Ethisch korrekte Paläo-/Primal-Ernährung?

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Delikat
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Re: Ethisch korrekte Ernährung?

#41

Beitrag von Delikat » Do 21. Mär 2013, 10:39

Thomas/V. hat geschrieben: Es ist erwiesen, das zu Beginn des Neolithikum erstmal nur Wildgetreide gesammelt wurde als Ergänzung, Hauptnahrungsgrundlage war noch bis zum Ende des N. Jagen und Sammeln.
Der Anteil der landwirtschaftlichen Produkte hat sich nur ganz allmählich gesteigert und ist erst mit Beginn des Bewässerungsfeldbaues "gekippt" (in Mesopotamien ca. 5000 v.u.Z.).

Die hohe Kindersterblichkeit war übrigens wohl eher Folge des Übergangs zur Landwirtschaft.
Jäger und Sammler bekommen weniger Kinder (lange Stillzeit) als Bauern, die in größeren Gemeinschaften und zusammen mit Haustieren in enger Nachbarschaft leben. Viele Infektionskrankheiten stammen von Haustieren oder werden von Kulturfolgern wie Mäusen und Ratten übertragen.
Schwere, eintönige landwirtschaftliche Arbeit ist auch ungesunder als Jagen und Sammeln :pfeif:
Zu dem Thema Krankheiten durch enges Zusammenleben mit Haustieren kann ich "Arm und Reich - Die Schicksale menschlicher Gesellschaften" von Jared Diamond empfehlen. Aber auch die anderen Kapitel sind hochinteressant.

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Ragna
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Re: Ethisch korrekte Ernährung?

#42

Beitrag von Ragna » Do 21. Mär 2013, 12:07

@lieber rati
Vielen Dank für deine Mühe und die Antworten.

Zum Glück bin ich ja nicht allergisch.
Mir ist nur seid einiger Zeit aufgefallen das etwas mit dem Mehl nicht stimmt, durch den Artikel dachte ich, ich bin der Ursache auf der Spur.
Darum wollte ich auf Biogetreide umsteigen, und wollte nur wissen ob dort auch an neuen Sorten gebastelt wird, was das Biogetreide in der Struktur verändert.
Mich gruselt so was, da sich meist erst Jahrzehnte später rausstellt was es für Auswirkungen hat. Sozusagen ein Großer Feldversuch mit unklarem Ausgang.
Wer sagt, dass etwas nicht geht, sollte die nicht stören, die es gerade machen.

Rati
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Re: Ethisch korrekte Ernährung?

#43

Beitrag von Rati » Do 21. Mär 2013, 12:24

Ragna hat geschrieben:Vielen Dank für deine Mühe und die Antworten.
bitte schön, gern geschehen. :)

Grüße Rati
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Re: Ethisch korrekte Ernährung?

#44

Beitrag von Shura » Do 21. Mär 2013, 16:01

Sabi(e)ne hat geschrieben: ich meine eher "wie kriegt man eine Paläo-Ernährung möglichst umweltfreundlich hin?

....Was denkt ihr?
Hallo, ich will mal versuchen wieder zum Ausgangspunkt des Thread zurückzukommen.

Vieles ist bereits gesagt worden - spinnt man den Faden aber weiter und überlegt, was es an Nahrungsquellen für eine wirkliche Paläo-Ernährung gibt, sieht es äußerst übel aus.

Bis auf Wild (und an das mußten unsere Vorfahren ja auch erst einmal kommen) und Fisch (Muscheln etc. zähle ich mal dazu), Vögel & deren Eier, Wildkräuter, Gräser(samen) und Wildobst gab es nicht viele Möglichkeiten.

Viele "korrekte" Gemüse gab es allenfalls in ihren "Urformen" oder halt nicht in unseren Breiten. Wer mal versucht hat sich von der "Wilden Möhre" zu ernähren wird mir schnell zustimmen. Die heutigen Möhre, Rüben, Sellerie und Kohlarten ....sind Zuchtformen.
Allerdings macht eine Handvoll Wildkräuter nach meiner Erfahrung wesentlich satter!

Viele Pflanzen sind eingeschleppt bzw. erst nach Kolumbus zu uns gekommen und dann weitergezüchtet worden.
Ähnliches gilt beim Obst - heutige Äpfel sind auf Größe & Süße gezüchtet und haben nicht viel mit ihren wilden Vorfahren gemein.

Nun, Obst und Pilze (sofern man sich mit letzteren auskennt) kann man trocknen.

Viel "Unkräuter" sind typische Vertreter vom Menschen urbar gemachter Flächen.

Unter diesen Voraussetzungen scheint eine klima- & ethisch korrekte Ernährung in unseren Breiten kaum möglich! Allenfalls die sogenannte "Urkost" nach Franz Konz wäre möglich. Diese braucht aber schon eher mediterrane oder subtropische Gefilde und die Bereitschaft vegan & rohköstlich zu leben. (Über die Auswüchse der "Urköstler" wollen wir mal hinwegsehen.)

Genügend Anbaufläche & Möglichkeiten vorausgesetzt würde ich alles Anbauen was in unseren Breiten ohne besondere Zufuhr von Energie wächst.
Dabei ist/wäre mir die ursprüngliche Herkunft der Pflanzen egal!
Zusätzlich:
- Bohnen hier vor allem Dicke bzw. Saubohnen
- Linsen, Lupine
- Sojabohnen (es gibt mittlerweile Sorten die auch im kühlen Norden wachsen sollen)
(- bei Bedarf alte Getreide- bzw. Pseudogetreideformen wie Quinoa, Fuchsschwanz...)
- Topinambur, ev. Yaccon & Macca
- ev. Hanf (Achtung in D verboten!)
- Obst je nach Geschmack - möglichst Wildsorten
- ganz wichtig: Zuchtpilze !

Wildkräuter und Pilze würde ich ernten wann & wo ich sie auf sauberen Flächen bekomme. Wildkräuter wie Meldearten & Guten Heinrich sowie viele Gartengemüse kann man recht klimaneutral salzen bzw. milchsauer einmachen. Beim Salzen würde ich allerdings auf das mit Rieselhilfen versetzte Tafelsalz verzichten.

Je nach Ernährungseinstellung & Geschmack (beim bekannten Bio-Bauern gekauftes oder besser selber produziertes) Fleisch & Eier; Fisch ev. auch Garnelen & Muscheln aus eigener Aquakultur.

[Mit der Jagd im Umkreis wäre ich vorsichtig - nicht nur wegen der erwähnten Zufütterung, der Schadstoffe und dem deutschen Jagdrecht... ;) auch gilt es zunächst an die Tiere ranzukommen - das scheint recht einfach im heutigen jagdlichen Streichelzoo; unter natürlicheren Bedingungen gibt es meistens wesentlich weniger Tiere/ha.]

Südfrüchte/-Gemüse - sofern gewünscht, muß man halt zukaufen. Bei mir sind das aber allenfalls mal Avokados und ein paar Bananen; Versuche mit Okra und Süßkartoffeln starten dieses Jahr.

...

Grüße

Shura :schaf4:
Unkraut ist für alle da ;)

Benutzer 947 gelöscht

Re: Ethisch korrekte Ernährung?

#45

Beitrag von Benutzer 947 gelöscht » Do 21. Mär 2013, 17:00

Sabi(e)ne hat geschrieben: Bei Obst bin ich mir der heimischen Auswahl im Sommer glücklicher als mit Importen, und im Winter halt Äpfel, und ab und zu was aus der TK (ohne Zucker, mein Zeugs), eingemachtes Obst geht ohne Zucker ja nicht, und ist mir auch viel zu süß.
Hallo Sabine,

ist jetzt ein bisschen OT - aber warum meinst du, dass ohne Zucker einmachen nicht geht? Hab jetzt nicht den ganzen Thread gelesen - vielleicht hat ja schon jemand darauf geantwortet. Jedenfalls kannst du Obst ohne Zucker einmachen... ich habe über Jahre hinweg (bevor ich meine Gefriertruhe hatte), Zwetschgen ohne Zucker eingemacht. Einfach deshalb, weil ich ihnen nicht verstärkt den Saft entziehen wollte und der Kuchen, auf den sie später dann meist sollten, auch gesüßt wird. Ich habe die Zwetschgen entsteint und eng aufeinander geschichtet in ein Einkochglas gegeben (die mit dem Gummiring und Glasdeckel) und ohne Zucker und ohne Wasser (!) eingekocht. Ohne Wasser deshalb, damit sie nicht ausgekocht und geschmacklich verdünnt werden. So köcheln sie sozusagen im eigenen Saft, der ist nachher natürlich ziemlich dickflüssig. Habe ihn dann immer unter die Streusel gemischt, sozusagen als Geschmacksverstärker. :)

Mit anderem Obst und Wasserzugabe ohne Zucker habe ich keine Erfahrungen. Aber gehen tut es in jeder Variante, ist eben eine Frage der gewünschten Optik und vor allem des Geschmacks. Man kann ja auch Brot einkochen und andere Dinge ohne Zucker und ohne dass es in Wasser schwimmt. Oder auch nur Wasser einkochen - schönes sauberes Trinkwasser, so man hat. Ein Notvorrat an Wasser empfiehlt sich ja immer. Die "Weck"Gläser mit Gummiring sind so genial zum Einkochen. Ich sammle alle, die ich kriegen kann. Schraubgläsern traue ich für solche Zwecke nicht, die nehme ich nur für Sauerkonserven und Marmelade mit mindestens 30 % Zucker.

Liebe Grüße
S.

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Re: Ethisch korrekte Ernährung?

#46

Beitrag von borger » Fr 22. Mär 2013, 07:51

Rati hat geschrieben: Da Biobauern die Bedürfnisse welche solche Hochleistungsgetreide haben gar nicht erfüllen können, ist die Wahrscheinlichkeit hoch das du keine Pflanze mit hohem ATI Anteil finden wirst. Es sei denn sie hat von natur aus einen hohen Anteil, um sich gegen Schädlinge zu wehren.
Biobauern verwenden in aller Regel konventionelle Getreidesorten. Auch gerne von KWS, die man doch wegen ihrer Förderung von HannoverGen so angegriffen hatte.

http://www.gut-rosenkrantz.de/pdf/Saatg ... r_2012.pdf

Wie diese Sorten entstanden sind:
http://www.sueddeutsche.de/wissen/zucht ... -1.1270439

Was dieses ominöse ATI betrifft: Sollte es sich um seriöse Forschung handeln, dann müsste man doch erwarten können, dass diese Forscher die ATI-Gehalte der gängigsten Getreidesorten ermittelt haben. Von so einer Aufstellung habe ich aber bisher nichts gehört, es wird nur pauschal vor „Hochleistungssorten“ gewarnt.

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Re: Ethisch korrekte Ernährung?

#47

Beitrag von Rati » Fr 22. Mär 2013, 08:45

borger hat geschrieben:Sollte es sich um seriöse Forschung handeln, dann müsste man doch erwarten können, dass diese Forscher die ATI-Gehalte der gängigsten Getreidesorten ermittelt haben. Von so einer Aufstellung habe ich aber bisher nichts gehört, es wird nur pauschal vor „Hochleistungssorten“ gewarnt.
:nick:
genau, und weil ich diese ominösen Hochleistungssorten für solche halte die spezielles Dünger und Schutzmanagment benötigen bin ich mal davon ausgegangen das die eher zu den "konvensionellen" zählen die ein Biobauer nicht hat.

Sorry shura... wir gleiten wieder ab. :rot:

Grüße Rati
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Re: Ethisch korrekte Ernährung?

#48

Beitrag von fuxi » Fr 22. Mär 2013, 13:21

Bei der von Sabi(e)ne im ersten Posting erwähnten Paleo-Ernährung kann es einem eh egal sein, welche Getreidesorten von wem angebaut werden udn welche Inhaltsstoffe die haben :mrgreen: Paleo ist (unter anderem) komplett getreidefrei.

Ich bin jetzt bei Tag 4 meines 30-Tage-Selbsttests.
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Re: Ethisch korrekte Ernährung?

#49

Beitrag von Seb » Fr 22. Mär 2013, 13:53

fuxi hat geschrieben:Ich bin jetzt bei Tag 4 meines 30-Tage-Selbsttests.
Führst Du dazu eventuell schon eine Art "Tagebuch" (online)? Ich finde das ganz interessant, bin aber schon sehr auf Getreide/Kohlenhydrate (Brot/Nudeln bzw. Kartoffeln/Reis) gepolt (Erziehung/Gewöhnung).
Und da ich eigentlich immer versuche regional einzukaufen, kann ich mir insbesondere im Winter nur schwer vorstellen, wie das ohne funktioniert, da gibt's ja nicht soo vieles. Als reiner Selbstversorger ist das wohl noch schwerer. Das ist dann u.U. doch vielleicht ein sehr eintöniger Speiseplan?

Insbesondere in Hinblick auf die Fleischversorgung (Fleisch ist das neue Brot?) bezweifele ich, dass ich das in annehmbarer Qualität/Herkunft finanzieren bzw. Quantität (als Selbstversorger) produzieren könnte.
Wahrscheinlich braucht man aber davon gar nicht so viel, wie ich annehme?

Ich wäre also an einem "live"-Erfahrungsbericht durchaus interessiert. :)

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Re: Ethisch korrekte Ernährung?

#50

Beitrag von fuxi » Fr 22. Mär 2013, 14:10

Ich bekommen nächste Woche in halbes Lamm, das wird schonmal weiterhelfen. Generell ist es bezahlbar, wenn man ganze/halbe Tiere kauft, statt Fleischstückchen. Knochige Stücke und Organe sind günstig und reich an wichtigen Inhaltsstoffen. Hin und wieder kaufe ich auch konventionelles Fleisch, aber meistens ist es bio oder direkt vom Erzeuger (Wachteln direkt von mir ^.^)

Generell bin ich nicht so der Tagebuchschreiber aber hin und wieder tweete ich unter #PrimalFoxy ein paar Gedanken zu meinem Versuch. Aber auf Englisch.
Bis jetzt komme ich gut klar, habe aber auch vorher schon nie mega viel Getreide gegessen. Mal Nudeln, mal Bulgur, selten Brot.

Gemüse ist aktuell leider komplett gekauft, da ich den Strebergarten erst seit letztem Sommer habe und noch keine Wintergemüse angebaut habe. Aber hinterm Haus guckt schon der Mangold wieder raus (wenn man ihn nicht erntet ist er mehrjährig). Und Kohl kann man auch gut einkellern, was ich kommenden Herbst/Winter dann testen werde.
Sauerkaut ist auch paleo und ein super Wintergemüse.
Seb hat geschrieben:Fleisch ist das neue Brot?
So wie ich das verstehe ist bei Primal/Paleo eigentlich Fett das neue Brot :mrgreen:
Fleisch/Fisch/Eier für die Proteine, aber Fett (vorwiegend tierisch - von Weidetieren) zum satt werden und zur Energieversorgung.
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