Hallo,
habe jetzt erst gesehen, dass hier in der Zwischenzeit noch ein paar andere Themen dazugekommen sind...
@ Dobi: Ja, das Thema Jodbelastung / Jodmangel ist in der Tat ein sehr kontrovers diskutiertes! In dem Link von Dir sind ja verschiedene Aspekte dargestellt, Einfluss auf die Schilddrüse, Jodallergie, diese Störungen sind leider bekannt. Ob sie in so hoher Verbreitung auftreten, wie in dem Link genannt, kann ich nicht beurteilen. Allerdings denke ich dennoch, dass es auch in Deutschland bei bestimmten Personengruppen durchaus eine Jodunterversorgung geben kann. Wie gesagt: bei
einigen. Insofern halte ich natürlich grundsätzlich überhaupt nichts von einer massenhaften künstlichen Anreicherung von Lebensmitteln! Es muss immer die individuelle Situation betrachtet werden, die sich ja auch im Lauf des Lebens ändern kann.
@ Theo: Für eine sorgfältige individuelle ärztliche Beratung, vor allem in Hinblick auf Krankheitsvorbeugung, langfristige Lebensweisen etc., reichen ja leider unsere Gesundheitssysteme überhaupt nicht aus. (Gerade die Prophylaxe wird doch hier total klein geschrieben. Es wird eben auf das Budget für's laufende Jahr geschaut, nicht darauf, wie sich eine ausbleibende Vorsorge in 10, 20, 30 Jahren in Form von Krankheiten sowohl auf den Menschen als eben auch auf die Kassen auswirken könnte) Daher entsteht natürlich ein großes Bedürfnis bei vielen Menschen, sich anderweitig zu informieren.
@ Saurier61: In Deutschland wird dem Trinkwasser definitiv kein Fluor zugesetzt, und es ist auch nichts derartiges geplant! Wohl wird von behördlicher Seite zur Kariesprophylaxe z.T. eine zusätzliche Fluoridaufnahme empfohlen, sofern die empfohlene Mindestmenge von 0,05 mg pro kg Körpergewicht nicht durch die normale Nahrung erreicht wird, aber ich sehe es wie Du: die Entscheidung darüber sollte individuell erfolgen. Schließlich sind die Ernährungsweisen ja auch extrem unterschiedlich in unserer Gesellschaft, und außerdem tragen außer der Fluoraufnahme ja auch noch weitere Faktoren zur Kariesbildung bei... (Zucker. Hygiene. Gene...)
@ Sabi(e)ne: Imidacloprid etc. - ein heißes Eisen. Ich habe mir mal den Bewertungsbericht der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA von 2008 aus dem Netz gezogen (wenn es Dich interessiert und Du damit was anfangen kannst, findest Du ihn hier, sofern noch nicht bekannt:
http://ec.europa.eu/food/plant/protecti ... rep_de.htm)
Dort wird u. a. über Akkumulationsstudien in D und UK berichtet. Die Versuche in UK liefen so ab, dass über sechs Jahre hinweg einmal pro Jahr Gerste aus mit Imidacloprid behandeltem Saatgut auf der selben Fläche bis zur Reife angebaut und abgeerntet wurde. Nach der Ernte wurde das Stroh gehäckselt und untergepflügt. Regelmäßig wurde der Gehalt an Imidacloprid im Boden bestimmt. Während der Versuchsdauer von sechs Jahren wurde kein Plateau erreicht, sondern die Konzentration nahm von Jahr zu Jahr weiter zu. Aus den Zahlen wurden theoretische Halbwertszeiten von über 3 Jahren errechnet. Diese Versuche wurden auf zwei Versuchsgeländen durchgeführt, wo beide Male etwa das gleiche Ergebnis erzielt wurde. Für die Risikobewertung wurden diese Daten jedoch nicht berücksichtigt mit dem Argument, das Unterpflügen des gesamten Strohs stelle keine übliche Praxis dar. Bei den Studien in D wurden Obstplantagen unterhalb der Baumkronen besprüht, teils auf die nackte Erde, teils auf Gras. Grasschnitt wurde als Mulch liegen gelassen. Zur Probenahme wurden die nackte Erde und die grasbedeckte gemischt (finde ich persönlich ein etwas seltsames Vorgehen, "worst case" erfasst man damit jedenfalls nicht). Die Sprühanwendung erfolgte ebenfalls einmal im Jahr über sechs Jahre. Nach drei Jahren erreichte der I.-Gehalt im Boden ein Plateau, danach sank er trotz fortgesetzter Anwendung ab. Halbwertszeiten wurden zunächst als 182 Tage bestimmt, dann nach "Normalisierung" als 80-86 Tage (was diese Normalisierung bedeutet und ob sie sinnvoll ist, weiß ich aus dem Stehgreif nicht).
Also doch ziemlich unterschiedliche Ergebnisse...
In dem Bericht stehen auf den ersten Blick überhaupt eine Reihe recht bedenklicher Fakten. So wird klar gesagt, dass die Sprühanwendung mit einem hohen Risiko für Bienen verbunden ist. Und dies betrifft die
korrekte Anwendung! Das allergrößte Problem bei der Anwendung von Pestiziden sind vermutlich sowieso die Fehlanwendungen. Kollegen aus dem Umweltbundesamt erzählten mir schon vor ein paar Jahren, dass sie mehrfach die Durchführung von Feldstudien beantragt hätten, um die tatsächliche Anwendungspraxis zugelassener Pestizide zu überprüfen, diese seien aber jedesmal vom Ministerium (BMU) abgelehnt worden...
Soweit. Falls meine Antworten zu weit vom Thread abschweifen, bitte ich um Nachsicht. Da diese Themen hier alle so nacheinander auftauchten, fand ich erstmal keine bessere Lösung.
Liebe Grüße,
Barbara