wie wärs ohne Bauern und dem ganzen Umfeld?

Was halt nirgendwo passt
Wildmohn

Re: wie wärs ohne Bauern und dem ganzen Umfeld?

#251

Beitrag von Wildmohn » Sa 3. Nov 2018, 21:06

Manfred hat geschrieben:Das ist genau der Punkt. Aber wenn ich das Problem der Resistenzen lösen will, dann hilft es wenig, nur auf den Nebenkriegsschauplatz der Landwirtschaft einzudreschen. Dann muss das Thema in allen Aspekten angegangen werden.
Ich denke, dass dass Antibiotikaproblem als Gesamtproblematik schon auf dem allgemeinen Schirm ist und man erpicht darauf ist, Lösungen für die Gesamtproblematik zu finden.
Es ist halt nur so, dass die Landwirtschaft einen ordentlichen Batzen diesbezüglich an der Backe hat. Denk mal an die Millionen Hühner und Puten, Schweine und Rinder, denen das Zeugs prophylaktisch und metaphylaktisch verabreicht wird. Wo soll man zuerst anfangen diese Problematik zu lösen?
Dem Konsumenten wird nun mal dieses in dieser Form produzierte Fleisch zum Verzehr angeboten, was meiner Meinung nach ehr als Sondermüll deklariert werden müsste. Das ist kein "Nebenkriegsschauplatz", sondern ein ganz zentrales Problem betreffend der Volksgesundheit, denn mit dem Verzehr besteht potentiell die Gefahr, durch die Aufnahme multiresistenter Keime sterbenskrank zu werden, weil kein Mittel mehr hilft.
Es ist also kein "eindreschen" auf die Landwirtschaft, sondern die kritische Auseinandersetzung damit. Was Du als "eindreschen" bezeichnest, ist das aufdecken von Missverhältnissen, was ein Korrektiv zum ersichtlich besseren zur Folge haben kann und anscheinend ja auch hat.
Da die Landwirtschaft so elementar wichtig ist, ist es von Bedeutung, dass Fehlentwicklungen aufgedeckt und korrigiert werden. (Mir fällt da jetzt nebenbei so ganz spontan die Fütterung von Rindern mit Tiermehl(!) und die daraus resultierenden Folgen ein.)
Dies geschieht übrigens nicht nur in der Landwirtschaft, sondern in vielen weiteren Bereichen von öffentlichen Interesse.
Kurz, wenn etwas definitiv schlecht läuft, dann muss man es auch aushalten, dass, wenn es aufgedeckt wird, Änderungen gefordert und durchgesetzt werden...

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emil17
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Re: wie wärs ohne Bauern und dem ganzen Umfeld?

#252

Beitrag von emil17 » Sa 3. Nov 2018, 21:58

Ja, aber hier haben die Bauern schon recht, wenn es aus Landwirtschaft, Haustierhaltung und Humanmedizin kommt, muss es auch an diesen drei Punkten gleichzeitig angegangen werden.
Nicht, "weil der Konsument es will" (billiges Fleisch), sondern weil es unfair wäre und weil es nichts bringt. Die Antibiotika überall in der Umwelt sind das Problem.
Die Haustiere könnte man vielleicht mit denen in der Landwirtschaft zusammen einer allgemeinen Tierhaltegesetzgebung unterstellen, wo das geregelt wird, und dann mit der Argumentation, Tiere sind Tiere, die Landwirtschaft wird auch nicht privilegiert, wäre das vielleicht durchsetzbar.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

centauri

Re: wie wärs ohne Bauern und dem ganzen Umfeld?

#253

Beitrag von centauri » So 4. Nov 2018, 08:07

Ich denke mal das 90% der Bevölkerung gar nicht merken würde das die bäuerliche Landwirtschaft weg ist weil sie andere Probleme haben.
Der Druck auf dem Wohnungsmarkt und auf dem Arbeitsmarkt sind solche Themen die wichtiger sind. Dann muss ja auch noch der ganze Krempel vom Auto bis zum Smartphone besorgt werden. Die Kinder brauchen auch laufend Markenklamotten. Dann kommt noch der Termindruck im Piercing- bzw. Tatoostudio dazu. Der Urlaub möchte auch sorgsam geplant werden. Weil Zuhause ist es ja nicht schön obwohl die Einrichtung alle 2 Jahre gewechselt wird. Wann soll man sich da Gedanken über die Landwirtschaft bzw. gesunde Ernährung machen.

hobbygaertnerin
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Re: wie wärs ohne Bauern und dem ganzen Umfeld?

#254

Beitrag von hobbygaertnerin » So 4. Nov 2018, 08:25

@centauri,
das sehe ich ähnlich.
Und wer gesunde Ernährung haben will, der kann im Discounter bio , fair und was weiß ich noch alles kaufen, brauchts nicht mal das teure Reformhaus dafür.
Auf der anderen Seite, es hängen ganze Wirtschaftszweige daran, den Leuten alles un/mögliche zu verkaufen- Hauptsache alle rennen im Hamsterrad und shoppen in der Freizeit.
Deshalb haben auch immer weniger Leute Zeit für Kochen, einen Garten, es wird die Freizeit inzwischen ja fast noch stressiger verplant als die eh schon so getaktete Arbeitszeit.
Solche Hansel, die noch selbst herumgurken, die sind doch eigentlich Wirtschaftsschädlinge.
Und man darf nicht vergessen, es wird an der Krankheit verdient, nicht an der Gesundheit.

viktualia

Re: wie wärs ohne Bauern und dem ganzen Umfeld?

#255

Beitrag von viktualia » So 4. Nov 2018, 08:48

Wildmohn behauptete:
Dem Konsumenten wird nun mal dieses in dieser Form produzierte Fleisch zum Verzehr angeboten, was meiner Meinung nach ehr als Sondermüll deklariert werden müsste. Das ist kein "Nebenkriegsschauplatz", sondern ein ganz zentrales Problem betreffend der Volksgesundheit, denn mit dem Verzehr besteht potentiell die Gefahr, durch die Aufnahme multiresistenter Keime sterbenskrank zu werden, weil kein Mittel mehr hilft.
Sag mal glaubst du eigentlich den Kram, den du schreibst, so, wie du ihn schreibst? Dann steht er nämlich eher für das, was Centauri schreibt, von wegen >viel zu viel anderer Kram im Kopf um auch nur hinzuschauen<-
"Sondermüll", "Nebenkriegsschauplatz", "Volksgesundheit", "sterbenskrank" - puh, klingt nach Terroristen, nach Todesangst, nach "rette sich, wer kann".
Sorry, aber de fakto machst du da ne Welle über einen "Nebenschauplatz", der Krieg findet woanders statt.
(Mir geht das gegen den Strich, aber so was von. "Faktenbasiert" ist ne absolut andere Nummer und theoretisch behauptest du doch, "Teil der Lösung" sein zu wollen, Wildmohn.)
- behandelte Tiere kommen nicht in den Handel, bevor das AB gewirkt hat und abgebaut ist.
- die "Gefahr" beim Verzehr von "solchem" Fleisch (durch evtl. vorhandene resistente Keime) ist abhängig von den normalen Hygienebedingungen (durcherhitzen), so, wie es z.B. bei Salmonellen schon immer war und immer bleiben wird. Nicht mehr, nicht weniger.
(Ja, die Spüle; ja, das Klärwerk: ja, "Gefahr für "die Gesellschaft". Aber vor allem: die Relationen! )
- Multiresistente Keime belasten (noch) nur bereits geschwächte oder noch nicht geschütze Menschen, ganz Alte und ganz Junge. Noch.
- die tatsächliche Belastung entsteht durch die Exkremente und in Form von Stäuben.
Letztere stellen eine Gefahr für die Tierhalter und Veterinäre dar,
erstere sind das "gesellschaftliche Problem", das ich hier grad untergehen sehe.
Die ABs in den Klärwerken, so sie denn dahin kommen und nicht in die Biogasanlage wandern.
Bei Tieren gibt es das ("für" Landwirte), bei Krankenhäusern meines Wissens noch nicht....

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Re: wie wärs ohne Bauern und dem ganzen Umfeld?

#256

Beitrag von Rohana » So 4. Nov 2018, 08:54

Wildmohn, Butter bei die Fische: Wieviele Fälle von "sterbenskrank" durch "Aufnahme multiresistenter Keime" von "Sondermüll"-Fleisch wurden denn so in letzter Zeit bekannt?
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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Re: wie wärs ohne Bauern und dem ganzen Umfeld?

#257

Beitrag von viktualia » So 4. Nov 2018, 11:25

Mit Verlaub, liebe Rohana, das nehm ich jetzt mal zum Anlass, weiter zu "differenzieren":
die Antwort lautet mit großer Wahrscheinlichkeit KEINER
(allein schon, weil die Person wohl im KH landen würde und nicht unterm Küchentisch liegend, mit dampfendem Braten obendrauf als eindeutigem Indiz, ihren Weg in die Bildzeitung fände.) Und im KH wird ja (noch) nicht bei Einlieferung auf MRK getestet, jedenfalls noch nicht flächendeckend. Da sehe ich eher ne konkrete Gefahr.)

Dann gibt es da den GROßEN Unterschied zwischen Sterben an (neuen/direktem Kontakt) multi- resistenten Keimen
und Sterben an normalerweise harmlosen Keimen, (oder: seit es AB gibt harmlosen Keimen....)
die uns aber dahinraffen können, wenn sie durch den unsachgemässen Gebrauch die Gelegenheit hatten, resistent zu werden.
Das ist, bislang, das reale Problem.
Von dem (mal wieder) durch Panikmache abgelenkt wird.

Nicht die ABs sind das "eigentliche" Problem, sondern unser Umgang damit:
- Nicht lange genug einnehmen - (große Teile der verordneten Medikamente werden nicht genommen und landen im Müll; "halb behandelte" Krankheiten führen am sichersten zu Resistenzen. Der Baktis, nicht der Menschen.)
- die Exkremente der Behandelten - (bei Menschen UND Tieren natürlich. In Ställen besteht zumindest theoretisch die Möglichkeit, den Mist über die Biogasanlage zu neutralisieren; in Krankenhäusern ist es angedacht/wird teilweise geklärt; für privat Haushalte eine logistische Herausforderung und für Heimtiere - na ja, die eiern halt auch eher mit diesen quasi-Argumenten und Panikgeschichten rum.)
Wohlgemerkt, WÄHREND der Behandlung. Wenn diese erfolgreich war, ist auch der Kot frei von Erregern.

Und klar, die Stämme, die jetzt schon resistent sind, sind ein Problem, wegen dem wir tunlichst auf die "Reserve Antibiotika" aufpassen sollten.

Und gleichzeitig wäre es sinnig, die nötigen Massnahmen
- Aufklärung der Menschen, die ABs einnehmen, weil die schon wieder nen "Grund" haben, das "phöse Zeug" nur "sparsam" zu verwenden;
- Verbesserung der Entsorgung belasteter Fäkalien;
-Testung auf resitente Keime flächendeckend in Krankenhäusern (und ähnlichen Einrichtungen, Altenheime z.B.)
mal konkreter anzugehen.
Nicht ganz einfach, aber lohnend.
(Verbesserung der Abgabe-Kontrolle läuft, deshalb hab ich sie nicht erwähnt.)

Und, die Gelegenheit möchte ich jetzt nutzen, eine weitere Massnahme wäre natürlich auch, das Problem als KOMPLEXES Problem anzugehen, anstatt sich nur auf die Verkomplizierung durch Panikmache zu stürzen....

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Re: wie wärs ohne Bauern und dem ganzen Umfeld?

#258

Beitrag von hobbygaertnerin » So 4. Nov 2018, 11:38

Und was ich auch mit Sorge sehen, wenn es richtig ist, dass inzwischen der allergösste Teil der AB´s in asiatisichen Ländern hergestellt werden- als Begründung die niedrigeren Arbeitskosten und Umweltstandarts,
das kann fatale Konsequenzen haben. Aber bei globalen Problemen will eigentlich doch keiner Hinschauen. Hauptsache billig.
https://www.tagesschau.de/ausland/antibiotika-113.html
Die Zahlen, wieviel Fläche durch Schadstoffe in diesen Ländern bereits nicht mehr für die landw. Nutzung sinnvoll wären, gehen auseinander.

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Re: wie wärs ohne Bauern und dem ganzen Umfeld?

#259

Beitrag von Rohana » So 4. Nov 2018, 11:51

viktualia hat geschrieben:Mit Verlaub, liebe Rohana, das nehm ich jetzt mal zum Anlass, weiter zu "differenzieren":[...]
Eigentlich darauf wollte ich hinaus. Wildmohns Schreckensszenario dürfte bei sachgemässem Umgang mit Fleisch so gut wie nicht existieren und daher ist *diese* Art von Panikmache fehl am Platz. Dass die Problematik von zunehmenden Resistenzen und einer Möglichkeit derer Vermeidung bzw. zumindest Reduzierung durch AB-Gaben-Reduktion besteht, ist klar. Da ist auch sicherlich noch viel Luft nach oben - aber vor allem durch intelligente Anwendung und Zusammenarbeit von Bauern, Tierärzten, Behörden UND Verbrauchern im Nutztier- UND Kleintierbereich (nur bezogen jetzt auf Vet-Medizin), statt generellen Verboten.
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

centauri

Re: wie wärs ohne Bauern und dem ganzen Umfeld?

#260

Beitrag von centauri » So 4. Nov 2018, 15:49

Jetzt wiederum wissen wir wieder genug über AB,s und Glyphosat. Das beides zuviel ist weis jetzt auch jeder. ;)
Nur weiter bringt das auch keinen. Das Dilemma mit dem Bauersterben scheint mir zu sein das den Bauern die Ideen und Lösungsansätze fehlen. Das ist eigentlich nicht die Einstellung eines Sterbenden dem sterben zuzuschauen.
Ich als Pragmatiker kann sowas eh nicht verstehen.

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