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Tauschen ohne Geld
Verfasst: Sa 31. Jan 2015, 11:55
von Benutzer 3991 gelöscht
In Anlehnung an die Idee des "Informationsgeldes" von Prof. Hörmann möchte ich gerne das zu Grunde liegende Modell zur Diskussion stellen, und ob das - als Experiment - im kleinen Kreis machbar wäre.
Die Idee ist recht einfach: jeder, der etwas von Wert produziert oder leistet, bekommt diesen Wert als Guthaben auf sein virtuelles Konto, wenn er diesen Wert der Gemeinschaft zur Verfügung stellt.
So kann sich jeder ein Guthaben schaffen, indem er seine Überschüsse, oder was immer, anbietet.
Mit diesem Guthaben kann man nun aus dem Gesamtangebot kaufen, wobei beim Bezahlvorgang sich das "Geld" in nichts auflöst. (Der Anbieter wurde schon beim zur - Verfügung - stellen entlohnt)
Wie man die verschiedenen Werte nun ermittelt, ob die einheitlich festgesetzt werden oder nicht, kann man diskutieren, aber ich fände ein Experiment in diese Richtung könnte man ja probieren.
Bitte um eure Kritik und Meinungen
Re: Tauschen ohne Geld
Verfasst: Sa 31. Jan 2015, 12:01
von Kleinbauer.nl
Die Idee an und für sich ist nicht schlecht, nur in der Praxis, zum Beispiel wenn ich ein Buch zum als Tauschobjekt anbiete, und dafür ein Samenpaket angeboten bekomme, wie soll das denn mit der Ausführung klappen. Das kann dann nur funktionieren wenn der Tauschpartner in unmittelbare Nahbarschaft wohnt, und man die Objekte von Hand zu Hand gibt. Ich glaube nicht das DHL ein Samen Tütchen als tausch gegen das Porto entgegen nimmt

Re: Tauschen ohne Geld
Verfasst: Sa 31. Jan 2015, 12:13
von Benutzer 3991 gelöscht
Ganz einfach: du stellst das Buch der Gemeinschaft zur Verfügung und bekommst dafür, sagen wir 20, als Guthaben.
Jemand anderer macht dasselbe mit einem Samenpaket. Du läßt es dir schicken, und deine 20 Guthaben lösen sich in nichts auf. Dein Buch bleibt im Angebot. Anfallen würden lediglich Postgebühren, und manches wird nur in einer lokalen "Cloud" sinnvoll sein, anderes nicht.
Re: Tauschen ohne Geld
Verfasst: Sa 31. Jan 2015, 13:04
von Thomas/V.
Das Problem bei solchen Dingen dürfte m.M. nach sein, wie die verschiedenen Dinge von den Leuten verschieden bewertet werden.
Wer legt fest, das das Buch 20 Einheiten wert ist, das Tütchen mit Samen aber 5 oder 30?
Ich denke, ein Tausch sollte nur unmittelbar von den jeweiligen Tauschenden vorgenommen werden, nachdem sie sich einig geworden sind.
Alles andere setzt eine übergeordnete Instanz vorraus. Und genau diese "Verwaltung" ist dann wieder eine Machtinstitution
Am ehesten würde es noch so funktionieren: Ich stelle das Buch zur Verfügung und sage: ich möchte 20 dafür haben. Wenn sich keiner findet, der es für diesen "Preis" nehmen will, dann muß ich entweder runter gehen oder das Buch wieder vom "Markt" nehmen.
Den Anbieter des Buches schon vorher zu entlohnen, bevor jemand das Buch haben will, ist schon arg nah an der Planwirtschaft
Auf diese Art stapelt sich irgendwo Müll, den keiner haben will, aber Kosten verursacht.
Am einfachsten wäre wohl, das jeder seine Überschüsse selber mit dem anderen tauscht oder diese in ein gemeinsames Lager übergibt, wo sich dann wieder jeder bedienen kann. Das setzt allerdings sehr hohe moralische Integrität aller Beteilgten vorraus

Re: Tauschen ohne Geld
Verfasst: Sa 31. Jan 2015, 13:22
von kraut_ruebe
unser tauschkreis hier in der region funktioniert ungefähr in dieser art. es gibt ihn schon länger, also scheint das in der praxis ganz gut zu funktionieren:
http://gibundnimm.at
Re: Tauschen ohne Geld
Verfasst: Sa 31. Jan 2015, 14:19
von Benutzer 3991 gelöscht
Danke Rübe, wusste ich nicht, werds mir gleich anschaun.
Thomas/V. hat geschrieben:Den Anbieter des Buches schon vorher zu entlohnen, bevor jemand das Buch haben will, ist schon arg nah an der Planwirtschaft

Der Wert des Buches ließe sich bei Amazon ermitteln, wie immer man das umlegt, es stellt einen bestimmten Wert dar.
Was passiert denn bei der Kreditvergabe? Die Bank gibt Geld, und sichert sich dafür ein Pfand.
Dieses Geld entsteht bei der Kreditvergabe, es war vorher noch nicht da. Der Kredit wird also gedeckt von einem Wert, den der Kreditnehmer ohnehin besitzt.
Der Wert des Buches wird in Guthaben umgewandelt, es entsteht quasi mit einem Wert gedecktes Geld. Wird es nicht nachgefragt, kann man den Preis automatisch "verfaulen" lassen, wobei der verfaulende Preis Richtwert für neue Angebote wird.
Thomas/V. hat geschrieben:Auf diese Art stapelt sich irgendwo Müll, den keiner haben will, aber Kosten verursacht.
Nicht Verkauftes verbleibt ja beim Anbieter, verursacht keine Kosten. Virtuell kann man sowas am Müll landen lassen, was durchaus Sinn macht.
Man könnte es auch so gestalten, dass der Verkäufer nicht sofort die volle Summe als Guthaben erhält, sondern erst dann, wenn sich ein Käufer gefunden hat.
Im Grunde geht es ja darum, dass wir uns selber die Kaufkraft schöpfen, und auch selber verwalten, wobei die Verwaltung genauso einen Wert darstellt, der nach zu bestimmenden Regeln vergütet wird.
Re: Tauschen ohne Geld
Verfasst: Sa 31. Jan 2015, 14:40
von Benutzer 3370 gelöscht
kraut_ruebe hat geschrieben:unser tauschkreis hier in der region funktioniert ungefähr in dieser art.
Wobei man hier mit einem quasi begrenzten Guthaben einsteigt (ohne Leistung, soweit ich das in Erinnerung habe) und diese Guthaben erst durch den tatsächlichen Tauscherlös von minus auf plus wechselt. Es wird also die tatsächliche Umlaufwährung nur durch neue Mitglieder höher und kommt so nie als gesamtes über Plus. (Bitte um Berichtigung falls ich hier kompletten Nonsens quatsche

)
Bei Lysis Ansatz würde das Gesamtumlaufvermögen durch die Einbringung von Waren höher und damit ist auch die Umlaufgeschwindigkeit, die ja letztendlich eine Wertsteigerung, ausmacht größer.
Letztendlich ist es ja egal wieviel Tauschäquivalente im Umlauf sind, wenn sie nicht gebraucht werden (virtueller Müll)
Im erwähnten Tauschkreis (wo wir auch Mitglied sind) müsste man zuerst durch den Tausch dem entsprechenden Äquivalente generieren um zB, etwas tauschen zu können, das den Einstiegskreditrahmen übersteigt.
Bei Lysis Ansatz wäre es bloß notwendig etwas auf den "Markt zu werfen" um die Tauschäquivalente zu generieren, ohne das ein tatsächlicher Tausch zustande kommt, mit den dadurch erworbenen Tauschäquivalenten wäre dann der "Ankauf" zB eines Traktors

möglich und schon ist eine Menge im Umlauf und kurbelt das ganze Ding an.
In der Untersteiermark gibt es einen Tauschkreis des Tauschäquivalent "Kürbis" (wie sollte es anders sein) heißt bei dem gibt es einen Marktplatz wo um die jeweiligen Produkte gefeilscht werden kann.
Wenn man die dadurch entstehenden neuen "Preise" rückwirkend auf die jeweiligen Konten fließen lässt so entsteht kein Müll sondern Kostenwahrheit.
Zb. Ein Sack Kartoffel wird im Herbst für 10 Kürbisse angeboten, mit den zehn Kürbissen kann der Anbieter bereits handeln ohne, dass ein Tausch stattgefunden hat. Im Frühjahr sind die Kartoffel noch immer da und das Gebot liegt bei 5 Kürbissen, und wird auch getauscht. Der tatsächlich erzielte Kaufpreis wird auf dem Konto des Anbieters berücksichtigt.
Waren, die keiner haben will könnten bei Lysis System irgendwann verfallen, was aber nicht heißt, dass irgendjemand Schaden nimmt, denn das generierte Tauschäquivalent ist bereits in Umlauf und hat womöglich viele Tauschgeschäfte hinter sich.
so oder ähnlich könnte es gehen.
Re: Tauschen ohne Geld
Verfasst: Sa 31. Jan 2015, 14:56
von Benutzer 3370 gelöscht
Ach ja da fällt mir noch etwas ein
Um das Umlaufvermögen nicht ins Unendliche wachsen zu lassen wäre es sinnvoll auf ruhende "Vermögen" einen quasi Schwundmechannissmus (Abwertung, siehe Gesell) einzu bauen.
Wird von allen Beteiligten nur überteuerter Müll den keiner haben will auf den Markt geworfen erstickt das Ganze, verursacht aber auch keinen Schaden funzt halt nicht.
Re: Tauschen ohne Geld
Verfasst: Sa 31. Jan 2015, 17:59
von Benutzer 3991 gelöscht
RichardBurgenlandler hat geschrieben:denn das generierte Tauschäquivalent ist bereits in Umlauf und hat womöglich viele Tauschgeschäfte hinter sich.
Nein, das Tauschäquivalent verschwindet beim Bezahlvorgang aus dem Umlauf, wird vernichtet. Der Tauschpartner wurde ja für sein Angebot schon entschädigt.
Die Kartoffeln (der Wert) verschwinden ja auch aus der Welt, wenn sie gegessen sind.
RichardBurgenlandler hat geschrieben:Um das Umlaufvermögen nicht ins Unendliche wachsen zu lassen wäre es sinnvoll auf ruhende "Vermögen" einen quasi Schwundmechannissmus (Abwertung, siehe Gesell) einzu bauen.
Statt eines Schwundmechanismus wäre es doch sinnvoller, ab einer gewissen Höhe einen Teil für gemeinnützige Zwecke, Projekte, etc. zur Verfügung zu stellen.
Re: Tauschen ohne Geld
Verfasst: Sa 31. Jan 2015, 18:33
von Kleinbauer.nl
Das größte Problem scheint mir den Wert des Tauschobjekts zu ermitteln