Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod

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Zacharias
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Re: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod

#61

Beitrag von Zacharias » Mo 25. Feb 2013, 01:00

Auf meiner Rheininsel sagt man zur Erdbeere Erbel, ein Ort weiter - sozusagen auf dem bösen Festland - sind Erbele aber Kartoffeln, die bei uns wiederum Krummbiere heißen.
Mein LAG hat sich neulich nicht mehr eingekriegt als ich beim Aufräumen zu etwas sagte, das kann gehimmelt werden = weggeworfen. Wusste gar nicht, dass es den Ausdruck anderswo nicht gibt.
Grüße,
Birgit

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Re: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod

#62

Beitrag von Bunz » Mo 25. Feb 2013, 05:53

Nee, Olaf,
das gerollte "R" war es nicht.
Es wird in Schlesien so gesprochen.
Was? Schlesien? Jawohl: Sachsen hat zwar immer Territorium an Preußen verloren, aber zweimal Geländegewinne gemacht.
Einmal nach dem 2. Weltkrieg ein Stück Schlesiens und das zweite Mal nach der Wende durch Bürgerentscheid ein Stück Sachsen-Anhalts. :opa:
lg
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ahora
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Re: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod

#63

Beitrag von ahora » Mo 25. Feb 2013, 08:45

guten morgen,

@zacharias - auf einer rheininsel großgeworden zu sein - das hat nicht jeder. wieviel einwohner hatte die insel damals?

olaf, ich versuche mich zu steigern :lol: - aber ich kann so wenig hessisch - also in ganzen sätzen, wenn ich dir heu liefern würde, dann könnte ich fragen, wo du dein ha hi ho willst. wir rollen auch das R - aber wohl noch in maßen. aber nicht weit weg von uns, die rollen noch viel mehr und zur bestätigung ihrer aussage, sagen die nicht <ge> oder <gelle> sondern <woorrrrre> - kommt wahrscheinlich von <wahrlich>.

schöne woche allen

ahora

Benutzer 146 gelöscht

Re: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod

#64

Beitrag von Benutzer 146 gelöscht » Mo 25. Feb 2013, 08:57

Zacharias hat geschrieben:Auf meiner Rheininsel sagt man zur Erdbeere Erbel, ein Ort weiter - sozusagen auf dem bösen Festland - sind Erbele aber Kartoffeln, die bei uns wiederum Krummbiere heißen.
Mein LAG hat sich neulich nicht mehr eingekriegt als ich beim Aufräumen zu etwas sagte, das kann gehimmelt werden = weggeworfen. Wusste gar nicht, dass es den Ausdruck anderswo nicht gibt.
ich kenne "gehimmelt" als Synonym für "kaputt gemacht" :hmm: , ist mir aber weniger als Dialekt in Erinnerung, eher als Jugend-"Slang" aus der Schulzeit.

Olaf
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Re: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod

#65

Beitrag von Olaf » Mo 25. Feb 2013, 09:07

Himmeln...
meine Frau benutzt (uns ich inzwischen auch) das in beiden Bedeutungen, kaputtmachen oder wegwerfen, komm wohl auf den Zusammenhang an.
Bzw., der Worbildung nach hat ja der Gegenstand, um den es geht sein irdisches Leben hinter sich, da passt auch beides....
Eigentlich bin ich ein netter Kerl.
Wenn ich Freunde hätte, könnten die das bestätigen.

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Zacharias
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Re: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod

#66

Beitrag von Zacharias » Mo 25. Feb 2013, 12:51

Hach, werde meinem Schatzi mitteilen, dass man himmeln außerhalb des Potts durchaus kennt und nicht nur auf 'ner Insel.

Kleine Inselkunde:
Mein Heimatdorf ist eine Besonderheit, weil es die einzige eigenständische Flussinselgemeinde Deutschlands ist. Mit 4,5km Länge und 1100-1400 Einwohnern in den letzten 50 Jahren auch nicht wirklich klein. Bin sogar dort die ersten 4 Jahre zur Schule gegangen und die Grundschule gibt es immer noch. Schön ist halt, dass die Einwohnerzahl recht konstant bleibt, weil natürlich wegen Hochwasser nicht alles zugebaut werden kann. Das Dorf liegt an der höchsten Stelle und drum herum ist Landwirtschaft mit dem besten Spargel. Die Insel liegt an der breitesten Stelle des Rheins, etwas unterhalb der Moseleinmündung.
Grüße,
Birgit

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Re: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod

#67

Beitrag von hunsbuckler » Mo 25. Feb 2013, 13:11

In meiner alten Heimat, dem hannoverschen Umland, wurden die Stadthannoveraner oft wegen ihres korrekten Hochdeutschs veräppelt.
Da besuchte ein Stadthannoveraner seinen Freund am Steinhuder Meer und wollte Aale kaufen.
An der ersten Räucherei fragte er:
"Haben Sie Aale?" - "Naan, wir höben Zaat"
Daraufhin sein Freund:
"Ach, ick maane: Höbense Ööle?" - "Jö, Ööle höben wa dö!"

Als ich dann im Hunsrück meine Lehrstelle auf dem Bauernhof antrat, hab ich erstmal vieles nicht verstanden.
"Dat Petra muß schwer abholen." - "Soll ich ihr was tragen helfen?" - "Dat muß Diät moochen!"

Noch schwieriger war es bei der Obsternte und Weinlese in Südbaden (ch wie in "auch"):

"De Chesichatten stoht ufm Chuchichaschtele." - "???"
"Der Kirschenkorb steht auf dem Küchenschrank."

"Diese Willmies, die die jungen Reben beschädigen - was sind das bloß für Leute?"
"Wühlmäuse!"
Liebe Grüße, Hans www.jugendrettet.org

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Re: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod

#68

Beitrag von sybille » Mo 25. Feb 2013, 19:35

"Dat Petra muß schwer abholen." - "Soll ich ihr was tragen helfen?" - "Dat muß Diät moochen!"
Das ist gut :lol: Hier müssen auch einige abholen, meistens im Frühjahr.

Mein Geschiedener war bei der Nachbarin und kam nachdenklich zurück. "Der Nachbarin verkalken die Blumen, seit sie keine Hühner mehr hat". "Kann nicht sein!" "Doch, sie hat ihre Blumen immer im Hühnerstall überwintert, und seitdem sie keine Hühner mehr hat, verkalken die Blumen. Macht ja auch Sinn - Eier Kalk ..." Aber da hatte ich es schon: die Blumen verkaahlen (erfrieren), weil sie zu kalt sehen. Sind ja keine Hühner mehr da, die Wärme abgeben.
Hühner sind Menschen wie Du und ich, nur das sie zur Hausordnung Hackordnung sagen.

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Re: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod

#69

Beitrag von Reisende » Di 26. Feb 2013, 09:25

Habe grade einen kleinen Artikel im Kulturspiegel gelesen, der passt wie faust aufs Auge. Hab ihn mal fix für euch fotografiert.

Edit: Musste ich leider löschen, das geht nicht wegen Urheberrecht. Olaf

Guten Morgen! :)
da ich laktose und gluten hervorragend vertrage, leiste ich mir als ausgleich dafür einige intoleranzen im zwischenmenschlichen bereich.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod

#70

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Di 26. Feb 2013, 09:40

@Reisende: hihi - lustig....
danke fürs Einstellen!

wobei....

ich - ohne Dialekt aufgewachsen, aber sehr lernfähig was Sprachen angeht - hab das Problem, dass ich immer überlegen muss, ob ich zum Beispiel "hinunter" sag oder "nunta", "runta" oder "owi" :pfeif:

Meine Familie hat mich immer gehasst, wenn wir aus dem Urlaub in Stuttgart-Umgebung zurückkamen, weil ich so komisch sprach. Mir gefällt das Schwäbische!!
Und die Landschaft dort - war irgendeine Alp (odert Alb??)

Als Kind hab ich meine steirische Nachbarin in einem "Wörterbuch" verewigt und versuchte krampfhaft, so wie sie zu reden - erinnern kann ich mich vor allem an das "do hon i ma denkt" (das habe ich mir gedacht) und dass der "Woaz" nicht etwa (oh sorry: "eppa") der Weizen war, sondern der Kukuruz (oder Mais)
"Wuggalan" sagte sie glaube ich zu den Kücken - ?
edit: :eek: oh - nö! ich denke jetzt, das waren die Ferkel - sorry für Oitzhaima....

Wörterbuch

......

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