Seit ich 10 Jahre alt bin, darf ich beim Heuschnupfen mitreden. Hatte dann die verschiedenen Evolutionsstufen der Medizin miterlebt, von Tavegil zu Loratadin, und mit 16 eine Desensibilisierung mitgemacht. Der Erfolg war, daß der Körper sich einen neuen "Feind" gesucht hat und von Gräser/Roggen auf Frühblüher umgeschwenkt ist. Einmal hatte ich irgendso ein frei verkäufliches Naturmittelchen gegen Heuschnupfen probiert, konnte ich komplett vergessen, da zahle ich lieber 5 € für einen 100er Pack Loratadin und habe einigermaßen meine Ruhe. Ich finde, Dauerschnieferitis, endlose Niesanfälle plus Kar-Dall-Augen und ein allgemein schlappes Gefühl (der Körper ist ja "im Kampf") schränken mich mehr ein als eine winzige Tablette am Tag.
Muß aber jeder selber wissen, ist ja nicht jeder gleich schwer allergisch.
Beim Thema "alles psychisch" sehe ich auch ein bißchen rot, es gibt schließlich auch sowas wie Vererbungslehre, und wenn Vater und Mutter beide mit Allergien zu tun haben, reicht bei dem Nachwuchs mit bißchen Pech die beste Psyche nix.
Aber beim Thema "Placebo" hatte ich ein witziges Erlebnis: warmes, mildes Frühjahr, extremer Pollenflug schon im März und ich hatte Heuschnupfen und echten Schnupfen gleichzeitig, meine Kollegen prophezeiten schon mein baldiges Ableben

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Dauerniesend fuhr ich zur Apotheke, wurde von der netten Apothekerin noch fleißig bedauert, fahre wieder weg - und merke 3 Ampeln weiter, daß ich, seit das hilfreiche Apothekentütchen auf dem Beifahrersitz liegt, nicht mehr Niesen mußte

. Danach probierte ich es auf der Schiene "Hauptsache, es ist was greifbar, und mal abwarten, ob ich es wirklich brauche."
Seit 2 Jahren schwenkt die Geschichte jetzt allerdings in Richtung Husten/Asthma um, da hört für mich der Spaß auf und ich habe mir grade ein Rezept dagegen geholt - in den Jahren ohne Behandlung saß der Husten bis zum Sommer so fest, daß mir bei der Bellerei fast das Essen hochgekommen ist.
Macht keinen Spaß, muß ich mir nicht antun.
Im Radio hatte ich mal einen interessanten Beitrag dazu gehört, der Fachmann, wer auch immer es war, sagte, es gäbe die Beobachtung, das Allergien erst dann aufkommen, wenn sich ein (Entwicklungs)Land im Gesundheitsbereich dem westlichen Standart nähert und die "richtigen" Krankheiten wie Pest und Cholera ausgerottet sind. Ab dann hat das Immunsystem Langeweile.
Klingt für mich plausibler als das übliche "zu wenig Dreck in der Kindheit", ich hatte beim Pferd mit Sicherheit mehr Dreck und Natur als mein Brüderchen beim CVJM - trotzdem habe ich das komplette Allergiesortiment abbekommen und er hat nur in Extremsituationen mal Probleme.