mgrie hat geschrieben:Es ist mir nicht ersichtlich, warum in einer Marktwirtschaft überhaupt eine Produktion nur mit Förderung betrieben werden kann.
Produzieren könnte die Landwirtschaft auch in D im Prinzip komplett ohne Förderung.
Die EU-Ausgleichszahlungen wurden ja ursprünglich eingeführt, weil unsere Bauern höhere Auflagen und damit Kosten haben, als die Weltmarkt-Konkurrenz in anderen Ländern. Die EU wollte und will Märkte ohne Zollschranken, um ihre Industriegüter gut verkaufen zu können. Im Gegenzug kann man dann nicht die eigene Landwirtschaft durch Zölle schützen und hat stattdessen die Ausgleichszahlungen eingeführt.
Mit der Zeit wurden dann immer neue Auflagen erfunden, die man als Bauer einhalten muss, um an die Gelder zu kommen, und die Gelder wurden in verschiedene Fördersäulen aufgeteilt.
Heute gibt es für die "Förderung" der Bauern im wesentlichen 3 Säulen:
-Die flächenbezogene Basisprämie pro ha
-Die Investitionsförderung für Baumaßnehmen
-Eine von den Ländern kofinanzierte Förderung für die Einhaltung von erhöhten "Umweltschutzauflagen"
Bisher musst man für die Basisprämie die Cross-Compliance-Vorschriften einhalten.
Die hatte Bayern z.B. in einer 122-seitigen Broschüre zusammengefasst. Die Details dazu sind in den jeweiligen Fachgesetzen nachzulesen.
http://www.stmelf.bayern.de/mam/cms01/a ... liance.pdf
Für die Bauförderung braucht man ein Mindest-Investitionsvolumen und den Nachweis einer landwirtschaftlichen Ausbildung.
D.h. Nebenerwerbler und kleinere Investitionen werden nicht gefördert, sondern nur große Stallneubauten. Erklärtes EU Ziel ist es, so größere, wirtschaftlichere Betriebe zu schaffen.
Bayern hat zusätzlich ein Sonderprogramm für die Förderung von Bergbauern erarbeitet. Da werden auch kleinere Investitionen gefördert, wenn man im Fördergebiet liegt. Man muss aber ebenfalls eine Ausbildung nachweisen (das ist über eine Art Abendschule möglich) und es gibt Einkommensgrenzen. D.h. nur wer unter einem gewissen Jahreseinkommen liegt, kann diese Sonderförderungen beantragen.
Für die 3. Säule geht man mit dem Landwirtschaftsamt (Kulturlandschaftsprogramm) oder der unteren Naturschutzbehörde (Vertragsnaturschutz) Verträge für einzelne Flächen ein, mit in der Regel 5 Jahren Laufzeit. Dann bekommt man z.B. Geld für einen späten Schnittzeitpunkt bei Blumenwiesen oder für einen Düngeverzicht an Gewässern, oder einen Erschwernisausgleich für die Pflege von Sumpfwiesen, Steilhängen usw.)
Über diese Säule läuft auch die Förderung der Biobetriebe.
Für dieses Jahr wurde die Förderung mal wieder umgekrempelt. Ein Teil der Basisprämie wurde an höhere Umweltauflagen gebunden. Stichwort Greening.
Außerdem gibt es Zuschüsse für Junglandwirte und die Basisprämie wurde gekürzt, dafür aber ein Aufschlag für die ersten Hektar gewährt, der hauptsächlich kleineren Betrieben zugute kommt.
Die letzten zwei Bausteine, Junglandwirteförderung und höhere Prämie für die ersten ha finde ich einen sinnvollen Schritt in Richtung Förderung kleinerer Betriebe.
Die kleinen Betriebe haben ja höhere Bürokratiekosten pro erzeugter Einheit. Die erhöhte Basisprämie bringt da eine gewisse Entlastung.
Sehr intensiv wirtschaftende Veredelungsbetriebe (Milchvieh, Mast) überleben vermehrt, die Basisprämie nicht mehr zu beantragen, weil die Auflagen für sie unwirtschaftlich sind.
Als extensiver Betrieb ist man dagegen extrem stark auf die Förderung angewiesen, weil man ja viel weniger pro Fläche produziert und trotzdem am Pachtmarkt und mit den niedrigen Verkaufspreisen für die erzeugen Produkte konkurrieren muss.
Von den massiven Pacht- und Bodenmarktverwerfungen durch die Biogasförderung ganz zu schweigen.
Derzeit spaltet sich die Landwirtschaft in diese zwei Extreme: Die einen wirtshaften mögl. intensiv und gehen weg von den Prämien, die anderen wirtschaften mögl. extensiv und müssen dann an Prämien mitnehmen, was irgendwie geht. Die produzierten Lebensmittel sind bei diesen Betrieben oft teurer als das, was sie im Verkauf bringen. Also produziert man nur so viel, wie unbedingt nötig ist, um die Prämien zu erhalten.
Eine Betriebsform dazwischen ist kaum noch möglich, weil man dann zu hohe Stückkosten hat, aber gleichzeitig zu wenig Prämien erhält und so einfach nicht mehr konkurrenzfähig ist.
Bei diesem System bleiben leider genau die Betriebe auf der Strecke, die wir eigentlich bräuchten.
Also Betriebe, die eine nennenswerte Menge an Nahrungsmittel und anderen Rohstoffen produzieren, dabei aber die Ökologie immer im Auge behalten.