Innerer Antrieb

Was halt nirgendwo passt
Nightshade
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Re: Innerer Antrieb

#31

Beitrag von Nightshade » Sa 10. Aug 2013, 11:58

Sabi(e)ne hat geschrieben::) Ja, Scanner haben wir hier einige im Forum - die Bücher kenne ich schon lange. ;)
Ja, Sabiene, ich bin auch ein Scanner. (Sagte die Berufscoachtante, der ich klagte, dass ich nicht 35 Jahre im selben Job sitzen will, wie öde ist das denn bitte.)

Ist hier heikler als überm Ozean... So ohne weiteres kündigen und sich was Neues suchen geht hier nicht, 5 Jahre an derselben Arbeitsstelle muss man wohl mindestens durchdrücken.

Ich finde, das Wichtigste ist genug Zeit, die man für andere Interessen nutzen kann. Ich bemerke an mir heftigen Widerwillen gegen Tätigkeit X, wenn ich 4 Wochen nichts anderes machen kann. Das gilt nicht nur für Lohnarbeit, sondern auch für Tätigkeiten, die ich mir selber suche. Hab ich Abstand gewonnen, dann geht auch Tätigkeit X wieder mit Elan.

Adjua
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Re: Innerer Antrieb

#32

Beitrag von Adjua » Sa 10. Aug 2013, 12:26

Nightshade, es gibt Kinder, die sich von selbst begeistern, es geht auch noch extremer, Kinder, die Unterricht total ablehnen und ausschließlich von selber lernen. (Hatte so ein Exemplar zuhause). Das ist aber IMHO die Minderheit.

Gute Lehrer können beim Rest sehr viel ausrichten. Wer gut ist, nimmt auch zögerlichere Charaktere mit und bringt sie weiter, als jeder durchschnittlicher Pädagoge es für möglich gehalten hätte. Irgendwann gehen sie dann selber.

Nightshade
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Re: Innerer Antrieb

#33

Beitrag von Nightshade » Sa 10. Aug 2013, 12:53

Adjua hat geschrieben:Nightshade, es gibt Kinder, die sich von selbst begeistern, es geht auch noch extremer, Kinder, die Unterricht total ablehnen und ausschließlich von selber lernen. (Hatte so ein Exemplar zuhause). Das ist aber IMHO die Minderheit.
Du verwechselst Äpfel mit Birnen.
Ein Kind, das sich begeistert, wird nichts gegen Unterricht haben. (Außer, es gäbe menschliche Probleme.) Es versteht von selber, dass es Hilfe braucht. Es fragt.

Ein Kind, das Unterricht total ablehnt, ist falsch erzogen oder falsch unterstützt. Auch absolute Wunderkinder müssen auf das Wissen anderer Menschen zurückgreifen, sonst können sie ihr Potential nicht ausschöpfen. Einstein brauchte Unterricht, Mozart brauchte Unterricht (vom Vater).
Adjua hat geschrieben:Gute Lehrer können beim Rest sehr viel ausrichten. Wer gut ist, nimmt auch zögerlichere Charaktere mit und bringt sie weiter, als jeder durchschnittlicher Pädagoge es für möglich gehalten hätte. Irgendwann gehen sie dann selber.
Hier ist nicht davon die Rede, wie man Durchschnittsbegabungen zu irgendeinem Abschluß bringt, sondern von TALENT. Talentierte Leute gehen/singen/musizieren/malen/forschen relativ bald und von alleine.

In einem Buch über Flechtarbeiten las ich einmal, es gäbe Menschen, die könnten einfach flechten. Die würden irgendwann als Kinder gedulig Grashalme überkreuzen, was andere Kinder einfach nicht täten. Entsprechende Schulung vorausgesetzt, würden diese die besten und kreativsten Flechter.
Andere könnten es lernen und würden auch gut, aber nicht SO gut. Ihnen fehlt das eigenständig entzündete Feuer.

Deckt sich absolut mit meinen Lebenserfahrungen. Wer ein Talent hat, beginnt mit der geringsten Gelegenheit und ist normalerweise von seinem Interesse nicht abzuhalten, es sei denn durch Unterdrückung von außen. Wer mitgeschleift werden muss, wird besserer Durchschnitt.

Mein musikwissenschaftlicher Bruder war ein sehr durchschnittlicher Klavierschüler in dem von Mama organisierten Kurs, aber ein talentierter Techniker.
Er diplomiert über Lautsprecherkonstruktionen. Am Klavier ist er durchschnittlich.

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Re: Innerer Antrieb

#34

Beitrag von Nightshade » Sa 10. Aug 2013, 13:58

Sabi(e)ne hat geschrieben: Wenn ich irgendwas gut genug kann, dann hat es sich für mich erledigt. :rot:
Und dann auf zu neuen Ufern...
(deshalb find ich es ja so schwer zu verstehen, daß man auch lebenslange Leidenschaften schon als Kind findet...)
Meine Lieblingstätigkeit ist halt Lernen, was mich interessiert, und das seitdem ich lesen kann. ;)
Dazu noch was...

Wechselst du wirklich die Themen? Oder bleibst du in einem großen Feld, wenn du kannst? Die "Leidenschaft" muss ja nicht schmal umgrenzt sein.

"Biologie" ist derartig umfangreich, dass mir schwerlich je der Lernstoff ausgehen will. Ich finde Hautanatomie und zoologische Systematik beim Lederflechten wieder, Pflanzenanatomie beim Korbflechten. Das sind letztendlich nur praktische Anwendungen der theoretischen Vorlesungen.

Natürlich habe ich auch andere Gebiete mitgenommen/mitnehmen müssen, und meine Begabung dafür jeweils selber eingestuft. Buchhaltung und Programmieren sind nicht mein Ding, aber jedenfalls noch eher für mich passend als Wahrscheinlichkeitsrechnungen und Notenschrift.

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Re: Innerer Antrieb

#35

Beitrag von Adjua » Sa 10. Aug 2013, 16:17

Nightshade hat geschrieben:
Adjua hat geschrieben:Nightshade, es gibt Kinder, die sich von selbst begeistern, es geht auch noch extremer, Kinder, die Unterricht total ablehnen und ausschließlich von selber lernen. (Hatte so ein Exemplar zuhause). Das ist aber IMHO die Minderheit.
Du verwechselst Äpfel mit Birnen.
Ein Kind, das sich begeistert, wird nichts gegen Unterricht haben. (Außer, es gäbe menschliche Probleme.) Es versteht von selber, dass es Hilfe braucht. Es fragt.

Ein Kind, das Unterricht total ablehnt, ist falsch erzogen oder falsch unterstützt. Auch absolute Wunderkinder müssen auf das Wissen anderer Menschen zurückgreifen, sonst können sie ihr Potential nicht ausschöpfen. Einstein brauchte Unterricht, Mozart brauchte Unterricht (vom Vater).
Adjua hat geschrieben:Gute Lehrer können beim Rest sehr viel ausrichten. Wer gut ist, nimmt auch zögerlichere Charaktere mit und bringt sie weiter, als jeder durchschnittlicher Pädagoge es für möglich gehalten hätte. Irgendwann gehen sie dann selber.
Hier ist nicht davon die Rede, wie man Durchschnittsbegabungen zu irgendeinem Abschluß bringt, sondern von TALENT. Talentierte Leute gehen/singen/musizieren/malen/forschen relativ bald und von alleine.

In einem Buch über Flechtarbeiten las ich einmal, es gäbe Menschen, die könnten einfach flechten. Die würden irgendwann als Kinder gedulig Grashalme überkreuzen, was andere Kinder einfach nicht täten. Entsprechende Schulung vorausgesetzt, würden diese die besten und kreativsten Flechter.
Andere könnten es lernen und würden auch gut, aber nicht SO gut. Ihnen fehlt das eigenständig entzündete Feuer.

Deckt sich absolut mit meinen Lebenserfahrungen. Wer ein Talent hat, beginnt mit der geringsten Gelegenheit und ist normalerweise von seinem Interesse nicht abzuhalten, es sei denn durch Unterdrückung von außen. Wer mitgeschleift werden muss, wird besserer Durchschnitt.

Mein musikwissenschaftlicher Bruder war ein sehr durchschnittlicher Klavierschüler in dem von Mama organisierten Kurs, aber ein talentierter Techniker.
Er diplomiert über Lautsprecherkonstruktionen. Am Klavier ist er durchschnittlich.
Nightshade ich habe zufällig zwei Kinder mit außergewöhnlicher musikalischer Begabung. Einer ist der Typ, der sich als Kind überhaupt nicht unterrichten ließ. Egal worin. Er hatte immer wieder Unterricht, wo nichts weiterging. Dann setzte er sich eines Tages zu seiner Gitarre und konnte innerhalb kürzester Zeit Dinge, die nicht unbegabte Schüler seines Vaters erst in Jahren lernten. Jemanden fragen, als Kind: niemals, lieber sterben :) . Erst als junger Erwachsener erst ging er zu seinem Vater, um von ihm lernen. Er ist heute Gitarrist und Komponist.

Meine Tochter ist klassische Sängerin und das genaue Gegenteil. Alle ihre Lehrer lieben sie. Sie hat überhaupt kein Problem mit Vorgaben, als Kind nicht und heute auch nicht. Heute ist die Musik ihr Leben, sie ist für ihr junges Alter auch schon sehr erfolgreich, aber ich kann mir gut vorstellen, daß sie etwas ganz anderes gemacht hätte ohne ihren wunderbaren ersten Lehrer, der ein außergewöhnlicher Pädagoge ist. Sie sagt auch heute selbst, daß er ihr die Freude an der Musik gegeben hat.

Es ist meiner Meinung nach keineswegs so, daß sich das begabte Kind von selbst seine Inputs sucht und die anderen ohnedies nur Durchschnitt sind. Vor allem, da manche Menschen mehr als eine große Begabung haben. Abgesehen davon, daß es unglaublich wichtig ist, auch den Durchschnitt mitzunehmen - nicht nur, weil sich der vermeintliche Durchschnitt nicht selten als echtes Talent herausstellt.

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Re: Innerer Antrieb

#36

Beitrag von Sabi(e)ne » Sa 10. Aug 2013, 17:26

Ja, ich wechsele, und zwar meist drastisch. :lol:
Es ist auch nicht auf mein Lieblingsthema Naturwissenschaften beschränkt, auch wenn die Bienen seit 1995 eine Konstante in meinem Leben sind - die werden NIE langweilig, weil sie selten das tun, was man denkt, daß sie tun... :engel:
Ich hatte z.B. einen Winter, wo ich mit feministischer Archäologie (Marija Gimbutas) angefangen bin, dann zu Flora und Fauna seit der letzten Eiszeit, dann zum Gilgamesch-Epos, und endete im Niedergang der westafrikanischen Königreiche.
Ein anderer Winter startete bei den Hieroglyphen, ging über die Bedeutung des Orions in Ägypten nach Amerika, Baumwollzucht in MIttelamerika, Schnurschrift der Inka, und Gemeinsamkeiten beim Pyramidenbau. Und so weiter. :mrgreen:
Künstlerisch bin ich völlig unbegabt, und Buchführung ist auch nicht meins.
Ich kann relativ gut kochen, auch für ganze Horden, und meine Kuchen sind auch okay.
Ansonsten warte ich auf die Erfindung des selbstreinigenden Haushalts... :pft:
I love life. And it loves me right back.
And resistance is fertile. :-)

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Re: Innerer Antrieb

#37

Beitrag von Nightshade » Mo 12. Aug 2013, 14:28

Nö, da bin ich doch etwas konstanter. Ich bleibe in einem größeren Feld und ich ziehe normalerweise relativ weit durch, was mich gerade interessiert oder beschäftigt.

Ich habe eigentlich mit allen Interessen, die ich hatte, irgendwann Geld reingekriegt. Das ist mir schon auch wichtig.

@Adjua:

Sag, kann dein Sohn noch was außer Gitarre spielen und komponieren?
Er hat sich das Notenlesen selbst beigebracht, nachdem er sich das Buchstabenlesen selbst beigebracht hat? Oder hatte er etwa Lehrer?

Eine gut beherrschte Tätigkeit besteht aus vielen hundert Komponenten, das Modewort dafür wärs "Kompetenzen"/"Skills".

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Re: Innerer Antrieb

#38

Beitrag von Adjua » Mo 12. Aug 2013, 14:44

Nightshade hat geschrieben:Nö, da bin ich doch etwas konstanter. Ich bleibe in einem größeren Feld und ich ziehe normalerweise relativ weit durch, was mich gerade interessiert oder beschäftigt.

Ich habe eigentlich mit allen Interessen, die ich hatte, irgendwann Geld reingekriegt. Das ist mir schon auch wichtig.

@Adjua:

Sag, kann dein Sohn noch was außer Gitarre spielen und komponieren?
Er hat sich das Notenlesen selbst beigebracht, nachdem er sich das Buchstabenlesen selbst beigebracht hat? Oder hatte er etwa Lehrer?

Eine gut beherrschte Tätigkeit besteht aus vielen hundert Komponenten, das Modewort dafür wärs "Kompetenzen"/"Skills".
Klar kann er auch noch etwas anderes, aber jeder organisierte Unterricht war mühsam und ist es, soweit ich informiert bin, bis heute. Wenn er was können wollte, gings immer recht schnell, aber eben nur euf seine Tour. ich habe viel mit Kindern und Jugendlichen zu tun gehabt und nie einen diesbezüglich so extremen Charakter getroffen. Als Kind hat er sich jedenfalls keine Lehrer gesucht.

Trotzdem, wer weiß, ob er jemals ein Instrument angefasst hätte, wenn man es ihm nicht immer wieder angeboten hätte. Wie gesagt, jahrelang war sein Interesse daran mehr als mäßig.

Du hast mehr oder weniger behauptet, dass sich das außergewöhnlich begabte Kind seine Interessen selber sucht und selber dafür sorgt, dass es die Inputs bekommt, die es braucht. Das ist meiner Erfahrung nach nicht richtig. Es braucht Angebote, Geduld und gute Lehrer und man erkennt keineswegs auf den ersten Blick, wer ein Talent ist.

@skills: Um ebendiese zu erwerben, muss man eine Zeitlang dabei bleiben. Manche Kinder machen das von selbst, manche muss man dazu anhalten.

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Re: Innerer Antrieb

#39

Beitrag von Sabi(e)ne » Do 15. Aug 2013, 22:28

Ich hab grad ne Doku gefunden, die gut zum Thema paßt: http://www.youtube.com/watch?v=fe6MUqn4OmI
Sagt mal was dazu....bitte. ;)
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Re: Innerer Antrieb

#40

Beitrag von Nightshade » Di 20. Aug 2013, 11:08

Habs mir gerade auszugsweise angeschaut... Ist IMO so eine drittklassige Berufsberatungssendung für Jugendliche.

Problem ist - und nicht nur bei Jugendlichen - man malt sich halt meistens nur die Sonnenseiten des Traumjobs aus. In der Realtät gibts dann immer Dinge, die echte Scheiße sind und an die man ohne praktische Erfahrungen nie gedacht hätte.

Insofern glaube ich, es gibt den Traumjob gar nicht. Ich finde diese Job of heaven/Job oh hell- Übung sehr gut, wo man sein Leben rund um den Beruf planen soll. Kann sein, der fade Buchhalterjob liefert am bequemsten die Brötchen für das Traum-Leben.

Ach je, ich tät wirklich gern lernen, ein Schiff zu führen. Ich krieg einen Koller, wenn ich immer dasselbe tun muss. Ich brauche ABWECHSLUNG.
Mal sehen... Tauglichkeit für Führerschein D ist Bedingung für größere Wasserfahrzeuge ... Ich muss eh ein Gutachten aufs Verkehrsamt schleppen, weil ich nun mal angeboren nicht gesund bin.... Da kann ich gleich fragen, wo ich schon mal dort bin.
Trotzdem, wer weiß, ob er jemals ein Instrument angefasst hätte, wenn man es ihm nicht immer wieder angeboten hätte. Wie gesagt, jahrelang war sein Interesse daran mehr als mäßig.

Du hast mehr oder weniger behauptet, dass sich das außergewöhnlich begabte Kind seine Interessen selber sucht und selber dafür sorgt, dass es die Inputs bekommt, die es braucht. Das ist meiner Erfahrung nach nicht richtig. Es braucht Angebote, Geduld und gute Lehrer und man erkennt keineswegs auf den ersten Blick, wer ein Talent ist.
Willst du mich nicht verstehen? Das musikalisch hochbegabte Kind wird von selber irgendwie Musik machen. Zur Not klingt das Getrommel aufm Blechkasten auffallend gut.

Dann muss jemand da sein, der das hört und die Funktion des Lehrers übernimmt, indem er ein richtiges Instrument anbietet und die Handhabung einfachst vorzeigt. (Hier kommt bereits das Geld ins Spiel. Ohne Geld kein Instrument.)
Später wird das Kind einen richtigen Musiklehrer brauchen, der selbst so meisterlich ist, dass er einen zukünftigen Meister anleiten kann.

Das Talent kommt von innen - die Anleitung bis zur Meisterstufe kommt von außen.

Wie gesagt, ich rede nicht von halbherzigen Durchschnittskandidaten, die man immer wieder in eine konstante Richtung treten muss. Talent ist wie Wasser. Wenn es irgendwie kann, findet es einen Weg in die entsprechende Richtung.
(Ein Mädchen in einem afghanischen Flüchtlingslager hat zwangsläufig schlechte Karten, jemals Operndiva zu werden, egal wie begnadet die Stimme sein mag.)

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