Die LebensmittelretterInnen

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Ragna
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Die LebensmittelretterInnen

#1

Beitrag von Ragna » Sa 16. Mär 2013, 12:54

Es scheint sich eine neue Bewegung zu gründen, von wohl meist jungen Leuten, die Utopien leben wollen.
Es gibt immer mehr Menschen die ohne Geld leben wollen und Tauschringe und dergleichen ins Leben rufen.
Ich finde es spannend, auch mit dem Hintergrund Überschüsse aus der Selbstversorgung nicht zu verkaufen sondern zu tauschen oder zu verschenken.

Diese Seiten habe ich gefunden: Kennt ihr noch mehr?
http://de.forwardtherevolution.net/
http://foodsharing.de/was-ist
http://www.containern.de/blog.php?b=314

hier noch ein Film:
http://www.selbstvers.org/forum/viewtop ... 90#p127233

Thesen von Margrit Kennedy
http://www.margritkennedy.de/
http://www.kennedy-bibliothek.info/index.php?lang=DE
Wer sagt, dass etwas nicht geht, sollte die nicht stören, die es gerade machen.

Landfrau
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Re: Die LebensmittelretterInnen

#2

Beitrag von Landfrau » Sa 16. Mär 2013, 16:07

Ich finde das auch spannend!

Und warte auf denjenigen, der mir Futterhafer und Heu gibt für meinen überschüssigen Schafkäse.

Leider wollten mir bisher fast alle nur Geld geben für Käse.

Aber jemand hat mir auch schon Massagen angeboten.

Davon werden meine Schafe aber nicht satt.

Und der Heulieferant wäre vermutlich auch nicht zufrieden, wenn ich ihm die versprochene Massage weiterreiche.
Der muss ja seinen Diesel bezahlen. Mit ner Massage - vielleicht.

Wir rubbeln im Kreis und die schafe bleiben hungrig.

Es bleibt also spannend.

.................................................................

Frau Kennedy lebt in einer Lebensgemeinschaft, in der fast jeder irgendeine brotlose Kunst (Mediation, Massagen, Klangtherapie, Zauberkunststückchen, Singstunden, Tanzrunden ....) beherrscht und versucht, sie dem Nachbarn gegen Geld (!) zu verkaufen.

das bischen, was dort an essbarem produziert wird, ist, trotz massiver Subvention durch reiche Sponsoren der Gemeinschaft und unbezahlter Arbeitseinsätze Freiwilliger, die als" Workshops" deklariert werden, dermaßen teuer, dass es kaum einer aus der Gemeinschaft kauft - wie auch, wenn man kein Geld hat.

Und der Lebensmittelproduzent kriegt seine Familie ebenfalls nicht mit im Tausch erhaltenen MAssagen und Klangtherapien satt und träumt derweil von einer Festanstellung mit monatlichem Gehalt.

.........................................................

"Containern" ist ja keine Lösung - den verpönten Wohlstandsmüll von anderen zu essen, die "dumm genug" sind, arbeiten zu gehen......zumindest dürfte dem Selbstversorger nichts ferner liegen als schnorren oder Abfälle klauen. Und selbst, wenn man sich beim Containern nur auf die Mülleimer von Bioläden beschränkt...."selbst" ist das nicht, sondern fremdversorgt.

Wie von dir geschrieben Ragna: spannend.

Sehr sehr spannend.

L.
Den Inhalt einer Botschaft bestimmt der Empfänger :-)

Andvari

Re: Die LebensmittelretterInnen

#3

Beitrag von Andvari » Sa 16. Mär 2013, 16:47

Hier in der Gegend gibt es so einen Tauschring mit Zeitwährung, d.h. eine Stunde Arbeit wird immer gleich vergütet, egal, ob das jetzt Kinderbetreuung oder Gartenarbeit oder Steuerberatung war. Mit dem Zeitguthaben, das man durch eigene Arbeit verdient hat, kann man dann Andere bezahlen.

Als Idee finde ich das toll, und hatte mich auch mal dort registriert. Ich habe dann aber ernüchtert festgestellt, dass da dann eben auch vor allem Massagen usw. angeboten werden, und dass es weder für die Dienstleistungen, die ich suche, noch für die, die ich anbieten kann, passende Partner gibt.

Edit: Jetzt habe ich mir mal den Foodsharing-Link angeschaut. Das ist ja schräg! Statt dass die Leute einfach mal vernünftiger einkaufen und Reste verwerten lernen, so dass nichts mehr übrig bleibt, tigern sie jetzt mit Smartphone-App durch die Stadt und tauschen ihre Fehlkäufe untereinander. Warum einfach, wenn es auch umständlich geht? :haha: Naja, ich falle da wohl nicht in die Zielgruppe, ich schmeiße keine Lebensmittel weg.

pialita
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Re: Die LebensmittelretterInnen

#4

Beitrag von pialita » So 17. Mär 2013, 11:22

http://www.de.freecycle.org/

Hier gehts zwar nicht primär um Lebensmittel, aber es wurden hier auch schon mal Pflaumen zum Ernten angeboten...

greymaulkin
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Re: Die LebensmittelretterInnen

#5

Beitrag von greymaulkin » So 17. Mär 2013, 12:52

Konkret mit "Tauschring" haben wir auch nichts hinbekommen.
Es (das Tauschen) klappt aber hervorragend von Angesicht zu Angesicht. Also: Honig gegen Mettwurst, noch mehr Honig gegen Schinken, Honig gegen Ausleihen von Geräten und Fahrzeugen.
Man gut, daß doch einige mit Bienen nicht können :bieni:
Was auch ging: kleiner Acker verpachtet als Gegenleistung großen Heuboden genutzt.
Naja, vielleicht ist die Idee hinter "Tauschringen" auch, etwas einzutauschen, was man dann gegen etwas tauscht, was man wirklich braucht. Aber das ist der Beginn von "Handel", oder? :hmm:

"food sharing" finde ich offen gestanden blöd. Wenn ich 10 Kohlköpfe kaufe (oder tausche!!) dann verbrauche ich die auch bzw. verarbeite die weiter.

Gruß, Bärbel

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Spencer
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Re: Die LebensmittelretterInnen

#6

Beitrag von Spencer » Mo 18. Mär 2013, 18:28

Ich hatte das schon mal vor drei Jahren das ein "Selbstversorger" und Jäger sein Quad zur Durchsicht brachte und dann beim Abholen leise sagt er hat aber kein Geld. Ärks.. sowas sollte man vorher erzählen. Er hat dann einen Beutel mit Wurst und Schinken vom Wild auf den Tresen gestellt. Ich hab dann natürlich die Summe bar in die Kasse gelegt :pfeif:
Den Beutel musste ich auf jeden Fall im Kühlschrank verstauen weil der Duft einfach zu betörend war. Das Zeug hat bestens gemundet.
Aber ich hab mir so gedacht was die Gaswerke wohl sagen würden, wenn ich denen ein paar Scheiben Schinken überweise ?

poelinger

Re: Die LebensmittelretterInnen

#7

Beitrag von poelinger » Mo 18. Mär 2013, 19:33

Tja, wie gesagt, Ich hatte mehrereSachen zum Tauschen angeboten. Alle wollen weg von "dem vefluchten Geld"- Tausch Kaninchen gegen Hühner, Bauwagen gegen Motor, dies gegen jenes.. Nun, Erstmal habe ich praktisch keine Resonanz bekommen, und wenn dann einfach nur freche Reaktionen. Ergo- Ware gegen bedruckte Scheine- Scheine gegen Ware. Wir sind wohl noch nicht (oder nicht mehr?) soweit, dass wir über ein Tauschgeschäft ernsthaft nachdenken. Ist ja auch komplizierter als der "Zivilisierte" Weg.

Nachtrag: Hier ist der link zur Freecycle-Karte. Tja, WO bin ich wohl?? Genau, im weissen Fleck oben rechts....

http://www.de.freecycle.org/?Wo%3F

Landfrau
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Re: Die LebensmittelretterInnen

#8

Beitrag von Landfrau » Fr 22. Mär 2013, 11:23

das mit dem tauschen geht meiner Erfahrung auch nur nach dem Zufallsprinzip (das zwei zueinanderkommen und einer begehrt des anderen Angebot) und Aug in Aug - nix Börse, nix Internet, nicht mal Aushang im Supermarkt.

das Blöde ist, dass die eine Gruppe oft Angebote hat, die nicht so sehr nachgefragt ist (Massagen, Kuchenbacken, Vorlesen, Kunsthandwerke aller Art etc....) und die GRuppe, deren Leistungen man gerne hätte, da man dafür gefühlt sehr viel geld bezahlen müsste (Klempner, Automechaniker, Ofensetzer, Steuerberater, Tierarzt, .....) sich selten genug finden.
Die "soften" Künste sind es, die einfach nicht so hoch im Kurs stehen.

ich glauibe, das nennt man im Kindergartenkurs BWL Angebot und Nachfrage.
Und in den Tauschringen dominieren eindeutig die Anbieter.

Bin weiß gott kein fan des aktuellen geldsystems, aber so ein flexibles Tauschmittel, das einen davon unabhängig macht, ob man gerade jemanden findet, der massiert werden will und dafür die Dachrinne repariert oder einem gar Benzin in den Tank des Autos kippt, das hätte was.

Ein GRundproblem wäre damit aber noch immer nicht gelöst: - von diesem flexiblen TAuschmittel, ob es nun Euro"schein"e, Goldnuggets oder Muscheln oder Bitcoins sind, muss man sich erstmal welche verschaffen.

Das geht nur bei wirtschaftlicher Leistungefähigkeit, sprich, man muss eine Kunst anbieten können (was wiederum körperliche und geistige und soziale Fähgkeit voraussetzt), die nachgefragt ist.
Und unter diesem Aspekt ist einfach deutlich lebensfähiger, schlechtere Zeiten in Aussicht gestellt, Klempnerin, Mechanikerin, Schlachterin zu werden als Masseurin, Erzieherin, Buchbinderin, Goldschmiedin, ....

Jemand sagte mal, es sei gut, mindestens eine Kunst zu beherrschen, die die Menschen immer (!) brauchen.
das sind eben vorrangig die Bau(neben-)berufe und Heilberufe. Gefolgt von weiteren technischen und hauswirtschaftlichen Künsten. Je näher am menschen und der Not-wendig-keit, umso größer die Chance, immer was zum tauschen anbieten zu können.

Wenn die Menschen kaum genug zum Essen und zum Heizen haben, dann pfeifen sie auf Yogakurse und orientalischen Tanz und freuen sich vielleicht, wenn jemand ihnen das passende Reduzierstück aus einer Kühlerhaube dengeln kann, mit dem sie den alten aus der Scheune gezerrten Ofen wieder anschließen können.


L.
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Benutzer 1612 gelöscht

Re: Die LebensmittelretterInnen

#9

Beitrag von Benutzer 1612 gelöscht » Fr 22. Mär 2013, 11:42

Meine (nicht große) Erfahrung mit diesem Tauschkram ist, dass man es auf jeden Fall probieren sollte. Ein wichtiger Faktor dabei ist, Menschen zu treffen und mit denen irgendwas zu verhandeln. Das scheint nämlich etwas zu sein, dass "wir" nicht gut können.
Mir ist mal aufgefallen, dass selbst viele Freunde von mir (und ich mitunter auch) Probeleme damit haben, Dinge anzunehmen.
Eine Freundin wollte mich immer dafür bezahlen, dass ich ihr Kind gehütet habe. Ich musste erst wütend werden und ihr klar machen, dass ich ihr Kind hüten will und NICHTS erwarte dafür. Das hat sie begriffen, aber sie fühlte sich nicht gut dabei, mir nichts zu geben. Geld macht es manchmal einfach, zwischenmendschlich etwas zu verhandeln, weil den Dingen (auch Freundschaftsdiensten) durch Geld ein Wert gegeben wird. Die Dinge haben aber auch immer noch einen anderen Wert.

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Re: Die LebensmittelretterInnen

#10

Beitrag von Landfrau » Fr 22. Mär 2013, 13:54

Noch eine Erfahrung dazu....

Bekannte haben mal jemanden Obstbäume geschenkt. Sind sind zwar gepflanzt, aber nicht gehegt ( = Hecke, in diesem Fall Zaun gegen Wildverbiss) und gepflegt (gewässert, gedüngt) worden.
Hätte derjenige den üblichen Tarif zwischen 15 und 50 Euro pro Stück bezahlt, wäre da so nicht passiert

Zusammengefasst:
Was nichts kostet, ist nichts wert.

Meint wohl, was man ohne Aufwand (Gegenleistung) bekommt, hütet man weniger sorgfältig und wertschätzt man weniger als etwas Geschenktes

Habe oft genug gesehen, dass Leute Dinge, die sie von uns geschenkt bekommen hatten, irgendwo achtlos verrotten ließen.
Seither bin ich da deutlich vorsichtiger geworden.

Auch Lebensmittel gebe ich nur noch an echte Wertschätzende und nur noch in kleineren mengen als früher weg (was rar ist, ist wert - voller). Ein Körbchen Erdbeeren hat eine höhere Wertschätzung als eine Schubkarre voller Äpfel.

Und es gibt noch einen anderen Hinweis auf achtsamen Umgang mit werten - und auch ein Glas Marmelade ist ein Wert.

Wenn man gebrauchte Gläser verwendet für selbstgemachtes, kann man die Etiketten entfernen und Deckel ohne Werbeaufdruck verwenden. Sieht werthaltiger aus und drückt auch aus, dass man den Empfänger mehr wertschätzt, als wenn man die Marmelade in ein flüchtig abgepültes SIlberzwiebelglas eingefüllt hat.
Alles Äußerlichkeiten?

ja, aber gerade die drücken etwas aus: Wertschätzung. Gegenüber dem Produkt und gegenüber dem Empfänger.
Gilt auch für Kleidung, Autos, Anwesen......

Wobei ich persönlich auch angemessen abgefüllter homemade - Marmelade oft noch skeptisch bin.
Das liegt aber daran, dass in allzuvielen Küchen, wie ein erster Blick zeigt, allzu gräulich - dumpfig aussehende Tücher und SChwämme an der Spüle herumlungern. Sehe jeden falls selten eine, wo ich sagen würde "ja, mit diesem Lappen kann meine Tasse gerne abgewaschen worden sein". Und das Wissen, dass jemand zwischen Brotkrümeln und säuerlichen Babynuckelflaschen MArmelade kocht .... führt dann zu leiser Einsicht in die überbordenden Regelungswahn im Lebensmittelrecht.

Thema erfolgreich umschifft...naja...ja.
Egal, Karl.

Tauschen ist prima, aber nicht institutionalisierbar - genauso soll es ein.

Und der Zusammenhang von Angebot und Nachfrage (ohne Nachfrage nutzt alles Angebot nichts) wird auch durchs Tauschen nicht ausgehebelt.

L.
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