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Arkadenhöfe im Burgenland?

Verfasst: So 12. Jan 2014, 19:34
von Manfred
Weiß zufällig jemand, wie die entstanden sind?
Sprich welchen Zweck die Arkaden erfüllen und erfüllen?

Re: Arkadenhöfe im Burgenland?

Verfasst: So 12. Jan 2014, 20:12
von kraut_ruebe
darüber wie sie entstanden sind hab ich nie was gefunden. hätt mich auch interessiert.

was sie tun wenn man sie hat weiss ich aber:

* sie sorgen für trockenen durchgang vom wohntrakt zum stall und zum anschliessenden stadel. der typische bauernhof im süden ist ein dreikanter, im norden der streckhof, der arkendengang verbindet da und dort alle zugänge.

* die arkaden halten den wind ab, man kann die türen auf lassen auch wenn der wind aus ungünstiger richtung kommt (im gegensatz zu einer typischen südstaaten-veranda, wo nur dach und steher sind: da fällt die tür oftmals zu. selber ausprobiert.). die abkühlung der hauswand durch kalte winde im winter wird um etliche grade reduziert - im gang hat es gute 5 grad wämere temperaturen als ganz im freien.

* die sonne wird von der hauswand abgehalten wenn die sonne hoch steht (im sommer). steht die sonne flach (winterhalbjahr), fällt sie trotzdem auf die wand und wärmt.

* irgendwo muss der wein wachsen (oberkante aussen) und die maiskolben (in den bögen) und der tabak (im gang an der decke) trocknen ;)

nachdem wir so ziemlich im ganzen bundesland 300 sonnentage/jahr haben tipp ich mal drauf dass die sonne der urspüngliche anlass war.

Re: Arkadenhöfe im Burgenland?

Verfasst: Fr 18. Jul 2014, 23:12
von Benutzer 3370 gelöscht
Ich habe durch Zufall ein Mängelexemplar der ersten Ausgabe eines Buches von Franz Simon in dem er akribisch sehr viele Höfe und Gerätschaften des Burgenlandes gezeichnet und beschrieben hat. in dem Buch habe ich gefunden, dass zB der Bauer seine Kammer am Ende des Ganges hatte und durch ein "Guckerl" den gesamten Gang überblicken konnte (Ungebetene Gäste, oder Dumult in den Ställen usw.)
IMG_3009.JPG
IMG_3008.JPG

Re: Arkadenhöfe im Burgenland?

Verfasst: Fr 18. Jul 2014, 23:25
von kraut_ruebe
wow. das buch ist ein schatz :daumen:

Re: Arkadenhöfe im Burgenland?

Verfasst: Fr 18. Jul 2014, 23:37
von Benutzer 3370 gelöscht
Ja das ist es, vor allem hat er seine Zeichnungen in einer Zeit gemacht wo die Böden noch voll waren mit alten Gerätschaften, dann sind die Stodara gekommen und haben alles leer geräumt, heute musst schon Glück haben wennst was brauchbares finden willst, außer du gehst auf den Flohmarkt und zahlst ein schweine Geld dafür. Hab vom Sperrmüll einen alten Krauthobel mit Messern von einer Sense. Das Eichenbrett ist 5 cm dick, echt schwer das Teil und genau so einen hat er in seinem Buch gezeichnet, oder meine Obstquetsche, wollte einer im Dorf verbrennen, mit zwei Rundsteinen, nur das Gestell muss ich neu machen ist vom Wurm zerfressen.

Re: Arkadenhöfe im Burgenland?

Verfasst: Sa 19. Jul 2014, 07:16
von kraut_ruebe
ja, inwzischen ists schwer altes handwerkszeugs zu kriegen.

vor ein paar jahren hab ich noch im aussendienst gearbeitet, da hätt ich so vieles angeboten bekommen und konnts noch nicht annehmen, da hatte ich noch keinen hof.

heut würd ich das alles küsschenverteilend nehmen, inzwischen ist aber kaum noch was über. der süden ist schon weitgehend aufgeräumt :hmm:

Re: Arkadenhöfe im Burgenland?

Verfasst: Sa 19. Jul 2014, 09:45
von Benutzer 3370 gelöscht
Ganz typisch hier im Südburgenland scheint mir die asymmetrisch Anordnung des Giebeldaches zu sein. Der Dachüberstand hat etwa 1-1,2 m auf der Eingangsseite, das ganze Haus entlang. Bei armen Bauern gab es nur den Dachüberstand, Reichere hatten dann den Arkadengang.
Der typische Streckhof ist so angeordnet, dass im Zentrum des Wohntrakts die Kuchl ist mit einem Eingang direkt von außen, der einzige beheizte Raum (früher :) ). Bei uns hat der Türstock die Möglichkeit auf der Innenseite noch eine zweite Türe für den Winter einzuhängen. Links und rechts geht eine Türe zur Kammer und zur Stube. Der Boden ist von außen über eine sehr steile Stiege zu erreichen. Den Schornstein, ist ein sogenannter Schlief Kamin in den der Rauchfangkehrer durch eine Schlupftüre am Boden hinein schlüpft und ihn dann von innen kehrt, daher auch die schwarze Farbe des Rauchfangkehrers. Der Dachüberstand (Arkadengang) beschattet so die Fensterfront des Wohnhauses. An das Wohnhaus bestehend aus 3 quadratischen gleich großen Räumen schließt der Stall an. Die Decke ist hier nicht wie im Wohnhaus (Tramdecke (Halbrunde Fichtenstämme)mit Stuckatur _(Schilfmatte) und Putz) sondern Geziegelt. Zwischen Stahlträgern (IPE) mit etwa 1,2m Abstand ist eine Ziegelgewölbedecke gemauert. Der Stall ist wieder quadratisch und an den Stall anschließen war die Futterkammer, bei der eine Wandseite aus Holzschwartlingen gemacht war. Die Mauern ruhen auf einem Ziegelfundament, dass etwa 1 m in die Erde ragt. Sie sind alle 50 cm dick und aus Feldbrandziegeln mit Lehm vermauert.
Unter dem Dachüberstand kann man bei Regen alle Gebäudeteile im trockenen erreichen.

Re: Arkadenhöfe im Burgenland?

Verfasst: So 20. Jul 2014, 22:43
von EschenAu
Ich nehme an, dass die Arkaden mehrere Funktionen haben.
Eine davon, wird so ähnlich sein, wie ein Wintergarten. Die niedrigstehende Wintersonne wärmt die Wand, während der kühlende Wind gebremst wird. Im Sommer steht die Sonne hoch und die Arkade hält den Wohnraum dahinter schattig.

Re: Arkadenhöfe im Burgenland?

Verfasst: Mo 21. Jul 2014, 23:07
von Benutzer 3370 gelöscht
EschenAu hat geschrieben: Die niedrigstehende Wintersonne wärmt die Wand, während der kühlende Wind gebremst wird. Im Sommer steht die Sonne hoch und die Arkade hält den Wohnraum dahinter schattig.
Die Überlegung wäre grundsätzlich nicht von der Hand zu weisen, wenn die Wohnhausfronten nach Süden ausgerrichtet wären. Das sind sie aber in den wenigsten Fällen. Unser Wohnhaus steht mit der Eingangsfront ( Überdach) nach Osten. Das bringt es mit sich, das diese Seite im Sommer etwa von 7:30 bis 10:00 von der Sonne beschienen wird, ab dann wirft das "Vordach" bereits Schatten auf die Fassade. Die Gibelseite in der die Stube ist, ist daher ständig von Sonne beschienen.

Re: Arkadenhöfe im Burgenland?

Verfasst: Di 22. Jul 2014, 07:50
von kraut_ruebe
die 'richtige' ausrichtung ist hier im süden wenn das U des innenhofes nach süden offen ist. das ergibt nen backofen im sommer, aber warm im winter.

der wohntrakt steht je nach hügellage mehr oder weniger exakt von nord nach süd und ist so angelegt, dass die sonne von morgens bis abends immer aufs wohnhaus fällt. deswegen haben manche höfe nen eigenartigen winkel zur strasse.

am schönsten sieht man das an den höfen die allein in den hügeln stehen, früher wusste man noch wie man nen guten hausplatz aussucht. windgeschützt und richtig zur sonne. erst als man begonnen hat sich nach strassen und wegen zu richten ging das nach und nach verloren.

mein haus steht 'richtig' zum sonnenverlauf. bisschen nach osten gedreht wegen dem westhang, die sonnenausnutzung passt genau (aber innen ist alles verkehrt angelegt, das lässt mich manchmal an meiner entscheidung zweifeln - ich müsst hier wirklich alle räume verändern/umbauen für sinnvolles wohnen...).