Das Steinzeit-Rezept

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si001
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Re: Das Steinzeit-Rezept

#11

Beitrag von si001 » Do 19. Mai 2011, 20:49

Danke Helga! Du hast schon viel erklärt!
Es ist keine Krankheit, die man erst hat, wenn man die Diagnose hat. Es hat nichts mit Privatpatienten zu tun, die aus lauter lange Weile mal eben zum Arzt gehen, damit sie e n d l i c h mal eine Krankheit haben. :ohoh:

Bei mir war es so, dass ich 42 Jahre unbemerkt mit Zöliakie gelebt habe. Ich hatte keine Bauchschmerzen usw. Ich hatte "nur" schon vom Kleinkindalter an Kalzium- und Eisenmangel, Wachstumsstörungen, Zahnschmelzdefekte... mit 27 Jahren Osteoporose.... Nie gab es eine Erklärung dafür. Bis meine Tochter sich 14 1/2 Jahre (!) mit absolut typischen Sympthomen rungequält hatte und dann endlich ein kleverer Kinderarzt mal auf die Idee "Zöliaie" kam. Dann habe auch ich mich testen lassen - und Volltreffer! Meine Mangelerscheinungen kamen daher, dass das Gluten meine Darmzotten total zerstört hatten. Der Darm hat also nicht richtig funktionieren können. (So was sieht man bei einer Darmspiegelung. Ist also keine Spinnerei.)

Diesen Samstag ist in Nürnberg "Welt-Zöliakie-Tag". Es werden, wie bei den letzten Veranstaltungen auch, wieder ein paar Tausend Teilnehmer erwartet. Zweck dieser Veranstaltung ist hauptsächlich, dass die Zöliakie in der bereiten Bevölkerung bekannter wird.

Übrigens: Es gilt der Grenzwert für Gluten in der Nahrung, die als glutenfrei gelten darf: das sind 20ppm
ppm heißt "parts per million" - also 1 Teil von einer Million oder 0,000001. Auf ein Kilogramm ist 1ppm = 0,001 g -> also sind 20ppm = 0,02 g Gluten pro kg Nahrungsmittel
Liebe Grüße, si001!
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Nilora
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Re: Das Steinzeit-Rezept

#12

Beitrag von Nilora » Do 19. Mai 2011, 21:11

fuxi hat geschrieben:Wie kann ich denn eine Krankheit haben, wenn ich keine Symptome dieser Krankheit zeige? :hmm:
Wenn ich keine Symptome einer Erkältung zeige, habe ich auch keine Erkältung.
Und bei Viren wie Herpes oder HIV kann ich zwar das Virus in mir tragen, aber solange ich keine Symptome zeige, bin ich auch nicht erkrankt.
Das stimmt so nicht. Es gibt durchaus Erkrankungen, die kaum oder keinerlei Symptome verursachen. Ich bin letztes Jahr zu mehreren Ärzten gerannt, weil ich geschwollene Lymphknoten am Hals und nächtliche Schweißausbrüche hatte. Nach vielem hin und her hat sich bei einem Antikörpertest dann herausgestellt, dass ich an Q-Fieber erkrankt war.

Zitat Wikipedia:
In etwa der Hälfte der Fälle verläuft die Infektion unbemerkt oder mit nur milden Symptomen. Das meist grippeähnliche Erscheinungsbild kann mit abrupt einsetzendem Fieber, starker Abgeschlagenheit, starken Kopfschmerzen, Myalgie (Muskelschmerzen), Appetitverlust, trockenem Husten, Brustschmerz, Schüttelfrost, Verwirrtheit, und – seltener – Magen-Darm-Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall einher gehen.
Bei chronischen Erkrankungen kann man jahrelang symptomlos bleiben. Also sich gesund zu fühlen heißt nicht automatisch gesund zu sein ;) Eine Tatsache, die dem kleinen Hypochonder in mir viel Nahrung bietet :platt:

Grunling

Re: Das Steinzeit-Rezept

#13

Beitrag von Grunling » Do 19. Mai 2011, 21:15

Weiß jemand, ob es Forschungsansätze dazu gibt, ob sich der Anteil an Zöliakie-Betroffenen seit der Industrialisierung erhöht hat? Da man Zöliakie erst seit Mitte letzten Jahrhunderts versteht, wird das nicht so einfach zu beantworten sein. Es interessiert mich, weil recht viel am Weizen gezüchtet wurde und Dinkel beispielsweise von vielen wieder vertragen wird.

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Re: Das Steinzeit-Rezept

#14

Beitrag von si001 » Do 19. Mai 2011, 21:23

@Grünling: Antwortansatz auf deine Frage könnte vielleicht der Ausschnitt aus dem Artikel hier sein:
Gluten ist das Klebereiweiß in Weizen, Roggen und Dinkelmehlen, durch das sich die Teigwaren geschmeidig und zäh-elastisch verbacken lassen. Das Gluten im Weizen ist durch Züchtung in den letzen Jahrzehnten den Bedürfnissen der Backindustrie angepasst worden - gleichmäßig schöne Backwaren sind wichtiger als die Gesundheit der Menschen. Durch Nitratdüngung ist vermehrt Gluten im Weizen, Roggen und Dinkel. Es ist für „Brotweizen“ eine bestimmte Menge an Eiweiß im Getreide vorgeschrieben, sonst wird das Getreide nur als Futter oder als Brennstoff verwendet.
Liebe Grüße, si001!
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Benutzer 72 gelöscht

Re: Das Steinzeit-Rezept

#15

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Do 19. Mai 2011, 22:01

hallo!
Grünling hat geschrieben:Weiß jemand, ob es Forschungsansätze dazu gibt, ob sich der Anteil an Zöliakie-Betroffenen seit der Industrialisierung erhöht hat? Da man Zöliakie erst seit Mitte letzten Jahrhunderts versteht, wird das nicht so einfach zu beantworten sein. Es interessiert mich, weil recht viel am Weizen gezüchtet wurde und Dinkel beispielsweise von vielen wieder vertragen wird.
Das weiß ich leider nicht, aber ich kenne wen, der verträgt keinen Weizen - Dinkel, Roggen und andere glutenhaltige Getreide gehen problemlos :im:
ist aber keine Zöliakie bei ihm.

edit: Zitat aus obigem link
Wer eine Glutenintoleranz vermutet oder hat, muss Milchprodukte und glutenhaltige Waren durch glutenfreie ersetzen.
:eek: stimmt das? Milch hat auch Gluten?

liebe Grüße!

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Re: Das Steinzeit-Rezept

#16

Beitrag von si001 » Do 19. Mai 2011, 22:21

Das weiß ich leider nicht, aber ich kenne wen, der verträgt keinen Weizen - Dinkel, Roggen und andere glutenhaltige Getreide gehen problemlos :im: ist aber keine Zöliakie bei ihm.
Na, es gibt ja noch eine Weizenallergie - dann wird es wohl eher in die Richtung gegen. Weizenallergiker reagieren auf Weizen - nicht auf das Gluten. Der Unterschied zwischen z.B Weizenallergie und Zöliakie ist, dass es sich bei Zöliakie nicht um eine Allergie handelt, sondern um eine Autoimmunerkrankung. Weizenallergiker vertragen dann natürlich die anderen Getreisesorten, wie du schon schreibst.
:eek: stimmt das? Milch hat auch Gluten?
Eindeutig NEIN!. Milch hat kein Gluten. Oft haben aber Menschen mit Zöliakie auch eine Lactoseintolleranz (bedingt durch den beschädigten Darm). Daher müssen viele eben auch mit Milchprodukten aufpassen.
Liebe Grüße, si001!
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Re: Das Steinzeit-Rezept

#17

Beitrag von Saurier61 » Do 19. Mai 2011, 23:30

Hallöle,


Zöliakie ist eine genetisch bedingte, vererbbare Autoimmunerkrankung, ....
Es wird angenommen, dass schon mindestens jeder 200. in Deutschland von Zöliakie / Sprue betroffen ist.

Zöliakie ist nicht heilbar... es ist eine lebenslange glutenfreie Diät erforderlich.

Oft tritt zusätzlich zu einer Zöli auch eine Laktoseintoleranz bzw. Milchzuckerunverträglichkeit auf. Oder auch eine Fructoseunverträglichkeit.

Nein, Milch enthält kein Gluten.

Gluten kommt in natürlichen Lebensmitteln auch nur in bestimmten Getreidesorten vor.
Das heisst, Weizen Roggen, Dinkel, Einkorn, Emmer, Grünkern, Gerste, Bulgur Triticale, Hafer sind tabu. Wobei Hafer eigentlich glutenfrei ist aber durch Anbau und/oder Verarbeitung mit Gluten kontaminiert werden kann.

Dinkel... bei einer Weizenallergie/Unverträglichkeit kann es schon sein, dass es verträglich ist. Nicht bei Zöliakie!

Kleinste Mengen von Gluten können schon den Darm wieder beeinflussen.
Ganz ehrlich das mit der Kontamination ... z.b. etwas Mehlstaub oder ein Krümel WeizenBrot muss man vermeiden... hab ich für total bescheuert.. absolut übertrieben gehalten.

Ist es aber nicht. Ohne zu überlegen mein Brot in den Toaster gesteckt, in dem glutenhaltiges Brot getoastet wurde... und schon durfte ich mehrfach zum WC rennen...

Und darum muss ich z.B. für mein Brot einen eigenen Toaster benutzen.
Mir die Hände waschen wenn ich für meinen Mann glutenhaltige Stullen gemacht hab.... Arbeitsflächen peinlich sauber halten...

Aber ... mir geht es immer besser und wenn das so weitergeht kann ich bald auch wieder ohne Brille lesen :daumen:

@si001
ich war fast fünfzig... meine Tochter fast 30 als es bei ihr festgestellt wurde.
Und ich wär wahrscheinlich noch weiter so durchs Leben gekrochen, wenn es bei der Diagnose meiner Tochter nicht geklickt hätte.

Zum Arzt, den ich dann auch noch überreden musste mein Blut zu checken... :grr: und dann endlich mal ne eindeutige Diagnose... eine Ursache für viele ungeklärte Beschwerden und Krankheitsbilder...

Lieben Gruß von
Helga
Diplomatie ist... Jemanden so zur Hölle zu schicken, dass er sich auf die Reise freut.....

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Re: Das Steinzeit-Rezept

#18

Beitrag von Rati » Fr 20. Mai 2011, 08:56

si001 hat geschrieben:Danke Helga! Du hast schon viel erklärt!
Es ist keine Krankheit, die man erst hat, wenn man die Diagnose hat. Es hat nichts mit Privatpatienten zu tun, die aus lauter lange Weile mal eben zum Arzt gehen, damit sie e n d l i c h mal eine Krankheit haben. :ohoh:
i.O. da bin ich dann wohl ein wenig übers Ziel hinaus geschossen. Ich könnte mir aber vorstellen, das zumindest die welche keine Symptome haben, glücklicher und damit vitaler sind so lange sie keine Ahnung von der Krankheit haben.
si001 hat geschrieben:Übrigens: Es gilt der Grenzwert für Gluten in der Nahrung, die als glutenfrei gelten darf: das sind 20ppm
ppm heißt "parts per million" - also 1 Teil von einer Million oder 0,000001. Auf ein Kilogramm ist 1ppm = 0,001 g -> also sind 20ppm = 0,02 g Gluten pro kg Nahrungsmittel
i.O. ein kg Brot ist ja wohl kaum ein Mensch am Tag.
Wie hoch ist der Wert, der im Körper Schaden verursachen kann?

Grüße Rati
Was ist ist! Was nicht ist ist möglich!"
[Einstürzende Neubauten 1996]

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Re: Das Steinzeit-Rezept

#19

Beitrag von fuxi » Fr 20. Mai 2011, 12:40

Nilora hat geschrieben:
fuxi hat geschrieben:Wie kann ich denn eine Krankheit haben, wenn ich keine Symptome dieser Krankheit zeige? :hmm:
Wenn ich keine Symptome einer Erkältung zeige, habe ich auch keine Erkältung.
Und bei Viren wie Herpes oder HIV kann ich zwar das Virus in mir tragen, aber solange ich keine Symptome zeige, bin ich auch nicht erkrankt.
Das stimmt so nicht. Es gibt durchaus Erkrankungen, die kaum oder keinerlei Symptome verursachen. Ich bin letztes Jahr zu mehreren Ärzten gerannt, weil ich geschwollene Lymphknoten am Hals und nächtliche Schweißausbrüche hatte.
Äh, aber dann hattest du doch Symptome :aeug:
We have normality. Anything you still can’t cope with is therefore your own problem.

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Re: Das Steinzeit-Rezept

#20

Beitrag von Saurier61 » Fr 20. Mai 2011, 12:59

Rati hat geschrieben: i.O. da bin ich dann wohl ein wenig übers Ziel hinaus geschossen. Ich könnte mir aber vorstellen, das zumindest die welche keine Symptome haben, glücklicher und damit vitaler sind so lange sie keine Ahnung von der Krankheit haben.i
Hallöle Rati,

klar, solange man nichts davon weiss und es einem noch relativ gut geht gibt es ja auch keinen Grund unglücklich zu sein.

Nur die Folgen einer nicht erkannten und somit unbehandelten Zöliakie können dann doch arg unglücklich machen...

Denn Zöliakie-Betroffene haben ein mehr als 10-fach erhöhtes Risiko an Darmkrebs zu erkranken .... blöd oder?

Schwangere haben ein mehr als 2-fach erhöhtes Risiko Früh- oder Fehlgeburten zu erleiden... auch dumm wenn man nicht weiss dass man sein Kind verloren hat, weil man Zöliakie hat... ist meiner Tochter vor der Diagnose passiert.

Vitamin- und Mineralstoffmangel merkt man auch nicht sofort, erst wenn der Körper schon geschädigt ist.

Unfruchtbarkeit ist auch nicht besonders toll, wenn man Kinder möchte

Und wenn man dann so mit 35 nen Oberschenkelhalsbruch oder schlimmers durch einen Sturz erleidet, weil man nicht wusste, dass man Osteoporose hat....

Na ja man ist halt ein wenig Infektanfällig durch ein geschwächtes Immunsystem
damit kann man doch noch glücklich sein oder was.

Und dass man bei einer unenddeckten Zöliakie eine geringere Lebenserwartung hat...

Ist ja alles nicht so schlimm man war ja wenigstens glücklich, als man von seiner Krankheit noch nichts wusste.

Zöliakie wurde erst 1950 entdeckt
Bis dahin verlief die Krankheit noch lebensbedrohlich.

Glücklich ist der, bei dem es früh endeckt wurde und durch die Diät ein beschwerdefreies normales Leben hat.

Fällt mir gerade ein ...
es geht noch ein wenig krasser...
Wer damals als die Phenylketonurie noch nicht erkannt war daran erkrankt war ist früh aber wahrscheinlich glücklich gestorben... Der Erkrankte hat nichts von seiner Krankheit gewusst... ist langsam immer mehr verblödet und hat gar nicht mitbekommen, dass es mit ihm dem Ende zugeht.
Was für ein Glück...

So viel zu glücklicher und vitaler wenn man von seiner Krankheit nichts weiss.

Lieben Gruß von
Helga
Diplomatie ist... Jemanden so zur Hölle zu schicken, dass er sich auf die Reise freut.....

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