erzähl doch mal von früher...

Forenschänke und Smalltalk
Benutzeravatar
Reisende
Beiträge: 4268
Registriert: Fr 20. Jul 2012, 15:05
Wohnort: Altmoränenlandschaft in Klimazone 8a

erzähl doch mal von früher...

#1

Beitrag von Reisende » Di 16. Sep 2014, 22:48

bin mal so frei und zitiere etwas von olaf, weil ich es so schön fand das zu lesen. ist ihmo einen eigenen faden wert:
Opa Olaf hat geschrieben: Was gibt es schöneres:
Dreckig, abgekämpft rein zu MÜSSEN, Oma hat in Kesseln das Wasser warm gemacht, auf dem Holzherd.
In der Mitte der Küche steht eine SEHR große Schüssel.
Wir Bratzen, drei Brüder, knobeln noch, wer zuerst darf, aber alle wurden wir da, in der Schüssel stehend, von Oma gesäubert.
Bademäntel an, und dann ab in die "Gute Stube".
MIt Opa Westfernsehn gucken, der hat immer gemotzt über den Osten, erst unlängst hab ich erfahren, dass er in der SED war.
Nem Kind ist das eh egal.
UNd dann kam Oma rein, mit Butterbroten mit Eierscheiben drauf.
UNd die hatten diese Farbe.
Das nenn ich Glück!
hab von matte auch solche eier bekommen. beim rührei sah das krass aus! sowas von gelb-orange, da denkt man als supermarkteiesser "was gibt der denn bloß seinen hühnern?!?" :lol: und ein aroma! matte sagte das kommt von dem futter, dass sie sich draußen selbst suchen können. insekten und so.

bitte mehr solche anekdoten! :)
da ich laktose und gluten hervorragend vertrage, leiste ich mir als ausgleich dafür einige intoleranzen im zwischenmenschlichen bereich.

Olaf
Beiträge: 13594
Registriert: Mi 4. Aug 2010, 14:25
Familienstand: glücklich verheiratet
Wohnort: Havelland BRB

Re: erzähl doch mal von früher...

#2

Beitrag von Olaf » Di 16. Sep 2014, 23:14

*lach*,
ach, Reisende, tut das not?
Außerdem bin ich noch kein Opa, ich schwätz nur schon so dummes Zeug.
Manchmal find ich es aber auch schade, und so begrüße ich deinen Thread.
LG
Olaf
Eigentlich bin ich ein netter Kerl.
Wenn ich Freunde hätte, könnten die das bestätigen.

Benutzer 1612 gelöscht

Re: erzähl doch mal von früher...

#3

Beitrag von Benutzer 1612 gelöscht » Mi 17. Sep 2014, 09:46

Tolle Idee!
So spontan habe ich keine Geschichte von früher beizutragen. Wenn ich mal eine habe, dann wird mein Großvater eine wichtige Rolle spielen.
Der hielt auch Hühner, und manchmal war deren Dotter grünlich. Opa sagte dann, das käme davon, dass sie frisches Gras picken....

Benutzer 72 gelöscht

Re: erzähl doch mal von früher...

#4

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Mi 17. Sep 2014, 10:03

Meine Oma hatte eine Waschrumpel...
Die hat sie aber immer vor mir versteckt und eines Tages weggeworfen, danach wirkte sie sehr erleichtert :hmm:
schade, schade - sie hatte auch noch so eine Wage mit 2 Wagschalen und Gewichten, die hat mich immer sehr fasziniert....
Aber für sie war das alles peinlich und sie war glücklich, sobald sie sich was neues "modernes" kaufen konnte.

Hühner hatten wir nie, aber wir haben Eier geholt von den Nachbarn unseres Wochenendhauses. Die Hühner sind dort frei herumgelaufen, und ich glaube bis heute, dass frei herumlaufende Hühner recht viel zur Nacktschneckendezimierung beitragen. Sie fressen die Eier weg, und weil sie "überall" scharren, finden sie auch sicherlich eine Menge davon.

Zur Dotterfarbe :rot: :rot: meiner Beobachtung nach hängt die Farbe davon ab, wie lange man die Eier kocht.
Recht kurz gekocht und sie bleiben so "saftig" dunkel, wenn man sie länger kocht, kann der Dotter gün werden.

Unsere Nachbarn erzählten mir, dass der Mais im Futter gelbe Farbe in den Dotter bringt - ob das stimmt, weiß ich nicht - hab ja keine Hühner ;)

An meine Oma kann ich mich noch erinnern, wie sie nach dem Kochen in der Küche das Kochfleisch wegaß....
ich denke, es hat ihr geschmeckt, aber zu mir sagte sie immer, sie mache das, weil man keine Essen wegwerfen darf und ihr ganzer Stolz war die klare Rindsuppe.
Meine Kinder können sowas nicht erzählen, wenn sie mal groß sind - bei uns bleibt alles in der Suppe und die Männer streiten sich um die besten Fleischstücke :pfeif:

Benutzeravatar
Mika
Beiträge: 1097
Registriert: Fr 11. Jul 2014, 16:28

Re: erzähl doch mal von früher...

#5

Beitrag von Mika » Mi 17. Sep 2014, 10:14

Ich bin mit meiner Oma noch Wasserholen gegangen. Zur Quelle und zurück waren es immerhin schon gute 20 Minuten. Das Wasser vom Brunnen war nur "Brauchwaser" aber kein "Trinkwasser". Und es gab keine Heizung, nur einen Holzküchenofen und einen Holzofen im Wohnzimmer. Im Winter mußte man im Bad das Eis vom Wasser in der Waschschüssel erstmal wegschlagen... war aber trotzdem sehr schön. (Und nur s/w Fernsehen, wenn überhaupt. Bei Wind hat die Antenne zu sehr gewackelt.)

Benutzeravatar
Wayan
Beiträge: 479
Registriert: Mi 22. Jun 2011, 12:07
Wohnort: Mecklenburg

Re: erzähl doch mal von früher...

#6

Beitrag von Wayan » Mi 17. Sep 2014, 13:33

Unsere Oma besuchte mal ihre Tochter, meine Tante, in München. Opa hütete den Hof, was keine Schwierigkeit für ihn darstellte. Wegen der Aufregung um die Reise in den Westen wurde allerdings ein Huhn vergessen. Das gluckte und wurde deshalb in einen leeren Gänsestall gesperrt, damit es keine Eier anbrütet.
Als nun Oma nach 2 Wochen wieder nach Hause kam, fehlte beim Durchzählen ein Huhn, worauf ihr der Gänsestall einfiel. Als sie die Tür öffnete, sprintete das Huhn in Höchstgeschwindigkeit zur Tränke und musste erst mal einige Minuten trinken. Es war abgemagert, aber fit und hat sich danach wieder gut erholt.
Seit diesem Vorfall durften sich alle Tiere bei (den sehr seltenen) Reisen über besondere Fürsorge freuen. :fypig:
Alle sagten: Das geht nicht. Da kam einer, der wußte das nicht und hat´s einfach gemacht.

Olaf
Beiträge: 13594
Registriert: Mi 4. Aug 2010, 14:25
Familienstand: glücklich verheiratet
Wohnort: Havelland BRB

Re: erzähl doch mal von früher...

#7

Beitrag von Olaf » Mi 17. Sep 2014, 15:13

Ich bleib mal als Faden beim Westfernsehn, das macht sich ganz gut für ne Fortsetzung.
Es war ja nicht mehr die ganz schlimme Zeit, von der meine Mutter erzählt hat, dass da welche rumliefen und die Antennen beguckt haben. Musste man wohl was modifizieren oder anders ausrichten, um Westfernsehen zu kriegen. Und in der Schule die Kinder die Uhr von den Nachrichten malen mussten.
Die vom Osten hatte Punkte, die vom Westen Striche, oder umgekehrt.
Kurz nachdem ich zur Schule kam wurde Walter Ulbricht abgesägt. (Na, wer googlet jetzt :lol: ).
Da wurde es etwas moderater mit Honni.
Trotzdem, meine Eltern waren Lehrer, wir wurden streng verdonnert, das niemandem zu erzählen. Ich habs aber meinem Hinterhofkumpel Mike erzählt. Dessen Vater war Polizist. Die haben es genauso gemacht.
Aber es war zu Hause eingeschränkt.
Fast kommt es mir vor, das haben Oma und Opa das aus Protest gemacht, oder um sich bei uns einzuschleimen, Oma hat uns sogar nachmittag bescheid gegeben, wenn "shiloh ranch" und der ganze Kram kam, natürlich auch Flipper, Daktari und was es so gab.
Allerdings waren wir anders drauf, wir sind danach rausgegangen, und haben unsere "Ranch" gebaut oder was auch immer. Opa hat uns jedes Jahr ein Stück Gartenland zugewiesen, was wir verwüsten konnten. Und mit offenbar Engelsgeduld waren im nächsten Jahr unsere Bauwerke, Bunker, Teiche wieder beseitig. Immerhin, unkrautfrei war das sicher, wenn wir wieder weg waren.
Wir haben auch immer Bretter, Nägel, Werkzeug zugewiesen bekommen, was wir nehmen durften. Dafür sind wir ihm wahrscheinlich nicht auf den Keks gegangen.
Will damit sagen, das Fernsehn hat uns nicht geschadet, sondern inspiriert.
Ein beliebtes Spiel war es auch, Opas Leiterwagen zu mißhandeln, also 2 Bügel oben drüber, Gewächshausplane drüber, fertig war der Planwagen.
Wenn es zu langweilig wurde, haben wir den in den Wald gezogen, abwechselnd musste sich einer reinsetzen, und die andern sind so schräg an den Wall von der Flakstellung gefahren, bis der umgekippt ist. Das war das Spiel. :bang:
Naja, wenn wir grad nen Ritterfilm gesehen haben, haben wir uns Schilde und Schwerter gebaut und auf uns eingehauen, manchmal auch Pappkartons aus Omas Kammer für Einweckgläser u.ä. genommen als Rüstung.
Und wenn wir schon da waren, da hingen auch die zwei Teppichklopfer, mit denen uns Oma immer gedroht hat, dann haben wir uns erst mal damit wechselseitig verdroschen. (Oma hat das nie gemacht, aber wir brauchten das scheinbar ;) )
Naja, so erklärt sich dann auch, warum wir abends dreckig und erschöpft waren....
Ich meine, ein bisschen mussten wir auch helfen, Erdbeeren pflücken oder Johannisbeeren und die zur Sammelstelle fahren oder zum Friedhof mal gießen, Hühner füttern und sowas. Eier einsammeln, Spargel stechen würde ich jetzt nicht als Arbeit bezeichnen bei der Größenordnung. Ich hab sogar mal mit Opa nen Kachelofen gesetzt, vorher mit dem Handwagen Lehm geholt vom andern Ende vom Dorf. Also ich war ihm vermutlich keine große Hilfe, aber Gesellschaft.
Ich war am meisten interessiert an seinem Treiben, vermute, ich war sein Lieblingsenkel. :rot:
Ich war ja auch später der einzige, als meine Oma gefragt hat, wer das nehmen will, der "ja, ich" gesagt hat. Naja, die andern wären hier wohl auch nicht glücklich geworden, manchmal könnt ja sogar ich verzweifeln.
Aber ich hab irgendwie Glück gehabt, dass ich so vieles zumindest ansatzweise als Kind erlebt und gesehen habe, was mir heute von nutzen ist.
So, und jetzt ist mein Update durch.... ;)
LG
Olaf
Eigentlich bin ich ein netter Kerl.
Wenn ich Freunde hätte, könnten die das bestätigen.

Benutzeravatar
parson
Beiträge: 146
Registriert: Do 5. Aug 2010, 09:52

Re: erzähl doch mal von früher...

#8

Beitrag von parson » Mi 17. Sep 2014, 18:26

Erste Glaubenszweifel...
So mit 8 Jahren musste ich für meine Oma Weihwasser aus der Kirche holen. Dafür bekam ich dann 10 Pfennige, was noch zeitgleich in eine Kugel Eis umgesetzt wurde, war doch gleich neben der Kirche die Eisdiele.
Ich also aus einem Kupferkessel mit Hahn beim Kircheneingang das gehweihte H2O in die Flasche gefüllt, Eis gekauft (die 10 Pfg. hatte ich noch vom Milchholen vom Vortag - die Belohnung gab's immer erst nach deren Ablieferung...) und so marschierte ich die 2 1/2 km Richtung Zuhause.
Doch wie's vermutlich der Teufel wollte, fiel mir die Geweihte Flasche unten an der Kreuzung - kurz vor unserem Haus - runter und futsch und hin war das heilige Wasser samt Flasche.
Ich versteckte die Scherben und war ziemlich ratlos, bis mir einfiel, dass unten im Keller ähnliche Flaschen mit blauem Etikett und schwarzem Drehverschluss herumstanden. Das war der Klosterfrau-M.-Geist, den meine Oma immer als Gute-Nacht-Medizin eßlöffelweise zu sich nahm.
Schlagartig kam mir die ketzerische Idee, eine Mogelpackung zu produzieren, hatte ich doch überhaupte keine Lust, mein Unglück zuzugeben geschweige denn, den ganzen Weg nochmals zu machen.
Ich schlich sofort in den Keller, löste im Garten das Etikett ab, füllte Leitungswasser in die klare, saubere Flasche und wartete anschließend mehrere Tage auf ein Unglück, das sich wohl einstellen müsste, wenn wir mit ungeweihtem Wasser unser Gute-Nacht-Kreuz von der Oma auf die Stirn bekamen.
Das war immer zum Schlafengehen, da oben bei Oma auch unser Kinderschlafzimmer war und wir immer bei Ihr Gute-Nacht sagten.
Und . . . es passierte nix!
Mein schlechtes Gewissen aber verlief sich quasi im Sande und wie gesagt: das war mein erster wirklich elementarer Glaubenszweifel.

Erzählt hab' ich ihr die Geschichte nie und meinen Eltern und Brüdern erst, als ich erwachsen war!
Meine Oma hab' ich aber wirklich gemocht - ihre felsenfeste, tiefe Gläubikeit aber nie so ganz verstanden.

seither ziemlich ungläubig...

lg parson
lg parson


Schönheit ist nach 3 Tagen genauso langweilig wie Tugend! G. B. Shaw

Melusine

Re: erzähl doch mal von früher...

#9

Beitrag von Melusine » Mi 17. Sep 2014, 19:01

Meine Großeltern hatten Kachelofen und ne Riesenbadewanne.
Das Wasser mußte erst im Badeofen angeschürt werden,aber ich konnte richtig in der Wanne als 10-jährige hin und her schaukeln....
Der Kachelofen war in drei Räumen ,der Küche zum Heizen,1 Teil im Wohnzimmer,1 Teil im Schlafzimmer.
Da gab es eine Sitzbank,auf der konnte ich mich als Kind wunderbar draufkuscheln.
Übrigens war die Sesamstraße meine Vorschule.
Meine Mutter hielt das für pädagogisch wertvoll.
Mein Vater,Oberarzt der Psychiatrie in Neuruppin hatte auch keine Probleme dadurch.
Da ich nicht im Kindergarten war konnte ich stundenlang in Bäumen rumkrakseln,angeln oder im Neuruppiner See baden....
Bis meine Schwester 3 Jahre alt war,mußte sie auch in keine Einrichtung.
Meine Mutter war also 6 Jahre Hausfrau-das ging auch im Osten!

centauri

Re: erzähl doch mal von früher...

#10

Beitrag von centauri » Mi 17. Sep 2014, 19:34

Ach ja früher!
Früher war alles besser,
sogar die zukunft! :michel:

Antworten

Zurück zu „Zur lustigen Wildsau“