Der Mini-Lehmofen

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Dyrsian
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Der Mini-Lehmofen

#1

Beitrag von Dyrsian » So 28. Jun 2020, 08:45

Ich habe mir einen Mini-Lehmofen gebaut!
Weil ich ausprobieren wollte, ob das Konzept so auch aufgeht, habe ich das Teil erstmal auf den Boden gestellt. So musste ich kein Geld für Material für einen Schwerlasttisch ausgeben. Ich hab also einfach 4 Gehwegplatten aus dem Container gezogen und die als "Basis" genommen. Dann eine Lage Lehmziegel (zugegeben: gekauft, ich war zu faul 35 Lehmsteine zu machen, so teuer sind sie ja nicht). Als Backfläche einen alten Pizzastein und dann rumrum drei Lagen Ziegel aufgemauert. Die Decke besteht aus zwei riesigen Dachziegeln (Muster, hab ich geschenkt bekommen) - die habe ich mit der Diamantscheibe zurechtgeschnitten, und ein Loch für den Rauchabzug reingemacht. Da drauf dann wieder jede Menge Lehm und einige Ziegel als Wärmespeicher. Den Rauchabzug kann man mit einem mit Lehm gefüllten Tontopf verschließen.
Testweise habe ich auch schon ein bisschen verputzt, ich habe als Armierung die (getrockneten) Stängel vom wilden Hopfen verwendet, weil sie lang sind und extrem zäh, man kann sie kaum zerreißen. Der Putz bleibt zumindet dran, auch wenn es natürlich Risse gibt.
Weil das Teil natürlich nicht wasserfest ist, habe ich aus Holzresten und einer Industriesperrholz-Platte noch ein sehr hässliches Dach gezimmert.
So weit, so gut.
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Re: Der Mini-Lehmofen

#2

Beitrag von Dyrsian » So 28. Jun 2020, 09:03

Das Teil ist so klein, weil ich nicht karrenweise Holz verfeuern will um einmal Pizza und Brot zu backen. Ich mache das Holz komplett per Hand und brauche es auch zum Heizen, welches zu kaufen ist hier jetzt auch nicht so unglaublich billig.
Wie auch immer, bevor ich den Ofen weiter verputzt (er kriegt dann so eine kleine kugelige Form, auch oben) und mit Sumpfkalk gestrichen hätte, war gestern natürlich ein Test angesagt. :grinblum:
Der Test war jetzt nicht ganz so, wie ich es mir gewünscht hätte: Erstens qualmt das Ding mit Holz wie die Sau (das ist hier mitten in der Stadt ein Problem), es ist wie ein Lagerfeuer oder so. Das kann man nachts im Winter machen, Samstags mittags bei 32°C eher nicht. Wir haben dann auf Holzkohle umgestellt und mit einer elektrischen Luftpumpe ordentlich eingeheizt. Ergebnis: Ein Spannungsriß im Ziegel der Decke! Ärgerlich, aber ich hatte schon fast soetwas erwartet. Vielleicht hätte ich doch in Schamottplatten investieren sollen. Kohle qualmt dafür nicht und brennt länger, kostet aber Geld. Nun gut, es wird mich nicht ruinieren.
Ich habe mir dann eine Art Aschekrücke zusammengeschraubt und den Ofen ausgeräumt und "abstehen" lassen - kurz nach dem Ausräumen hatte die Bodenplatte eine Temperatur von über 500°C, habe eine Infrarotthermometer von der Arbeit ausgeliehen. Nach 20 min waren wir bei 300°C, dann habe ich das Brot reingeschoben. Die Öffnung habe ich mit einem Eichenbrett so gut wie möglich verschlossen. Hauptprobleme:
  • Die Decke scheint irgendwie zu hoch zu sein. Der hat sehr viel Unterhitze, aber die Oberhitze lässt zu wünschen übrig.
  • Er verliert viel Wärme durch die Öffnung, man muss das Ofengut auf jeden Fall drehen. Da kommt die kleine Bauform zum Tragen, ich hatte das erwartet.
  • Er speichert nicht lang genug hohe Temperaturen - man kann nur ca. 1 Stunde wirklich Brot oder Pizza backen. Ob man danach noch Fleisch schmoren kann müsste ich probieren.
Das Brot und auch die Pizza sind lecker und man kann es auf jeden Fall essen. Allerdings kriege ich - zumindest Brot - in meinem normalen Backofen in der Küche besser hin.
Fazit: Falls die Zombieapokalypse kommt definitiv eine Option wenn es keinen Strom mehr gibt! Für den Alltag: momentan noch viel Aufwand bei eher durchwachsenem Ergebnis! Da ich - Arbeitszeit nicht gerechnet - aber nur 32€ ausgegeben habe zu verschmerzen. Es war eine Arbeit, die man auch gut mit Baby machen kann. Vorausgesetzt, man badet das Kind danach :haha:
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Re: Der Mini-Lehmofen

#3

Beitrag von Küstenharry » So 28. Jun 2020, 09:20

Schick.
Damit nicht zu viel Unterhitze vorhanden ist darf der Backboden nicht zu dick sein und isoliert.
Ich habe Backsteine genommen die auf einem Lehmhackschnitzelestrich liegen.
Kostenpunkt für meinen Ofen bisher. 0
Okay, für die Dacheindeckung benötige ich noch Material.
Den Lehm lasse ich aber noch eine Woche trocknen.
Für meine SV Projekte brauche ich wohl mal einen eigenen Faden.
Nach dem Landregen geht's gleich erstmal in die Tomaten und Kohlbeete.
Mist, das Tablet hat das Foto schon wieder falsch gedreht
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Gruss von der Küste

Harry

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Re: Der Mini-Lehmofen

#4

Beitrag von Dyrsian » So 28. Jun 2020, 09:40

*grins*
Ich würde sagen: Harry 1 - Dyrsian 0 :)
Dein Ofen ist natürlich um einiges hübscher! Du hast die Decke sicher doppelt so dick gemacht wie ich. Vielleicht sollte ich da einfach noch mehr Material raufpacken? Wie ist der Rauchabzug bei dir? Raucht er einfach aus der vorderen Öffnung raus? Woraus ist denn die Tür?
Problem bei kleinen Gewölbeöfen soll die ungleiche Strahlungshitze sein, d.h. das Ofengut in der Mitte bekommt weniger Hitze von oben als das Zeug am Rand. Behauptet die Firma Häußler und macht ihre Öfen rechteckig.

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Re: Der Mini-Lehmofen

#5

Beitrag von Küstenharry » So 28. Jun 2020, 12:43

Oh, hat ein Mod das Foto gedreht. Super.

Bei einem 60 cm Kuppeldurchmesser mit 38 cm Höhe + die 11 Backsteine für das Mundloch, habe ich 400l Lehmpampe sowie 500l Holzhackschnitzel verbraucht.
Die Tür ist aus einem 9 cm Balken+ aussen eine Überdeckung aus Eichenschwarten Resten+ innen einem alten halben aufgeschraubtem Sägeblatt.
die Kuppeldicke ist teils 20 cm dick.
Der Rauchgaszug "Fuchs" geht vorne hinter der Steinkuppel hoch, und dann oben über der Kuppel nach hinten am Giebel heraus.
Den habe ich einfach mit einer Weinflasche Stück für Stück geformt.
Gruss von der Küste

Harry

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