Suchtgefahr

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Kleinbauer.nl
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Suchtgefahr

#1

Beitrag von Kleinbauer.nl » Mo 11. Aug 2014, 09:11

Ach war das früher schön. Abends mal in die Kneipe gehen, Quatschen, Rauchen beim Bierchen, und wenn keiner zum Quatschen da war mal eine Runde Daddeln am Automaten. Ich bin davon weder Alkoholsüchtig, oder Spielsüchtig geworden.. Und nach dem Essen schmeckt mir ein Zigarillo. Jetzt soll alles was süchtig machen kann verboten werden. Was wird aus die kleine Kneipe? Umfunktionieren als Milchbar? Geht nicht wegen Lactose. :dreh:
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Thomas/V.
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Re: Suchtgefahr

#2

Beitrag von Thomas/V. » Mo 11. Aug 2014, 09:27

Bei uns gibts schon lange keine "kleinen Kneipen" mehr. Entweder hat alles dicht gemacht, oder es sind Speiserestaurants draus gemacht worden.
(Nicht das ich je Kneipengänger gewesen wäre, aber ein Stück Gemeinschaftskultur ist flöten gegangen dadurch)
Jetzt hängen die Leute an der Tankstelle rum....
Skatturniere, wo um 5er und 10er (Cent!)Geld gespielt wird wie früher sind schon fast kriminell... :dreh:
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

Benutzer 72 gelöscht

Re: Suchtgefahr

#3

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Mo 11. Aug 2014, 09:31

:haha: dann muss aber Zucker auch verboten werden!!

irgendwie hab ich das Gefühl, es gibt da eine Handvoll Menschen, die meinen, sie wüssten, wie man leben soll und müssen das allen anderen beibringen...
Aber wo haben diese Leute "das richtige Leben" gelernt bzw. wissen die überhaupt, wie das geht??

(man kann auch ohne Automat und ohne Bierchen schön zusammensitzen, ist aber vielleicht ein bisschen weniger cool??)

eine Gitarre kann manchmal Wunder bewirken....

Kleinbauer.nl
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Re: Suchtgefahr

#4

Beitrag von Kleinbauer.nl » Di 12. Aug 2014, 07:31

ina maka hat geschrieben::haha: dann muss aber Zucker auch verboten werden!!

irgendwie hab ich das Gefühl, es gibt da eine Handvoll Menschen, die meinen, sie wüssten, wie man leben soll und müssen das allen anderen beibringen...
Aber wo haben diese Leute "das richtige Leben" gelernt bzw. wissen die überhaupt, wie das geht??

(man kann auch ohne Automat und ohne Bierchen schön zusammensitzen, ist aber vielleicht ein bisschen weniger cool??)

eine Gitarre kann manchmal Wunder bewirken....
Wie war noch den Spruch?

Alles was Spaß macht ist entweder ungesund oder unmoralisch :lol:

Und was die Gitarre betrifft, in mein Umfeld treffe ich meistens nur auf Blasmusiker, macht auch Spaß. Vorletztes WE waren wir mit 6 Musiker in Hallenberg-Liesen um mit befreundete Musiker zu Spielen und zum Feiern, mit Bierchen. Liesen liegt 400 km südlich von uns.
Die dümmste Bauern haben die dickste Kartoffeln, Kleinbauern weniger

Manfred

Re: Suchtgefahr

#5

Beitrag von Manfred » Di 12. Aug 2014, 08:16

Naja. Das ist schon ein Dilemma. Auf der einen Seite 80.000 (oder so? Hab jetzt nicht nachgelesen) Alkoholtote im Jahr in D und dazu eine Unzahl Alkoholiker.
Auf der anderen Seite das offensichtliche Bedürfnis nach Genussmitteln und Drogen.
Ich hätte auch nichts dagegen, wenn das kg Zucker 10 Euro kosten würde und damit auch jedweder zuckerhaltige Süßkram deutlich teurer würde. Ich denke mal, in unserer Familie würde das Helfen, den Verbrauch zu reduzieren, und damit auch die Folgeschäden.
Andererseits gönne ich jedem sein Feierabendbierchen und seine Cola oder den Joint oder...
Und eine Menge Arbeitsplätze hängen auch noch dran.

Welche Wege fallen euch denn ein, den Konsum von vornherein in "vernünftige" Maße zu lenken, sprich es erst gar nicht zur Sucht kommen zu lassen?
Und wie könnte man den Süchtigen (egal ob Alk oder Zucker) besser helfen?

Wie viele Alkoholiker und -Folgetote gibt es denn in Skandinavien anteilig an der Bevölkerung? Die fahren das Hochpreis-Experiment ja in der Praxis. Hilft es was?
Und welche Ausweichdrogen werden evtl. benutzt? Wie schaut es mit Umgehungskriminalität aus?

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Re: Suchtgefahr

#6

Beitrag von kraut_ruebe » Di 12. Aug 2014, 08:52

Manfred hat geschrieben:Welche Wege fallen euch denn ein, den Konsum von vornherein in "vernünftige" Maße zu lenken, sprich es erst gar nicht zur Sucht kommen zu lassen?
Und wie könnte man den Süchtigen (egal ob Alk oder Zucker) besser helfen?
die lebensbedingungen im allgemeinen verbessern (ja, weites feld. beginnt beim hamsterrad und setzt sich fort und bräuchte viel...)

sucht ist eine störung des belohnungssystemes im gehirn (zitat aus dasgehirn.info ) - erfüllt sich der wunsch nach dopaminausschüttung nicht durch (erfolgs)erlebnisse im alltag erfüllen wir uns den durch ersatz, seis nun nahrung, nikotin, alkohol oder drogen. der grat zur sucht ist relativ schmal.
There's a crack in everything. That's how the light gets in.

Manfred

Re: Suchtgefahr

#7

Beitrag von Manfred » Di 12. Aug 2014, 09:28

kraut_ruebe hat geschrieben:die lebensbedingungen im allgemeinen verbessern
Gestern habe ich beim Autofahren im Radio einen Ausschnitt aus einer philosophischen Diskussion gehört.
Es ging darin eigentlich um Gutmenschentum. Eine Theorie war, dass dieses durch übersättigten Wohlstand ausgelöst wird. Menschen die alles haben und ihre kleinen Genüsse zu schätzen wissen oder so ähnlich.
Ich frage mich, ob das "Zu-gut-Gehen" nicht auch ein Faktor für viele Suchterkrankungen ist. Die Langeweile quasi, die durch Gewöhnung ebenfalls einen Mangel an "normaler" Belohnung auslöst. Eben weil sich der Mensch so leicht selbst belohnen kann, das ihm kein echtes Erfolgserlebnis mehr bleibt?
Dem gegenüber steht natürlich die Frustration durch unsere hochkomplexe Arbeitswelt, wo kaum noch ein echtes Schöpfungserlebnis ("das habe ich gemacht") möglich ist, weil die meisten Tätigkeiten auf einen winzigen Teil des Ganzen konzentriert sind, egal ob in der Fertigung oder in der Forschung und Entwicklung. Das ist auch ein Form von Perspektivlosigkeit.

Wenn ich über meine eigene Suchtgeschichte nachdenke, waren die besten Phasen wirklich die, in denen ich mir anderweitige Bestätigung und/oder eine Flut neuer Erfahrungen verschaffen konnte. In meiner Reisezeit habe ich z.B. viel abgenommen. Und in meiner Angel-Hochzeit, wo ich das sehr intensiv betrieben habe. Und auch, als ich mit meiner ersten Freundin zusammen gekommen bin. Aber das war jeweils eine Intensität an Erfahrungen, die sich auf Dauer nicht aufrechterhalten lässt, weil die Gewöhnung auf dem Fuß folgt.

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Re: Suchtgefahr

#8

Beitrag von Minze » Di 12. Aug 2014, 09:56

Tja, mir hat die simple Androhung, ab 2015 Schockbilder auf die Zigarettenpackungen zu kleben, das Rauchen verleidet. :ohoh:

Am 08.03.2014 habe ich um 8 Uhr morgens meine letzte Zigarette geraucht und das nach einer 44 Jahre (!) währenden Raucherkarriere, die noch nicht mal eine Grippe unterbrechen konnte.

Und was soll ich sagen? Es war kein Problem, es ging wie von selbst, da bin ich schon einigermaßen erstaunt. :lol:
Liebe Grüße
Minze

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Re: Suchtgefahr

#9

Beitrag von kraut_ruebe » Di 12. Aug 2014, 10:03

@ manfred: jepp, adrenalin ist geil. ich werd ohne träge (im sinne von zu-gut-gehen und langeweile) und setze die adrenalinbeschaffung öfter mal bewusst ein, aber ohne highs wie drogen, gefahrenreize oder beziehungen.

adrenalin ist aber nicht alles und als kick noch relativ leicht zu beschaffen. schwieriger find ich es, glücksgefühl aus tiefster zufriedenheit zu ziehen. und ich glaub fast dass das dasjenige ist was vielen fehlt und gefühlt wird das von aussen, seis durch versuchten konsumzwang, erziehung und mehr gar nicht zugelassen.
There's a crack in everything. That's how the light gets in.

Manfred

Re: Suchtgefahr

#10

Beitrag von Manfred » Di 12. Aug 2014, 10:03

@Minze: Ja. Das ist erstaunlich. Solche Fälle gibt es bei allen Arten von Suchterkrankungen, dass sich jemand von heute auf morgen ausklinken kann.
Leider gibt es dafür keinen Schalter. Es sind nur ganz wenige, die das wirklich können. Ich frage mich, ob es sich in den Fällen überhaupt um echte Sucht gehandelt hat?

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