Innerer Antrieb

Was halt nirgendwo passt
Benutzeravatar
Peterle
Beiträge: 2284
Registriert: Fr 3. Sep 2010, 16:28
Familienstand: Witwe/r
Wohnort: Europa
Kontaktdaten:

Re: Innerer Antrieb

#11

Beitrag von Peterle » Do 8. Aug 2013, 19:25

Melusine hat geschrieben:Meine Kinder waren vor allem eines.Kind.
Keiner wollte Model werden oder auf die Bühne.
Aber sie waren auch draußen großzügig beschäftigt...mit Hütten bauen ect. ;)
:daumen:
So muß das! Ganz große Zustimmung!

Gruß

Peter

Benutzeravatar
si001
Beiträge: 4159
Registriert: Mi 18. Aug 2010, 16:24
Familienstand: glücklich verheiratet
Wohnort: Kraichgau
Kontaktdaten:

Re: Innerer Antrieb

#12

Beitrag von si001 » Do 8. Aug 2013, 19:33

Ich wusste schon ganz früh, was ich NICHT werden wollte, obwohl das Umfeld (außer meinen Eltern) das ganz selbstverständlich erwartet hätten: Lehrer. Meine Mutter war Lehrerin, mein Vater Ingenieur. Das Technische in allen Facetten fand ich schon immer viel spannender, als sich mit anderer Leute Kinder rumärgern.

Zum Thema Musik: Man sagt ja, dass viele Linkshänder einen gewissen künstlerische Begabung haben. Bei unserem Sohn haben wir das nachvollziehen können. Nachdem er mit 5 Jahren irgendwann gestreikt hat, weiter zum Flötenunterricht zu gehen, begann er zu "nerven", dass der Trompete spielen will. Als er 7 Jahre war, haben wir nachgegeben. Obwohl wir ihn nie zum Üben gedrängt haben, spielt er jetzt - 8 Jahre später - sehr gut und gern in 2 Orchestern und einer Bigband.

Ich denke man sollte Kinder sich einfach ausprobieren lassen. Das Schlimmste ist doch wenn man ihnen wegen des Geschlechts oder des Alters irgendwelche Möglichkeiten vorenthält.

Beispiel: Töchterchen war von wirklich sehr klein an fasziniert vom Computer. Wir haben ihr beigebracht, dass man mit den Fingern nur ganz vorsichtig tippen darf, aber nicht draufbatschen darf. Mit Absicht haben wir aber keinerlei Spiele darauf installiert, sondern sie durfte sich mit Word, Exel und Corel Draw ausprobieren. Internet gab´s damals ja noch nicht in dem Umfang wie heute. Daher war das kein Thema. (Die ersten Spiele waren die Löwenzahn mit der Stimme von Peter Lustig. Da war sie aber bestimmt schon 7/8 Jahre alt.)
Als sie (vor 15 Jahren) zur Schule kam, war beim Elternabend das Thema "Dürfen Kinder an den Computer?" Viele vertraten die Auffassung, dass Kinder nie eher an den Bildschirm dürfen, bevor sie sicher lesen und schreiben können - also nicht vor dem 8. Lebensjahr. Für meine Meinung wurde ich fast gesteinigt. :lol: Heute studiert Töchterchen im 4. Semester Informatik. So viel zum eigenen Antrieb.
Liebe Grüße, si001!
-----------------------
www.miteigenenhaenden.de

Adjua
Administrator
Beiträge: 4321
Registriert: Mi 6. Jun 2012, 22:44

Re: Innerer Antrieb

#13

Beitrag von Adjua » Do 8. Aug 2013, 22:51

Wer auf die Bühne will, kann trotzdem Kind sein, Hütten bauen etc. - und Freunde haben usw. Das eine schliesst das andere nicht aus. Begabte Menschen sind nicht zwangsläufig sonderbar ... und leidenschaftliche auch nicht.

Wer schon mal eine Gruppe junger Leute miteinander Musik machen gesehen hat und ihre Gesichter dabei, wird auf sowas auch gar nicht kommen - da steht nämlich das pure Glück geschrieben.

Bunz
Beiträge: 1295
Registriert: Mo 9. Aug 2010, 06:30
Wohnort: Sachsen

Re: Innerer Antrieb

#14

Beitrag von Bunz » Fr 9. Aug 2013, 05:53

hallo Sabine,
Du stellst die Frage, weil Du offenbar Vokabeln wie Eignung oder Talent oder Interesse ausblendest, und diese sind auf geheimnisvolle Weise in uns unterschiedlich angelegt.
Also nehmen wir mal ein Beispiel:
Bei uns zuhause stand ein schwarzer Kasten herum, den die Leute Klavier nannten.
Dieses Ding zog mich als Kind in seinen Bann. Drückte man auf so eine Taste, erklang ein Ton. Das war spannend. Bei einer anderen ein anderer.
Und wenn man einen gewissen Abstand der Tasten zueinander einhielt, konnte man schöne Klänge erzielen.
Das war phantastisch.
Meine Schwestern ließ dieser komische Kasten völlig kalt.
Hm.
Mit 10 ging ich dann in priv. Unterricht, mit 17 verdiente ich die erste Kohle und später die richtige, sodaß man sich im Alter z.B. eine Selbstversorger-ranch aufbauen konnte.
Naja.
lg
Bunz
Der Weg zur Gesundheit führt durch die Küche und nicht durch die Apotheke.
Sebastian Kneipp

Benutzeravatar
ahora
Beiträge: 3462
Registriert: Di 31. Jan 2012, 13:01
Familienstand: glücklich verheiratet
Wohnort: spanien

Re: Innerer Antrieb

#15

Beitrag von ahora » Fr 9. Aug 2013, 06:57

Wir hatten auch so einen schwarzen Kasten zuhause - lach Bunz - .

Wir sind drei Geschwister, keinen hat dieser Kasten interessiert. Meine Mutter allerdings auch nicht, er stammte von meiner Oma, die früh verstarb. Meine Mutter hat das Ding dann irgendwann verkauft.

Meinen Mann hat man mit Geigenunterricht gequält, er haßte dieses Ding über alles. Ihn interessieren nur Motoren, aus denen stinkige Abgase kommen :lol: .

Unsere Tochter interessierte nur eines als Kind: Pferde. Sie ist eine sehr erfolgreiche Reiterin, verdient aber ihr Geld mit etwas anderen, die Begabung für ihren Beruf kam erst später zutage.

Ich habe von Kleinkind an nur in der Erde gebuddelt und Kräuter gesucht. Ich wußte bereits im Vorschulalter, wo im Frühjahr der wilde gelockte Schnittlauch zu finden war, wo man die bei uns seltenen Schlüsselblumen fand - etliche Kilometer entfernt - hatte meinen eigenen Garten und eine weiße Johannisbeere, auf die ich sehr stolz war.

Ich wollte gerne Gärtner oder Koch werden, für meine Mutter ein Ding der Unmöglichkeit, man schickte mich auf eine Sprachschule :roll:

@si001 - das Beispiel mit deiner Tochter finde ich gut. Daß da auf einmal eine Generation Mensch auf die Welt kam für die Computer kein Buch mit 7 sieben Siegeln ist, wie für die ältere Generation, die ihn deswegen mal gerne ablehnt, ist sehr interessant.

Ich finde auch, dass Kind sein und Talente ausleben in der Kindheit, sich nicht gegenseitig ausschließen. Und manche Kinder müssen eben verschiedenes testen, bevor sie sich sicher sind, was sie wollen.

Ich denke bei den vielen Terminen, die bereits kleine Kinder heute haben, ist wahrscheinlich auch der Ehrgeiz der Eltern beteiligt.

Nightshade
Beiträge: 1499
Registriert: Do 6. Jan 2011, 07:17

Re: Innerer Antrieb

#16

Beitrag von Nightshade » Fr 9. Aug 2013, 07:44

Sabi(e)ne hat geschrieben: Das findet man auch in vielen anderen Berufen, und ich frage mich immer, wie kann man so jung so genau wissen, was man machen will?
Nachdem ich sehr jung wusste, was ich machen will, kann ich nur sagen: Man weiß es einfach.

Die Kindergärtnerin sagte bereits: Die lernt einmal etwas mit Natur und Tieren.

Mit 8 hattte ich erste naturkundliche Sammlungen, mit 12 hatte ich erste systematische Erkenntnisse daraus. Nämlich die, dass meine Vogelfedern in dem kleinen Mikroskop verschieden aussehen, je nachdem zu welcher Art sie gehören. Ich diplomierte später zu einem mikromorphologischen Thema.

In der Volksschule erwischte ich die "Höhlenkinder", worauf ich unbedingt einen Bogen brauchte, zum Flechten anfing und Beeren trocknete. Viele Pflanzenarten kannte ich in dem Alter längst, da war meine Mutter dahinter. Neben meinem Asthmainhalator standen Bestimmungsbücher in Reichweite. Ich verglich Bild und Überschrift, lernte lesen und prägte mir gleichzeitig die verschiedenen Arten ein, wenn ich nachts die Inhalationen brauchte.

Jahre später besah mein Vater den teuren Turnier-Compound und meinte kopfschüttelnd, ich würde zur Übertreibung neigen und die Schilfpfeile wären auch geflogen.

Was die Flechterei betrifft: Ich habe schon für Filme und Opernaufführungen geflochten, alles von Ötzi-Grasmänteln bis mittelalterlichen Geißeln.
Gestern abend hielt ich einen Vortrag über Peitschen und Peitschenbau in einem sehr illusteren, ziemlich bekannten Lokal.

Bei mir sind auch die Babypuppen geköpft in eine Ecke geflogen. sämtliche Mädchen-Kleidchen hinterher, Vater-Mutter-Kind war mein Anti-Spiel.

Adjua
Administrator
Beiträge: 4321
Registriert: Mi 6. Jun 2012, 22:44

Re: Innerer Antrieb

#17

Beitrag von Adjua » Fr 9. Aug 2013, 07:59

ahora hat geschrieben: Ich finde auch, dass Kind sein und Talente ausleben in der Kindheit, sich nicht gegenseitig ausschließen. Und manche Kinder müssen eben verschiedenes testen, bevor sie sich sicher sind, was sie wollen.

Ich denke bei den vielen Terminen, die bereits kleine Kinder heute haben, ist wahrscheinlich auch der Ehrgeiz der Eltern beteiligt.
Finde ich auch.

Wobei es kein Schaden ist, wenn Kinder etwas lernen, worin sie später nicht Weltmeister werden, solange es irgendwie zu den Talenten des Kindes paßt. Ich finde es wichtig, schon als Kind bei etwas zu bleiben, nicht alle paar Monate ein neues Hobby zu haben, wie das Gang und Gäbe ist. Die Kinder heute gehen eine paar Monate Kletterkurs, dann ein paar Musikstunden, dann lassen sie es wieder und versuchen es mit Töpfern, oder Reiten, oder weiß der Geier was. Statt spielerisch Fertigkeiten zu erwerben, verkommt das Ganze zur Bespaßung - das trainiert maximal die Konsumhaltung, Haben und Wegwerfen, ohne selber was dreinzugeben.

Ich habe so viele junge Leute kennengelernt, denen das Konzept, dass man sich für irgendetwas begeistert und versucht, gut darin zu werden, völlig fremd ist. Die kann man als Jugendliche im Lehrberuf auch wirklich schwer ausbilden.

Bunz
Beiträge: 1295
Registriert: Mo 9. Aug 2010, 06:30
Wohnort: Sachsen

Re: Innerer Antrieb

#18

Beitrag von Bunz » Fr 9. Aug 2013, 11:53

Siehst Du ahora,
genau darauf will ich hinaus:
Den einen interessiert der schwarze Kasten und den anderen eben nicht. Dafür interessiert sich dieser für Blumenkohl oder sonstwas.
Das predige ich ja schon seit Jahren: Es ist angelegt in unseren Gehirnskästen.
Ist das so schwer zu verstehen?
lg
Bunz
Der Weg zur Gesundheit führt durch die Küche und nicht durch die Apotheke.
Sebastian Kneipp

Nightshade
Beiträge: 1499
Registriert: Do 6. Jan 2011, 07:17

Re: Innerer Antrieb

#19

Beitrag von Nightshade » Fr 9. Aug 2013, 13:54

Adjua hat geschrieben:Ich finde es wichtig, schon als Kind bei etwas zu bleiben, nicht alle paar Monate ein neues Hobby zu haben, wie das Gang und Gäbe ist. Die Kinder heute gehen eine paar Monate Kletterkurs, dann ein paar Musikstunden, dann lassen sie es wieder und versuchen es mit Töpfern, oder Reiten, oder weiß der Geier was. Statt spielerisch Fertigkeiten zu erwerben, verkommt das Ganze zur Bespaßung - das trainiert maximal die Konsumhaltung, Haben und Wegwerfen, ohne selber was dreinzugeben.

Ich habe so viele junge Leute kennengelernt, denen das Konzept, dass man sich für irgendetwas begeistert und versucht, gut darin zu werden, völlig fremd ist. Die kann man als Jugendliche im Lehrberuf auch wirklich schwer ausbilden.
Ich kann dir nicht zustimmen. Es ist normal für Kinder, verschiedenes zu probieren. Mein Bruder, der demnächst Bachelor der Musikwissenschaften sein wird und dessen Masterarbeit auch schon halb fertig ist, stolperte erst mit 25 über die Musik. Vorher hat er eher ohne Erfolg herumprobiert und gesucht, das Erststudium abgebrochen. Jetzt scheint sich doch noch summa cum laude auszugehen.

Ich probiere bis heute aus, was mich reizt. Vieles habe ich bald wieder fallen gelassen, anderes interessierte mich bis zu einem bestimmten Ausbildungsstand und dann nicht mehr. Zeugnis ist da -> weiter zum nächsten Interesse.
Das schadet nicht... Das macht vielseitige Gesprächsteilnahme möglich. Firmen sehen sowas nicht ungern, wenn es wenigstens zu jedem fünften Interesse auch mal einen Zettel oder Pokal gibt. Dies ist Weiterbildungswille, den braucht man heute lebenslang.

NICHTS davon war verschwendete Zeit, denn man kann Erfahrungen nicht wegwerfen. bitte ja, Kinder sollen heute töpfern, morgen fechten und übermorgen musizieren, wenn es sie freut. Auch wenn sie wieder aufhören, haben sie ihre Allgemeinbildung verbessert und ihr Körpergefühl erweitert.

Die interesselosen Langweiler kannst du überhaupt nirgends ausbilden. Mir fallen in dieser Kategorie genau die Kinder auf, die nichts ausprobieren dürfen, weil es an Kohle fehlt oder weil die Eltern Vorbehalte gegen das Lernen und gegen Experimente haben. Wie soll ein Kind wissen, dass es Talent zum meisterlichen Töpfern hat, wenn ihm keiner mal das Reinschnuppern erlaubt und bezahlt? Wenn es nur daheim mit dem Handy spielen darf?

Sabi(e)ne
Beiträge: 8711
Registriert: Di 3. Aug 2010, 16:34
Wohnort: Weserpampa

Re: Innerer Antrieb

#20

Beitrag von Sabi(e)ne » Fr 9. Aug 2013, 14:29

Moin,
Ich probiere bis heute aus, was mich reizt. Vieles habe ich bald wieder fallen gelassen, anderes interessierte mich bis zu einem bestimmten Ausbildungsstand und dann nicht mehr. Zeugnis ist da -> weiter zum nächsten Interesse.
GENAU DAS ist es...zumindest bei mir.
Wenn ich irgendwas gut genug kann, dann hat es sich für mich erledigt. :rot:
Und dann auf zu neuen Ufern...
(deshalb find ich es ja so schwer zu verstehen, daß man auch lebenslange Leidenschaften schon als Kind findet...)
Meine Lieblingstätigkeit ist halt Lernen, was mich interessiert, und das seitdem ich lesen kann. ;)
I love life. And it loves me right back.
And resistance is fertile. :-)

Words are no substitute for actions...

Antworten

Zurück zu „Sonstiges“