Ich versuche mich seit zig Jahren an ätherischen Ölen, es gibt nichts schöneres um einen schönen Sommertag herumzubekommen, die Ernte sollte man allerdings schon früh mit Morgentau einbringen weil sonst der Gehalt an Öl sinkt.
Prinzipiell kann man eine solche Destille kaufen und Kurse machen, aber ich habe lieber selbst ausprobiert und gebastelt.
Als Topf eignet sich hervorragend ein alter großer Schnellkochtopf z.B. aus Alu mit aufgespannten Deckel, nicht verschraubt. Das kann es dann bei Verstopfungen keinen Unfall geben da bei zu hohem Druck der Dampf einfach seitlich entweicht. Da ich früher Rettungssanitäter war kann ich vor verschraubten Schnellkochtöpfen auch nur prinzipiell warnen, solche Bilder vergisst man nie.
Die Druckstelleröffnung des Topfes kann man entweder mit einem Kupferrohr oder mit einem Weichmacherfreiem Schlauch verbinden (vorsicht, es gibt sonst eher Sondermüll als wohlriechendes ÖL), vorzugsweise Silikonschlauch aus dem Laborbedarf. Das ist dann das einzige was mich Geld gekostet hat (ca 10 Euro), aber es lohnt sich.
Um den Dampf zu kondensieren braucht man etwas, an dem das Öl nicht so hängen bleibt und was man von außen kühlen kann. Anfangs habe ich ein spiralig gebogenes Metallrohr aus Kupfer verwendet, aber das ist eher für Alkohlodestillation geeignet weil das Kondensat leicht zurückgesaugt wird und das Öl hängen bleibt. Ein entsprechend gebogenes Glasrohr ist schon besser, geht aber beim Lagern extrem leicht kaputt. Optimal ist ein
Liebigkühler, ich habe zufällig auf dem Flohmarkt einen ganzen Karton voll für billiges Geld erstehen können und verwende seitdem einen davon. Das Kühlwasser lasse ich aus einer Wassertonne mit einer Minispringbrunnenpumpe vom Schrott zirkulieren. Im Sommer setze ich mich dann auch gerne in die entsprechende Wassertonne sobald das Wasser die richtige Temperatur hat. Das ist dann meist so um die Nachmittagszeit.
Das Destillat sollte auch in einem Glasbehälter aufgefangen werden, das Öl klebt sonst sofort überall fest. Es sammelt sich dann ja Obenauf, auch wenn es manchmal länger dauert. Sobald der Auffangbehälter voll ist, baue ich mir mit einem Schlauch einen Überlauf indem ich ihn bis zum Boden hineinstecke, ansauge und in einen weiteren Behälter überleite. Den stelle ich mit seinem Rand etwas niedriger als den Rand des Glasgefäßes und lasse es überlaufen, wenn ich das Hydrolat (wässrigen Anteil) nicht brauche. Im Glasgefäß sammelt sich dann das Öl. Um das Öl da raus zu bekommen braucht man dann noch etwas um es auf kleinerer Fläche zu konzentrieren, eine dünne Glasvase oder eben ein Reagenzglas o.ä. Immer mit einem Schlauch das Wasser rauslaufen lassen, schütteln bis sich alles Öl von der Wand abgelöst hat und in ein kleineres Gefäß umfüllen und stehen lassen bis sich das Öl wieder oben abstetzt. Das kann jee nach Sorte auch schon mal eine Stunde dauern. Eine Pipette aus Glas ist dann am Ende außerst hilfreich, ist manchmal bei Tropfen aus der Apotheke noch dabei, kann man dort aber auch kaufen.
Bei Thuja o.ä. ist das Ölabscheiden kein Problem, aber z.B. bei Kamille kann man leicht bei einer einzigen falschen Bewegung eine halbe Tagesernte verlieren. Kamillenhydrolat ist übrigens eine hervorragender Cremebestandteil, riecht einfach Klasse.
Hoffe es macht Lust aufs destillieren und hilft etwas.
Von den Liebigkühlern habe ich noch welche übrig, wenn jemand ernsthaft ätherische Öle destillieren möchte bitte eine PN an mich.