Zwangsentwertung älterer Immobilien bis 2050

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Spottdrossel
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Re: Zwangsentwertung älterer Immobilien bis 2050

#61

Beitrag von Spottdrossel » Di 21. Sep 2010, 10:28

Es gibt -grade in dichtbebautem Gebiet- noch ein Problem.
War vor paar Tagen eine Reportage im TV, Mensch baut sich brav ein Passivhaus in Ortsrandlage und freut sich seines Lebens, da legt die Stadt ein neues Baugebiet fest und wenn´s dumm läuft, steht er dann im Schatten der Neubauten.
Klassischer Fall von "April, April".

Ich sehe auch noch ein Problem bei den Dämmstoffpreisen:
Wenn alle Welt dämmen MUSS, braucht die Industrie keine guten Angebote mehr, um den potentiellen Kunden von der Wirtschaftlichkeit zu überzeugen. Es werden ja alle Anbieter "satt", also haben sie ja schon fast eine Monopolstellung und können die Preise munter hochschrauben, ähnlich wie es die Tankstellen heute schon machen.

Alte Häuser sind noch aus Materialien aus der Region gebaut, weil niemand mit dem klapprigen Magirus eine Tagesreise machen wollte. Da fände ich es nur angemessen, wenn es dafür quasi einen "Bonus" in der Bewertung gibt. Quasi "altes Haus hat höheren Verbrauch in der Unterhaltung, dafür niedrige Energiebilanz in der Herstellung, neues Passiv-Fertighaus wird industriell gefertigt und vom Hersteller quer durch D gekutscht, braucht dafür später weniger "Sprit". Da müßte jetzt mal seriös gegengerechnet werden, wer in der Gesamtbilanz was und wieviel verbraucht, bevor eine Partei pauschal als "böse" deklariert wird.
Hühner sind auch nur Menschen...
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luitpold
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Re: Zwangsentwertung älterer Immobilien bis 2050

#62

Beitrag von luitpold » Di 21. Sep 2010, 13:12

Spottdrossel hat geschrieben: Mensch baut sich brav ein Passivhaus in Ortsrandlage und freut sich seines Lebens, da legt die Stadt ein neues Baugebiet fest und wenn´s dumm läuft, steht er dann im Schatten der Neubauten. Klassischer Fall von "April, April".
ein beschattetes nichtpassivhaus ist ja auch nicht besser. ein blick in den bauleitplan wäre eventuell hilfreich.....
Spottdrossel hat geschrieben: Ich sehe auch noch ein Problem bei den Dämmstoffpreisen: Wenn alle Welt dämmen MUSS, braucht die Industrie keine guten Angebote mehr, ...... wie es Tankstellen heute schon machen.
tja dämmstoff ist zur zeit billig wie nie. 1m3 so teuer wie ein m3 beton. der winter steht vor der tür heizöl angeblich steigend. also was spricht dagegen leicht zugängliche dachflächen mit 40cm mineralwolle auszustatten. kostet auf 100m2 2000€, und hält dann auf 50jahre plus vor. (ok, ok erdöl ist noch billig) wenn einmal bilanziert werden muß ist diese bauteilfläche schon lege artis. der weg zur raffgierigen heizöltankstelle ist dann auch immer öfter vermeidbar.
Spottdrossel hat geschrieben: Alte Häuser sind noch aus Materialien aus der Region gebaut, weil niemand mit dem klapprigen Magirus eine Tagesreise machen wollte. Da fände ich es nur angemessen, wenn es dafür quasi einen "Bonus" in der Bewertung gibt. Quasi "altes Haus hat höheren Verbrauch in der Unterhaltung, dafür niedrige Energiebilanz in der Herstellung, neues Passiv-Fertighaus wird industriell gefertigt und vom Hersteller quer durch D gekutscht, braucht dafür später weniger "Sprit". Da müßte jetzt mal seriös gegengerechnet werden, wer in der Gesamtbilanz was und wieviel verbraucht, bevor eine Partei pauschal als "böse" deklariert wird.
was tut dann einer der ein altes haus mit regionalen naturmaterial zu einem passivhaus umbaut, bekommt der dann den nobelpreis und freibier bis an`s lebensende?

ich würde mir dämme an die hütte machen, steigert den komfort und putin kann zu weihnachten durchschlafen, metaphorisch halt.

lg
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Re: Zwangsentwertung älterer Immobilien bis 2050

#63

Beitrag von Olaf » Mi 22. Sep 2010, 14:36

http://www.spiegel.de/wirtschaft/servic ... 19,00.html
dont panic ... soweit kommts noch, dass ich mir jetzt schon den Schädel zerbreche, was in 40 Jahren ist...da hab ich eh Alzheimer und sitz im klimaneutralen AH. :daumen:
Eigentlich bin ich ein netter Kerl.
Wenn ich Freunde hätte, könnten die das bestätigen.

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emil17
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Re: Zwangsentwertung älterer Immobilien bis 2050

#64

Beitrag von emil17 » Mi 22. Sep 2010, 19:08

Ich denke, als SV ist man bei allen denkbaren Szanarien besser dran, als wenn man in einer grossen Stadt zur Miete wohnt. Ich weiss nicht, ob ich Lust habe, mit 75 Jahren noch selber Holz machen zu müssen, aber wenn ich weit draussen im Nichts wohne, habe ich immerhin die Möglichkeit, es zu tun. In der Stadt ist man dann auf die Behörden angewiesen, und das funktioniert in aller Erfahrung schlecht.
Selbstverständlich werden staatlich verordnete Vorschriften seltsame und bisweilen unsinnige Ergebnisse liefern. Muss ich meine ganze Hütte dämmen, um den Energieverbrauch auf Norm xxy zu bekommen, oder darf ich auch nur meine Küche allein heizen, was den Verbrauch auf ähnlich niedrige Werte bringt?

Schlussfolgerungen:
1. Das Haus worin man wohnt sollte einem gehören, damit man nicht von Beschlüssen irgendwelcher Eigentümer abhängig ist.
2. Der Wohnort soll etwas abgelegen sein. Die Behörden greifen, wenn sie überhaupt noch können, zuerst dort ein, wo viele Leute sind, und nicht in der alten Kate hinterm Wiesengrund.
3. Durch bauliche Massnahmen den Heizbedarf soweit sinnvoll senken. In einem innen vom Keller bis zum Dach offenen Haus muss man das ganze Volumen heizen, was wenig Sinn macht. Also Windfang einbauen, die Küche bekommt eine Türe, damit die Wärme nicht in den Flur und nach oben unters Dach weggeht, wo sie nichts nützt. Die alten Bauernhäuser waren so, weil früher Brennholz Mangelware war und die Alten auch nicht gerne froren.
4. Dämmen soweit sinnvoll und einfach. Auch hier hilft die Architektur, wenn man sie bemüht. Ein unbeheiztes Obergeschoss hat einen ähnlichen Effekt wie ein gedämmtes Dach. Fensterläden bringen viel, wenn man sie benutzt. Dämmen kann man nicht nur mit Styropor.
5. Bezüglich Heizenergie unabhängig werden. Wenn man zu Marktpreisen einkaufen muss, wirds teuer. Also lieber den Wald statt das Holz kaufen (das geht nicht, wenn es alle wollen, aber im Moment wollen es noch nicht alle, und dümmer als nötig sein aus falsch verstandenem Sozialverhalten bringt auch nichts).

Und sonst gilt immer noch der alte Spruch, dass nichts so heiss gegessen wird, wie es gekocht wurde. Eigentlich ist es ja ein Grund zur Freude, dass die Regierung endlich begriffen hat, dass man das Energieproblem nicht nur auf der Bereitstellungsseite lösen kann. Wenn jetzt noch die heiligen Kühe Flugverkehr und Automobilität fallen, passiert ja etwas in die gute Richtung.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Zwangsentwertung älterer Immobilien bis 2050

#65

Beitrag von Helmut » Do 23. Sep 2010, 09:25

Moin,
heute in den Tageszeitungen :
Keine Zwangsmaßnahmen, aber Abwrackprämie für Häuser bei denen die Maßnahme den Hauswert übersteigt !!
Gruß
Helmut

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Re: Zwangsentwertung älterer Immobilien bis 2050

#66

Beitrag von emil17 » Sa 25. Sep 2010, 19:28

Noch folgende Essenz aus der Geschichte in Bezug auf Zwangsmassnahmen (auch der nie sozialistisch gewesene Teil von Deutschland hat ja im letzten Jahrhundert Erfahrungen damit machen müssen):

Solange eine Ware nicht wirklich knapp ist, entscheidet nur die Kaufkraft. Wenn der Markt unelastisch ist wie bei Energie (d.h. Preissteigerungen reduzieren die Nachfrage nur wenig, weil man nicht einfach den Konsum vermindern kann), muss der Staat die Ressource zwangsbewirtschaften, um es nicht zum Zusammenbruch der Wirtschaft kommen zu lassen. Das ist dann das typische Politiker-Wir ("Wir müssen alle ..."), mit welchem Regierungen, die rechtzeitig vorzusorgen versäumt haben, alle in ihr sinkendes Boot ziehen.

Fazit: Auch wer Brennholz umsonst hat und jetzt nicht weiss wohin damit, wie ich, tut gut daran, den Verbrauch zu senken. Das geht bei Immobilen über innere Unterteilung des Wohnraumes und über Dämmen. Dämmen ist jetzt günstig machbar, weil die Materialkosten tief sind. Sobald Heizenergie teuer wird, werden die Preise für Dämmstoffe auch anziehen, einfach weil die Nachfrage dringender wird.

- Volkswirtschaftlich wichtige Rohstoffe und -quellen werden im Falle dringenden Bedarfes beschlagnahmt werden, d.h. ob jemand 10 ha Wald hat oder nur 0.5, wird dann wohl nicht viel Unterschied machen
- Vermögen wird wahrscheinlich ebenfalls entwertet, entweder durch Steuern oder durch hohe Teuerung
- Holen kann man nur da etwas, wo es etwas zu holen gibt. Insofern ist im Nachteil, wer vorsorgt. Trotzdem stellt man sich dann besser.
- Heizenergie über einen Energieträger beziehen, den der Staat nicht restlos bewirtschaften kann, weil er die Erzeugung nicht kontrollieren kann. Da bleibt nur Wind (über eigenes Windrad, ist aber unwirtschaftlich und ein Bewilligungsproblem), Sonne und Brennholz. Brennholz kann man nicht restlos zwangsverwalten, denn es wächst überall.

- Fazit: Nicht für 30 Jahre Brennholz horten, sondern einen Ofen bauen, der zur Not auch mit Brennholz beheizt werden kann, das nicht marktfähig ist (Grundofen mit grossem Feuerraum).
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Zwangsentwertung älterer Immobilien bis 2050

#67

Beitrag von Theo » Sa 25. Sep 2010, 20:26

emil17 hat geschrieben:...Dämmen ist jetzt günstig machbar, weil die Materialkosten tief sind. Sobald Heizenergie teuer wird, werden die Preise für Dämmstoffe auch anziehen, einfach weil die Nachfrage dringender wird.
...zumal für Herstellung und Transport der Dämmstoffe auch Energie gebraucht wird, wie auch zur Förderung von Rohstoffen überhaupt.
emil17 hat geschrieben:- Volkswirtschaftlich wichtige Rohstoffe und -quellen werden im Falle dringenden Bedarfes beschlagnahmt werden, d.h. ob jemand 10 ha Wald hat oder nur 0.5, wird dann wohl nicht viel Unterschied machen
Du meinst, die 0,5 ha sind dann günstiger? Denk ich auch, ebenso wie eine niedrige Rente / Pension :)
Gruß
Theo

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Re: Zwangsentwertung älterer Immobilien bis 2050

#68

Beitrag von luitpold » Sa 25. Sep 2010, 20:41

Theo hat geschrieben:
emil17 hat geschrieben:...Dämmen ist jetzt günstig machbar, weil die Materialkosten tief sind. Sobald Heizenergie teuer wird, werden die Preise für Dämmstoffe auch anziehen, einfach weil die Nachfrage dringender wird.
...zumal für Herstellung und Transport der Dämmstoffe auch Energie gebraucht wird, wie auch zur Förderung von Rohstoffen überhaupt.
luitpold hat geschrieben:Graue Energie: 1 passivhausdämmung = 4000l öl
und dann bleibt einmal 50jahre das geld für erdgas und öl im EUinland.
das ist jetzt bezogen auf styropor.
aber es würde ja keiner verbieten aus dem brennholz mit einem feiner eingestellten hackschnitzler holzfasern zur gebäudedämmung herzustellen was das ganze gleich um noch einiges ökologischer macht. oder strohballen.
emil17 hat geschrieben: - Fazit: Nicht für 30 Jahre Brennholz horten, sondern einen Ofen bauen, der zur Not auch mit Brennholz beheizt werden kann, das nicht marktfähig ist (Grundofen mit grossem Feuerraum).
yoo, aber in knappen zeiten wird es kein nichtmarktfähiges holz geben > hackschnitzler.

lg
luitpold
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Re: Zwangsentwertung älterer Immobilien bis 2050

#69

Beitrag von emil17 » Sa 25. Sep 2010, 23:03

luitpold hat geschrieben:(...) in knappen zeiten wird es kein nichtmarktfähiges holz geben
Irgendwas aus Holz, das man trocknen und dann verbrennen kann, findet sich immer irgendwo. Das ist ja der Vorteil davon.
luitpold hat geschrieben: -> hackschnitzler
Was willst Du hackschnitzeln, wenn Du nichts mehr findest, das man auch so verbrennen könnte, und womit würde der Hackschnitzler dann angetrieben?

Nach meiner Methode brauchst Du nur eine gute Handsäge, einen Transportanhänger fürs Fahrrad und etwas Zeit.

Zum Dämmen geht auch altes, überlagertes Heu ohne Futterwert, Streu, Sägespäne aus der Sägerei, das, was im Frühjahr beim Wiese putzen im Rechen bleibt ...
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Re: Zwangsentwertung älterer Immobilien bis 2050

#70

Beitrag von luitpold » So 26. Sep 2010, 15:15

emil17 hat geschrieben:Was willst Du hackschnitzeln, wenn Du nichts mehr findest, das man auch so verbrennen könnte, und womit würde der Hackschnitzler dann angetrieben?

Nach meiner Methode brauchst Du nur eine gute Handsäge, einen Transportanhänger fürs Fahrrad und etwas Zeit.

Zum Dämmen geht auch altes, überlagertes Heu ohne Futterwert, Streu, Sägespäne aus der Sägerei, das, was im Frühjahr beim Wiese putzen im Rechen bleibt ...
du hast schon recht, aber mir gefällt deine endzeitromantik nicht.
nur weil mehr oder weniger schnell das öl ausgeht wird die menschheit ja nicht gleich spontanverblöden und nur lösungen von anno uropi verwenden. ich glaube es werden viele kleine schlaue und intelligente lösungen verwendet, auch zum hackschnitzeln.

lg
luitpold
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