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Artikel über SV in der DDR
Verfasst: Fr 12. Nov 2010, 00:05
von Thomas/V.
Mal was für jüngere, die etwas über die DDR-Mentalität bezüglich SV wissen wollen.
Ist nur ganz lustig, sich mal dran zu erinneren
http://www.aus-der-ddr.de/artikel/hasen ... d_134.html
Re: Artikel über SV in der DDR
Verfasst: Fr 12. Nov 2010, 09:33
von si001
Hallo Thomas!
Danke für den Link!
Ja, so war das. Und ich möchte die Erfahrung nicht missen. (Damit meine ich
nicht das Regim, sondern die Fähigkeiten, die ich dadurch gelernt habe und die Art zu leben.) Sie hat micht doch sehr geprägt.
Wir hatten ca. 50 Kaninchen. Die wurden auch zum Teil erkauft. (Durch die Subventionen war der Ankaufspreis höher, als der Verkaufspreis, was dazu führte, dass mancher sein Kaninchen hinten im KONSUM verkaufte und es vorne im Laden wieder kaufte. Damit machte er Gewinn. Ist doch verrückt! Auch so wirschaftete sich der Staat Stück für Stück in den Ruin.)
Mein Vater hatte irgendwo eine gerbrauchte Tiefkühltruhe ergattert. Da hinein kam fast alles, was der Garten hergab. Der "Rest" kam in Gläser.
Wer etwas Land hatte, hatte auch etwas mehr Abwechslung auf dem Speiseplan.
...und das Organisieren hat man schon frühzeitig gelernt - es war schon fast ein Jagttrieb

: Da ich auswärts lernte und später studierte, kam ich machmal an Sachen, die es eben mal gab. Mal war es Fruchtketchup oder Erbsen im Glas aus Weimar, mal gelbe Spitzpaprika aus Berlin. Alles wurde im Rucksack nach Hause geschleppt. Einmal habe an einem Montag Bananen bekommen und weil die sich ja nicht bis Freitag gehalten hätten, habe ich sie im Schuhkarton nach Hause geschickt....
Naja, wer´s nicht miterlebt hat, wird denken

. Den Blick für "wo gibt es was" habe ich heute noch.

Re: Artikel über SV in der DDR
Verfasst: Fr 12. Nov 2010, 09:58
von Olaf
Warum soll jemand im Laden Bananen kaufen, wenn 500 Meter weiter Bananen wild wachsen?
Da hab ich wohl seinerzeit was verpasst...
(Na gut, kleiner Tippfehler, letzter Artikel in der Reihe).
Ansonsten kann ich mich auch erinnern, dass man sich angestellt hat, nur weil andere auch anstanden.
Einmal gabs Bananen, rationiert, 5 oder so pro Nase. Ich hab mich hinter meinen Vater gestellt, wir kannten uns plötzlich nicht mehr, er hat mir unauffällig Geld zugesteckt, so konnten wir die doppelte Ration abgreifen.
In Rostock während des Studiums, Schlange vorm Schallplattenladen. Also ich mich angestellt, konnt ja aber nicht gucken, was es gab, hätt ich ja aus der Schlange gemußt. Vor mir standen aber 2 Freaks, der eine ist gucken gegangen, kam zurück,
"Bob Dülan, kennste den?" "Nö". Sind beide wieder gegangen...
Das was si001 schreibt vom Jagdtrieb stimmt irgendwie, und wenns hier beim Discounter neuen Ramsch gibt und die Leute stehen vor Ladenöffnung schon an, dann denk ich immer, die Ossis brauchen das irgendwie.
Das da so vieles auf der Strecke geblieben ist was das selber herstellen, konservieren betrifft, find ich auch schade. Da kann man aber auch sehen, dieser hohe Selbstversorgungsgrad war nicht unbedingt immer freiwillig, er war notwendig, wenn man nicht nur Weißkohl (fr)essen wollte im Winter.....(ich kann mich nur an die 80er gut erinnern, in den frühen 70ern muß es besser gewesen sein lt. meiner Mutter)
Re: Artikel über SV in der DDR
Verfasst: Fr 12. Nov 2010, 11:12
von Theo
Olaf hat geschrieben:Warum soll jemand im Laden Bananen kaufen, wenn 500 Meter weiter Bananen wild wachsen?
Dann war das mit der Bananenknappheit wohl nur imperialistische Propaganda
Olaf hat geschrieben:Ansonsten kann ich mich auch erinnern, dass man sich angestellt hat, nur weil andere auch anstanden.
Inzwischen macht man ja um Schlangen besser einen Bogen, weil dort besonders Dummes und Unnötiges feilgeboten wird

Re: Artikel über SV in der DDR
Verfasst: Fr 12. Nov 2010, 11:21
von si001
und wenns hier beim Discounter neuen Ramsch gibt und die Leute stehen vor Ladenöffnung schon an, dann denk ich immer, die Ossis brauchen das irgendwie.
Das ist im Westen nicht anders. Vor Ladenöffnung ´ne viertel Stunde in der Kälte warten, dann durch die Tür drängeln und an Schluss meckern, wenn sie 5 min an der Kasse warten müssen. Ich vermeide es möglichst montags und donnerstags am Morgen einkaufen zu gehen.
Das da so vieles auf der Strecke geblieben ist was das selber herstellen, konservieren betrifft, find ich auch schade. Da kann man aber auch sehen, dieser hohe Selbstversorgungsgrad war nicht unbedingt immer freiwillig,
Ich denke nicht, dass das verloren gegangen ist. Soo lange ist es doch noch nicht her. Die Leute sind einfach zu bequem geworden. Nur dass sie ich dann abhängig von Ma..i, Kno.. usw. machen, wollen sie nicht wahr haben. Lieber leben sie von Industriefutter, als selbst Hand anzulegen.
Ich weiß nicht, wie das in anderen Familien ist, aber bei uns greift das Vorbildprinzip. Meinen Kindern schmeckt das Industrieessen nicht. Mein Sohn wollte vor ca. 1 Jahr mal bei MC D essen. "Gut", dachte ich, "dann kann er auch mitreden". Beim Hamburgeressen, sagte er: "An dem Ding hat ja nur der Ketchup etwas Geschmack. Da mache ich mir lieber so was zu Hause selber. Dann würze ich mein Hackfleisch und nehme ein richtiges Brötchen." Da war Mutter doch schon heimlich etwas stolz auf sich.

Re: Artikel über SV in der DDR
Verfasst: Fr 12. Nov 2010, 13:39
von Theo
si001 hat geschrieben:Ich weiß nicht, wie das in anderen Familien ist, aber bei uns greift das Vorbildprinzip. Meinen Kindern schmeckt das Industrieessen nicht.
Ja, durch Predigen wird man sicher nichts erreichen
Bei Kindern ist es besonders wichtig, weil in den ersten Lebensjahren der Geschmackssinn ausgebildet wird (und auch an Industriefutter gewöhnt werden kann).
Re: Artikel über SV in der DDR
Verfasst: Sa 13. Nov 2010, 06:23
von Bunz
Hallo,
all das hat NICHTS mit der "DDR" zu tun. Es war schon immer so, daß man etwas organisieren mußte, und daß einer, der etwas Land hatte, dieses auch selbstversorgerisch nutzte.
(Man schlage nur in alten Büchern nach, also in ganz alten)
Erst die Überflußgesellschaft, die nun örtlich und zeitlich ziemlich begrenzt ist (global gesehen) hat zu einer Entfremdung der Menschen von der stinknormalen Essensbeschaffung (Selbstversorgung) geführt.
Allein der Begriff "Selbstversorgung"...
Herrgottnochmal, Selbstversorgung war Jahrtausende hindurch das Normale und es wird das Normale wieder sein.
Was sind schon 100 Jahre?
Nichts.
lg
BUnz
Re: Artikel über SV in der DDR
Verfasst: Sa 13. Nov 2010, 13:26
von Theo
Bunz hat geschrieben:Herrgottnochmal, Selbstversorgung war Jahrtausende hindurch das Normale und es wird das Normale wieder sein.
Was sind schon 100 Jahre?
Im Westen wohl nur 50. In den 60ern wurde es "cool", Konservendosen zu essen

Re: Artikel über SV in der DDR
Verfasst: Sa 13. Nov 2010, 18:56
von si001
all das hat NICHTS mit der "DDR" zu tun
Erst die Überflußgesellschaft, die nun örtlich und zeitlich ziemlich begrenzt ist (global gesehen) hat zu einer Entfremdung der Menschen von der stinknormalen Essensbeschaffung (Selbstversorgung) geführt.
Naja es hat sicherlich wirklich nur indirekt mit der DDR zu tun: Im Westen kam der "Überflussgesellschaft" mindestens 30 Jahr früher, als im Osten. Dafür war es nach der Wende im Osten wie im Zeitraffer - in einer viel kürzeren Zeitspanne.
Sicherlich wird es in den neuen Bundesländern in 20 Jahren auch so sein, dass z.B. viele Leute gar nicht mehr wissen, wie man richtig kocht - so ganz ohne Industrie.
Ulbrichts artgerechte Haltung von Mensch und Tier
Verfasst: Mi 17. Nov 2010, 21:32
von Das Faultier
Das Leben in der sozialistischen Selbstversorgerwirtschaft
hatte zumindest für die Kinder und Jugendlichen viele Vorteile.
- Wir lernten es frühzeitig und mit Freude, Verantwortung zu
übernehmen ( für die Viecher, den Garten, Heizung im Winter usw. )
- Wir gingen mit der Ressource Zeit sehr respektvoll und
effizient um ( Schulkram, Hauswirtschaft, Sport, Mädchen, Vergnügen )
- Wir wuchsen in das feingliedrige Beziehungsnetzwerk des realen
Sozialismus hinein. Dies war nicht zu vergleichen mit dem heute
üblichen Beziehungsmanagment am Rande der Legalität.
Damals standen die menschlichen Werte im Mittelpunkt, d.h. wenn
jemand etwas für andere freiwillig tat, dann meißt aus Freundschaft.
- Körperliche Arbeit an der frischen Luft und artgerechte bzw.
naturbelassene Ernährung ließen uns gesund heranwachsen.
( wir sind z.B. am Wochenende Kartoffeln lesen gegangen. Auch
zur Disco waren wir, aber von 17 bis 23 Uhr, denn früh um 8 Uhr
waren wir wieder auf dem Acker, ganz ohne Drogen, Alkohol und
Kopfschmerztabletten )
- Zu guter Letzt: durch die gärtnerische Nutzung der Grundstücke
waren diese einfach fruchtbar und schön, man konnte sich wohlfühlen.
Außerdem brachte das Zusammenleben von Mensch und Tier gesundheitliche
Vorteile.
Das Faultier