gegenwart zu leben und nicht an Vergangenheit oder Zukunft zu denken. Nichts zu wollen und zu begehren. Und es gilt, das Ego abzulegen, und zum eigentlichen Selbst zu finden.

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