Ihr Lieben, dankeschön für Eure Beiträge.
Als vor Jahren eine Bekannte von mir ihre hochgradig demente Mutter ins Heim "gab" war sie völlig fertig und meinte, daß alle nun denken, sie sei eine fiese, undankbare Tochter, die die Mutter abschiebt aus Bequemlichkeit. Damals habe ich ihr gesagt, daß sie jedes Recht dazu hätte und sich selber fertig macht mit der 24-Std.-Schicht, und daß niemand sich selbst opfern müsse. Die Dame hatte nachts den Herd eingeschaltet und angelassen, lief nackend raus auf die Straße usw.... wie will das jemand bewältigen, permanent jemanden regelrecht zu bewachen? Außerdem wurde sie sogar handgreiflich und war zu der Zeit körperlich noch recht stark, und sie konnte sich nicht wehren, es war ja die Mutter .....
Aber im Moment geht es mir fast ähnlich und ich glaube, daß ich mich nun Tag und Nacht um meine Eltern kümmern müsste. Das Problem liegt in erster Linie bei meinem Vater, aber ich habe das Gefühl meine Mutter zeigt auch schon erste Anzeichen, und ich weiß halt nicht, wie lange sie beide noch alleine wohnen können. Ich lebe ja alleine, hab kein Kind und kein Rind, aber meine persönliche Situation ist gesundheitlich wie beruflich auch sehr verfahren und schwierig.
Ich weiß auch nicht ob ich mit ihnen zusammenleben könnte. Dort wo sie jetzt wohnen sowieso nicht, und in meinem Mini-Häuschen wäre auch kein Platz.
Ich fühle mich in der Pflicht, aktiv zu werden, meine Brüder sind, bis auf einen, gar nicht so involviert. Und der eine scheint mir emotional völlig überfordert zu sein. Er tut zwar in praktischer Hinsicht viel für meine Eltern, also an Erledigungen und Arbeiten, aber mit der anderen Seite will er nix zu tun haben. Ich glaube es liegt aber nicht in erster Linie daran, daß er meint, Pflege sei grundsätzlich Frauensache. Er will nicht mal mit mir gemeinsam mit den Ärzten reden und würde auch von Themen wie Patientenverfügung, Vollmachten usw. am liebsten gar nichts hören.
Ich habe das Gefühl, er kommt mit dem Thema geistiger Verfall und nahender Tod der Eltern nicht zurecht. Aber damit werden wir uns jetzt auseinander setzen müssen, ob ihm das gefällt oder nicht. Ich habe jedenfalls drauf bestanden, daß wir uns alle jetzt bald mal zusammen setzen, über die Situation reden und eine Lösung / Regelung finden. Doch vorher möchte ich mich bei geeigneten Stellen erkundigen und erklären lassen, wie das denn von Behördenseite überhaupt aussieht, wann und wie man Pflegestufen beantragt usw....
Mit dem Wissen und Fakten konfrontiere ich dann die Familie, und dann müssen wir alle gemeinsam Entscheidungen treffen.
Mir fällt das alles auch nicht leicht, aber ich stelle mich dem Thema - was bleibt mir anderes übrig. Hab die letzten Tage auch Rotz und Wasser geheult weil es mir weh tut, meinen Vater so zu sehen, das ging jetzt auch total schnell, daß er in diesen Zustand verfiel. Aber ich denke, irgendwann wird man es vielleicht einigermaßen akzeptieren können und sich damit arrangieren, daß es halt so ist, und das beste draus machen.
Ich will jedenfalls drauf achten, daß ich mich selbst nicht verliere und will versuchen, den nötigen Abstand zu halten. Im Moment kann ich das noch nicht, fühle mich komplett verantwortlich und mir geht das alles sehr nahe.
Aber es tut gut eure Beiträge zu lesen und zu sehen, daß andere vor mir es auch geschafft haben. Dafür sag ich euch allen noch mal "Danke"!
